Erholen vs. Nachholen: Was das Sommerferienprogramm über den Stellenwert unserer Kinder in der Gesellschaft aussagt

Die Erwachsenen wollen sich in den Ferien „von dem Pandemiejahr erholen“ und finden, sie haben sich den Urlaub auf Malle, den Kneipengang und die Fußballspiele redlich verdient. Die Kinder sollen stattdessen nachholen – nämlich den Lernstoff. Ihre Sommerferienangebote werden wegen Corona munter eingestampft („10 Kinder beim Töpfern?! Größere Gefahr als 45 000 im Fußballstadion!“ Ironie off.), während für die Großen gelockert wird. Dafür gibt es für die Kinder Nachholangebote in den Ferien, wo sie noch mal kräftig büffeln dürfen. Es muss ja eine Menge nachgeholt werden nach Monaten des Homeschoolings. Versteht mich nicht falsch- ich finde es gut, wenn die, die um Homeschooling angehängt wurden, gefördert werden. Aber mich stört das Ungleichgewicht: Bei den Erwachsenen geht es ums „das haben wir uns verdient“ und den Spaß – bei den Kindern um verpassten Lernstoff (für den sie gar nichts können, wohlgemerkt).

Dabei haben gerade unsere Kinder erholsame Sommerferien verdient. Denn sie mussten am meisten zurückstecken in den vergangenen eineinhalb Jahren – und müssen es immer noch. Sie haben es verdient, einfach mal Fünfe grade sein zu lassen und sechs Wochen zu spielen und zu toben und einfach nichts zu tun. Ist das nicht das, was Kindheit und Jugend ausmachen? Sind nicht die Sommerferien dafür da, einfach in den warmen Tag hineinzuleben und sich in die Leichtigkeit fallen zu lassen?

Unsere Kinder haben es verdammt noch mal einfach verdient, dass die Erwachsenen Rücksicht nehmen auf sie und alles tun, um die Inzidenz so niedrig wie möglich zu halten. Damit eben nicht wieder Kitas und Schulen schließen. Denn unsere Kinder sind am verletzlichsten, sie können sich nicht wehren. Und selbst wenn die Kitas und Schulen aufbleiben, ist das Infektionsrisiko für unsere Kinder groß, gerade für die unter 12-Jährigen, die sich noch nicht impfen lassen können. Treiben die sorglosen Erwachsenen die Inzidenzzahlen hoch, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Quarantäne für unsere Kinder. Und zwei Wochen mit Kindern in Quarantäne… wer keinen Garten hat, stößt da schnell an seine Grenzen. Und wer einen Garten hat auch. Unsere Kinder haben keine Isolation verdient. Sie sind soziale Wesen, sie brauchen andere Kinder. Und damit sie nicht in die Isolation müssen, hilft nur eines: Erwachsene, die sich so umsichtig verhalten, dass die Coronafallzahlen nicht in die Höhe schießen. Wir Großen haben es in der Hand.

Und was den verpassten Lernstoff betrifft: Es wäre Zeit gewesen für angepasste Lernpläne (die eh schon lange überfällig sind) und ein Besinnen auf die wichtigen Kernfächer. Ich sag mal so: Einen Tag vor der Zeugniskonferenz noch einen Religionstest zu schreiben, hat eher wenig mit Besinnen auf wichtige Fächer zu tun (ich möchte damit nicht das Fach Religion abwerten, aber ein Test muss wirklich nicht sein!).

Um es kurz zu sagen: Der Fokus auf Erholen bei den Großen und Nachholen bei den Kleinen zeigt schmerzlich, wie der Stellenwert unserer Kinder in der Gesellschaft ist. Das macht mich traurig, das macht mich wütend.

Mein neues Buch ist da! „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“.

Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
  Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

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