Mein Baby, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mal mit Dir schimpfen werde (… und ich weiß, dass es irgendwann so kommt)

Babys sind so knuffig, so süß. Und sie machen noch keinen Blödsinn. Also fast keinen Blödsinn. Und wenn, dann überwiegt das Süßsein so sehr, dass man Babys nicht böse sein kann. Wenn ich mir meine Babymaus so anschaue, dann könnte ich sie den ganzen Tag nur knuddeln. Und kann mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal mit ihr schimpfen muss. Aber ich weiß, dass es irgendwann so weit ist, mir der Kragen platzt – so wie bei meinen beiden Jungs. Ich erinnere mich noch, als mein Großer so alt war wie  seine kleine Schwester jetzt. So süß, so knuffig, mit all diesem Babycharme. Und diese Grübchen! Mit diesem kleinen Wesen einmal schimpfen? Rummeckern? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Man will als Babymama sein Baby schließlich beschützen und wie kann man einem kleinen Wesen, was man so unglaublich doll liebt, böse sein? Wenn ich meckernde Muttis sah, war da nur ein großes Unverständnis: Wie kann die nur so rummotzen? Was hat das arme Kind getan, um sie so zur Weißglut zu bringen? Wie kann man als liebende Mutter so genervt sein, so mit seinem Kind umspringen? Ich schaute mein Baby an und konnte mir ganz und gar nicht vorstellen dass mich dieses kleine Männchen mit all seinem Babyspeck und den süßen Babygeräuschen mich auch einmal so zur Weißglut bringen könnte. Abgesehen davon, hielt ich mich für eine recht coole, gelassene Person, die so schnell nicht aus der Fassung zu bringen ist. Nun, heute, wo er 7 ist und sein kleiner Bruder 4, weiß ich, dass das sehr wohl geht.

Kinder können einen tatsächlich manchmal wahnsinnig machen. Und auch ich mutiere für meinen Geschmack viel zu oft zur Meckermama.  Dabei sind das doch immer noch meine Kinder! Dieselben kleinen Männchen, die ich als Baby geknuddelt habe und mir absolut nie vorstellen konnte, dass ich einmal mit ihnen mecker wie die Mutter an der Supermarktkasse.

Und heute bin ich die Mama an der Supermarktkasse.

Bei meiner kleinen Babymaus dasselbe. Ich blicke sie an, das Herz voller Mutterliebe, selbst wenn sie grantig ist (was sehr selten vorkommt), nur getragen werden will – ich trage sie, ich stille sie, ich knuddel sie. Geduldig, stundenlang, den ganzen Tag, wenn es sein muss. Wenn sie mit ihrem Babycharme meine Zeitung zerrupft, obwohl ich noch nicht fertig war mit lesen, dann finde ich es niedlich, lustig. Genervt? Bin ich höchstens mal nachts um 5, wenn sie beschließt, dass die Nacht nun vorbei ist. Schimpfen? Das käme mir nicht in den Sinn. So einer kleinen Maus kann man nicht böse sein. Ich kann mir grad noch gar nicht vorstellen, dass ich mit diesem kleinen süßen Baby einmal schimpfen werde.

Egal, wie sie mir in die Augen piekt und an den Haaren zieht: Ich kann dieser kleinen Maus nicht böse sein.

Und doch weiß ich, dass irgendwann der Tag kommt, an dem sie mich zur wahnsinnig machen wird (und zwar nicht nur vor Liebe). Ich weiß genau, dass ich irgendwann auch mit ihr meckern werde – so wie mit ihren Brüdern. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern, wann es soweit ist. Wann habe ich mit meinen Jungs das erste Mal geschimpft? Wann war der „Welpenschutz“ vorbei? Ich weiß es einfach nicht mehr. Könnt Ihr Euch noch daran erinnern?

Wieso kann es eigentlich nicht immer so bleiben – dieses Gefühl, seinem Kind nicht böse sein zu können? Natürlich will ich meine Jungs immer noch beschützen, ich habe sie nicht weniger lieb als als Baby, ihr Charme ist immer noch da, sie sind immer noch die süßesten Jungs der Welt (auch wenn der Große das vielleicht nicht hören will – mit 7 ist man ja schon auch ein bisschen cool) – und dennoch schaffen sie es immer wieder, mich zur Meckermama zu verwandeln. Da hilft auch mein Humor nicht immer.

Eines weiß ich aber sicher: Auch wenn ich irgendwann mit dieser kleinen Babymaus (die dann keine Babymaus mehr ist sondern ein Kleinkind) zum ersten Mal schimpfen werde – die Mutterliebe, die leidet nicht darunter. Schimpfen gehört irgendwie dazu. Manchmal muss man Luft rauslassen. Und solange man dabei seine Kinder nicht runterputzt, demütigt oder ihnen verbal wehtut, ist alles in Ordnung.

Und allen Babymüttern möchte ich sagen: Seid tolerant mit den Meckermamas! Auch wenn Ihr Euch heute nicht vorstellen könnt, dass Ihr mit Eurem Baby einmal schimpfen werdet und es absolut nicht nachvollziehen könnt: Der Tag wird auch bei Euch kommen. Egal, wie fest Ihr Euch es vornehmt. Es scheint in der Natur der Sache zu liegen. Also freut Euch nicht zu früh – und seid nachsichtig mit den Kleinkindeltern :-) Und liebe Kleinkindeltern: Wenn Euch Euer Mecker-Ich zum ersten Mal begegnet, werdet  Ihr überrascht sein. Denn so kanntet Ihr Euch selbst noch nicht. Aber seid beruhigt: Es ist normal. Ihr seid nicht allein. Wir sitzen alle im selben Boot.

 

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Ein Kommentar zu “Mein Baby, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mal mit Dir schimpfen werde (… und ich weiß, dass es irgendwann so kommt)

  1. Obwohl wir alle hin und wieder zur meckernden Mama werden, wenn sie sich zu einem herknuddeln und kuscheln wollen, sind sie auch mit zunehmendem Alter noch richtig süß. Und ich habe gemerkt, sie sind mir auch nicht länger böse sind als ich ihnen, wenns mal Meinungsverschiedenheiten gibt. Danke für diesen Beitrag. Ich habe mich darin voll wiedererkannt. LG Glitzer

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