Die Erwachsenen wollen sich in den Ferien „von dem Pandemiejahr erholen“ und finden, sie haben sich den Urlaub auf Malle, den Kneipengang und die Fußballspiele redlich verdient. Die Kinder sollen stattdessen nachholen – nämlich den Lernstoff. Ihre Sommerferienangebote werden wegen Corona munter eingestampft („10 Kinder beim Töpfern?! Größere Gefahr als 45 000 im Fußballstadion!“ Ironie off.), während für die Großen gelockert wird. Dafür gibt es für die Kinder Nachholangebote in den Ferien, wo sie noch mal kräftig büffeln dürfen. Es muss ja eine Menge nachgeholt werden nach Monaten des Homeschoolings. Versteht mich nicht falsch- ich finde es gut, wenn die, die um Homeschooling angehängt wurden, gefördert werden. Aber mich stört das Ungleichgewicht: Bei den Erwachsenen geht es ums „das haben wir uns verdient“ und den Spaß – bei den Kindern um verpassten Lernstoff (für den sie gar nichts können, wohlgemerkt).
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Was hilft bei einer Rektusdiastase? Interview mit einer Rektusdiastase-Beraterin
Ich habe drei Kinder auf die Welt gebracht – und das hat Spuren hinterlassen. Mit einigen kann ich gut leben. Andere störten mich. Wie die enorme Rektusdiastase, die nach der Geburt meines dritten Kindes geblieben war. Obwohl ich untergewichtig war und schnell die 20 Schwangerschaftskilos los war, sah mein Bauch auch drei Jahre nach der Geburt noch aus, wie im vierten Schwangerschaftsmonat. Ich trainierte und machte Übungen – doch an der Rektusdiastase änderte sich nichts. Nicht nur das Bäuchlein störte mich, auch das Gefühl, eine schwache Körpermitte zu haben. Bis ich mich im Frühjahr entschloss, dagegen anzugehen. Und zwar mit professioneller Unterstützung. Ich ließ mich von der Pränatal- und Postnataltrainerin und Rektusdiastaseberaterin Katharina Ohm beraten und bekam von ihr ein auf mich zugeschnittenes Trainingsprogramm. Das Ergebnis: Ich kann wieder enge Kleider anziehen und ich fühle mich viel stabiler! Was ich lernte: Ich hatte nach der letzten Geburt zu früh das falsche Training angefangen und dadurch die Rektusdiastase eher vergrößert als verkleinert. Was es zu beachten gibt und was bei einer Rektusdiastase hilft, dazu habe ich Katharin einmal befragt:
WeiterlesenWitze über Väter, die ihre Kinder merkwürdig anziehen, finde ich doof. Und nicht nur das.
„Wenn die Mutter das Kind anzieht. Wenn der Vater das Kind anzieht.“
„So geht der Papa ins Bett. Und so geht die Mama ins Bett.“
„So warten Mamas, dass ihr Kaffee durchläuft. So warten Papas auf ihren Kaffee.“
„Wenn Mama einkauft. Wenn Papa einkauft.“
„Mit Mama auf den Spielplatz. Mit Papa auf den Spielplatz.“
Kennt ihr diese Sprüche, die in den sozialen Medien herumgehen? Mit lustig gemeinten Bildchen oder Videos? Ja. Lustig gemeint. Auf den ersten Blick muss auch ich jedes Mal schmunzeln. Aber nur kurz. Denn so richtig lachen kann ich über diese Witzchen nicht. Und nein, es ist auch nicht zum Lachen, dass es diese Witze überhaupt gibt. Sie überhöhen die Mutter und werten den Vater ab – und sie unterstützen blöde Klischees über verstaubte Rollenmodelle, die wir im Jahr 2021 eigentlich endlich mal überwinden sollten. Ich soll mich nicht so anstellen, ich alte Spaßbremse? Das ist doch alles nur lustig gemeint und man kann doch einfach mal lachen und muss nicht immer alles so bierernst sehen? Habe ich mir auch mal eingeredet. Aber ich bin davon abgekommen. Denn die Themen Vereinbarkeit und Gleichberechtigung sind einfach zu ernst, zu dringend, zu wichtig. Und derartige Witze stehen uns dabei leider im Weg.
