Gastbeitrag: „Hausarbeit und Kinderbetreuung hälftig aufteilen, schön und gut, aber was, wenn der Mann nicht will?“

Vor einiger Zeit schrieb ich darüber, dass es wünschenswert wäre, wenn die Politik es mehr unterstützen würde, wenn beide Elternteile auf Teilzeit reduzieren und sich so Hausarbeit und Kinderbetreuung hälftig aufteilen könnten. Eine Diskussion, die zurzeit sehr aktuell ist – aber oft einfach theoretisch bleibt. Weil es vielen schlicht finanziell nicht möglich ist, dass beide auf Teilzeit reduzieren. Weil es noch viele Arbeitgeber gibt, die es gar nicht gerne sehen, wenn Väter auf Teilzeit gehen. Weil es bei Alleinerziehenden sowieso nicht möglich ist. Oder weil es die Männer schlicht nicht wollen. Denn das Modell funktioniert nur, wenn beide es wollen. Das wird dabei oft vergessen. Woran mich auch eine Leserin erinnerte, die mir heute eine Email schrieb. Gerne würde sie gemeinsam mit ihrem Partner die Arbeitszeit reduzieren, um sich alles zur Hälfte aufzuteilen, auch finanziell wäre es drin. Aber: Ihr Partner will nicht.  Ich freue mich, dass ich Ihre Email als Gastbeitrag veröffentlichen darf, denn ich bin mir sicher, dass sie nicht die einzige ist, der es so geht! Und hier kommt die Nachricht, die sie mir geschrieben hat:

„Liebe Nathalie, ich bin schon lange stille Leserin Deines Blogs. Kommentieren ist eigentlich nicht so mein Ding und ich habe noch nie einen Leserbrief geschrieben. Aber als ich vor einiger Zeit Deinen Text zur gemeinsamen Teilzeit las, begann ich eine Email an dich zu schreiben, die ich aber nicht abgeschickt habe. Letzte Woche ist das Thema, Haushalt, Beruf und Kinder zur Hälfte aufzuteilen, bei uns aber noch mal akut geworden und führte zu einem riesigen Streit. Und deshalb schreibe ich dir heute noch einmal und möchte dir gerne von mir erzählen. Denn bei uns funktioniert das Modell leider nicht. Weil mein Partner sich weigert.

Dabei hatten wir es uns tatsächlich vor unserem ersten  Kind mal vorgenommen. Also nicht die  Arbeitszeit zu reduzieren, aber dass mein Partner mir viel abnimmt und auch für die Kinder da ist. Aber er will es einfach nicht. Und immer wenn ich es anspreche, streiten wir uns. Seit 5 Jahren. Ich kann einfach nicht mehr, ich traue mich gar nicht mehr, es anzusprechen, meinen Partner darum zu bitten, mehr im Haushalt zu übernehmen, sich mehr um die Kinder zu kümmern. Aber er sagt dann immer, er arbeite so viel und sei zu müde und außerdem braucht er seinen Feierabend. Wenn ich dann sage, dass ich auch mal Feierabend möchte, dann flippt er aus. Ich habe doch den halben Tag frei, sagt er dann.

Er sieht einfach nicht, wie viel ich mache. Und was ich überhaupt mache. Aber wenn das Essen mal nicht auf dem Tisch steht, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, dann ist er auch wütend auf mich. Für ihn ist es ganz klar: Er arbeitet und verdient das meiste Geld. Dafür muss er auch nichts machen. Der Rest ist meine Aufgabe. Schließlich arbeite ich ja nur 20 Stunden die Woche und verdiene auch weniger als er. Ich finde das nicht fair! Es wäre finanziell kein Problem, wenn er wenigstens auf 30 Stunden reduzieren würde und mir ein bisschen helfen würde. Ich habe es ausgerechnet, wir würden es schaffen. Aber er möchte es einfach nicht. Er mag seine Arbeit. Dabei ist er Beamter und würde noch nicht mal Nachteile bei der Arbeit haben. Sein Chef ist nicht das Problem. Seine Karriere auch nicht. Er will es einfach nicht!

Es ist seit Jahren immer wieder der Streitgrund Nummer 1 bei uns und so langsam weiß ich nicht weiter. Nach dem letzten großen Streit kurz nach Weihnachten habe ich nun beschlossen, es einfach nicht mehr anzusprechen. Irgendwann sind die Kinder größer und ich kann wieder mehr arbeiten. Aber die Hausarbeit wird ja dadurch auch nicht weniger. Manchmal kann ich einfach nicht mehr, denn es ist so definitiv nicht die Aufteilung und das Leben, dass ich mir vorgestellt habe. Mein Mann sagt immer, er ist nicht für Haushalt und Kinderbetreuung gemacht. Ganz ehrlich: Bevor unsere Kinder da waren, hat er sogar mehr im Haushalt gemacht. Aber nun sagt er, ich bin ja den halben Tag zuhause und dann ist es meine Aufgabe. Ich habe sogar schon überlegt, deshalb zu einer Paarberatung zu gehen, aber da würde er nie mitkommen, ich traue mich gar nicht, das anzusprechen. Dabei ist er eigentlich gar kein altmodischer Mann oder so! Er würde nie sagen, dass Frauen hinter den Herd gehören. Aber irgendwie scheint es doch sein Lebensmodell zu sein.

