Was einer Mutter so vor der Einschulung durch den Kopf geht – mit dem Schulbeginn geht auch ein Stück Freiheit

Noch knapp eine Woche, bis sich in unserem Leben etwas gewaltig ändern wird: Mein Großer kommt in die Schule. Und je näher die Einschulung rückt, umso mehr wird mir bewusst, dass der Schulbeginn eine ganz schöne Veränderung sein wird. Die ich bisher unterschätzt habe. Die Einschulung war ja noch so lange hin! Und auf einmal steht sie vor der Tür und mir wird klar: Es beginnt tatsächlich ein neuer Lebensabschnitt.

Nein, ich möchte ich hier nicht vom Ernst des Lebens schwadronieren. Ich möchte auch nicht, dass irgendjemand das zu meinem Großen sagt. Für ihn ist es ein weiteres Abenteuer. Und ich möchte ihm auch nicht vermitteln, dass etwas Ernstes beginnt. Im Gegenteil: Schule macht Spaß! Endlich kann er neue Sachen lernen. Neue Kinder kennenlernen. Lesen lernen, Rechnen und all das, was Große alles schon können. Und er wird ganz viel malen und basteln und natürlich dann noch Musik machen und Sport machen. Darauf soll er sich freuen – nicht daran denken, dass irgendetwas Ernstes beginnt. Was soll das eigentlich mit dem Ernst des Lebens? Der Spruch verfolgt einen ja ein Leben lang und irgendwie… will ich das gar nicht. Das hört sich so bedrohlich an. Der Ernst des Lebens. Als ob man dann auf einmal die Last der Welt auf den Schultern trägt.

Mit der Einschulung beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Gedanken einer Mutter und von Eltern, wenn das Kind in die Schule kommt

Wieso mit dem Schulbeginn nicht der Ernst des Lebens starten soll

Nein. So soll er nicht in die Schule starten, mein kleiner Großer.

Aber trotzdem wird etwas ganz Neues beginnen. Nicht nur für ihn. Ich merke, dass auch ich innerlich aufgeregt bin. Und immer aufgeregter werde. Wie wird es für ihn sein? Wer kommt in seine Klasse (wir kennen nur drei von 18 Kindern bisher)? Wie werden seine Lehrer sein? Wie wird ihm die Umstellung vom Kindergarten gelingen? Wie wird er im Unterricht mitkommen? Wird er seinen Kindergarten vermissen?

Ich bin mir eigentlich sicher, dass er es gut meistern wird. Es war jetzt auch einfach an der Zeit, dass die Schule beginnt. Aber das ist ja nur eine Seite.

Die andere Seite ist das, was sich für uns als Familie ändert. Und das habe ich bisher unterschätzt. Denn der Schulstart ist auch gleichzeitig ein Verlust von Freiheit. Das hört sich jetzt doch negativer an, als ich beabsichtige. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Ja, es ist so. Mit der Einschulung geht uns ein Stück Freiheit flöten.

Nix mehr mit spontan einen kindergartenfreien Tag einlegen und faul im Bett bleiben!

Nix mehr mit spontan ein verlängertes Wochenende wegfahren!

Kein Urlaub mehr außerhalb der Ferienzeit! (was wir bisher ausgiebig ausgekostet haben)

Kein früheres Abholen zum Eisessen, weil das Wetter so schön ist.

Stattdessen: Schulpflicht. Morgen für Morgen in die Schule gehen. Nachmittags Hausaufgaben machen. Und neue Hefte, Ordner und Stifte kaufen, wenn sie benötigt werden. Und: Jeden Morgen pünktlich sein. Kein gemütliches Regenwurmbeobachten auf dem Hinweg – es sei denn, man geht extra früh aus dem Haus.

Hört sich jetzt ganz schön egoistisch an, oder? Aber der feste Rahmen der Schule wird schon eine Veränderung sein für uns. Auch wenn wir jetzt nicht jeden Freitag frei gemacht haben und auch nicht ständig schon mittags zum Eis essen gegangen sind – allein die Option, dass man es konnte, war so befreiend. Und die ist jetzt weg! Dieses Wissen im Hinterkopf macht alles anders.

Derletzte kindergartentag - Melancholie und Vorfreude

Bald steht er da mit dem Schulranzen auf dem Rücken!

Wie wird mein Sohn die Schule meistern?

Aber es ist ja nicht nur das. Abgesehen von diesen doch eher egoistischen Gedanken, drehen sich meine Gedanken um meinen Sohn. Der in den letzten Monaten noch mal ein ganzes Stück gewachsen ist – nicht nur in Zentimetern. Er hat so viel dazugelernt, ist viel selbständiger geworden und hat auch seine Schüchternheit abgelegt und kann wunderbar auf andere Kinder zugehen. Vieles von dem Stoff der ersten Schultage kann er bereits, er ist neugierig, er ist nicht auf den Kopf gefallen, er lernt gern Neues. Also eigentlich beste Voraussetzungen für den Schulstart!

Und dennoch macht man sich als Mutter vor der Einschulung natürlich viele Gedanken. Was ist, wenn die anderen Kinder in seiner Klasse doof sind? Was ist, wenn die Klassenlehrerin überhaupt nicht unser Typ ist? Was ist, wenn die anderen Lehrer auch blöde sind? Werden ihm seine Freunde aus dem Kindergarten fehlen? Wird er gerne in die Schule gehen? Was ist, wenn die anfängliche Neugier und Begeisterung übers Neue nachlässt? Wenn Routine einkehrt? Wird er sich trauen, sich zu melden und zu sagen, was er weiß? Was ist, wenn ein oder zwei blöde Jungs in der Klasse sind, die ihn ärgern und piesacken? Was mache ich, wenn er morgens einfach nicht hin mag? Wie reagiere ich, wenn er sich unwohl fühlt, wenn er „Heimweh“ nach dem Kindergarten hat? Wie wird es für meinen Sohn sein, wenn er wirklich realisiert, dass für ihn ein neuer Abschnitt beginnt? Dass die Freiheiten aus dem Kindergarten vorbei sind? Und nicht wiederkommen? Ich merke in den letzten Tagen, dass es auch in seinem Kopf rumort, dass ihm viele Gedanken durch den Kopf gehen.

