Perfekt ist doch langweilig!

Perfekt sein ist auch keine Lösung. Ich meine, wer will schon lauter perfekte Menschen um sich herum? Welches Kind wünscht sich schon perfekte Eltern? Welche Mutter möchte – ganz ehrlich! – perfekte Kinder haben? Wer möchte den perfekten Partner? Oder die perfekte beste Freundin? Was ist das überhaupt – perfekt sein?! Ich für meinen Teil möchte auf gar keinen Fall von lauter perfekten Menschen umgeben sein. Allein die Vorstellung, mich an einen perfekt vom perfekten Ehemann gedeckten Frühstückstisch zu den perfekten Kindern zu setzen – dabei schüttelt es mich. Man stelle sich das mal vor. Alles steht an seinem Platz, ein perfektes Obstmandala, selbst die Brotscheiben perfekt drapiert und unter dem Esstisch ist kein Krümelchen vom Abendessen vom Vortag zu sehen. Der Kaffee ist nicht kalt, sondern dampft in genau der perfekten Stärke in der perfekten, auf keinen Fall angeschlagenen Kaffeetasse. Der perfekt gelaunte und frisierte Ehemann grinst einen an, entblößt die perfekten Zähne fragt, ob er nicht schon das Brot schmieren soll. Daneben die perfekten Kinder. Perfekt und fleckenlos gekleidet. Keine Marmelade am Mundwinkel. Kein Gestreite. Kein Ellenbogen auf dem Tisch. Kein umgekipptes Milchglas. Diese perfekten Kinder nehmen sich Obstschnitze aus dem perfekten Obstmandala, ohne dessen Perfektheit zu zerstören. Und niemand fragt nach Schoko-Haselnuss-Creme! Und alle schmieren sich ihr Brot selbst. Ohne zu krümeln. Ohne zu meckern!

Wow. Was für eine perfekte Idylle. Die reinste Perfektion zwischen geblümten Bullerbü-Geschirr, selbstgehäckelten Eierwärmern und Bitte-Danke-sagenden Kindern. Welch Mama setzt sich da nicht gerne dazu?!

Ich nicht. Mein zerstrubbeltes, ungewaschenes zum Zopf gebundenes Haar und die fleckige Schlabberleggings würden diese Idylle im Nu zerstören. Und wenn meine Kinder nach jeder Frage bitte und danke sagen, frage ich mich unweigerlich, was sie schon wieder angestellt haben. Obstmandalas bekomme ich mangels eigener Geduld nicht hin – ganz abgesehen davon, dass die Anordnung der Obststücke eh nach einer Minute wieder dahin wäre. Nein, unser Frühstückstisch ist so gut wie nie instagrammable. Und ich bin es vor dem ersten Kaffee ebenso wenig.

Ich bin nicht perfekt. Ich habe es auch ziemlich aufgegeben, mit irgendwelchen perfekten Bildern mitzuhalten. Meine Kinder sind ein Glück auch keine perfekten Kinder. Doch sind sie. Für mich sind sie perfekt so wie sie sind. Mit all ihren Ecken und Kanten. Ohne diese Kanten wären sie nicht sie selbst. Genauso wenig wie der Herr Gatte. Denn wer möchte schon Abziehbildchen als Ehemann? Oder als Sohnemann? Ich nicht.

Perfekt wäre langweilig. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass meine Kinder genauso wenig perfekte Eltern möchten. Schon allein, weil perfekte Eltern nicht so konsequent inkonsequent wären wie ich und das meinen Kindern auch nicht passen würde. Nicht auszumalen, wie sie es finden würden, wenn ich als perfekte Mutter ihnen nur eine halbe Stunde Fernsehgucken am Tag erlauben würde und dieses auch noch perfekt konsequent wie von perfekten Medien- und Erziehungsexperten gefordert, durchsetzen würde…

Aber: Wer sagt eigentlich, was perfekt ist? Niemand. Beziehungsweise: Jeder sagt etwas anderes.

Perfekt sein ist eine Ansichtssache. Es gibt keine allgemeingültige Definition. Was für den einen ein perfekter Tag ist, wäre für den anderen äußerst öde. Was für einen der perfekte Kaffee ist, wäre für den anderen ein bitteres Gesöff. Was für die eine der perfekte Ehemann wäre, wäre für die andere ein ziemlicher Angeber. Was für die eigene die perfekten Kinder sind, wären für die andere neunmalkluge Nervensägen.

Wie langweilig wäre es, wenn wir alle perfekt nach einer allgemein gültigen Definition wären! Wie vorhersehbar, wie austauschbar. Dann kann ich doch auch den Nachbarn als Ehemann bei mir einziehen lassen und statt meiner Kinder die Kinder vom Garderobenhaken nebenan mit nach Hause nehmen.

Will doch auch keiner.

Eben. Weil wir unsere Liebsten so lieben, weil sie sind, wie sie sind. Mit Ecken, Kanten, Fehlern. Weil niemand ohne Fehler ist. Ohne Schwächen. Weil es eben diese Schwächen sind, die uns ausmachen, die uns besonders machen. Deshalb sollten wir unsere Schwächen nicht verstecken, unsere kleinen Macken ausleben (und die größeren auch), zu unseren Fehlern stehen. Deshalb sollten wir aufhören, vermeintlichen Idealen hinterherzulaufen, die wir eh nicht erreichen könnten. Idealen nachzueifern, die es so gar nicht gibt. Das frustriert auf Dauer nur – und es ist wie mit der Möhre und dem Esel- man erreicht das Ziel eh nie.

Wir sind alle perfekt. So wie wir sind. Perfekt unperfekt. Oder: gut genug!

Denn gut genug reicht. Und was das ist, das bestimmen wir selbst. Und niemand sonst.

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Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

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