Es gibt Dinge, für die muss sich niemand entschuldigen. Eine Mutter sagte letztens auf dem Spielplatz „heute freue ich mich echt darauf, wenn die Kinder im Bett liegen“. Kaum hatte sie es gesagt, entschuldigte sie sich sogleich dafür und versicherte, dass sie ihre Kinder ja liebe und überhaupt jede Minute mit ihnen genieße. Dabei hatte niemand etwas Negatives gesagt, im Gegenteil, alle umstehenden Mütter nickten wissend. Denn ganz ehrlich: Kennen wir das nicht alle? Diese Tage, an denen die Zeit so langsam vergeht? An denen wir uns danach sehnen, einfach Zeit für uns zu haben? Zeit, ohne dass jemand was von uns will? Einfach nur Ruhe? Kennen wir nicht alle diese Tage, an denen unsere Kinder uns wahnsinnig machen? Diese Tage, an denen wir so müde sind, dass selbst der vierte Kaffee unsere Augen nicht offen hält?
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Perfekt ist doch langweilig!
Perfekt sein ist auch keine Lösung. Ich meine, wer will schon lauter perfekte Menschen um sich herum? Welches Kind wünscht sich schon perfekte Eltern? Welche Mutter möchte – ganz ehrlich! – perfekte Kinder haben? Wer möchte den perfekten Partner? Oder die perfekte beste Freundin? Was ist das überhaupt – perfekt sein?! Ich für meinen Teil möchte auf gar keinen Fall von lauter perfekten Menschen umgeben sein. Allein die Vorstellung, mich an einen perfekt vom perfekten Ehemann gedeckten Frühstückstisch zu den perfekten Kindern zu setzen – dabei schüttelt es mich. Man stelle sich das mal vor. Alles steht an seinem Platz, ein perfektes Obstmandala, selbst die Brotscheiben perfekt drapiert und unter dem Esstisch ist kein Krümelchen vom Abendessen vom Vortag zu sehen. Der Kaffee ist nicht kalt, sondern dampft in genau der perfekten Stärke in der perfekten, auf keinen Fall angeschlagenen Kaffeetasse. Der perfekt gelaunte und frisierte Ehemann grinst einen an, entblößt die perfekten Zähne fragt, ob er nicht schon das Brot schmieren soll. Daneben die perfekten Kinder. Perfekt und fleckenlos gekleidet. Keine Marmelade am Mundwinkel. Kein Gestreite. Kein Ellenbogen auf dem Tisch. Kein umgekipptes Milchglas. Diese perfekten Kinder nehmen sich Obstschnitze aus dem perfekten Obstmandala, ohne dessen Perfektheit zu zerstören. Und niemand fragt nach Schoko-Haselnuss-Creme! Und alle schmieren sich ihr Brot selbst. Ohne zu krümeln. Ohne zu meckern! Weiterlesen
Mal eben schnell zum Bäcker… was ich vermisse, seit ich Kinder habe
Erinnert Ihr Euch noch? Damals, in der Vorkindära? Als man einfach noch mal eben schnell zum Bäcker ging? Sich die Schuhe überzog, die Jacke an und wirklich mal eben schnell zur Tür raus war. Eine Straße weiter zum Bäcker und nach zehn Minuten zurück. Oder zum Briefkasten. Mal eben schnell. Und nach fünf Minuten zurück. Es gibt nicht viel, was ich aus meinem Vor-Mama-Leben vermisse. Aber ganz ehrlich: Mir fehlt dieses Mal-eben-schnell. Klar, Entschleunigung und so. Wichtig, mehr Achtsamkeit für den Moment, auch wichtig und überhaupt muss denn immer alles schnellschnell gehen in unserer eh so schnelllebigen Gesellschaft. Weiß ich doch. Aber: Ganz egal. Ich vermisse es, einfach mal eben schnell zum Bäcker zu gehen. Weil ich vergessen habe, Brot zu kaufen und es mir abends um halb sechs einfällt. Ich vermisse es, mal eben schnell zum Briefkasten zu gehen, bevor der um 17 Uhr geleert wird. Im Leben mit Kindern geht nichts mehr „einfach mal eben schnell“. Weiterlesen
