Was passiert da gerade in unserer Gesellschaft? Woher kommt diese Wut? Woher kommt dieser Hass? Wieso werden wildfremde Menschen beschimpft? Wenn man in diesen Wochen im Internet mitliest, dann tut es förmlich weh. Dieser Hass, diese Häme, diese Missgunst, die aus den Zeilen sprechen. Ich versuche tief durchzuatmen, es nicht an mich ranzulassen, mir zu sagen, dass es sich nicht lohnt, mit diesen Menschen zu diskutieren. Und doch ertappe ich mich dabei, wie ich es dann doch tue. Weil ich nicht anders kann. Weil ich gewisse Dinge nicht so stehen lassen kann. Um dann wiederum neu bepöbelt zu werden. Aber der Ton wird immer rauer, immer aggressiver. Es macht mir angst. Wie fremde Menschen virtuell übereinander herfallen. Wie es nur noch die Extreme zu geben scheint, nur noch die eigene absolute Meinung gilt, man sich rationalen Argumenten gegenüber verschließt. Und alle anderen beschimpft – viel zu oft unter der Gürtellinie.
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Jeden Tag eine gute Tat: Mit mehr Rücksicht aufeinander die Welt verbessern?
Kennt Ihr die alte Pfadfinderweisheit „Jeden Tag eine gute Tat„? Das hört sich vielleicht simpel an und mag in die Kategorie viel belächeltes Weltverbesserermotto gehören. Denn natürlich lassen sich nicht alle Probleme dieser Welt damit lösen – ganz so einfach ist ja leider nicht. Aber ich bin trotzdem überzeugt: Wenn wir alle ein bisschen mehr nach dem Motto „Jeden Tag eine gute Tat“ leben würden, kann das die Welt ein bisschen besser machen. Ein bisschen lebenswerter.

Einfach mal helfen, wenn jemand alleine nicht mehr weiterkommt: Jeden Tag eine gute Tat jann so einfach sein!
An die Frau an der Supermarktkasse…
… die so von meinem Sohn genervt war! Ja genau, ich meine Sie. Die Dame im besten Alter, wie es so schön bei Karlsson vom Dach heißt. Sie, die vor mir in der viel zu langen Schlange an der Kasse anstanden. Sie, die sich immer wieder genervt umdrehten. Und mich schließlich anfuhren, ich solle meinem Sohn doch mal sagen, dass er bitteschön den Mund zu halten hat.

Kinder haben viele Fragen – aber ist das nicht eigentlich eine schöne Sache?!
Interview und Buchtipp: Wieso kann man es als Mutter niemanden Recht machen?
Wieso hat man als Mutter manchmal das Gefühl, man kann es niemanden Recht machen? Wieso scheinen es alle besser zu wissen, wenn es um Erziehung und Familienleben geht? Wieso haben viele Mütter das Gefühl, im Beruf und im Alltag nicht ernst genommen zu werden? Diese Fragen habe nicht nur ich mir gestellt, sondern auch Alina Bronsky und Denise Wilk, beides ebenfalls Mütter, die sich fragten, was sich an unserer Gesellschaft ändern muss, damit die Geburtenrate steigt und wir ein kinderfreundlicheres Klima bekommen und Mütter den gesellschaftlichen Rückhalt bekommen, den sie verdienen. Darüber haben sie ein Buch geschrieben: „Die Abschaffung der Mutter“. Ich habe mit Aline darüber gesprochen, wieso so viele Mütter sich zunehmend unter Druck gesetzt fühlen, wieso Mütter es niemanden Recht machen können, wieso die Welten von Kinderosen und Eltern immer weiter auseinanderdriften und was in unserer Gesellschaft fehlt. Und über einiges Spannendes mehr, was sie für ihr Buch recherchiert hat – lest selbst!
Ein Spielplatz mit Öffnungszeiten: Wie kinderfreundlich sind wir eigentlich?!
