Ich hätte es nicht gedacht. Dass einen diese Schulpflicht so einschränken kann. Dass einen dieses Gebundensein an die Schulferien so ein eingezwängtes Gefühl verleiht. Ich gebe es zu, ich habe es mir immer schön geredet: Immerhin hat man ja in den Sommerferien 6 Wochen Zeit zu reisen. Und dann noch mal 6 Wochen übers Jahr verteilt. Und wenn man schlau nach Zielen sucht, dann muss es auch gar nicht teuer sein. Tja. Hatte ich mir so gedacht. Doch das erste Schuljahr meines Großen belehrt mich eines Besseren. Ich fühle mich ein Stück meiner Freiheit beraubt. Ich fühle mich eingeengt, in eine Korsett gepresst, mehr als ich vorher dachte. Und kann nur allen raten: Nutzt die Zeit vor der Schule zum Reisen! Es muss ja keine Fernreise sein – aber nutzt die Freiheit für ein verlängertes Wochenende. Für günstige Reisen außerhalb der Saison. Und ich überlege: Gibt es kein alternatives Modell zur Schulpflicht? Ein Modell, in dem die Kinder variabel Ferien nehmen können, so wie die Eltern Urlaub nehmen?
Wieso nicht! Vielleicht muss man ganz anders denken. Um die Ecke denken.
Es wird alles individueller. Und auch der Unterricht wird individueller. Mein Großer arbeitet in der Schule mit Wochenplänen, wo jeder Schüler den Stoff lernt, der seinem Können entspricht. Die einen Kinder sind noch beim Buchstaben F, die anderen schreiben schon das R, wieder andere sind schon beim Ei. Jeder macht sein Tempo, seine eigenen Aufgaben. So werden die verschiedenen Niveaus aufgefangen und alle Kinder dort abgeholt, wo sie stehen. Find ich gut.
Um die Ecken denken – neue Schulmodelle entwickeln
Und wenn der Lehrplan schon so individuell ist und man immer weiter wegkommt vom strikten Frontalunterricht – wieso nicht auch die Ferien individualisieren? So wie auch bei Arbeitnehmern? Wie wäre es damit: Die Sommerferien und die Weihnachtswoche bleiben. Die restlichen Ferientage kann jeder Schüler so nehmen, wie es der Familie am besten passt. So wie man Urlaubstage im Unternehmen nimmt. Hört sich vielleicht komisch an – aber wieso eigentlich nicht?! Natürlich muss die Betreuung in der Schule noch weiter so gewährleistet sein, dass es mit den 30 Urlaubstagen der Eltern übereinstimmt. Aber das sind Feinheiten, auch die Zeugnistermine und Klassenarbeiten, das ist mir klar.
Mir geht es um das Grundsätzliche: Wieso nicht auch die Schulferien individualisieren? Damit einhergehen müsste natürlich eine noch stärkere Individualisierung des Lerntempos, des Lernplans und des Unterrichts. Die Rolle des Lehrers würde sich verändern. Nicht mehr wie ein Dozent vor der Klasse stehen, sondern die Schüler beim Lernprozess begleiten. Jeden individuell in seinem Tempo. Nach seinen Möglichkeiten.
Schüler können Urlaub nehmen wie ihre Eltern: Wieso nicht?
Natürlich gibt es gute Gründe für gemeinsame Schulferien – aber wieso diskutiert man kein alternatives Modell? Wieso kann man dieses starre Gerüst nicht aufbrechen? Ich bin überzeugt, dass man manchmal auch mal um die Ecke denken muss, dass man manchmal auch ungewöhnliche Wege gehen muss. Unsere Gesellschaft verändert sich – und da muss sich auch das Modell Schule verändern. Mit einem aufgebrochenen starren Feriensystem muss sich auch der Unterricht verändern, starre Abläufe aufgebrochen werden. Aber wäre das nicht eine Chance, auf unterschiedliche Niveaus, Schwächen und Stärken einzugehen? Wäre das nicht ein Weg, den Unterricht anders zu strukturieren?
Ist das nicht mal eine Überlegung Wert?
Ich jedenfalls wälze in der letzten Zeit immer wieder solche Dinge im Kopfe hin und her. Denn die letzten Wochen vor den Osterferien haben mir gezeigt, wie urlaubsreif wir alle waren, wie lange diese Durststrecke seit Weihnachten war. Und wie eingeengt ich mich fühlte durch das Ferienkorsett: Wie gerne wäre ich einfach in den Urlaub gefahren. Aber es ging ja noch nicht mal ein verlängertes Wochenende!
Aber meine Gedanken sind nicht nur von der Reiselust und dem Wunsch nach Flugschnäppchen im Februar getrieben. Die Reiselust und dieses Gefühl, in einem Korsett eingezwängt zu sein, waren der Auslöser der Gedankenspiele – aber als ich erst einmal anfing, diese Gedanken hin und her zu wälzen, konnte ich sie kaum noch bremsen.
Wieso nicht einmal neue Wege gehen?!
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Ich habe noch keine schulpflichtigen Kinder, verstehe aber das Problem mit den Ferien sehr gut! Was ich aber nicht verstehe ist, dass wenn doch jeder in seinem eigenen Tempo lernt (am Beispiel einer ist noch bei „F“ und ein anderer schon bei „Ei“), dann ist so schon keine Struktur drinnen und ich wüsste nicht was da noch kaputt gehen sollte. Der unglücklichste Fall wäre dann ja, dass der, der noch bei „F“ ist, auch noch gemütlich in den Urlaub fährt – nicht, dass er es nicht verdient hätte… Wenn er dann hoffentlich erholt wiederkommt, sind die anderen noch weiter. Aber die anderen Schüler fahren dann doch auch irgendwann in den Urlaub und er kann wieder aufholen, nicht? Die Anzahl der Urlaubstage ist ja bei allen Schülern gleich und die Zeit, in der der Urlaub statt findet, auch.