Berufsbedingt bin ich Mitglied in einigen Facebook-Muttergruppen. Um Anregungen zu holen, um Stimmungen einzufangen. Was mir verstärkt auffällt, ist der Gegenwind, der einigen Müttern bei ganz harmlosen Fragen entgegenschallt. Ein ums andere Mal macht mich der Hass in den Kommentaren sprachlos und betroffen, die Besserwisserei, das Beleidigen von anderen Meinungen. Ich frage mich: Muss das so sein? Und wieso mutieren so viele Frauen kaum ist der positive Schwangerschaftstest da, zu Radikalinskis? Die Abneigung, der Hass und teilweise auch die Herablassung erschüttern mich ein ums andere Mal – weshalb ich diesen Müttern gerne etwas sagen möchte…
Liebe Online-Mamas,
ich kann mir vorstellen, dass Ihr eigentlich ganz nett seid. Dass Ihr Eure Kinder liebt und nur das Beste wollt. Ich bin mir sicher, Euer Weg, die Kinder großzuziehen ist wohl überlegt und recherchiert. Aber wieso müsst Ihr andere Mütter von Eurem Weg überzeugen? Woher kommt diese Rechthaberei, dieses Vorverurteilen, wenn andere Mütter nicht zu 100 Prozent Euren Weg gehen? Wieso versucht Ihr nicht, andere Lebensweisen zu akzeptieren? Einmal hinzuhören, wieso sich jemand für einen anderen Weg entschieden hat? Noch einmal mehr nachzufragen, bevor Ihr gleich die Keule schwingt?
Nicht immer ist alles so wie es scheint. Manchmal haben Menschen ihre eigenen Gründe, weshalb sie sich für einen Lebensweg entscheiden. Das können gute Gründe sein. Ihr kennt sie ja oft gar nicht. Oder wollt sie gar nicht kennen.
Ich habe mich oft gefragt, wieso nette junge Frauen zu radikalen Besserwissermuttis mutieren, sobald das Kind sich ankündigt. Auf einmal nur noch einen einzigen Erziehungsstil beschwören, den zu 100 Prozent durchziehen. Das alleine finde ich ja gar nicht schlimm. Ich bediene mich nie einer Schublade zu 100 Prozent, sondern suche mir das, was zu mir passt und puzzel eine neue Schublade.
Woher kommt diese Missioniererei?
Das wirklich Schlimme ist diese Missionierei. Der ständige Versuch, anderen den eigenen Lebensweg aufzustülpen. Andere zu kritisieren, wenn sie eben nicht diese 100 Prozent erfüllen. Diese Überzeugung, dass nur man selbst die einzig richtige Entscheidung getroffen hat. Die Intoleranz gegenüber anderen. Das stört mich.
Das verstehe ich einfach nicht.
Auch wenn Ihr es oft zu meinen scheint: Den EINEN richtigen Weg, den gibt es nicht. Es gibt viele Wege. Und viele führen ans Ziel. Jede von uns muss den Weg finden, der am besten zum Lebensmodell passt, zur Familie, zu den eigenen Überzeugungen passt. Und diese Wege müssen nicht immer stringent sein. Genauso wenig, wie man sich nur aus einer Schublade bedienen muss. Es spricht nichts dagegen, sich seinen Weg zusammenzusuchen, sich verschiedener Modelle zu bedienen. Es spricht sogar sehr viel dafür. Denn es ist ja schließlich unser Leben, das Leben unserer Familie, unserer Kinder.

Einfach ne Tasse Tee drauf! Lasst uns doch zusammenhalten statt ständig gegeneinander anzugehen. Uns werden wirklich genug Steine in den Weg gelegt, da müssen wir nicht selbst noch welche dazupacken.
Zusammen statt gegeneinander: Warum ist das so schwer?
Ich mag das Wort Mommywars nicht mehr hören (und eigentlich auch nicht schreiben) – aber es trifft den Kern der Sache so gut. Denn manchmal erinnern mich die Auseinandersetzungen und Zitate auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken an eine Art Krieg: „Wir gegen die“.
Wer nicht alles so macht, wie ich es für richtig halte, der ist doof, weniger wert, den kann man verbal fertig machen?!
Nein. Dem hört man zu. Und hält vielleicht ab und zu einfach mal die Klappe. Man muss nicht alles kommentieren, man muss nicht immer seinen Senf dazugeben. Und man muss anderen nicht immer gleich sein gesamtes Weltbild aufzwängen.
Es ist doch gut, dass es Pluralität gibt. Dass es verschiedene Meinungen und Weltbilder gibt. Wie langweilig wäre die Welt doch, wenn wir alle denselben Lebensstil leben?!
(schon allein, weil man dann ja gar nicht mehr über jemand anderes läster könnte!)
Lasst uns doch alle einfach mehr zusammenhalten, die andere zu akzeptieren und nicht immer gleich zu verurteilen. Es werden uns Müttern wirklich genug Steine in den Weg gelegt (was Kinderfreundlichkeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und all diese Dinge betrifft), da müssen wir uns doch diese Steine nicht noch selbst in den Weg legen. Wir sollten uns lieber dabei helfen, uns diese Steine AUS dem Weg zu räumen.
In diesem Sinne, liebe Online-Mamas: Zusammen statt gegeneinander. Zuhören, versuchen zu verstehen, aber nicht immer gleich die Besserwissermami raushängen lassen – und schon gar nicht: Andere verbal runterzuputzen, nur weil sie nicht denselben Erziehungsstil pflegen wie man selbst. Da haben wir doch alle mehr von. Niemand ist perfekt. Muss auch keiner sein, denn das wäre doch langweilig!
Das musste mal raus.
Danke, Eure ganznormalemama Nathalie.
Ich glaube dieser Fanatismus stammt, genau wie im Falle von Religion oder Politik, von der Angst vielleicht doch auf dem falschen Pferd zu sitzen. Je unsicherer man ist, desto unerbittlichen muss man seinen Weg verteidigen und wenn man es schafft, andere von seinem Weg zu überzeugen, dann ist das Bestätigung dafür, dass man richtig liegt. Gerade beim Thema Erziehung ist dieses existenziell und die Unsicherheiten ganz besonders groß. Liebe Mütter, ihr werdet NIE in der Lage sein alles richtig zu machen und genau das macht Euch zu guten Müttern. Xx
Leider ist das in vielen Online Plattformen ,in denen jeder frei seine Meinung äußern kann, der Fall. Und genau dies wird viel zu oft missbraucht um Dampf abzulassen.. sei es weil sich jemand von einem Kommentar fälschlicherweise persönlich angegriffen fühlt oder man einfach nur einen schlechten Tag hatte. Ich finde das ebenso mehr als schade und deshalb deinen Artikel umso besser! Es sollten mehr Leute zum positiven Umgang aufrufen, so wie du, um ein freundlicheres Klima und mehr Zusammenhalt – trotz Anonymität – zur Regel zu machen!
Ganz liebe Grüße
Conny
Ganz meine Meinung, ich verstehe es auch nicht. :-(
Klasse Artikel. Gilt nicht nur für Mami-Themen … LG
Das ist nicht nur unter Müttern (leider) so. Ich bin in einer Gruppe von Hühner Freunden (Weil ich halt Hühner mag) Selbst da gibt es ein Gehackt, wenn man das so sagen darf. Schade. Vielleicht macht es die Anonymität uns einfach oft zu einfach.
Trotzdem Kopf hoch
Conny