Im trubeligen Alltag mit Kindern haben wir Mütter ja so ziemlich alles auf dem Zettel. Wir denken an die Brotboxen, die Wechselwäsche, die Unterschriften unter Klassenarbeiten und verarzten nebenher aufgeschlagene Knie und schlichten Geschwisterstreit. Wir haben so viel um die Ohren, dass wir aber dabei eines aus den Augen verlieren: uns selbst. Wie man es schafft, diesem „ich“ wieder mehr Zeit einzuräumen, darüber schreiben die liebenswerten und kompetenten Damen von Mutterkutter.de nicht nur auf ihrem Onlinemagazin, sondern auch in ihrem Buch „Der Survivalguide für Mamas: Die besten Überlebensstrategien für deinen Familienalltag. Entspannt durch die Vor- und Grundschulzeit„. Hinter Mutterkutter stehen Dorothee Dahinden, Judith Bildau, Kerstin Lüking und Isabel Huttarsch. Und sie haben zusammen auch diesen famosen Druck rausnehmenden und praxisnahen Ratgeber geschrieben. Wie man es schafft, den Druck rauszunehmen, verrät mir Judith heute im Interview:
Wie schaffe ich es, dass es mit Kita-Kindern morgens stressfreier wird?
Judith: Das kennen wir wohl alle: Obwohl wir uns jeden Morgen fest vornehmen, dass es heute ganz bestimmt entspannter ablaufen wird, kommen wir oft schon nach fünf Minuten an unsere Grenzen. Unserem Kita-Kind schmeckt das Frühstück nicht, die Hose, die wir ihm anziehen wollen, sieht blöd aus und wird die Ecke gepfeffert und unsere innere Uhr tickt. Wir werden nervös, ungeduldig und ungehalten. Das überträgt sich postwendend auf unser Kind und schon sind wir wieder gefangen in der allmorgendlichen Spirale aus Gemotze, Geschimpfe und, ja, gar nicht so selten Tränen. Spätestens, wenn wir unser Kind dann in der Kita abgegeben haben, tut uns alles furchtbar leid und wir zweifeln an unseren Qualtitäten als Eltern. Der erste Schritt ist hier zunächst einmal: Tief durchatmen! Und das Wissen: Ihr seid nicht allein! Weltweit spielen sich allmorgendlich diese Dramen hinter verschlossenen Haustüren ab und weltweit könnten Eltern daran schier verzweifeln.

Und wie kann man diese Motz-Spirale verhindern?
Judith: Nehmt den (Zeit-) Druck raus! Je weniger Druck auf dem Kessel ist, desto weniger leicht kann er explodieren. Eine große Hilfe kann hier zum Beispiel sein, dass ihr so viel, wie irgendwie geht, bereits am Abend vorher vorbereitet- und das am besten gemeinsam mit euren Kindern. Die Kita-Tasche wird gemeinsam gepackt und die Kleidung für den nächsten Tag gemeinsam herausgelegt. Nach kurzer Zeit wird die gemeinsame Vorbereitung zu einem Ritual und das Risiko für unerwartete Überraschungen am nächsten Morgen deutlich gesenkt. Morgens kann es es hilfreich sein, wenn Eltern eine halbe Stunde früher als die Kinder aufstehen- um in Ruhe zu duschen, einen Kaffee zu trinken und sich fertig zu machen. Starten sie entspannt in den Tag, überträgt auch das sich sofort auf ihre Kinder
Wie gestalte ich den Übergang von Kita/Vorschule zur Schule?
