Das Kind braucht doch eine Mütze: Kaum ist man Mama, kommen die Ratschläge von allen Seiten

Es gibt nichts Privateres als das Familienleben und die Kindererziehung. Und kaum etwas, bei dem einen ALLE reinreden. Ungefragt. Kaum etwas, wo jeder meint, es besser zu wissen. Und auch mal ungefragt Ratschläge zu verteilen.

Das Kind braucht doch eine Mütze!

Kennt Ihr, den Satz, oder? Habt Ihr wahrscheinlich mehr als einmal ungefragt gehört? Ich wette, Ihr habt es auch sofort vor Augen, dieses Bild: Das Kind mit seinen eineinhalb Jahren  sitzt fröhlich im Kinderwagen, hat sich die Mütze vom Kopf gezogen und in eine Pfütze gepfeffert. Ist auch egal, bei 7 Grad Außentemperatur, kommt es schon so klar. Und außerdem ist da ja noch die Kapuze und das Kinderwagenverdeck. Denke ich.

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Das Kind braucht doch eine Mütze. Ich kann es nicht mehr hören!

Ungefragte Ratschläge nerven!

Die ältere Dame denkt das nicht. „Aber das Kind braucht doch eine Mütze.“ Sagt sie. Und guckt mich auffordernd an. Das Kind lacht und zieht sich auch noch die Kapuze vom Kopf. Skandal. Ein nackter Kopf mit vielen Haaren und das bei 7 Grad! Ich beiße die Zähne zusammen. Lächel. Halbwegs höflich. Reicht ihr nicht. Nochmal. Sie kommt näher: „Das Kind braucht doch eine Mütze! Es ist so windig heute.“ Ich lächel nochmal, leicht gequält, will weiterschieben. Sie stellt sich in den Weg. Nein, sie hat was auf dem Herzen, das muss sie loswerden. „Das – Kind – braucht – eine – Mütze. Sehen Sie doch, er hat ganz rote Ohren. Er hat bestimmt Ohrenschmerzen.“ Das Kind winkt ihr lachend zu und die Ohren sieht man gar nicht unter seinen langen Haaren. Danke für den Ratschlag. Ironie aus.

Ungefragte Ratschläge an Mütter nerven: Alle wollen sich in die Erziehung der Kinder einmischen und jeder meint es bessser zu wissen als die Eltern.

Die ältere Dame, nein, ich nenne sie in Gedanken natürlich schon längst die blöde Oma, will noch mehr erklären, aber nun ist meine gute Kinderstube irgendwie grad auf Klo gegangen und ich schiebe energisch um sie rum, nun nicht mehr lächelnd und flüchte schnell auf die andere Straßenseite.

Wer kennt sie noch – diese Situation? Besonders in den Monaten von September bis April ist der Satz „Das Kind braucht doch eine Mütze“ fast schon an der Tagesordnung.

Ratschläge von allen Seiten schon in der Schwangerschaft

Kaum ist das Kind da, nein, halt. Es geht schon früher los. Kaum ist man schwanger, da prasseln sie von allen Seiten auf einen ein. Die gut gemeinten Ratschläge. Kein Matjes, bloß keinen Sex, oder doch Sex, weil dann kommen die Wehen früher, baden, aber nicht zu heiß baden, Camenbert geht schon, nein, geht auf keinen Fall, Mozart bitte täglich und dann jeden Abend ein Gute Nacht Lied für den Babybauch, am besten zweistimmig mit Papas Brummen noch dazu.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich meine zwei Jungs das mit dem Auf die Welt kommen nicht noch überlegt hätten, wenn sie mich und Papa zweistimmig Guten Abend Gute Nacht vorm Bauch krakeelen gehört hätten.

Ist das Kind da, gehen die Ratschläge weiter. Jeder, aber wirklich jeder, weiß alles grundsätzlich besser. Pekip ja, Pekip nein, Massage hier, Babyschwimmen da. Egal ob kinderlos oder kinderreich, die Leute wissen Bescheid. Natürlich viel mehr als man selbst.

Beim Einkaufen mit Kindern trifft man besonders oft auf Besserwisser

Auch hier diese schöne Situation, die man mehr als einmal erlebt – und die sicherlich auch jede von Euch kennt: Supermarktkasse, es dauert mal wieder länger und das Baby schreit. Ihm ist warm, langweilig, das Piepen der Kasse nervt, es will auf den Arm und natürlich hat es Hunger, Babys haben immer Hunger. IMMER. Genau dann, wenn es nicht passt.

Der Arme Kleine! Er hat bestimmt Hunger!

Eine ältere Dame. Mal wieder. Ja, er hat Hunger pflichte ich ihr bei. Aber es geht weiter. Na, mein kleiner, hast Du so einen Hunger? Hat deine Mutter dir nichts zu essen mitgenommen?

