Kuchenbacken, Laternebasteln, schnell noch ein Mini-Workout zwischendurch, vorm Schlafengehen fix ein hyperkreatives DIY zaubern, die lustige Kinder-Pluderhose fertignähen und dann im Morgengrauen, nach dem Zähneputzen, erneuten Mini-Workout, der zehnten Atemübung und dem Beinerasieren die Bento-Brotbox für den Kindergarten fertig zaubern, mit kleingeschnibbelten Obst und in Blumenform ausgestochenenem Vollkornbrot: Wenn man sich im Internet und in Zeitschriften so umschaut, dann hat man als Mama echt viel zu tun. Wenn es eine Stellenanzeige gäbe, mit der eine moderne Mutter von heute gesucht wird, dann würde ein Multitalent gesucht.

Pappteller beim Kindergeburtstag? Come on! Wo ist denn bitte die Mottoparty? Die Mottoteller? Die Tischdeko? Das niedliche Melamingeschirr? Sechs, bitte setzen.
Stellenanzeige: Für die ausgeschriebene Position wird gesucht…
- Eine nett anzusehende junge Frau (hübsch, aber nicht zu hübsch, nicht zu dick, aber auch kein Strich in der Landschaft)
- handwerklich begabt (die Heißklebepistole sollte Ihre beste Freundin sein!)
- im Nähen und Stricken bewandert (aber bitte nicht einfach nur schnöde rechte Maschen, linke Maschen Schals)
- mit einem Händchen fürs Kuchenbacken (unter einer dreistöckigen Regenbogentorte geht gar nix! Wer das nicht beherrscht, braucht sich gar nicht erst bewerben!)
- mit Talent und Erfahrungen im Ausrichten von Events (insbesondere Kindergeburtstage. Wer hier jetzt nur mit Topfschlagen oder Bello, Bello, Dein Knochen ist weg ankommt, der kann sich die Bewerbungskosten ebenfalls sparen)
- stressresistent beim Dekorieren von Bento-Brotbboxen (die Herzform bei den Brotscheiben beherrscht auch Lieschen Müller, hier wird schon ein wenig mehr Kreativität erwartet. Bio und Vollkorn ist Voraussetzung und mindestens drei unterschiedliche, saisonale Sorten Obst und Gemüse. Die vegane oder Allergiker gerechte Version sollte auch aus dem Ärmel geschüttet werden.)
- Sinn für Ordnung und stringente Linienführung beim Einrichten des Kinderzimmers (weiß! clean! Designeraufbwahrungskörbe! Holzspielzeug! Weniger ist mehr! Und überhaupt!)
- immer gut gelaunt und nie genervt (nein, auch nicht, wenn die Kinder um 22 Uhr immer noch nicht schlafen wollen und auch nicht, wenn der siebte Trotzanfall beim Abendbrot aufgeführt wird)
Die Mutter von heute muss DIY-Ass, Kindergeburtstagsentertainerin und zumindest zeitweilig ein Bikinimodell sein
- verständnisvoll, pädagogisch absolut korrekt, konsequent und nie am Meckern, stets liebevoll (versteht sich, dass hier gemeint ist: Immer. In jeder Situation. Und überhaupt. Eben.)
- kreativ und DIY-erprobt! In jeglicher Hinsicht. (zu einem anständigen Kinderhaushalt gehört das tägliche DIY)
- ein Top-Hausfrau. (Stichwort: Ordnung. Abwechslungsreiches Essen. Gebügelte Hemden für den Mann. Nach Farben sortierte Bücher im Regal. Geputzte Fenster.)