Schöner Scheitern beim Kürbisschnitzen (wieso es bei uns keine geschnitzten Kürbisse gibt)
Ich habe mein Bestes gegeben. Aber Kürbisse und ich werden keine Freunde mehr. Dafür habe ich drei Messer weniger. Ich wollte ja auch so einen gruseligen Kürbis vor dem Haus stehen haben. Der gute Vorsatz war da. Das Messer aber nicht scharf genug. Oder der Kürbis zu groß. Oder ich zu schwach. Ach Quatsch, letzteres bestimmt nicht. Wie komme ich darauf! Ich hätte es ja eigentlich besser wissen müssen. Denn jedes Jahr, wenn die Kürbiszeit kommt, nehme ich mir vor, eine leckere Kürbissuppe zu kochen. Mag zwar keiner außer mir in diesem Haus, aber ich finde sie richtig lecker. Verfeinert mit Orange und Kürbiskernöl, ein bisschen Ingwer unterpüriert, das ist so lecker, echt jetzt. Aber der Weg dahin! Der ist beschwerlich. Ich nehme ja schon immer Hokkaidokürbis, denn den muss man nicht schälen. So wie den grünen Spargel. Man muss sich ja optimieren in der Küche. Aber das ändert leider nichts daran, dass so ein Kürbis hart ist. Furchtbar hart. Eigentlich unkaputtbar. Wie soll man das als normalstarker Mensch jemals in Stücke hacken?! Geschweige denn ein filigranes Kürbisgesicht schnitzen?! So mit Augen und Mund und Zähnen und fiesen Leuchtöffnungen? Weiterlesen
Kommt raus aus Eurer Blase! Wieso wir viel häufiger über den Tellerrand blicken sollten
Das Leben ist bequem. Wir haben unsere Freunde, wir haben unsere Familie, unsere Nachbarn. Den erweiterten Freundeskreis. Bekannte bei Facebook und Instagram. Eine Handvoll Blogs, denen wir folgen. Wir bewegen uns in einem mehr oder weniger abgesteckten Radius. In unserer Komfortzone. Gehen dort einkaufen, wo es uns gefällt. Gehen in die Cafés und Restaurants, die uns zusagen. Gehen dort spazieren, wo wir uns wohlfühlen. Lassen unsere Kinder Kinder von Eltern treffen, mit denen wir auf einer Wellenlänge sind. Machen dort Urlaub, wo andere sind wie wir. Wir haben es uns schon sehr bequem eingerichtet in unserer kleinen Blase. Mit all den anderen, die unsere Blase teilen oder zumindest Schnittmengen davon teilen. Aber bei allem Komfort vergessen wir manchmal eine entscheidende Sache: Diese Blase ist nur ein kleiner, kleiner, kleiner Ausschnitt der Welt! Unsere bequeme Lebenswirklichkeit ist nur eine winzige Spielart der Vielfalt, die das Leben, die Gesellschaft, die Welt bietet. Weiterlesen
Minimalistische, stilvolle Weihnachtsdeko im Skandi-Style? Leider nicht mit meinen Kindern.
Advent ist ja diese Zeit, in der ich es liebe durch Einrichtungsmagazine und Kochzeitschriften zu blättern. Ich liebe die skandinavische Weihnachtsdeko, dieses stilvolle, nicht überladene, diese schlichte Eleganz. Hübsch drapiert ein roter Elch hier, dort ein minimalistischer Drahtstern an der Wand und auf dem Tisch ein Eukalyptuskranz. Ich mag genauso die hübschen Plätzchen und Kekse, kreisrund, nicht überladen, genau lagom verziert (Schwedisch für genau richtig nicht zu viel nicht zu wenig), dekorativ angerichtet auf einem Tellerchen. Ach und ich mag die Tannenbäume in den schwedischen Wohnzeitschriften, diese minimalistische rote Deko, geschmackvoll ohne Glitzer und Blinkblink. Jedes Jahr brennt es mir unter den Nägeln, unser Zuhause auch so einzurichten, in eine gemütliche Weihnachtsoase zu verwandeln, stilvoll, nicht zu viel, sondern von allem genau richtig, ohne Glitzer und einfach nur gemütlich. Tja. Würden mir da nur nicht meine Kinder einen Strich durch die Rechnung machen.