„Deutschland, ein kinderfeindliches Land?“ – wie ich das in meinem neuen Buch beantworte

Wie kinderfreundlich ist Deutschland? Worunter leiden Familien in diesem Land, was sind die größten Probleme, die sie täglich meistern müssen? Und vor allem, was können und müssen wir machen, damit Deutschland kinderfreundlicher und damit auch familienfreundlicher wird? An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit Kinder mehr Rechte bekommen, Eltern nicht mehr diskriminiert werden und die Politik endlich auch Entscheidungen für die Zukunft unserer Kinder treffen, darüber schreibe ich in meinem neuen Buch „Deutschland, ein kinderfeindliches Land? Worunter Familien leiden und was sich ändern muss„, das jetzt ganz frisch im Kösel Verlag erschienen ist. Es geht in diesem Buch um mehr als nur das Gefühl „wir sind nicht willkommen, wir stören“, was viele Familien in der Öffentlichkeit haben, sondern um weit mehr als eine kinderfeindliche Mentalität: Familien und Kinder werden in Deutschland nämlich auch im Rentenrecht, im Steuerrecht, im Mietrecht und im Wahlrecht diskriminiert. Und zwar ganz eindeutig, in Zahlen belegbar und messbar. Was sich ändern muss, damit wir eine kinderfreundliche Gesellschaft bekommen, das habe ich auf mehr als 240 Seiten aufgeschrieben. Ebenso, wieso die gesamte Gesellschaft von mehr Kinderfreundlichkeit in Deutschland profitiert – auch die Kinderlosen!

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„Das hat uns doch auch nicht geschadet“ – aus der Kategorie „nervigste Sätze, die Eltern zu hören bekommen“

Es gibt Sätze, die kein Mensch braucht. Ganz vorne in der Hitliste der „nervigsten Sätze, die niemanden weiterbringen“ ist eindeutig „Das hat uns früher auch nicht geschadet.“ das ist nicht nur nervig, sondern 1. völlig kontraproduktiv, 2. überflüssig und 3. oft schlicht falsch. „Wir sind früher auch alle ohne Gurt Auto gefahren.“ – Ein Blick auf die Unfallstatistik hilft.

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Sie werden einen eh beurteilen, verurteilen

Sie werden dich sowieso beurteilen. Sie werden dich sowieso verurteilen. Sie werden dich dafür beurteilen, wie schnell du wieder „dein Gewicht“ nach der Schwangerschaft zurück bekommst. Sie werden dich dafür verurteilen, dass du nicht stillst, sie werden dich dafür verurteilen, dass du stillst. Sie werden dich dafür verurteilen, dass du Brei aus Gläschen fütterst. Sie werden dich dafür verurteilen, dass du kleine Gemüsestücke gibst. Sie werden dich für den Kinderwagen verurteilen. Sie werden dich fürs Tragetuch verurteilen. Sie werden beurteilen, wie viele Schwangerschaftsstreifen du hast. Sie werden dich dafür beurteilen, wie schnell dein Baby krabbeln, laufen, aufs Töpfchen gehen lernt.

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Das Frauenbild in Märchen am Beispiel von Aschenputtel. Was für einen Mist muten wir unseren Kindern zu?!

Meine Tochter hat sich ein Aschenputtel-Hörspiel angehört. Ich hörte mit. Und dachte: Was für ein verdammter frauenfeindlicher, rückständiger Mist! Am liebsten hätte ich ausgestellt, aber ich entschied mich, mitzuhören und am Ende mit meiner Tochter zu reden. Darüber, wie Frauen in Märchen dargestellt werden. Und wieso ich das anders sehe. (Spoiler: Sieht sie auch so) Aschenputtel jedenfalls ist das beste Beispiel dafür, wieso Grimms Märchen aus der Zeit gefallen sind. Wieso es neuer Märchen bedarf. Denn: Viel frauenfeindlicher als Aschenputtel geht kaum! Was für einen Mist muten wir unseren Kindern zu? Und wieso machen wir das?! Weil Märchen Allgemeinbildung sind? Teil der Kultur? Oh no, irgendwo muss man eine Grenze ziehen. Aschenputtel ist nur ein Beispiel für viele Märchen, aber ein besonders Gutes:

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Wieso werden Alleinerziehende so stigmatisiert?