Neulich waren wir auf einem Spielplatz. Und hätten dort eigentlich gar nicht spielen dürfen. Denn der Spielplatz hatte grad Mittagspause. Ja, ich gebe es zu: Wir haben uns nicht an die Vorschrift gehalten. Unsere Kinder haben trotzdem gespielt. Vor dem Spielplatz, der direkt hinterm Deich war, kein Altenheim oder überhaupt sonstige Bebauung in der direkten Nachbarschaft hatte, stand ein Schild: Geöffnet von 8-12.30 Uhr und von 14.30 bis 20 Uhr. Da fragt man sich dann schon: Wie kinderfreundlich sind wir eigentlich? Was sagt so ein Schild über unsere Gesellschaft aus?!
Werden wir immer später erwachsen?
Mittvierziger in Turnschuhen bevölkern die Straßen, Frauen in den besten Jahren, die die Schminke ihrer Tochter ausleihen, Dauerstudenten, die mit 30 noch bei Muttern wohnen, Frauen um die Vierzig, die ihr erstes Kind im Jogging-Buggy vor sich her schieben: Wir scheinen einfach nicht erwachsen zu werden.
„Trau keinem über 30“ sagte man einst und ehe man sich versieht, ist er plötzlich da, der 30. Geburtstag. Da hilft nur noch, die knackige Jeans anziehen, mit dem Push-Up-BH gegen die Schwerkraft ankämpfen, die Augenfältchen kaschieren und sich ins Nachtleben stürzen – man ist so alt wie man sich fühlt, so war das doch, oder?
Alternde Gesellschaft will nicht erwachsen sein
Unsere Gesellschaft wird immer älter – aber sie will einfach nicht so aussehen. Und sie scheint sich standhaft zu weigern, sich so zu benehmen. Frank Schirrmacher moniert in seinem Buch „Der Methusalem-Komplott“, dass es „nur so wimmelt von 40-Jährigen, die wie Kinder reden und sich auch so kleiden“. Auch die Promis leben uns nichts anderes vor – man denke an Heike Makatsch, die mit Mitte 30 Mutter wurde, aber immer noch aussieht wie das Girlie von damals. Madonna, immerhin auch schon über 50, lässt sich im Partnerlook mit Töchterchen Lourdes fotografieren, Kate Moss und ihre Tochter Lila Grace stehen dem in nichts nach.
Gegen wen sollen unsere Kinder einmal rebellieren, wenn wir ihre Musik hören und dieselbe Kleidung tragen?
Werden wir immer später erwachsen? Wollen wir vielleicht gar nicht mehr erwachsen werden? Wann ist man überhaupt erwachsen? Wenn man sein erstes eigenes Geld verdient? In die erste eigene Wohnung zieht? Wenn man selbst Kinder hat?
Früher war es einfach: Auf die Schule folgten Ausbildung oder Studium, dann der erste Job und die Hochzeit. Kinder ließen danach auch nicht mehr lange auf sich warten und deutlich vor dem 30. Geburtstag war man erwachsen. Hatte vielleicht schon das erste Haus, war unter der Haube, schlug sich im Job durch, war Fachmann im Windelnwechseln. Die Lebensläufe ähnelten sich: Auf die Kindheit folgte die Jugend, mal mehr mal weniger wild, dann beendete man die Ausbildung, begann zu arbeiten und flugs war man erwachsen, machte vielleicht Karriere, zog eigene Kinder groß und schließlich ging man in Rente und schaute den Enkeln beim Spielen zu.