Aber vielleicht mache ich mir auch ganz unnötige diese ganzen Gedanken vor der Einschulung. Weil Kinder sich viel besser an neue Gegebenheiten anpassen können, als wir Erwachsenen denken. Weil mein Sohn so viel selbstbewusster geworden ist in den letzten Monaten. Weil Kinder eine angeborene Neugier haben und sich freuen, Neues zu lernen. Und darauf vertraue ich. Ich hoffe nur, dass die Lehrer diese Neugier nicht ersticken, sondern fördern. 

Mit der Einschulung wird einem bewusst, dass Kinder so schnell groß werden

Und letztlich ist so ein neuer Lebensabschnitt für uns Eltern auch immer ein Zeitpunkt, an dem einem bewusst wird, wie schnell unsere Kinder groß werden. Und dass wir sie mit jedem Entwicklungsschritt ein Stück loslassen. Und ihnen vertrauen müssen, dass sie ihren Weg gehen. Jeder Entwicklungsschritt ist auch gleichzeitig ein Abschied von einem anderen Lebensabschnitt. Und Abschiede sind nie einfach. Und so gehe ich mit einer merkwürdigen Mischung aus Stolz, Vorfreude und Melancholie in die nächste Woche, wenn die Einschulung ansteht.

Eben noch ein kleines Baby, heute schon ein Schulkind. Die Zeit rast und wir Menschen haben leider immer noch nicht gelernt, sie anzuhalten! Aber das ist vielleicht auch gut so – denn wenn wir sie anhalten, würden wir die ganzen tollen Schritte verpassen, die uns noch bevorstehen. Denn bei aller Melancholie: Es ist das Tollste, was es gibt, einem Kind beim Großwerden zuzusehen. Und deshalb freue ich mich auf diesen neuen Lebensabschnitt, allen Gedanken und Sorgen zum Trotz. Es wird schon werden, das Ding mit der Schule. Wir werden da schon reinwachsen. Und mein Sohn erst recht.

Und wenn es Probleme gibt – dann werden wir sie lösen. Gemeinsam.

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3 Kommentare zu “Was einer Mutter so vor der Einschulung durch den Kopf geht – mit dem Schulbeginn geht auch ein Stück Freiheit

  1. Hier geht’s am Donnerstag auch los und ich teile deine Gefühle von neuen Herausforderungen (im postiven Sinne), weiter Loslassen und Respekt vor dem Verlust der liebgewonnenen Freiheiten! Ich habe tatsächlich am meisten Respekt vor der Umstellung in Richtung „Jeden Morgen pünktlich sein“. Waren wir bisher eher die „wir sind irgendwann zwischen 8 und 9 in der Kita“-Familie, müssen wir uns nun morgens starre Abläufe angewöhnen (nein, uns wir haben es in den Ferien bisher nicht geschafft, diese frühzeitig einzuführen, sondern lieber die Freiheit noch bis kurz vor Ende ausgekostet). Denn auch wenn der Große verstanden hat, dass Schule zu einer bestimmten Uhrzeit anfängt, ist dies beim gerade vierjährigen Bruder noch nicht angekommen… Und passend dazu ist mein Mann direkt nächste Woche auf Dienstreise. Ich sehe uns also am Montag schon völlig abgehetzt mit einem panischen („ich will nicht zu spät kommen“) Schulkind und einem schreienden und höchstens halb bekleideten („Ich will noch fertig spielen, nicht die blaue Hose, auf keinen Fall Zähneputzen, etc.“) Kita-Kind aufbrechen – und dies obwohl ich mind. eine Stunde eher aufgestanden bin als sonst… LG

    P.S. Der hier gewonnene Klettie-Gutschein hat das – zumindst aus Mutter-Sicht – Highlight für die Schultüte produziert. Danke noch einmal dafür!!

  2. Schulpflicht an sich ist schon mal ganz schön blöd. Denn es wird nicht jeden Tag etwas Neues gelernt und überhaupt … Hier in Estland darf man schon auch mit einem schulpflichtigen Kind auf Urlaub fahren, wenn alles dann zu Hause nachgeholt wird und alle Lehrer einverstanden sind. Hier darf man aber auch Homeschooling machen, was wir als Familie auch ausprobiert haben – herrlich! Denn so können die Kinder beim ersten Schnee sofort raus gehen und spielen, oder auch mal einen Spontanausflug machen.

  3. Meine Tochter hat jetzt schon drei Wochen Schule hinter sich. Ich hatte auch einiges an Muffensausen, weil sie gerade noch ein total schüchterne und ängstliche Phase hatte. Wir kannten auch nur zwei Kinder aus der Klasse und im Hort niemanden.
    Und nun bin überrascht von dem Potential das in ihr schlummerte. Sie geht richtig gern zur Schule und den halben Weg sogar schon allein mit ihrem Freund ohne elterliche Begleitung. Zum Hort wird sie auch schon vom Erzieher abgeholt und auch hier erweitern sie das Stück, dass sie alleine geht (hier ganz alleine ohne Freund) jeden Tag. Und es passt. Sie hat Spaß!
    Der Start war anstrengend, auch für mich, auch und vor allem emotional. Aber wir wachsen. :)
    Ich wünsch Euch eine gute Zeit und einen guten Beginn.

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