Judith: Hier ist es besonders wichtig, dass wir unserem Kind ruhig und gelassen zur Seite zu stehen. Es ändert sich mit dem Eintritt in die Schule nämlich sein kompletter Alltag und das ist, vor allem emotional, sehr fordernd. Diese Veränderung kann stark verunsichern und auch ängstigen. Manchmal erscheint ein Kind, das eigentlich Feuer und Flamme für die Schule war, nach einigen Tagen völlig resigniert oder sucht mit zu Hause immer wieder die Konfrontation, weil es frustriert ist. Wir sollten uns als Eltern nun besonders darin üben, unserem Kind zuzuhören, wertfrei, geduldig. Wichtig ist hier auch, keine „Leistungsblase“ aufzubauen. Bei dem Eintritt in die Schule geht es nämlich nicht nur darum, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, sondern auch darum, immer selbstständiger, mutiger und konfliktkompetent zu werden. Das ganze ist ein Prozess, ein großer Entwicklungsschritt und das Beste, was wir hier für unser Kind tun können, ist, ihm liebevoll-gelassen und ohne große Erwartungshaltung zur Seite zu stehen.
Was ist die Wackelzahnpubertät? Wie kann ich sie für mein Kind und mich leichter gestalten?
Judith: Die Wackelzahnpubertät ist eine Phase, in der ein wahrer emotionaler Wirbelstrum in unserem Kind tobt. Viele Kinder zwischen fünf und sieben Jahren durchleben diese aufreibende Phase, die natürlich bei jedem Kind unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Sie erleben in dieser Zeit quasi alle Emotionen, die sie fühlen können- und das manchmal quasi gleichzeitig. Von traurig bis fröhlich, von nähebedürftig bis abweisend, von verständnisvoll bis blind vor Wut- alles ist möglich und verändert sich nicht selten in Sekundenschnelle. Das ist wahnsinnig anstrengend für unser Kind, aber natürlich auch für uns als Eltern! Es ist wichtig, dass wir Eltern diese Phase als einen wichtigen Entwicklungsschritt anerkennen. Unser Kind lernt nämlich nun, seine Gefühle sehr deutlich wahrzunehmen, aber eben auch Mechanismen zu entwickeln, wie es mit ihnen umgehen kann. Das ist nicht gleichbedeutend damit, Gefühle zu „unterdrücken“, nein, es geht vielmehr darum, in gewissen Situationen eine Form der „Frustrationstoleranz“ aufzubauen. Dafür braucht es aber natürlich unsere elterliche Hilfe. Deshalb ist nun auch hier unsere Aufgabe, ruhig zu bleiben, Geduld zu haben und, wenn nötig, Grenzen zu setzen. In schwierigen und fordernden Phasen unseres Kindes ist es aber mindestens genauso wichtig, dass wir als Mama und Papa uns regelmäßig allein oder gemeinsam Auszeiten nehmen und unsere Energiereserven aufladen. Davon profitiert dann auch unmittelbar unser Kind: Sind unsere Batterien voll, können wir ihm die Eltern sein, die es gerade braucht.
Danke, liebe Judith, für die Tipps!
Noch viel mehr Tipps lest Ihr im „Survivalguide für Mamas“ – ganz konkrete, praxisnahe Tipps, die Ihr in den Familienalltag integrieren könnt. Von der Aufgabenverteilung im Haushalt, das Organisieren, wenn Kitainfekte die Tagesplanung durchkreuzen, dem Begleiten des Schulanfängers beim Selbständigwerden bis hin zu Lerntipps, Tipps, wie man Streit umgeht und wie man mit dem Partner als Team und als Liebespaar die Jahre übersteht. Und natürlich gibt es viele Tipps dazu, wie man für sich selbst Raum einräumt, fit bleibt, weniger Stress hat und das Ich wieder entdeckt.
200 Seiten voller Informationen, praktischen Tipps – fundiert recherchiert, sehr persönlich und kurzweilig aufbereitet. „Der Survivalguide für Mamas“ ist so geschrieben, dass man sich beim Lesen sofort aufgehoben fühlt, wie eine sanfte Umarmung. Ein Buch für Mütter, das Mut macht und das motiviert, dem Ich mehr Raum zu geben. Dicke Leseempfehlung! Und die gilt auch für Mutterkutter.de!
„Der Survivalguide für Mamas“ ist im Humboldt Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.
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