Einfach nur mal auf dem Sofa sitzen, Tee, trinken, lesen, einen Nachmittag lang!

Hinter uns liegt eine Woche, in der ein Magen-Darm-Virus reihum ging, alle drei Kinder, der Reihe nach, natürlich blieb auch ich nicht verschont. Zwischen all dem Kinder trösten, Fencheltee kochen, Kinder unterhalten, Bad putzen, Bett neu beziehen, Bettwäsche waschen, ging dann auch noch unsere Geschirrspülmaschine kaputt. Immerhin besser als die Waschmaschine, aber in einem Fünf-Personen-Haushalt auch nicht wirklich komisch. Und als ich so da saß, die Zweijährige auf dem Schoß, zum x.ten Mal „Die kleine Eule“ anschaute, kam da diese Sehnsucht, die mich seit ich Mutter bin, immer mal wieder überfällt, diese tiefe Sehnsucht danach, einfach mal nichts zu tun. Und zwar nicht nur fünf Minuten lang, bis wieder jemand etwas von mir will. Sondern einen Nachmittag lang. Einfach mal auf dem Sofa zu sitzen. Ohne Bilderbuch. Sondern mit einem Roman, einer Zeitschrift, einer Tasse Tee. Aus dem Fenster gucken. Nur aufstehen, wenn ich es will, und nicht, um zwei Streithähne davon abzuhalten, sich die Köppe einzuschlagen. Ohne Gedanken im Hinterkopf, was alles erledigt werden muss, ohne auf die Uhr zu gucken, weil jemand von einer Freundin abgeholt werden muss. Wann hatte ich das das letzte Mal? Einen wirklich freien Nachmittag?

Es ist dieses Gefühl, das manchmal aufkommt, wenn ich durch die Stadt laufe. Ja, laufe. Weil ich von A nach B muss, jemanden abholen, etwas einkaufen, zu einem beruflichen Termin. Und natürlich zu spät dran bin. Also laufen. Nicht bummeln. Dann laufe ich vorbei an Cafés, wo Menschen alleine oder mit Freunden an einem Tisch sitzen. Eine Zeitschrift lesen. Einen Kaffee in der Hand halten. Sich unterhalten. Aus dem Fenster schauen. Ich sehe das gemütliche Licht, Kerzen auf den Tischen, die Zeitschriftenständer neben dem Tresen. Und da ist es. Das Gefühl: Wann hatte ich es das letzte Mal? Einfach nur Zeit für mich, Zeit zum Vertrödeln, ohne Termine im Nacken, ohne das Gefühl „ich muss gleich noch a, b und c erledigen“. Ich sehe die Menschen in den Cafés und will auch einfach nur dort sitzen. Mich niederlassen. Abschalten. Oder Pläne schmieden, mich den Projekten zu widmen, die ich vor mir herschieben für Tage, an denen ich „mal Zeit dafür habe“.

Manchmal mache ich es. Es ist der Vorteil, den das freiberufliche Arbeiten mit sich bringt. Ich kann den Stift früher fallen lassen und einfach mal ins Café gehen. Oder zum  Mittagstisch essen zum Inder. Heilig ist auch meine Yogastunde. Das sind meine kleinen Oasen. Kleine Zeitinseln, die mir helfen, mich selbst nicht aus den Augen zu verlieren in all dem Trubel, den das Leben mit sich bringt. Das sind Momente, in denen ich meine Akkus auflade. Denn wenn man immer in Dauerbetrieb ist, kann der Akku nicht voll aufladen. Ist so. Aber: Diese Auflademomente sind nur Zeitinseln. Sie sind begrenzt. Von dem Gefühl: Eine halbe Stunde, dann muss ich im Kindergarten sein. Oder: Mehr als eine halbe Stunde ist nicht drin, denn ich muss noch den Text abgeben und danach habe ich einen Telefontermin.

Sich einfach mal treiben lassen, das ist nicht drin. Das ist auch meiner Freiberuflichkeit geschuldet, sicher. Denn der Nachteil ist, bei allen Vorteilen: Man hat ja eigentlich nie Feierabend. Irgendwas muss immer erledigt werden. Da das mit den 5 Stunden an 5 Tagen die Woche arbeiten ja nur blanke Theorie ist (in der Praxis kommen ja kranke Kinder, Betriebsausflüge des Kindergartens und 12 Wochen Schulferien dazwischen), bleibt immer etwas liegen. Sitze ich abends nach dem Insbettbringen der Kinder, wenn sie nicht einschlafen, noch ein oder zwei Stunden am Schreibtisch. Und an den Wochenenden? Gibt es auch immer etwas zu tun. Will ich die Zeit mit den Kindern genießen. Was schön ist und auch eine Art des Akku-Aufladens. Denn so ein Strandspaziergang oder Spielenachmittag ist für mich kein Stress, keine Verpflichtung, sondern Familienzeit, Spaß, Entspannung. Schon. Aber: Es ist keine Zeit nur für mich. Für mich ganz allein. Ohne etwas zu müssen. Nicht ans Kochen denken zu müssen. Nicht ans Insbettbringen denken zu müssen. Nicht ans Windelnwechseln denken zu müssen. Oder jemanden ein Glas aus dem Schrank zu holen, an den er nicht ankommt.

Ich will mich nicht beklagen. Ich habe es so gewählt, das freiberufliche Arbeiten, das Schreiben, die drei Kinder, die bewusste gemeinsame Zeit am Wochenende. Und es ist alles gut, wie es ist, ich will es gar nicht anders, ich will nichts eintauschen, nichts ändern. Aber so manchmal, so manchmal, da überkommt sie mich, die leise Sehnsucht nach dem Nachmittag mit einem guten Buch auf dem Sofa. Ohne Zeitlimit und To-Do-Liste im Nacken. In manchem Momenten stiehlt sie sich in mein Leben, diese Sehnsucht danach.

Was ich dann mache? Manchmal lasse ich bei der Arbeit meine To-Do-Liste To-Do-Liste sein. Man sollte eh nur Erledigt-Listen führen. Dann gehe ich länger als nur eine halbe Stunde Mittagstisch essen. Oder treffe einfach mal eine Freundin zum Frühstück, egal, lasse die Arbeit sausen. Denn das ist ja der Vorteil am Freiberuflerdasein. Der Preis dafür ist dann leider meist mehr Arbeit am Abend oder am Folgetag.

Und wenn ich dann meine Kinder abhole, ihre strahlenden Gesichter sehe, die kleine Maus auf den Schoß nehme und mein Gesicht an ihre weichen Haare drücke, dann fliegt sie auf und davon, diese Sehnsucht, winkt mir noch mal kurz zu und macht sich auf den Weg. Bis sie irgendwann wieder leise bei mir anklopft…

Aber wisst Ihr, was mich beruhigt? Sie wird wiederkommen, die Zeit, nur für mich, ohne dass jemand etwas von mir will. Ich werde wieder alleine am Nachmittag auf dem Sofa sitzen. Und dann vielleicht, nein wahrscheinlich sogar sicher, sehnsüchtig darauf warten, dass meine Kinder von der Schule, ihren Freunden, nach Hause kommen. Alles zu seiner Zeit. Auch Sehnsüchte haben ihre Zeit. Ich bin mir sicher, dass ich mich dann nach diesen trubeligen Spielenachmittag sehne, danach sehne, mit einem Kleinkind auf dem Schoß Bilderbücher anzuschauen. Ohja. Ich bin mir ziemlich sicher.

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