Gastbeitrag: „Mein Mann ist immer der good Guy und überlässt mir die unangenehmen Dinge wie Erziehen und Verbieten“

Good Guy, Bad Guy? Kennt man aus dem Fernsehen. Die Kommissare, die sich beim Verhör aufteilen. Der eine macht einen auf einfühlsam, der andere mimt den harten Kerl. So ähnlich sei es auch bei ihr und ihrem Mann, schrieb mir eine Leserin, die mich fragte, ob sie sich in einem Gastbeitrag einmal Luft verschaffen und die Meinung von anderen Leserinnen hören kann. Ihr Mann übernehme immer nur die angenehmen Dinge im Familienleben – toben, Ausflüge, Schwimmen gehen – während an ihr die ganze Erziehungsarbeit und damit Verbieten, Meckern, Lernen für die Schule und so weiter hängen blieben. Das nerve, denn sie sei damit zwangsläufig immer die Meckermama, sagt die Leserin. Eine spannende Frage, fand ich und bat sie um den Gastbeitrag!

„Es nervt einfach nur. Immer bin ich die Buhfrau. Die, die immer meckert. Die alles verbietet. Die ans Insbettgehen erinnert, an die Hausaufgaben und alle ermahnt, den Tisch zu decken. Und mein Mann? Der ist ja nie da. Also jedenfalls tagsüber nicht. Da ist er ja bei der Arbeit. Und wenn er dann abends nach Hause kommt, dann spielt er mit den Kindern, macht mit ihnen Quatsch oder liest ihnen etwas vor. Während ich da stehe, alle rufe, um den Tisch zu decken, den Kindern tausendmal sage, dass sie sich fürs Bett fertig machen müssen und dann morgens diejenige bin, die die viel zu müden Kinder weckt und zur Schule hetzt… er sitzt dann ja schon im Büro und bekommt nichts mit.

Den ganzen Alltag überlässt er mir. Er ist der Superpapa für die tollen Dinge. Für den Feierabend, für das Wochenende, den Urlaub. Er macht jeden Quatsch mit. Und wird dafür von den Kindern geliebt. Ich würde auch gerne viel mehr Quatsch machen und schöne Sachen mit den Kindern, aber oft fehlt mir dazu die Energie. Denn der Alltag ist schon anstrengend, meine Arbeit als Lehrerin ist anstrengend und der Alltag besteht leider nicht nur aus lustigen Spielen, Vorlesen und Quatsch machen.

Ich bin es wirklich leid! Mein Mann zieht sich aus der Erziehung komplett raus. Er macht nur die netten Dinge, die angenehmen Sachen, bei denen er mit den Kindern Spaß hat. Alles, was irgendwie mit Ermahnen, Drängeln, Erziehen zu tun hat, überlässt er mir. Nie kommt von ihm eine Ermahnung. Aber nicht, weil er nichts auszusetzen hat. Sondern weil er wartet, dass ich es mache. Wenn ich dann mal nicht schimpfe, weil ich es wirklich nicht mehr mag und es ihm überlassen möchte, dann ignoriert er es einfach – meckert dann aber im Nachhinein an mir herum, dass ich ja nun wirklich etwas hätte sagen können.

Wie oft ich ihm schon gesagt habe, dass ich nicht immer diejenige sein möchte, die meckert und verbessert? Ich habe aufgehört zu zählen. Ich habe ihm so oft gesagt, dass es so nicht geht und dass er sich auch in die Erziehung einbringen muss. Und dass es nicht sein kann, dass er die netten Dinge macht und der ganze Alltag mit all seinen Seiten an mir hängen bleibt! Das ist ihm aber komplett egal. Er hat nach einem Tag Arbeit keine Kraft und Lust zum Erziehen, sagt er. Er will am Wochenende nicht schimpfen, sondern Spaß haben. Das will ich ja auch! Aber es ist ja nun mal nicht immer alles lustig und es gibt halt mit zwei Schulkindern auch Dinge, die man erledigen muss. Hausaufgaben, Referate, für Arbeiten üben. Pünktlich im Unterricht sein.

Mich macht es wahnsinnig. Die Rollen sind so klar abgesteckt, seit Jahren. Es ist ja kein Wunder, wenn meine Kinder mich „die Meckermama“ nennen und ihren Vater vergöttern. Ja, ich gebe zu, ich bin auch ein bisschen eifersüchtig auf ihn. Ich möchte auch mal der good Guy sein! Ich hasse es, so allein gelassen zu sein mit der ganzen Erziehungs- und Alltagsarbeit! Kennt Ihr das Gefühl auch? Ist die Rollenaufteilung bei Euch auch so? Was macht  Ihr dagegen?“

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Danke für Deinen offenen Gastbeitrag! Bei uns ist es eher so, dass mein Mann der strengere von uns beiden ist, weshalb ich die Erfahrungen nicht so direkt teile. Aber ich kenne das Gefühl in Ansätzen, wenn ich versuche, die Kinder ins Bett zu bringen und herumschimpfe und genau dann, wenn alle liegen und ruhig sind, schneit der Herr von der Arbeit ins Schlafzimmer und macht alle nochmal munter. Das sind auch Momente, wo ich denke: Ich bin hier olle Meckermama, mit ihrem „Zähne putzen, bitte umziehen, nein, ich lese jetzt nicht noch ein Kapitel“ und dann kommt der feine Herr nach Hause, ignoriert, dass Schlafenszeit ist und macht noch mal eine spaßige Kissenschlacht! Kennt Ihr diese Situationen auch? Habt Ihr einen Rat für diese Mutter?

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7 Kommentare zu “Gastbeitrag: „Mein Mann ist immer der good Guy und überlässt mir die unangenehmen Dinge wie Erziehen und Verbieten“

  1. Ich denke, bei uns ist es ähnlich, aber doch anders. Ja, ich bin auch diejenige die ständig, stündlich, täglich, mahnt, hinter herruft und versucht die Kinder zu erziehen. Abends neige ich dann manchmal dazu, die Fehltritte der Kinder meinem Mann vorzutragen, der wiederum einfach der Meinung ist, ich müsste stärker durchgreifen, damit sie hören.
    Bei uns ist es allerdings zum Glück so, dass ich die „ins-Bett-bring-Geschichte“ schon sehr früh auf meinen Mann abgewälzt habe und ich da nur zuständig bin, wenn er nicht da ist…

  2. Verteilt die Aufgaben neu, würde ich da sagen. Mache ihn doch fürs Abendprogramm verantwortlich und lass ihn dafür sorgen, dass die Kinder pünktlich abends im Bett liegen. Dann muss ER sie zum Abendbrot rufen, zum Zähne putzen und umziehen ermahnen ect. Und du kannst abends die Spaß-Mama sein, die dem Treiben einfach zuschaut und gar nichts mehr zu meckern hat. :-)

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