So, das wollte ich einmal loswerden. Vielleicht gibt es ja auch andere Mamas, denen es genauso geht. Vielleicht hat ja sogar eine das Problem gelöst bekommen. Dann würde mich sehr interessieren, wie sie es geschafft hat! Aber sagt mir bitte nicht, ich soll mich von meinem Mann trennen: Denn ich liebe ihn und das kommt für mich nicht in Frage. Es würde ja auch nichts verbessern, denn dann hätte ich ja erst recht alles alleine. Ich wollte nur einmal meine Geschichte erzählen, denn das auch das ein Grund sein kann, weshalb Mütter weniger arbeiten, wird bei der ganzen Diskussion oft vergessen.
Liebe Grüße, eine Leserin, die lieber unbekannt bleiben möchte.“

Danke für Deine Offenheit, liebe Unbekannte Mama! Ich darf ihre Email hier veröffentlichen, was mich sehr freut, denn ich möchte auf diesem Blog auch verschiedene Sichtweisen zeigen und zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Vielleicht haben einige von Euch tatsächlich ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder haben Tipps? Bleibt fair miteinander! In unserer Gesellschaft muss sich wohl noch mehr ändern als nur die Meinung der Arbeitgeber. Und dabei ist jede/r einzelne von uns gefragt. Um wirklich etwas zu bewegen.

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43 Kommentare zu “Gastbeitrag: „Hausarbeit und Kinderbetreuung hälftig aufteilen, schön und gut, aber was, wenn der Mann nicht will?“

  1. Hallo!

    Auch, wenn es dir akut vielleicht nicht wirklich hilft, aber dein Brief hat mir gezeigt, wie froh und dankbar ich sein kann, dass es bei uns anders läuft. Wir arbeiten beide Vollzeit und teilen uns Kinderbetreuung und Haushalt 50/50. Das war schon in der Elternzeit so: jeder war ein Jahr zu Hause. Das funktioniert bei uns, da wir in einer großen Stadt leben, in der Kitas und Schulen bis 17.30 Uhr qualitativ hochwertige und leistbare Nachmittagsbetreuung anbieten.

    Gerade bei zwei Menschen, die 40+ Stunden/Woche arbeiten, bleibt der Haushalt unweigerlich etwas chaotisch. Manchmal waschen wir die Wäsche erst, wenn wir bemerken, dass wir keine sauberen Socken mehr haben. Oder wir lassen die trockene Wäsche auch mal eine Woche hängen. Oder wir zaubern uns lachend das Abendessen aus „Resten“, weil keiner daran gedacht hat, einzukaufen. Geputzt wird am Wochenende, das geht meistens von meinem Mann aus und wir machen es gemeinsam. Dass dies so sein würde, hat sich allerdings schon abgezeichnet, bevor wir eine Familie gegründet haben. Es wäre undenkbar gewesen, dass ich nur Teilzeit und er Vollzeit arbeitet, weil beide Jobs und beide Leben gleich viel wert sind. Für den Nachwuchs bedeutet das: Keine klaren Rollenverteilungen bei den Eltern, ein gesundes Frauenbild.

    Ich weiß leider nicht, wie viele Kinder du hast und wie alt sie sind, würde dir aber raten, deinem Mann zu sagen, dass du gerne wieder mehr arbeiten möchtest und es daher entweder nötig ist, dass er zu Hause mehr mithilft, oder dass ihr eine Putzhilfe und Nanny beschäftigt. Du kannst auch mal „radikal“ sein und die Wäsche einfach nicht waschen, nicht putzen, nicht kochen. Du könntest sagen, du hättest am Nachmittag genügend Energie auf die Kinderbetreuung gelegt und der Rest sei dabei liegengeblieben. Was anderes fällt mir auch nicht ein. Auch Mütter haben ein Recht auf Feierabend.

