Manche Probleme lösen sich, wenn man nur lange genug wartet: Manchmal reicht es, einfach nichts zu tun

Kennt Ihr die Nächte, in denen man Sorgen und Gedanken im Kopf umherwälzt? Nicht schlafen kann, weil man sich die ganze Zeit fragt, wie sich das Problem lösen lässt? Eine Aufgabe vom nächsten Tag, die einen vom Schlaf abhält? Am Morgen wacht man total gerädert auf. Und hat trotz des Gedankenkarussells keine Lösung. Und dann kommt die Aufgabe, der Termin, was auch immer das Problem ist und man stellt fest: Es war gar nicht so schlimm. Das Problem hat sich von ganz alleine gelöst. Die ganzen Sorgen und Gedanken, die schlaflose Nacht: Das war es gar nicht wert! Genau das kommt erstaunlich oft vor: Ein Großteil der sorgenvollen Gedanken, die wir uns machen, machen wir uns eigentlich umsonst. Weil sich Probleme nämlich oft ganz einfach lösen. Es reicht manchmal, ja, nicht nur manchmal, sondern ziemlich oft, einfach mal nichts zu tun. 

Besonders oft habe trifft dieser Satz bei der Entwicklung der Kinder zu. Ich rede hier nicht von gravierenden Entwicklungsstörungen, bei denen man natürlich etwas machen muss. Sondern von dem normalen Zeitfenster für Entwicklungsschritte. Und die sind je nach Alter der Kinder ganz schön groß! Ich empfehle da immer gerne das Buch „Babyjahre“ von Remo Largo (Affiliate Link), das angenehm undogmatisch und sachlich einen Überblick liefert, was Kinder wann können sollten und was in den ersten Jahren im Körper und Gehirn passiert. Das eigene Kind kann noch nicht laufen, während der gleichaltrige Nachbarsjunge es schon seit zwei Monaten durch die Gegend tapst? Das eigene Kind macht noch keine Anstalten aufs Töpfchen zu gehen, während die Cousine schon mit eineinhalb trocken war? Alles im ganz normalen Rahmen. Statt sich Sorgen zu machen, reicht meist tatsächlich abwarten und in die Fähigkeiten des Kindes zu vertrauen.Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Und bei den U-Untersuchungen des Kinderarztes erfahrt Ihr, ob es wirklich Handlungsbedarf gibt.

Das gilt auch für Dinge wie zum ersten Mal alleine bei einem Kindergeburtstag bleiben. Alleine einschlafen. Alleine zur Schule gehen. Im Restaurant das Getränk selbst zu bestellen. Vertraut Euren Kindern  und lasst ihnen ihre Zeit, anstatt zu drängen! Das Gedankenkarussell in Eurem Kopf könnt Ihr auch einfach anhalten: Auch hier hat jedes Kind sein eigenes  Tempo. An Eurem Kind ist nichts falsch. Es ist nur noch nicht an seinem Zeitpunkt angekommen. Was habe ich mir bei meinem ersten Kind Gedanken gemacht, als er einfach nicht alleine bei Kindergeburtstagen bleiben wollte, obwohl alle anderen Kinder das schon machten! Es gab einige Geburtstagsfeiern, bei denen ich da blieb, als einzige Mutter und mich fragte, was ich falsch machte und wieso mein Kind nicht wie die anderen Kinder fröhlich alleine auf der Party bleiben konnte. Was hab ich mir für Gedanken gemacht! Und dann eines Tages ging es. Das Kind winkte mir an der Tür fröhlich zu und sagte „bis später“ und ging zur Geburtstagsparty. Ein Beispiel für ein Problem, das sich von alleine löst, wenn man nur lange genug wartet. Und auch das Bestellen im Restaurant klappte von einem Mal zum anderen, ohne Drängen und Gut zu reden. Irgendwann kommt er, der richtige Zeitpunkt und dann geht es von alleine, ohne Tränen und Gemecker und schlechte Laune!

Und auch andere Probleme lösen sich von alleine, wenn man nur lange genug wartet.

Wie oft habe ich nachts wach gelegen und mir Gedanken über den nächsten Tag gemacht. Wenn zum Beispiel mehrere Termine anstanden und ich die ganze Nacht grübelte, wie ich das zeitlich eigentlich hinbekommen sollte mit dem Fahren von A nach B und danach zu C. Und dann stellte sich heraus, dass alles ganz einfach klappte. Alle Sorgen umsonst waren. Und selbst wenn man mal zu einem Termin etwas zu spät kommt, ist das ja in den meisten Fällen gar nicht so schlimm! Niemand muss perfekt sein! Deshalb  bin ich dazu übergegangen, mir selbst solche Grübeleien zu verbieten, sondern darauf zu vertrauen, dass sich die Dinge schon lösen. Es brauchte etwas Übung, aber seit es klappt, schlafe ich  besser.