Da musste ich mich doch aufregen beim Zeitunglesen! Ein Beispiel für Gut gemeint, aber leider nicht zu Ende gedacht: In Lübeck gab es eine Jobmesse für Alleinerziehende. Herauskam ein stigmatisierender Artikel in den Lübecker Nachrichten, aus dem klar wurde, dass es vor allem um Jobs im Niedriglohnsektor ging. Der Text spielte mit der gesamten Palette an Vorurteilen. Die Message: Alleinerziehende sind zu blöd, einen Job zu finden, alle arm und sowieso zu bemitleiden und allenfalls in schlecht bezahlten Berufen unterzubringen. Die Gründe für die schwere Vermittelbarkeit, die im Text genannt wurden, offenbarten übrigens , dass es mehr an der Familienfeindlichen Einstellung der Arbeitswelt liegt, als an der Tatsache alleinerziehend zu sein: unzureichende Kinderbetreuung, Arbeitszeiten, die außerhalb von Kita-Öffnungszeiten liegen, unflexible Arbeitgeber, die kein Verständnis für Kinderkrankentage haben.

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Wieso 10 km/h einen Unterschied machen

Wir wohnen in einer Spielstraße. Wo die spielenden Kinder regelmäßig von Autofahrern angepöbelt werden. Weil sie sich am Durchrasen gestört fühlen. All diesen pöbelnden Autofahrern dort draußen möchte ich einmal einige Zahlen nennen. Der häufigste Grund für Unfälle mit Kindern innerhalb von Ortschaften: überhöhte Geschwindigkeit. Kinder können – und das ist durch die Entwicklung bedingt – Geschwindigkeiten nun mal nicht richtig einschätzen. Erst mit neun, zehn Jahren lernen sie es. Drei- bis Vierjährige können noch nicht einmal richtig ein stehendes von einem fahrenden Auto unterscheiden, wie eine Studie aus England zeigte. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass in Tempo-30-Zonen 40 Prozent weniger Unfälle als in vergleichbaren Tempo-50-Zonen passieren. Tritt ein Kind 15 Meter vor ein 50 Km/h fahrendes Auto, trifft das Auto mit einer Geschwindigkeit von 47 km/h auf dieses Kind – vorausgesetzt, der Fahrer oder die Fahrerin macht eine Vollbremsung. Fährt dieser PKW jedoch nur 30 km/h, so kommt er bei einer Vollbremsung rechtzeitig vor dem Kind zum Stehen. Dem Kind passiert nichts. Selbst, wenn das Auto das Kind erwischen würde, wäre die Gefahr, schwer verletzt zu werden, deutlich geringer.

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41 Prozent der Eltern werden im Arbeitsleben diskriminiert: Es muss sich dringend etwas ändern!

Ob denn ihr Mann damit einverstanden sei, dass sie als mehrfache Mutter eine Berufstätigkeit aufnehme, wurde sie gefragt. Sie saß im Bewerbungsgespräch und ihr kamen die Tränen, schrieb mir eine Leserin. Zur Erinnerung: Seit 1977 dürfen Frauen auch ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen. Seit 1977, by the way, das wurde drei Jahre vor meiner Geburt eingeführt. Dass 1977 für so ein Gesetz skandalös spät war, ist die eine Sache. Die andere Sache ist die, was das über das Mütterbild aussagt, wenn Frauen diese Frage im Jahr 2022 noch gestellt wird. Eine andere Leserin erzählte mir vor kurzem, dass ihr im Bewerbungsgespräch zum Vorwurf gemacht wurde, dass sie ihre Elternzeit im Lebenslauf „unterschlagen“ hatte. Dabei gibt es keine Verpflichtung, die Elternzeit im Lebenslauf anzugeben. Ein Leser berichtete mir, dass er direkt, als er aus der Elternzeit an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte, eine Kündigung vorfand. Denn der Kündigungsschutz gilt nur acht Wochen vor der Elternzeit und während der Elternzeit, nicht danach. Das sind nur einige Beispiele für Diskriminierungen von Eltern. Dass das keine Einzelfälle sind, zeigt eine gerade veröffentlichte Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: 41 Prozent aller befragten Eltern sagten demnach, dass sie am Arbeitsplatz aufgrund ihrer Elternschaft Diskriminierung erlebt haben.

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Sprache schafft Wirklichkeit – Zeit sie zu ändern!

Wieso spricht man von Rabenmüttern, aber nicht von Rabenvätern? Wieso liest man im Duden über Muttergefühle, aber nicht über Vatergefühle? Wieso gibt es den Begriff Berufstätige Mütter aber nicht explizit berufstätige Väter? Wieso spricht man von Mutter-Kind-Bindung und viel zu selten von der Vater-Kind-Bindung? Wieso heißt es Mutterinstinkt und nicht Vaterinstinkt? Wieso wird allgemeinhin für eine Mutter-Kind-Kur geworben, aber nicht für die ebenso beantragbare Vater-Kind-Kur?