  2. Liebe unbekannte Mama, beim Lesen Deiner Mail konnte ich leider immer wieder nur zustimmend nicken bzw. eigentlich eher den Kopf schütteln. Mir geht es ähnlich. Mein Mann ist einerseits beruflich sehr eingebunden und andererseits will er aber vieles auch gar nicht machen. Seine stete Antwort: „Ich kann es nicht.“ Und manchmal kommt noch ein Satz hinzu, wenn ich dagegenhalte, dass auch ich alles probieren und mir somit selbst beibringen musste (ob es der Umgang mit dem Baby ist, kochen, putzen o.ä.) und man es nur auch mal wollen muss, dann erklärt er mir, dass es aber den Frauen auch alles irgendwie doch ein wenig von der Natur mehr gegeben ist, diese Dinge einfach zu machen/können. Naja und wie sagte meine Oma immer: „Kann ich nicht, heißt einfach nur will ich nicht.“ Gegen so einen Nonsens kommt man sachlich als Frau ja gar nicht an. Das ärgert mich so, dass diese Aussagen wie „kann ich nicht“ einfach überhaupt keine faire und sachliche Diskussion zulassen. Viele Männer machen es sich so einfach damit. Und als Mutter kann man sich dann nicht einfach mal entziehen. Das ist so unfair! Mein Mann macht das auch gerne, wenn ihm was zuviel wird, dann entzieht er sich einfach der Situation. Würde ich es ebenso machen, würde unser Kind alleine da liegen und die Welt nicht mehr verstehen. Naja, ich will jetzt auch gar nicht alles wiederholen. Aber ich fühle sehr mit Dir! Bei uns ist es noch so, dass ich derzeit noch in Elternzeit bin, bald aber wieder arbeiten gehe. Und dann stelle ich mir die Frage, wie es dann gehen soll. Meine derzeitige Lösung ist, dann alles, was so an Haushalt anfällt, möglichst auszulagern. Und somit verschaffe ich uns mehr Freiraum, auch, um das Thema „Eltern sein ist ein Gemeinschaftsprojekt und keins der Mutter alleine“ weiter zu vertiefen. Ich kann und will mich damit nicht abfinden. Wir leben nun mal in einer Zeit, wo nicht nur die Frau einen Zusatzbeitrag zum Einkommen leisten kann/soll/muss sondern damit in der Folge doch auch Bitteschön der Mann einen Zusatzbeitrag leisten muss.
    Lange Rede, kurzer Sinn (entschuldige, dass es aus mir so rausgesprudelt ist): Mein Tipp wäre zunächst eine Haushaltshilfe. Und Trennen würde ich mich auch nicht sofort.
    Alles Liebe!

  3. Ich weiß wie es dir geht. Mein Mann weigert sich nicht in Worten, aber er macht einfach nichts. Es ist schon besser geworden. Seit 5 Monaten arbeite ich wieder Vollzeit. Das hat geholfen. Aber gefühlt 95% der Hausarbeit bleibt bei mir. Immerhin teilen wir uns dadurch das hinbringen und abholen aus der Kita gerecht auf. Meine Kids sind auch schon knapp 3 und knapp 5 Jahre alt. Ein Rezept gibt’s nicht. Bei mir hat „einfach“ wieder Arbeiten geholfen. Aber dadurch ist auch nicht fairer geworden… Nur anders.

    P. S. Eine Haushaltshilfe ist im Gespräch… Ob es das wirklich verbessert…. Ich weiß es nicht. Einkaufen, Geschirrspüler, Wäsche waschen etc. muss ich ja weiterhin…

  4. Liebe Unbekannte Mama,
    auch ich sehe es wie die anderen, daß das Hauptproblem die fehlende Wertschätzung Deines Mannes ist! Ich kenne das alles leider viel zu gut und kann Dir nur raten, mehr auf Dich zu achten! Wenn es vom Geld her passt, hol Dir Hilfe! Putzfrau oder Aupair ist toll! Mach nicht mehr alles für ihn, auch ihn mal ein WE alleine mit den Kids lassen, könnte helfen.
    Achte auf Dich, daß es Dir gut geht! Nur dann bist Du stark um auch für Deine Familie da zu sein. Kinder zu haben ist wahnsinnig anstrengend und ja, es sind auch seine Kinder! Traurig, daß er nicht den Wunsch hat, mit ihnen was zu machen, bzw „nicht der Typ“ für ist.
    Auch eine Paartherapie kann helfen.
    Wenn jedoch alles nichts nützt, er sich weiter verweigert und nicht sieht, wie unglücklich Du dabei bist, wirst Du Dich leider trennen müssen. Ich kenne jemanden, die es sich halt weiter gefallen lässt, weil sie sich nicht trennen kann, aber sie lebt in einer Art Wachkoma:-( Und das ist so traurig mit anzusehen, denn das Leben kann sooo wunderschön sein❤️

  5. Liebe Unbekannte,
    Ich bin ehrlich gesagt in einer ähnlichen Situation. Mein Mann ist allerdings Selbstständig und muss zeitweise auch viel reisen.
    Wir haben uns nach viel Ärger und Streit für Fensterputzer und Putzfrau entschieden. An den gemeinsamen Wochenenden teilen wir uns die Kinderbetreuung ca 30% er und 70% ich. Ist auch nicht ganz fair, aber besser als vorher.
    Vielleicht hilft das ja auch dir.
    Versuch einfach immer wieder das Gespräch zu suchen und mach keine Vorwürfe. Vielleicht musst du deinem Mann versuchen mehr deine Gefühlswelt näher zubringen. Ich glaube wenn er dich genauso liebt, wird er nicht wollen dass du so darunter leidest.

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