Ausflugstipp für Familien: Das Günter-Grass-Haus in Lübeck

Aus meiner Heimatstadt stammen zwei Literaturnobelpreisträger: Thomas Mann und Günter Grass (nun ja, er hatte sein Büro hier in Lübeck und lebte in einem Dorf in der näheren Umgebung). Beides Autoren, die ich übrigens sehr schätze. Als Lübeckerin habe ich sie natürlich in der Schulzeit lesen müssen – und dann auch (ganz wirklich freiwillig!) häufiger noch nach der Schulzeit zu ihren Büchern gegriffen (okay, ich gebe zu, vorm Schlafengehen nach einem anstrengenden Tag lese ich lieber etwas Seichteres). Beiden Literaturnobelpreisträgern ist hier in Lübeck je ein Haus mit einer eigenen Ausstellung gewidmet. Das Günter Grass Haus befindet sich dort, wo auch das Büro des Autoren war. Nun, Günter Grass ist jetzt nicht unbedingt als Kinderbuchautor bekannt. Ich weiß. Aber trotzdem gibt es im Günter Grass Haus einiges für Kinder zu sehen – und nicht nur zu sehen, sondern auch zum Anfassen, Ausprobieren und sogar Herumtoben. Und viele der Bilder, die Günter Grass, der nicht nur Autor sondern auch hervorragender Maler war, gemalt hat, sind wie für Kinder gemacht, denn es ist ganz erstaunlich, was Kinder in ihnen entdecken.

Schon im Eingangsbereich des Günter Grass Hauses fällt der Hinweis auf, der üblicherweise in Museen hängt. Nur dass hier Fotografieren, Anfassen und Trommeln (!) ausdrücklich erlaubt ist. Trommeln? Ja. Trommeln auf einer rotweißen Blechtrommel wie Oskar aus „Die Blechtrommel“. Was wäre eine Günter Grass-Ausstellung ohne eine Blechtrommel? Meine Kinder lieben Lärm. Und Trommeln. Und so eine Einladung kann man ja schließlich nicht ausschlagen, oder? Ein Glück gibt es noch genügend weitere Dinge, so dass ich das Trommeln verkürzen kann. Ein Kind trommelt laut. Drei Kinder trommeln lauter. Ein Glück schreien sie nicht so wie Oskar dazu. Die Trommeln stehen direkt in einem Kolonialwarenladen (wie in… na, wisst Ihr es? Klar, wie in „Die Blechtrommel“). Nachgebaut, versteht sich, aber originalgetreu. Mit Brausepulver (von dem sich die Kinder sogar bedienen dürfen!), Bonbons (auch hier dürfen sie einmal zugreifen), Kartoffeln, Äpfeln, einer alten Registrierkasse und sogar Aalen. Die sind nicht echt, fühlen sich aber so an. Fieserweise sind sie in einer Fühlschublade, in die man reinfasst und nicht weiß, was einen erwartet.

Anfassen ausdrücklich erlaubt

Nicht nur Fühlschubladen gibt es, einige Regale weiter gibt es Riechschubladen. Gerüche raten und sich freuen, denn es sind Düfte, angenehme Düfte, so viel kann ich schon mal versprechen (nein, kein Aalduft, versprochen!). Zu hören gibt es auch und  noch viel besser: Es gibt ein Geheimversteck unter dem Tresen, in das die Kinder verschwinden und erst nach einer Weile herauskommen.

Irgendwie schaffe ich es, meine Kinder aus ihrem Geheimversteck herauszulocken  – das Versprechen darauf, dass es noch einen Raum extra für Kinder zum Toben und Lesen gibt, überzeugt sie. Ein Holzschiff, auf dem man herumklettern kann, mit Fernglas, Steuerrad und dicken Kissen – dazu Bücher und Spielsachen, auch kleinere Kinder haben hier ihren Spaß. Was wiederum für uns Eltern praktisch ist, um sich die Ausstellung abwechselnd in Ruhe anzuschauen.

Entdeckungstour für Kinder

Gleich neben dem Holzschiff hängen die Porträts der Crew – gemalt von der Kinderbuchautorin Nadia Budde.

Sie hat für das Günter Grass Haus nämlich eine Kinderrallye entworfen. Mit einem liebevoll gestalteten Begleitheft, das es am Eingang gibt, können die Kinder auf Entdeckungstour gehen. Die Aufgabe: Alle Mitglieder der Crew zu finden, damit Käpt’n Olek Schnarock (eine Schnecke mit Schnauzbart, dreimal dürft Ihr raten, wer dafür Modell gestanden hat?!) in See stechen kann. Bilder der Crewmitglieder mit so lustigen Namen wie Bootsmann Heinrich Motten oder Schiffsjunge Stanko Ratzke sind überall in der Ausstellung versteckt (sogar in der Toilette und Garderobe), so dass die Kinder neben dem Suchen der Schiffsmannschaft auch noch die Ausstellung genauer anschauen können. Am Ende gibt es an der Kasse noch eine Belohnung für alle richtig gefundenen Crewmitglieder.

Ich mag den Ansatz sehr, Kinder so für ein Museum zu begeistern, das auf den ersten Blick wenig mit Kindern zu tun hat und bin mir sicher, dass Günter Grass, selbst Großvater von 18 Enkeln, es gefallen hätte, Kinder durch sein Haus toben zu sehen. Ich habe Günter Grass sogar mal persönlich getroffen – als Journalistin durfte ich fürs Kulturressort bei einem der berühmten Werkstatttreffen von Grass und Autorenkollegen Mäuschen spielen und anschließend auch mit ihm darüber sprechen. Für jemanden, der vom Schreiben lebt wie ich, ist das etwas Besonderes und Inspirierendes!

Das Günter Grass Haus ist in der Lübecker Altstadt in der Glockengießerstraße. Dienstags bis Sonntag ist es von 11 bis 17 Uhr geöffnet, ab April täglich von 10 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen 8 Euro, Kinder bis 6 Jahren kommen umsonst hinein, bis 18 Jahren zahlen sie dann 2,50 Euro. Es gibt auch Familienkarten ab 9 Euro. Ich würde das Günter Grass Haus Eltern mit Kindern im Kindergarten und Grundschulalter empfehlen, aber auch meinen Kleine hatte mit ihren zwei Jahren schon großen Spaß im Spielraum und Kolonialwarenladen. Übrigens kann man im Günter Grass Haus auch Kindergeburtstage ausrichten – Infos dazu gibt es beim Haus direkt.

Kennt Ihr schon meine Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

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