Eltern scheint der Wettbewerb angeboren zu sein. Größer, schneller, weiter. Wer hat den ersten Zahn? Wer krabbelt als erstes? Wer malt die schönsten Bilder? Wer backt den schönsten Kuchen? Wer feiert den schönsten Geburtstag? Wer kann als erstes zählen, schreiben, rechnen und wer macht das beste Abitur?
Eltern sind ständig am Vergleichen
Kaum ist das Baby da, beginnt der Wettbewerb. In Krabbelgruppen und auf Spielplätzen wird sie millionenfach gestellt, die Frage „Und, kann er schon…“ wahlweise kann man da jetzt den Satz beenden mit „krabbeln.“ Oder „alleine stehen“. Oder „aufs Töpfchen gehen“. Mit Genugtuung wird registriert: Ah, der ist schon einen Monat älter als meiner und kann noch nicht robben! Als ob es die eigenen Leistung wäre und man selbst tagelang mühsam das Schlammrobben erprobt hat.
Später wird das mit den Wettbewerben ja noch viel schlimmer: In der Schule messen wir uns an den Leistungen unserer Kinder und wenn wir dann selbst Enkel haben, erzählen wir jeder Kassierin stolz, dass unsere Kleine ja schon krabbeln kann. Ich gebe es ja zu, ich kann mich dem auch nicht entziehen. Natürlich ist man stolz auf die ersten Schritte des Kindes und irgendwie sieht man es als Bestätigung dafür, dass man alles richtig gemacht hat, wenn der Sohnemann besonders schnell laufen lernt.
Aber wir sollten nicht vergessen, dass es hier um Entwicklungsschritte geht, die wir oft gar nicht beeinflussen können. Und nur weil der süße Kleine mit 10 Monaten die ersten SChritte machte, wird er nicht gleich erfolgreicher Bankmanager. Und auch die Abiturnote hängt nicht kausal mit dem Trockenwerden zusammen, habe ich mir sagen lassen.
Mamas im DIY – Wahn und Wettbewerb um den schönsten Kindergeburtstag
Doch der Wettbewerb geht noch viel weiter. Wir Mütter stehen ja auch unter einander im ständigen Wettbewerb. Das fängt an mit den Kuchen beim Kindergartenfest. Ohweh, die Mama bringt nur eine Fertigbackmischung. Das arme Kind. Bestimmt total vernachlässigt. Wenn die Mama noch nicht einmal selbst die Zutaten zusammenrühren kann.
Weiter geht es mit den Kindergeburstagen, über die ich mich schon reichlich ausgelassen habe – siehe hier. Als ob man die Liebe zum Kind mit einer dreistöckigen Fondanttore beweisen müsste. Weiter geht es mit den Rutschen und Trampolinen in den Gärten, wo seit einiger Zeit ein Wettrüsten stattfindet. Darüber schreibe ich nächste Woche mal mehr. Mir brennt es in den Fingern, aber das ist ein eigenes Thema.
Wieso stehen wir im ständigen Wettbewerb? Wer hat diesen Wettbewerb eigentlich erfunden? Ist es angeboren? Und vor allem: Muss das sein?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich darauf eigentlich keine Lust habe. Und dennoch mich immer wieder dabei ertappe, dass ich mich dem auch nicht ganz entziehen kann. Kann sich überhaupt jemand dem Ganzen entziehen? Wie macht Ihr das? Ich bin gespannt auf Eure Gedanken!