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Wir Eltern sind es unseren Kindern schuldig, solidarisch untereinander zu sein

Kinder haben keine Lobby. Das zeigt uns nicht zuletzt die Pandemie, fast täglich. Umso wichtiger ist es, dass wir Eltern solidarisch sind. Dass wir uns untereinander unterstützen statt übereinander herzuziehen, uns über andere Eltern zu stellen, die Not anderer Eltern in Frage zu stellen. Denn nur, wenn wir uns gegenseitig unterstützen, dann können wir für die Belange unserer Kinder einstehen. Solidarisch ist es eben nicht, wenn man den Eltern, die sagen, dass sie die 100 Euro Kitabeitragserhöhung nicht ohne Einschränkungen ertragen, entgegnet: „Also ich kann es mir leisten und ich zahle gerne dafür, dass meine Kinder eine gute Betreuung erhalten.“ Das ist arrogant, nicht solidarisch. Damit stellt man sich über diese Eltern, zweifelt deren Bedenken an. Solidarisch wäre es hingegen, diese Bedenken ernst zu nehmen, anzuerkennen, dass diese Probleme da sind und das es nicht allen so gut geht wie einem selbst. Solidarisch wäre es, zu sagen „ich stehe dir bei, wir sorgen zusammen dafür, dass unsere Kinder die gleichen Chancen haben, egal, wie viel die Eltern verdienen.“

Es ist auch nicht solidarisch, den Eltern, die sagen „wir können es uns nicht leisten, unser Kind vorübergehend zuhause zu behalten, um es vor Coronainfektionen zu schützen“, zu entgegnen, dass man das ja so toll hinbekäme und einem die Gesundheit der Kinder so wichtig sei. Glaubt mir, auch den Eltern, die ihre Kinder trotz hoher Coronazahlen in Kita und Schule schicken, ist die Gesundheit der Kinder wichtig. Statt sich also selbst zu erhöhen, könnte man über die Tatsache nachdenken und sagen „es kann nicht sein, dass der Beruf der Eltern darüber entscheidet, ob sich Kinder mit Corona infizieren“ und dafür einstehen, dass Kitas und Schulen sicher für unsere Kinder werden.

Solidarisch sein heißt, für die laut zu werden, die nicht laut werden können. Für die einzustehen, die Unterstützung brauchen. Es heißt auch, anzuerkennen, dass es eben nicht nur die eigene Realität gibt. Wenn wir die Augen öffnen für die vielen Realitäten um uns herum, uns von unserem Besserwisserross begeben, dann können wir gemeinsam für eine bessere Realität für unsere Kinder einstehen. Denn zumindest da sollten wir Eltern doch alle einer Meinung sein: Unsere Kinder haben es verdient, dass man sich für sie einsetzt, dass man sie nicht vergisst. Nicht nur in Pandemiezeiten. Sondern auch ganz allgemein.

Rolle rückwärts in die 50er? Wie weit sind wir wirklich gekommen?

Kürzlich drüber gestolpert: „Die Hüterin der Gemütlichkeit ist die Frau, so wie sie von jeher Hüterin des Heimes und des häuslichen Herdfeuers war. Solch eine gütige Fee sollte in unserer nüchternen und märchenlosen Zeit jede Frau ihrem Mann sein, wenn sie ihm das Wunder einer stillen Dämmerstunde in warmer, ruhiger Häuslichkeit beschert. Sie kann ihm Kaffee kochen, eine Zigarette anzünden, die Polster des Lehnsessels zurechtrücken – und die Pantoffeln bereitstellen.“ Na, habt ihr heute schon dem Gatten die Pantoffeln bereitgestellt und die Kissen zurechtgerückt?! Dieses Zitat habe ich mir nicht ausgedacht, es stammt aus einer Frauenzeitschrift aus dem Jahr 1949. Als ich es las, fiel ich fast vom Stuhl. Erst vor Lachen. Das mir dann jedoch im Halse steckenblieb, so dass mein Vom-Stuhl-Fallen eher vom Entsetzen her rührte. Es hört sich an wie eine Satire, war aber seinerzeit völlig ernst gemeint. Und beschreibt ein Rollenbild, das sich in den Köpfen festzementierte. Bis 1977 konnte ein Ehemann seiner Frau nämlich noch verbieten, zu arbeiten. Denn sie durfte laut Gesetz nur dann arbeiten gehen, wenn es „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar war“. Verrückt, dass sich das solange nach Studentenprotesten und Frauenbewegung hielt. In Schweden übrigens wurde schon 1939 beschlossen, dass Frauen ein uneingeschränktes Recht auf Erwerbstätigkeit hatten – und beide Eheleute hatten dieselben Rechten und Pflichten in Sachen Haushaltsführung, Familienunterhalt und Kindererziehung. Tja.

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