Meine Tochter hat sich ein Aschenputtel-Hörspiel angehört. Ich hörte mit. Und dachte: Was für ein verdammter frauenfeindlicher, rückständiger Mist! Am liebsten hätte ich ausgestellt, aber ich entschied mich, mitzuhören und am Ende mit meiner Tochter zu reden. Darüber, wie Frauen in Märchen dargestellt werden. Und wieso ich das anders sehe. (Spoiler: Sieht sie auch so) Aschenputtel jedenfalls ist das beste Beispiel dafür, wieso Grimms Märchen aus der Zeit gefallen sind. Wieso es neuer Märchen bedarf. Denn: Viel frauenfeindlicher als Aschenputtel geht kaum! Was für einen Mist muten wir unseren Kindern zu? Und wieso machen wir das?! Weil Märchen Allgemeinbildung sind? Teil der Kultur? Oh no, irgendwo muss man eine Grenze ziehen. Aschenputtel ist nur ein Beispiel für viele Märchen, aber ein besonders Gutes:
Was mir bei Aschenputtel besonders negativ auffiel:
- die böse Stiefmutter, die das Mädchen beschimpft, ausgrenzt und erniedrigt (ein Motiv aus sehr vielen Märchen, das bis heute das „Stiefmutter-Bild“ geprägt hat)
- die Männer suchen sich ihre Frauen beim Ball aus – nach dem Aussehen natürlich (auch ein Motiv aus vielen Märchen, Frauen werden ausgesucht!)
- die mit dem schönsten Kleid ist die gewählte (ebenfalls in vielen Märchen: gutes Aussehen und schöne Kleider sind das, worauf es ankommt!)
- Man verliebt sich nur nach dem Aussehen, ohne sich zu kennen (bei Dornröschen gar in eine Schlafende, die sich sofort nach dem Kuss auch verliebt)
- das Kind in dreckigen Klamotten wird nicht beachtet, erst als sie in schöne Kleider schlüpft, wird sie beachtet
- man schämt sich für die dreckigen Klamotten dieses Kindes
- Menschen mit niederen Tätigkeiten werden verachtet
- für die Hochzeit mit einem reichen Prinzen (dessen Charakter völlig egal ist) verstümmeln sich die Frauen (die kleine Meerjungfrau – auch als Arielle verfilmt – gibt gar ihre Stimme auf, um den Prinzen, in den sie sich nur wegen des Aussehens verliebt hat, zu erobern)
- überhaupt, eine Hochzeit mit einem reichen Prinzen ist das Erstrebenswerte überhaupt, das Ziel des Lebens einer jeden Frau
- zur Strafe werden Augen ausgepickt
- Frauen haben brav zu sein und bescheiden
So viel Frauenfeindliches in einem Märchen. Und das ist ja nicht das einzige Märchen. Die Message, die sich durch viele dieser Märchen zieht, ist ja oft dieselbe: Stiefmütter sind per se böse und gemein. Schönheit ist das Wichtigste. Dicht gefolgt von Reichtum. Männer suchen sich Frauen aus. Und zwar nach dem Aussehen. Man verliebt sich, ohne sich zu kennen. Frauen haben sittsam und brav zu sein. Und Kinder, die nicht brav sind, werden bestraft. Aufgefressen, in den Ofen geworfen, sowas halt.
Was für ein Frauen- und Gesellschaftsbild wird durch solche Märchen vermittelt? Was muten wir unseren Kindern zu? Und wieso muten wir ihnen das zu? Es gibt doch Alternativen. Aber einfach zu sagen, diese Märchen sind Kulturgut oder Allgemeinbildung sind kein Grund, sie unseren Kindern zu erzählen.
Folgt Ihr mir bereits? Mehr von mir lest ihr auf Instagram, Facebook oder Twitter. Und nicht vergessen: Am 31. August erscheint mein neues Buch „Deutschland, ein kinderfeindliches Land?“ – es ist bereits jetzt vorbestellbar.
Der Inhalt vieler Märchen ist furchtbar.
Wir lesen keine.