Das Leben verläuft seltener in geregelten Bahnen
Heute verläuft das Leben immer seltener in diesen geordneten Bahnen. Da geht es nach der Schule ins Ausland, wird der Studiengang ein ums andere Mal gewechselt – und dann folgt oft Praktikum auf Praktikum, wahlweise befristeter Vertrag auf befristeten Vertrag. Die Generation Praktikum taumelt von einem prekären Arbeitsverhältnis, wie man so schön sagt, ins nächste – wo bleibt da noch Zeit und Geld für Familienpläne? Wieso sich auf eine feste Beziehung einlassen, wieso ein Haus kaufen, wenn es sein kann, dass man schon morgen von Berlin nach New York zieht? Bei den einen ist es Luxus, sich selbst zu finden, immer auf der Suche nach dem großen Traum. Wer bin ich, was will ich, wieso will ich? Und: Will ich eigentlich eine Antwort auf diese Fragen? Der Dauerauftrag der Eltern läuft auch nach dem Studium weiter – da ist es bequem, heute nach Hamburg und morgen nach Berlin zu ziehen.
Die anderen sind ins Prekariat gezwungen:
Befristete Verträge, schlecht bezahlte Jobs, ihr Geld reicht zum Leben, aber bestimmt nicht dazu, eine Familie zu gründen.
Das Leben verlangt von uns immer mehr Flexibilität, den Job fürs Leben scheint es immer seltener zu geben – den Partner fürs Leben auch, steht in den Statistiken. 60 Prozent der 18 bis 25-Jährigen sagen, sie fühlten sich noch nicht erwachsen. Männer heiraten im Schnitt mit 37 Jahren, Frauen mit 34. Vor zehn Jahren waren sowohl Frauen als auch Männer bei der ersten Hochzeit noch drei Jahre jünger (siehe auch Parallelwelten-Text).
Die Lebensentwürfe haben sich geändert – und Eltern werden wir immer später
Die Lebensentwürfe haben sich geändert. Das lineare Modell existiert nicht mehr, sagen die Sozialwissenschaftler übereinstimmend. Unser Gefühl sagt es, die Statistiken und die Psychologen bestätigen es. Sie räumen ein, dass man die Lebensphasen nicht mehr in Kindheit, Jugend und Erwachsensein einteilen kann. Der Psychologe Jeffrey Jensen Arnett gibt den 18- bis 25-Jährigen eine „Nachreifezeit“, in der sie experimentieren dürfen. Psychologen nennen diese Phase das „auftauchende Erwachsenenalter“. Sozusagen Erwachsen auf Probe. Der amerikanische Psychologe Frank Furstenberg räumt den Erwachsenen auf Probe sogar Zeit bis jenseits des 30. Lebensjahres ein, um sich selbst zu finden. Eine Probezeit, den Ernst des Lebens noch ein wenig vor sich her zu schieben.
Wollen wir überhaupt, dass er beginnt?
Für den Sozialwissenschaftler und Buchautor Frederic Hudson (Autor von „Heute beginnt mein neues Leben“) reicht es nicht aus, Erwachsensein an der Lebenssituation fest zu machen, sondern an der Charakterreife. Für ihn ist ein Mensch erwachsen, wenn er unter anderem über ein hohes Maß an Selbstvertrauen verfügt, keine Angst hat, Fehler zu machen, Gefühlen einen angemessen Ausdruck verleihen kann, Kritik verarbeiten kann und in der Lage ist, Kompromisse zu machen.
Aber mal ganz ehrlich, wer kann von sich sagen, in allen Situationen immer diese Charakterzüge zu besitzen? Was, wenn sich die Bedeutung vom Erwachsensein verändert hat? Vielleicht müssen wir einfach akzeptieren, dass das Leben immer mehr zu einer Suche wird, je weniger es von vorgeformten Lebensläufen und Biografien geprägt ist. Wir haben mehr Freiheiten – aber damit auch mehr Fragen, die wir beantworten müssen.
(gekürzter Artikel von mir, der vor einiger Zeit in verschiedenen Tageszeitungen erschien)
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Und wusste Ihr, dass mein neues Buch „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder
„ auf dem Markt ist!? Ein undogmatischer Erziehungsratgeber zum Thema „Zweites Kind“ – humorvoll und praxisorientiert