Das Essen tropft grad aus meinen Brüsten, aber was soll ich tun? Ihn einhändig an der Kasse stehend stillen? Klar. Dann noch bezahlen und alles in den Kinderwagen packen. Hätte ich mal machen sollen, allein des Gesichtes der Dame wegen!

Ich weiß schon, viele dieser Sprüche sind nur nett gemeint, der Versuch eines Small Talks und so weiter. Ich bin ja auch nicht immmer so genervt. Aber es fängt dort schon an. Und zieht sich durch den gesamten Alltag. Ratgeber über Ratgeber, und jeder will was anderes. Ich hatte mich ja schon mal darüber ausgelassen, dass wir Mamas es uns gegenseitig so schwer machen, aber es wird uns auch schwer gemacht. Ich frage mich, ob es früher auch so war? Oder wirken wir Mamas von heute einfach nur so ratlos? Was meint Ihr?

Nicht falsch verstehen bitte: Ich nehme gerne Ratschläge an. Ich frage auch gerne mal nach einem Rat. Denn ich weiß längst nicht alles. Bin natürlich auch in einigen Dingen unsicher, beim ersten Kind war das noch mehr als jetzt beim zweiten. Aber dieses ständige öffentliche Reinreden in das privateste – muss das sein?

Ich fasse mir dabei auch an die eigene Nase. Ertappe mich selbst oft genug dabei, es auch besser zu wissen. Ich reiße mich zusammen. Versuche, nicht ungefragt, meine Ratschläge zu verteilen. Ich gebe es zu: Es fällt manchmal echt schwer. Aber man kann sich ja auch mal zusammenreißen, oder?! Ich habe die Nase von diesen nicht enden wollenden ungebetenen Ratschlägen. Die dann auch noch meist getarnt als Vorwurf daher kommen!

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33 Kommentare zu “Das Kind braucht doch eine Mütze: Kaum ist man Mama, kommen die Ratschläge von allen Seiten

  1. Pingback: Buchtipp für Mamas und Papas: Bräuche rund ums Kindermachen und -kriegen weltweit | Eine ganz normale Mama

  2. ich finde es gibt schlimmeres, ist doch schön zu wissen das es noch menschen gibt die auf ihre umwelt achten. das wünsche ich mir öfter. es geht gerade nur um das gekränkte ego, das man dargestellt wird als schlechte mutter. da sollte man einfach drüber stehen auch wenn es manchmal schwer fällt.

  3. Sehr schön geschrieben und wie wahr.
    Mein Kind bzw. Baby ist jetzt immer ohne Mütze unterwegs, weil sie sie sich sowieso sofort runterzieht. Egal wie fest sie gemacht ist. Ich warte nur auf die Kommentare.
    Was ich noch kenne, der Griff an die Füße, ach die sind aber kalt, sollte sie nicht noch lieber Schuhe tragen.
    Auch gut, sind die älteren Leute beim Spazieren gehen, wovon die Kleine dann immer wach wird. Super! Der Tag mit einem quengeligen Kind sind mir auch die liebsten. Einmal wurden wir sogar bis in den Hausflur verfolgt. Manchmal fragt man sich aber auch, was in anderen Köpfen vor sich geht. Da muss man dann auch nicht mehr immer höflich sein bzw. kann auch gar nicht.

    Liebe Grüße

  4. Hi!

    Oh ja, das „Kind hat bestimmt Hunger“. Das höre ich auch ständig. Danke für deinen Kommentar auf meinem Blog. Als Eltern hat man es echt nicht leicht auch wenn es alle nur gut mit einem meinen!

    LG Sarah

  5. Witzig und pointenreich geschrieben und na klar kenne ich das – und als der Große noch ganz klein war ist mir das immer besonders sauer aufgestoßen, da ich mich im Babyalltag selbst noch recht unsicher fühlte.
    Übrigens war es mit der Mütze bei uns oft genau umgekehrt: „dem armen Kind ist viel zu warm, es schwitzt, es braucht keine Mütze, ziehen Sie ihm doch bitte die Mütze aus“. Einmal sollte ich auch „das ist ein HUND“ und nicht „das ist ein Wau-wau“ zu meinem knapp 1-jährigen Sohn sagen. Rückblickend kann ich darüber nur lachen.
    Du schreibst aber auch, es sei oft nett gemeint, der Versuch eines Small Talks und so weiter. Das denke ich auch oft spielt Einsamkeit eine Rolle wenn (meist) ältere Herrschaften mal wieder ihren Senf dazu geben.
    Mittlerweile sind unsere drei Jungs im Grundschul- und Kiga-Alter und man hört sie oft von weitem heulen, quengeln oder zanken oder alle wollen „Erster sein“ und rennen sich gegenseitig über den Haufen, so dass die Oma mit ihrem Hund lieber schnell noch die Straßenseite wechselt bevor sie ihr zu nahe kommen!

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