Wie schaffe ich es, mich selbst nicht aus den Augen zu verlieren und im Alltag mehr Zeit und Ruhe für mich zu finden? Das ist gar nicht so einfach, sondern so komplex, dass ich ein ganzes Buch darüber geschrieben habe: „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein“. Da das Thema mir so am Herzen liegt, freue ich mich sehr, dass mir Judith, Coach für Mütter, einen Gastbeitrag geschrieben hat, in dem sie Tipps gibt, wie wir uns selbst mit kleinen Schritten mehr Platz im Alltag einräumen, egal, wie stressig er ist:
„Hallo Supermom!
Du fragst Dich vielleicht gerade, warum ich Dich so nenne? Ist das sarkastisch, überspitzt? Nein! Mama sein ist ein Vollzeitjob. Allerdings nicht der Einzige, den Du hast. Nebenbei arbeitest Du vielleicht auch noch für einen Arbeitgeber oder bist selbstständig, kochst, putzt, chauffierst Deine Kids. Du bist Mama, Seelentröster, Pausenclown, liebende
Partnerin.
Puh. Ganz schön viel oder?
Und dabei ist noch keine Minute Dir selbst gewidmet. Wo bleibst Du? Wann nimmst Du Dir Zeit, wieder Frau zu sein?
Reagiere unerwartet
Dein Partner und Du streiten über das immer gleiche Thema und er/sie scheint Deine Argumente überhaupt nicht zu hören? Die großen Kids lassen selbstverständlich alles rumliegen, schließlich haben sie eine Putzfrau – Dich! Und die kleineren Kids tun sich schwer damit, Grenzen einzuhalten? Meist steckt hier ein Muster dahinter, dass sich so
verselbstständigt hat, dass es automatisch auslöst, sobald einer der Beteiligten es „lostritt“. Dahinter steckt das Unterbewusstsein, das eine erlernte Situation mit einer erlernten Reaktion verknüpft. Und das meist, ohne dass Du bewusst überhaupt eingreifst.
Um diese Situation zu durchbrechen, werde Dir des Musters bewusst. Und reagiere dann bewusst anders, als Du es normalerweise tun würdest. Beispiel: Dein Kind rennt den ganzen Tag um Dich herum, und möchte partout nicht allein
in seinem Zimmer spielen? Du bräuchtest aber gerade eine dringende 10 Minuten Kaffee Auszeit? Statt jetzt in den Kampf zu gehen mit dem Kind, dass sofort in den Widerstand geht, lade es doch zu einer Pause ein: „Ich lade Dich dazu ein, mit mir Pause zu machen. Wir hören Dein Hörspiel auf dem Sofa, ich trinke Kaffee, wir kuscheln aber es wird nicht geredet.“ Bei meiner Tochter wirkt das Wunder! Warum? Weil der Trigger (Meine Aufforderung) fehlt, auf den sie reagiert (Widerstand). So haben wir einen Kompromiss und ganz häufig geht sie nach 5 Minuten selber in ihr Zimmer, weil ihr langweilig wird.
Zeit für Dich
Um Dich der ständigen Verfügbarkeit zu entziehen, brauchst Du Zeiten, die nur Dir gehören. Me-Time. Suche Dir eine Zeit am Tag, wo Du nicht akut gebraucht wirst (weil niemand ins Bett muss oder das Essen auf dem Herd köchelt) und jemand Anderes auf Deine Kids aufpassen kann. Kommuniziere diese Zeit konkret an Dein Umfeld. Du bist in der Me-Time nicht da! Diese 30, 60 Minuten sind nur für Dich. Ob Du ein Bad nimmst, ein Buch liest, mit Deiner Freundin telefonierst oder einfach Musik hörst, bleibt komplett Dir überlassen. Du wirst merken, das Chaos wird nicht größer oder kleiner, nur weil Du mal eine Stunde nicht da bist.
Achtsamkeit im Alltag
Das häufigste Problem von unseren endlosen To Do Listen ist, dass wir uns selbst überfordern und unsere Grenzen ganz bewusst immer wieder übergehen. Wir ignorieren körperliche Signale wie Kopfschmerz, Müdigkeit, Augenzucken, weil wir denken, dafür ist jetzt keine Zeit. Wir unterdrücken aufkommende Gefühle wie Panik, Angst, Wut. Erst muss noch … erledigt werden. Das kann Dein Körper eine kurze Zeit aushalten, weil er an die Reserven geht. Danach wird er schnell deutlichere Signale senden. Und diese brauchen meist sehr viel länger, um sie wieder auszubalancieren. Am Ende also kein Zeitgewinn, ganz im Gegenteil. Du hilfst Niemandem, am wenigsten Dir selbst, wenn Du nicht auf Deine Bedürfnisse achtest. Wenn Du das nächste Mal ein Signal Deines Körpers spürst, antworte direkt. In diesem Moment.
Schließe die Augen, nutze Deine anderen Sinne. Was hörst, schmeckst, riechst, fühlst Du? Nimm es bewusst wahr und atme dabei tief und ruhig ein uns aus. Lass die Gefühle einfach da sein, für diesen Augenblick. 30 Sekunden – 1 Minute. Damit fokussierst Du Dich auf Dein Innen und signalisierst Deinem Körper, dass Du ihn wahrnimmst.
Dankbarkeit zelebrieren
Du bekommst als Superwoman häufig (noch) nicht die Dankbarkeit und Anerkennung, wie Du sie Dir wünscht? Sei Dein eigenes Vorbild. Wann hast Du Dich das letzte Mal für etwas gefeiert, was Du erreicht hast? Dabei geht es nicht um die großen Meilensteine, sondern die Kleinigkeiten des Alltags. Feiere Dich, wenn Du heute geschafft hast, Sport zu
machen, oder auch mal eine dir gesetzte Pause einzuhalten (stillsitzen kann schwer sein :)) Werde Dir der kleinen Dinge bewusst und sei dankbar. Für das wunderbare Wetter da draußen, dafür, dass die Bäckersfrau heute morgen so freundlich gelächelt hat, dafür, dass das Kind durchgeschlafen hat.
Dein veränderter Blick auf die Welt schafft nicht nur Freude in Dir. Durch deine veränderten Reaktionen werden sich auf Reaktionen auf Dich verändern.
„Der Zauber steckt immer im Detail“ (Theodor Fontane)
Lieben Dank für die Anregungen, Judith! Ihr könnt Judith unter kontakt@judithdombert.de erreichen oder Ihr auf Instagram folgen, wo sie jeden Tag neue Impulse postet!
Kennt Ihr eigentlich schon mein Kochbuch? „Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ – dort findet Ihr mehr als 80 Rezepte – unkompliziert nachzukochen und zu backen!
Kennt Ihr auch meine anderen Bücher?
„Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter
„Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“
Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel
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