WeiterlesenGastbeitrag: Wenn die Mutter Alzheimer hat
„Oft fühle ich mich, als müsste ich mich zerteilen zwischen meiner Aufgabe als Tochter und meiner Aufgabe als Mutter“ sagt Peggy Elfmann, bei deren Mutter Alzheimer diagnostiziert wurde, als Peggys erstes Kind drei Jahre alt war und sie gerade über ein zweites Kind nachdachte. Das ist heute zehn Jahre her und ihre Mutter kommt mittlerweile ohne Pflege und Hilfe nicht mehr alleine durch den Tag. Wie ergeht es einer dreifachen Mutter mit so einer Doppelbelastung vom Muttersein und einer pflegebedürftigen Mutter? Dazu schreibt Peggy nicht nur regelmäßig auf ihrem Blog Alzheimerundwir, wo sie auch Kinderfragen beantwortet oder mit Experten spricht, sondern hat auch das Buch „Mamas Alzheimer und wir“ darüber veröffentlicht, das im September erscheint. Hier erzählt sie mir im Gastbeitrag, wie sie den Spagat meistert und wie es für ihre Töchter ist:
WeiterlesenDéjà Vu zum Schulbeginn: Und wieder werden die Kinder vergessen! Von einer Gesellschaft, der Familien egal sind.
Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu. Und ich fühle mich wie in einer Zeitschleife. Hatten wir das alles nicht schonmal? Déjà Vu. Mal wieder. Die Coronazahlen steigen exponentiell und es wird munter in dieses exponentielle Wachstum hineingelockert. Man kann sich ja jetzt impfen lassen. Leider gibt es einige, die sich nicht impfen lassen wollen (sorry, da habe ich kein Verständnis, das ist Egoismus auf Kosten aller, besonders unserer Kinder!) – und es gibt die Kinder unter 12, die sich nicht impfen lassen können. Und die diejenigen sind, die unter der derzeitigen Sorglosigkeit leiden. Unsere Kinder sind es, denen man jetzt schon den Wechselunterricht ankündigt, die in Quarantäne müssen (dieses Damoklesschwert Quarantäne schwebt seit eineinhalb Jahren über uns und es kann einen wahnsinnig machen), wenn das Coronavirus durch die Kindergärten und Schulen rauscht. Und wir Eltern sind es, die wieder einmal den Spagat zwischen Homeschooling, Homeoffice und Kindergartenkinderbespaßing meistern müssen. Mal wieder. Wenn ich die derzeit steigenden Zahlen sehe und die Sorglosigkeit, mit der viele Erwachsene diesen Zahlen begegnen, dann packt mich die Wut, die Verzweiflung. Nein, noch einmal einen Winter Homeschooling packe ich nicht. Und nein, auch meine Kinder packen das nicht noch mal. Sie haben verdammt noch mal ein Schuljahr und ein Kindergartenjahr ohne Wechselunterricht, Distanzunterricht und geschlossenen Kindergartenmonaten verdient!
WeiterlesenDie Balance zwischen Überbehütung und Freiheiten lassen: Auszug aus meinem neuen Buch
(Auszug aus meinem Buch „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht„)
„Alleine!“, sagt mein Sohn und will von meinem Arm runter. Alleine, die steile Treppe? Die Stufen sind so schief und abgetreten, das Holz nass vom Regen und überhaupt, es geht ganz schön steil nach oben! Er hat doch gerade erst laufen gelernt, sagt mein banges Mutterherz. Am liebsten würde ich ihn tragen, ihn sicher bei mir haben. Andererseits: Wie soll er es lernen, wenn ich ihn immer trage? Seufzend stelle ich ihn hin und staune, wie selbstsicher er die Stufen zum Rutschturm hochsteigt. Noch wacklig und langsam, aber er kann es. Besser als ich dachte. Ich steige hinterher und halte meine Hände aus, ohne ihn zu berühren. Aber eigentlich braucht er das gar nicht. Er kann es und es wird von Mal zu Mal sicherer.
