Da musste ich mich doch aufregen beim Zeitunglesen! Ein Beispiel für Gut gemeint, aber leider nicht zu Ende gedacht: In Lübeck gab es eine Jobmesse für Alleinerziehende. Herauskam ein stigmatisierender Artikel in den Lübecker Nachrichten, aus dem klar wurde, dass es vor allem um Jobs im Niedriglohnsektor ging. Der Text spielte mit der gesamten Palette an Vorurteilen. Die Message: Alleinerziehende sind zu blöd, einen Job zu finden, alle arm und sowieso zu bemitleiden und allenfalls in schlecht bezahlten Berufen unterzubringen. Die Gründe für die schwere Vermittelbarkeit, die im Text genannt wurden, offenbarten übrigens , dass es mehr an der Familienfeindlichen Einstellung der Arbeitswelt liegt, als an der Tatsache alleinerziehend zu sein: unzureichende Kinderbetreuung, Arbeitszeiten, die außerhalb von Kita-Öffnungszeiten liegen, unflexible Arbeitgeber, die kein Verständnis für Kinderkrankentage haben.
Es sind nicht wir Mütter, die sich ändern müssen. Die Arbeitswelt muss sich ändern, die Anforderungen und Einstellungen. Die skandinavischen Länder machen vor, wie das geht. Und von einer besseren Work-Life-Balance profitieren letztlich alle, egal ob mit kleinen Kindern, großen Kindern oder kinderlos.
Der Text in der Zeitung machte mich jedenfalls wütend, denn er zeigte ein extrem klischeehaftes Bild von Alleinerziehenden. „Trennt Euch lieber nicht, denn dann verarmt ihr, habt keine Zeit mehr für euch und bekommt allerhöchstens einen Job zum Mindestlohn“ – so der Unterton. Wie viele Frauen wohl in einer unglücklichen Beziehung leiden, weil sie Angst haben vor diesen Folgen einer Trennung?! Ich will nichts beschönigen: Alleinerziehend zu sein ist ein großer Armutsfaktor. Die Zahlen sprechen für sich und es muss dringend etwas geschehen – der Schlüssel liegt in finanziellen Entlastungen (die Benachteiligung durch das unsägliche Ehegattensplitting ist sowas) und einer wesentlich besseren Vereinbarkeit und flexibleren Kita-Zeiten. Ja, und in einer familienfreundlicheren Mentalität – und da sind wir alle gefragt, jede, jeder von uns.
Mehr dazu schreibe ich übrigens auch in meinem nächsten Buch, das Ihr jetzt schon vorbestellen könnt: „Deutschland, ein kinderfeindliches Land? Worunter Familien leiden und was sich ändern muss.“ Bestellt es vor, sagt es weiter, damit das Thema so viel Aufmerksamkeit wie möglich erfährt! Zusammen können wir etwas bewegen!