- immer top-gekleidet. (nicht nur modisch und für alle Lebenslagen ausgestattet, sondern auch sauber. Immer. Wer jetzt mit Rotzflecken oder Brei am Revers kommt, der kann das Bewerbungsgespräch gleich schon wieder verlassen)
- sportlich aktiv. (und zwar rund um die Uhr. Morgens Breathübungen am offenen Fenster, mittags das Mini-Workout, zwischen drin Yoga, dann Joggen, abends gerne unterschiedlichste Entspannungstechniken)
- belesen und gebildet. (Abo der führenden Magazine erwünscht)
- gepflegt und faltenfrei. Gewaschene Haare. Immer. (tägliches Massieren der Akupressurpunkte soll Wunder wirken. Ebenso erwünscht tägliche Beinrasur, Augenbrauenzupfen, aber nicht zu sehr, Honigmasken und der regelmäßige Besuch der Kosmetikerin)
- achja. Und mit Leidenschaft spielend mit den Kindern. Zu jeder Zeit. (ja, auch das regelmäßige, aufopfernde Spielen von Rollenspielen mit Dreijährigen gehört dazu. Die Prüfung: Schaffen Sie es, sieben Mal hintereinander eine Rolle Kekse im Kaufmannsladen zu kaufen?)
- Talent im Laternebasteln (bitte keine ollen Bastelsets), Grußkarten ausschneiden, Geschenke einpacken, Buffets bestücken (Öko! Regional! Saisonal! Vegan!).
- Ass in Sachen Vorlesen. (Teil der Prüfung: Zehnmal Conni auf dem Bauernhof lesen)
- Und erfolgreich im Beruf! Gleichzeitig Teilzeit und Vollzeitarbeitend, das Kind aber gleichzeitig zuhause betreuend und im Montessori-Kindergarten. (wie, gleichzeitig geht nicht? Dann haben Sie schlechte Karten!)
- Gutes Geld verdienend. Aber gleichzeitig bitte viel Zeit für die Kinder. Unds fürs Mini-Workout. Und das Pumphosennähen. Und die Fondanttorte.
- Last but not least: Ich sag nur Selbstverwirklichung. Auf allen Ebenen. Und überhaupt. Ständig.

Wie jetzt?! Pausen?! Die moderne Mutter von heute braucht keine Pausen. Nein. Nie. Und überhaupt.
Und, fühlt Ihr Euch von der Stellenanzeige angesprochen? Dann bewerbt Euch doch jetzt. Aber nicht das Mini-Workout zwischendrin vergessen.
Wenn Ihr Euch jetzt fragt: Was sollen wir denn noch alles machen?!
Dann geht es Euch wie mir. Ich frage mich immer, wo diese Erwartungen eigentlich alle herkommen? Und wieso rennt unsere Gesellschaft dem Ideal, den Ansprüchen so hinterher? Der Tag hat leider nur 24 Stunden und den Download-Button für Extrazeit habe ich im Internet auch noch nirgends gefunden. Lasst uns das Leben doch lieber genießen. Mit unseren Kindern. Und auch ab und an ohne die Kinder. Und glaubt mir: Mein Sohn bekommt keine Bento-Brotbox und das Brot halbiere ich ganz schnöde. Die Gurken sind auch einfach nur in … Scheiben geschnitten. Und zum letzten Kindergeburtstag habe ich Fertigkuchen aus der Packung gebacken. Und wenn meine Jungs Rollenspiele spielen wollen, muss ich zufälligerweise immer aufs Klo.
Wie sieht es bei Euch aus? Fühlt Ihr Euch manchmal unter Druck gesetzt, von dem perfekten Supermütterbild?! Ich habe beschlossen: gut genug reicht
Ich will nicht perfekt sein .reicht. Und was gut genug ist, das bestimme immer noch ich und sonst niemand!
wieso niemand perfekt sein muss, lest Ihr auch in meinem Buch Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter!
Willkommen bei der ganznormalenMama! Wollt Ihr familienfreundliche Reisetipps? Oder kinderleichte Rezepte? Oder Lustiges, Nachdenkliches aus dem Mamaalltag? Dann stöbert im Archiv und folgt mir per Email, auf Facebook, bei Instagram oder Pinterest – ich freue mich auf Euch!