„Alleine!“, ruft meine Tochter und schüttelt meine Hand ab. Sie will alleine ihre Schuhe anziehen. Kämpft damit, ihren Fuß in den Schuh zu zwängen, startet dann den Zweikampf mit dem Klettverschluss, lässt sich aber nicht entmutigen, bis sie stolz vor mir steht. „Fertig!“ Okay, sie hat die Schuhe falsch herum angezogen – wieso machen das eigentlich alle Kinder so?! – aber sie hat es ganz alleine geschafft und strahlt übers ganze Gesicht.
WeiterlesenMehr Vereinbarkeit: Was sich Mütter wünschen
„Vereinbarkeit von Beruf und Familie“: Das liest sich so schön in den Parteiprogrammen. Das ist so ein tolles Schlagwort, das man mal fallen lassen kann in Talkshows und Interviews. „Wir tun was für die Vereinbarkeit“ oder auch pathetischer „eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eines unserer Herzensanliegen“ – das kann man mal sagen. Das ist modern, das ist weltoffen, das ist etwas, was alle gut finden und wo keiner meckert. Eine gute Sache! Ja. Eben. Eine gute Sache. Eine verdammt überfällige Sache. Eine Sache, die eben nicht einfach ist (und es doch sein könnte, wenn nur die Rahmenbedingungen stimmen würden!). Eine Sache, die sich viel zu oft in Lippenbekenntnisse verliert. Denn es liegen uns Eltern noch viel zu viele Steine im Weg. Und entlang des Weges gibt es immer noch viel zu viele Baustellen, die seit Jahren offen liegen und an denen sich nichts tut. Oder nur mal hier und da etwas tut und dann wieder jahrelang nichts. Es muss sich noch viel tun, bis Vereinbarkeit wirklich gelebt werden kann. Bis man bestenfalls gar nicht mehr darüber reden muss, dass sich etwas ändern muss, weil es einfach so selbstverständlich geworden ist. Von echter, gelebter Vereinbarkeit sind wir noch weit entfernt. Es gibt einfach zu viele Baustellen. „Wir setzen uns für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ein ist immer noch eine Floskel und das Kindergeld um 5 Euro zu erhöhen ist definitiv nicht das, was ich unter diesem „wir tun was für Vereinbarkeit“ verstehe. Ich habe einmal meine Leserinnen auf Instagram gefragt, welche Rahmenbedingungen sich für sie ändern müssen und was sie sich wünschen für mehr, echte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „“Vereinbarkeit fängt mit Verständnis an“, schrieb mir eine Leserin – und damit hat sie einfach recht! Das Verständnis fehlt an allen Ecken und Enden. Aber es muss sich noch mehr tun – hier kommen die spannenden Antworten, die, wie ich finde, sich Politiker ganz genau durchlesen sollten, bevor sie in der nächsten Talkshow wieder verkünden, dass ihnen ja die Vereinbarkeit sehr am Herzen liegt:
WeiterlesenLernen mit Spaß: Interview, Buchtipp und Spieletipps
Stures Auswendiglernen und Arbeitsblätter mit Übungsaufgaben machen fand ich ehrlich gesagt schon in meiner Schulzeit blöde. Und meine Kinder sehen das genauso wie ich. Besonders in der Lockdown- und Homeschooling-Zeit war es nicht immer leicht, die Kinder dazu zu motivieren, ihre Übungsaufgaben der Reihe nach wie im Lernplan abzuarbeiten. Schule ist ja viel mehr als nur Arbeitsblätter und gerade das Spielerische, was ja auch die Grundschulzeit ausmacht, blieb oft auf der Strecke im Homeschooling! Natürlich kommt man ums Auswendiglernen nicht immer herum und auch Übungsaufgaben müssen sein, um bestimmte Dinge einfach besser einzuprägen. Aber: Ich finde, Lernen ist so viel leichter, wenn man es mit etwas Spielerischem verknüpft. Denn wenn Lernen Spaß bringt, dann lernt man gleich viel leichter und besser und sogar ohne es zu merken! Und die Dinge bleiben viel besser im Gedächtnis. Ich freue dafür immer sehr über Anregungen für Lernspiele und habe zwei Bücher randvoll mit Tipps und Lernspielen, die ich euch einmal vorstellen möchte – und die Autorin Katharina verrät mir hier im Interview, wie man spielerisch lernt und gibt Tipps für Lernspiele und wie das besser gelingt:
