Die Kunst, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren: Mütter, Ihr dürft egoistisch sein!

Ich gebe es zu: Ich bin irgendwie ein hoffnungsloser Fall. Ich weiß es ja eigentlich besser. Aber trotzdem ist es immer dasselbe. Die Familie tut sich reihum auf beim Essen, alle sitzen mit ihren vollen Tellern da. Und ich? Schnippel das Essen für das Baby klein, während mein Essen kalt wird. Mama denkt zuletzt an sich. Es ist ja leider symptomatisch. Ein Beispiel für ein Verhalten, das sich durchs ganze Mamaleben zieht. Wir Mütter neigen dazu, zuletzt an uns selbst zu denken. Wir flitzen durch unser Leben, haben alles im Kopf von den Schließtagen der Kita bis hin zur aktuellen Windelgröße des Babys, nur uns selbst vergessen wir viel zu oft. Wir verkneifen es uns auf die Toilette zu gehen, weil das Baby auf dem Arm eingeschlafen ist, wir verzichten auf unsere Lieblingsserie, weil das Kind nicht einschlafen will und kuscheln eine Extrarunde im Bett. Wir pellen uns bibbernderweise im Schwimmbad als letzte aus den nassen Badesachen, weil wir erst einmal alle Kinder abtrocknen und umziehen. Und so geht es munter weiter: Unsere eigenen Bedürfnisse setzen wir an letzter Stelle. Hauptsache, die Familie ist glücklich, dann ist auch die Mama glücklich?!
Ganz so einfach ist es eben nicht.

Niemand kann auf Dauer existieren, ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.

Nun, existieren vielleicht schon – aber nicht wirklich LEBEN, lebendig sein.

Denn auf Dauer geht dieser Zustand an die Substanz.

Wir sind nun mal nicht nur „die Mutter von“ sondern verdammt nochmal auch einfach wir selbst. Es reicht nun mal nicht, nur die Grundbedürfnisse zu decken.

Und auch mit einem hübschen Muttertagsgeschenk ist es nicht getan (dass ein Muttertag im Jahr nicht ausreicht, hatte ich ja schonmal geschrieben). Klar entschädigt ein „Mama, ich hab dich so lieb“ für alles. Natürlich gibt es nichts Schöneres als zu kuscheln und der Blick in leuchtende Kinderaugen. Ich schmelze jedes Mal dahin, wenn sich zwei kleine Kinderarme um meinen Hals schlingen. Dass mir die Zeit mit meiner Familie wichtiger ist als Karriere und Selbstverwirklichung, habe ich ja auch schon mal beschrieben – aber das heißt ja nicht, dass es mich und meine Bedürfnisse gar nicht mehr gibt!

Wer nie an sich selbst denkt, der muss sich nicht wundern, wenn er/sie irgendwann vergessen wird. Wer sich selbst aus den Augen verliert, der wird auch von anderen nicht mehr gesehen.

Und genau darum geht es: Bei all dem Trubel, den der Alltag mit Kindern so mit sich bringt, dürfen wir Mütter uns selbst nicht aus den Augen verlieren. Denn wer sich nicht um sich selbst kümmert, der kann sich irgendwann auch nicht mehr um andere kümmern.

Ein sehr schönes Bild dazu fand kürzlich eine Zuhörerin auf einer Lesung von mir aus meinem Buch „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein“. Sie sagte folgendes:

„Es ist ja wie im Flugzeug, wo man sich auch zuerst die Sauerstoffmaske aufsetzen soll und dann erst dem Kind.“

Genauso ist es! Das Bild passt. Denn wenn wir uns nicht zuerst die Sauerstoffmaske aufsetzen, dann fallen wir in Ohnmacht und kommen gar nicht mehr dazu, dem Kind die Maske aufzusetzen.

Und so ist es im Alltag: Wenn wir immer nur für andere da sind und uns selbst immer an letzte Stelle setzen, dann haben wir irgendwann keine Kraft mehr. Und wenn wir keine Kraft mehr haben, dann können wir auch nicht mehr für andere da sein, anderen Kraft geben. Und deshalb ist es nicht egoistisch, auch mal egoistisch zu sein.

Das soll jetzt kein Aufruf sein, alles stehen und liegen zu lassen, die Kinder sich selbst zu überlassen und hemmungslos nur noch die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Es geht um das gesunde Maß. Das Maß an Selbstzuwendung, das jede Mutter braucht. Das bei jedem anders ist. Deshalb kann ich auch keine Empfehlung geben à la „eine halbe Stunde am Tag und einen halben Tag am Wochenende solltet Ihr nur für Euch reservieren.“ Weil solche generellen Empfehlungen natürlich großer Quatsch sind. Denn jeder Mensch ist anders und jeder hat ein anderes Bedürfnis nach Zeit für sich und Selbstfürsorge. Wie viel Zeit und Raum Ihr für Euch und Eure Bedürfnisse benötigt, müsst Ihr selbst herausfinden. Das variiert übrigens auch – es gibt solche und solche Phasen. Und wie Ihr diese Zeit und diesen Raum füllt, ist auch allein Eure Sache. Für die eine Mutter reicht der tägliche Kaffee ganz in Ruhe genossen, die andere Mutter braucht einen ganzen Nachmittag für sich und wieder eine andere regelmäßig ein Yoga-Wochenende ohne Kinder. Und alles ist ok! (Weshalb wir auch nicht darüber herziehen sollten, wenn eine Mutter ein anderes Auszeit-Bedürfnis hat als wir.)

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Nur eines haben wir Mütter alle gemeinsam: Wir brauchen hin und wieder einen Moment Ruhe, einen Moment Zeit nur für uns. Um Kraft zu schöpfen und dann wieder voll neuer Energie für unsere Kinder da zu sein. Wir Mütter können nicht immer auf Volldampf laufen – irgendwann ist der Akku leer. Und was macht man mit einem leeren Akku? Aufladen!

Deshalb liebe Mütter: Denkt auch mal an Euch. Seid auch mal egoistisch – ganz ohne schlechtes Gewissen. Denn dadurch schöpft Ihr Kraft und Energie, die Euren Kindern wiederum zu Gute kommt.

(und wenn Ihr feststellt, dass ein Freundin sich eben nie Zeit für sich nimmt und am Ende der Kräfte ist – dann ladet sie zu einem Kaffee ein, geht mir ihr spazieren und entführt sie in eine kleine Auszeit, es wird ihr gut tun)

Tipps wie man sich selbst nicht aus den Augen verliert und an seine eigenen Bedürfnisse denkt - Mütter Burnout vorbeugen und mehr Achtsamkeit im Alltag und wie wichtig es ist kleine Auszeiten zu finden

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  Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

„Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“

Ein Kommentar zu “Die Kunst, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren: Mütter, Ihr dürft egoistisch sein!

  1. Danke für diesen Beitrag! Der kommt wie gerufen. Ich werde nämlich morgen mit zwei Freundinnen eine solche Auszeit antreten bis Sonntag (hoffentlich, denn einige Kinder sind wohl nicht so fit). Wir freuen uns auf die Zeit der Regeneration. Wir sind unterschiedlich und unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt und jede von uns braucht düse Zeit für sich! Wir werden einfach in Ruhe (!) essen, ohne sich um andere Teller zu kümmern, Bücher lesen, Wein trinken und füreinander da sein. Die Vorfreude ist groß, aber ich glaube jede packt ihre Tasche mit einem schlechten Gewissen… typisch Mutter!

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