Und wusstet Ihr, dass mein neues Buch „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder
„ auf dem Markt ist!? Ein undogmatischer Erziehungsratgeber zum Thema „Zweites Kind“ – humorvoll und praxisorientiert
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Oh wie schön, jetzt konnte ich mal herzhaft lachen….natürlich gleich als Mini-Workout ….für die Lachmuskeln….Aber ich muss gestehen, auch ich sitze schon an den Vorbereitungen für den Kindergeburtstag im Februar (das hat aber andere Gründe)…dafür gibt es Topfschlagen und Minidisco und Stuhltanz ;) … und Bento-Boxen (das Wort habe ich erst letztes Jahr gelernt) gibt es hier niemals nich….und Brot in Herzchenform….ich bitte Dich, wir mussten unsere Stullen früher auch so essen ;)
LG Ivi
Oh ja, ich fühle mich schon öfter unter Druck gesetzt. Meine Instagram-Sucht hilft mir dabei auch überhaupt nicht… Zur Adventszeit, bei all den Level 100-selbstgebastelten Adventskalendern musste ich manchmal echt schlucken – dabei handelte es sich oftmals um Kalender für Kinder unter 2. Meine kleine ist 18 Monate. Und sie hatte keinen Adventskalender. Wozu denn auch? In meinem Kopf ist es logisch, dass Kinder nicht nur glücklich werden, wenn man ihnen Brotstücke in Form von Sternen serviert, oder zum Geburtstag alles dekoriert ist, wie im Hochglanzmagazin, oder die Laterne nicht gekauft, sondern selbst gebastelt ist – aber manchmal, ja manchmal da wünsche ich mir schon zumindest ansatzweise eine Begabung in Dingen wie Malen, Basteln, Backen etc zu haben…
Wo die ganzen Erwartungen herkommen, kann ich dir leider auch nicht beantworten. Von den Kindern bestimmt zu Beginn nicht. Ich hätte allerdings Angst, dass die Erwartungshaltung der Kinder ins Unermessliche steigt mit den Jahren…
Ich muss lernen öfter mal Stopp zu sagen, ganz laut Ommmmmm zu machen und mir endlich nicht mehr von diesen „Supermamis“ ein schlechtes Gewissen machen zu lassen :).
Ach das war eine schöne Minipause. Den Artikel gelesen, Bsuchmuskeln durch wiederholtes Lachen Trainiert und sonst nix gemacht. Gar nix. Auf geht’s, das schnöde Butterbrot für die Kinder will dekoriert werden.
Danke für diesen netten und entspannten Beitrag. Ich sehe es genauso. Unsere Kindergeburtstage waren immer normal und immer ein grosser Spaß für Alle: vierter Geburtstag: Muffins, frei spielen, Partymusik hören so laut es geht und schreiend durch die Wohnung laufen, Saure Schnüre schnappen, nach draußen und da schreiend und jauchzend rumtollen. Würstchen mit Ketchup und Brot und dann nach Hause. Super! Fünfter Geburtstag: das gleich plus Schatzsuche ( war nicht ganz so ein verregneter Tag) nun steht der sechste Grburtstag an und wir werden es wieder genauso machen. Weil meine Jungs es genauso haben wollen :) es ist mir egal was Andere machen. Ich seh nicht ein hunderte Euro für nen Geburtstag auszugeben, wenn es einfach und zuhause so viel Spaß macht.
Danke! Ich bin gefühlt auch immer die einzige Mutter, die sich vor dem Kindergeburtstag nicht verrückt macht – wegen der Mitgebseltüten und dem sonstigem Kram. Schreckliche neumodische Eigenheit, oder? Jede Mama versucht hier noch einen draufzusetzen und lustiger und origineller zu feiern als der letzte gemeinsam gefeierte Geburtstag zuvor. Wohin soll das noch führen?
Ich lese Mamablogs gerne, aber frage mich nachher regelmäßig, was die Mamas mit ihren Kindern anstellen, wenn sie z.B. 5 Stunden lang backen und danach 5 Stunden dekorieren ;-) Manchmal so unrealistisch wie der Sonntagskrimi…
Oh ja, eine gute Frage! Wo sind die Kids in der Zeit, während gebacken und die bento-Box dekoriert wird? Das geht mir bei vielen Blogs und instagramern durch den Kopf!