WeiterlesenMein neues Buch ist da: Einblick ins Inhaltsverzeichnis
Endlich ist es soweit: Mein neues Buch ist erschienen! „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Erziehung einfach unperfekt: Wie du deine Kinder entspannt beim Großwerden begleitest“ ist ganz frisch aus der Druckerei in die Buchläden und auch bei mir eingezogen. Ich hatte euch ja schon einmal beschrieben, worum es mir im Buch geht: Nämlich darum, wie wir unser Familienleben ohne Druck und Stress leben und vor allem, wie wir unsere Kinder ohne Druck erziehen können. So, dass unsere Kinder im eigenen Tempo wachsen – wenn wir unsere Kinder nämlich ihr eigenes Tempo lassen, dann erreichen sie ihre Meilensteine ohne Tränen und Streit. Denn jedes Kind hat sein eigenes Tempo und die Entwicklungsspannen in den ersten Jahren gehen enorm weit auseinander. Ich möchte mit „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ Mut machen, den eigenen Weg fürs Familienleben zu finden, den eigenen Weg, die Kinder zu erziehen, den eigenen Weg fürs Mutter- und fürs Vatersein. Ich möchte Mut machen, sich nicht von vermeintlichem „Das machen alle so, deshalb muss ich das auch“ unter Druck setzen zu lassen, sondern in die eigenen Fähigkeiten und die Fähigkeiten des Kindes zu vertrauen. Denn der meiste Druck und Stress ist wirklich umsonst und oft sogar kontraproduktiv: Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, lernen Kinder die neuen Entwicklungsschritte von alleine viel schneller, als wenn man vor dem richtigen Zeitpunkt anfängt, an ihnen zu ziehen. Wie das Fahrradfahren. Oder das Trockenwerden. Oder die Beikosteinführung. Damit ihr einen kleinen Einblick ins Buch bekommt, stelle ich euch hier einmal das Inhaltsverzeichnis vor. In jedes Kapitel führt eine Kolumne (so wie ihr sie vom Blog kennt), dann gibt es wissenschaftliche Hintergründe und natürlich viele praktische Tipps:
WeiterlesenWieso wir uns unser Dorf selbst bauen müssen: Ohne Netzwerke keine Vereinbarkeit
Früher war mehr Dorf als heute. Als ich klein war, tobten wir Kinder den ganzen Nachmittag durch die Nachbarschaft. Spielten mal in dem einen Garten, mal in dem anderen und abends um sechs liefen wir alle nach Hause zum Abendessen. Es war niemand „zuständig“ für uns, wir hatten keine Daueranimation, sondern spielten, spielten, spielten – und die besten Spiele waren die, wo sich keine Erwachsenen einmischten. Was unsere Eltern in der Zeit machten? Keine Ahnung. Sie waren jedenfalls nicht immer zuhause. Denn während wir so spielten, machten sie sich auf den Weg in den Supermarkt, zum Sport oder zu einer Freundin. Oder waren schlicht noch mal arbeiten. Dann riefen sie uns quer über die Straße zu, dass sie noch mal außer Haus sind und dass wir, wenn was ist, doch einfach bei den Nachbarseltern klingeln sollten. Und das alles ohne Handy! Es klappte. Die Eltern in der Straße und auch die Eltern befreundeter Kinder sprangen ein, holten uns auch mal vom Kindergarten ab und zum Turnverein liefen wir eh selbst ohne Eltern. Das ist die Art von Dorf, die heute viel zu oft fehlt. Wir müssen uns unser Dorf selbst bauen. Denn ohne dieses Dorf ist Vereinbarkeit nur schwer möglich.
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