Auch im Beruf trifft es für viele Probleme zu: Aussitzen schont die Nerven. Denn vieles (leider nicht alles) löst sich von alleine. Das heißt jetzt nicht, dass Ihr ernsthafte Probleme einfach ignorieren sollt. Aber wenn man mal genau hinschaut, dann gelingt es einem leicht, die unwichtigen Sorgen von den wichtigen Sorgen zu trennen. So hart es vielleicht klingt: Es gibt Dinge, über die lohnt es sich gar nicht zu grübeln! Zum einen ist es das hundertprozentige Feilen an Präsentationen oder anderen Dingen: Ich habe ja schon mal über das Pareto-Prinzip geschrieben, das besagt, dass 80 Prozent reichen (in vielen Bereichen des Lebens – der Wirtschaft, dem Wareneinsatz, dem Zeitmanagement). Wir müssen nicht immer 100 Prozent geben. Der Aufwand für die letzten 20 Prozent lohnt sich nicht, er steht nämlich in keinem Verhältnis zum Ertrag! (Mehr über das Pareto Prinzip lest Ihr hier.)

So ist es auch, wenn zum Beispiel Gespräche mit dem Chef anstehen. Oder für mich als Freiberuflerin Honorarverhandlungen mit Kunden. Es gibt viele Beispiele, wo man sich vorher die schlimmsten Szenarien ausmalt. Und dann in den meisten Fällen feststellt: Es kam ja gar nicht so schlimm, wie gedacht. Das Worst Case Scenario trifft nämlich meistens nicht ein. Was jetzt nicht heißen soll, dass man es ganz verdrängt. Es ist schon hilfreich, sich den schlimmsten Fall, das Worst Case Scenario, einmal in Gedanken auszumalen. Denn schon allein dabei stellt man oft fest, dass selbst dieser Worst Case gar nicht so schlimm ist und durchaus handlebar. Schon verliert der Worst Case seinen Schrecken. Und selbst wenn man feststellt, dass der schlimmste Fall, der eintreten kann, wirklich schlimm ist, dann sollte man nicht anfangen, sich in daran zu weiden und immer wieder den schlimmsten Fall durchzuspielen. Es hilft, sich zu sagen: Auch wenn der schlimmste Fall eintritt, werde ich mich den Dingen stellen und eine Lösung finden.

Wie gesagt, das soll kein Aufruf sein, naiv gutgläubig durch die Welt zu laufen und alle Probleme wegzulächeln und stur auszusitzen.

Es gibt Dinge, denen muss man sich annehmen, da muss man handeln, da muss man eine Lösung suchen und da lohnt sich ein Krisengespräch, eine Maßnahme und da kommt man auch um Sorgen nicht herum. Aber: Es gibt so viele Dinge, die sich einfach von alleine lösen. Deren Lösung leichter ist als gedacht. Deren Lösung uns einfach zugeflogen kommt. So viele Dinge, deren nächtlicher Schrecken bei Tag einfach verfliegt. Hört in Euch hinein, wenn Ihr mal wieder ein Problem wälzt: Ist es eines dieser Probleme, die sich von alleine lösen, wenn man lange genug wartet? Oder ist es ein Problem, dessen Lösung gar nicht in Eurer Macht steht? Also etwas, wodran Ihr eh nichts ändern könnt? Auch dann lohnt sich das Gedankenkarussell  nicht. Wenn Ihr eh nichts ändern könnt – dann ist es meistens besser, ausgeschlafen ans Werk zu gehen und so mehr Energie zu haben, sich dem Problem zu stellen.

Als ich den Satz „manche Probleme lösen sich von selbst, wenn man nur lange genug wartet“ in meinem Buch „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein“ schrieb, bekam ich bei einigen Lesungen negative Rückmeldungen. Weil manche Zuhörerinnen meinten, das wäre naiv, andere sagten, ich würde damit Dinge verharmlosen. Doch darum geht es mir nicht. Natürlich gilt es nicht für ALLE Dinge, deshalb steht da ja „MANCHE“. Es geht mir darum, bewusster durchs Leben zu gehen, die Augen zu öffnen und sich selbst zu sensibilisieren – dafür, was wirklich zählt. Traut Euch! Es lohnt sich!

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Kennt Ihr schon meine Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

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