Mehrere Kinder – doppelt so leicht oder halb so schwer?

Ich werde oft gefragt, wie das Leben mit drei Kindern eigentlich ist. Meine Antwort ist dann meistens: Es wird mit jedem Kind einfacher! Diese Frage habe ich auch in meinem Geschwister-Ratgeber versucht zu beantworten. DIE eine Antwort gibt es auf diese Frage natürlich nicht, denn wir alle sind verschieden, alle Kinder sind verschieden und ebenso alle Familien. Welche Antwort ich in meinem Buch gefunden habe? Lest selbst. Denn heute gebe ich Euch mit einer Leseprobe einen kleinen Einblick in mein Geschwisterbuch Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder, ! (wundert Euch deshalb nicht über das „Sie“ im Text, denn im Buch sieze ich meine Leser, so wie es sich für einen seriösen Ratgeber gehört!)

(… ) Aber wie ist das Leben mit zwei Kindern denn nun wirklich: doppelt so leicht oder halb so schwer? 

Sie werden bald merken: Beim zweiten  Kind geht Ihnen vieles leichter von der Hand. Sie sind erprobt darin, eine Windel mal schnell im Stehen zu wechseln (mit der richtigen Übung geht das tatsächlich einfacher!). Sie können echtes Weinen von einem grantigen Meckern unterscheiden. Wenn die Kinder älter sind, müssen Sie nicht mehr als Hauptspielpartner herhalten und einen Nachmittag lang den Daueranimateur geben. Allerdings müssen Sie eine ganze Weile den Streitschlichter spielen. Ich kann Sie beruhigen: Zwei Kinder machen nicht doppelt so viel Arbeit wie eines. Aber gerade in der ersten Zeit wird der Alltag chaotischer werden, es wird anstrengender und Sie werden noch weniger Zeit für sich selbst haben. Zwei Kinder sind nicht so leicht an einen Babysitter abzugeben wie eines, und zwei Kinder fordern einfach mehr ein.

Da ist nichts zu beschönigen. Im Alltag wird einiges anders sein als zuvor.

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Zwei Kinder bedeuten mehr Termine

Mit zwei Kindern müssen wir Eltern uns noch einmal neu organisieren. Je älter die Kinder werden, umso mehr Termine prasseln auf die Familie ein: Adventsfeier in der Krippe, Nikolausfeier im Kindergarten, Fasching hier und Geburtstagsfeier da, achja, und die U-Untersuchungen beim Kinderarzt…

Irgendwann stellt sich auch die Frage, für welche Kinderkurse Sie Ihre Kinder anmelden. War es mit einem Kind noch recht einfach, einmal die Woche zum Turnen und einmal die Woche zur musikalischen Früherziehung zu gehen, ist das mit zwei Kindern schon schwieriger zu organisieren, wenn Sie nicht jeden Tag in der Woche einen Auswärtstermin haben wollen. Je nachdem, wie alt die Kinder sind, können sie manche Kurse auch zusammenbelegen  – so gibt es altersübergreifende Turngruppen oder Geschwisterkurse bei der musikalischen Früherziehung.

Aber nicht immer interessieren sich beide Kinder gleichermaßen für das Singen und natürlich kann ein Dreijähriger nicht beim Seepferdchenkurs des Fünfjährigen teilnehmen. Schon artet die Nachmittagsbeschäftigung in eine einzige Rennerei von Termin zu Termin aus und Sie fragen sich unweigerlich: Wo bleibt eigentlich die Zeit für uns als Familie? Zeit zum Durchatmen? Wann können wir einfach mal gemütlich einen Nachmittag vertrödeln?

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Pausen schaffen

Mindestens einen Nachmittag in der Woche sollten Sie sich freihalten, besser sind zwei oder mehr Nachmittage. So bleibt Zeit, einfach mal gemütlich nach dem Kindergarten das große Puzzle zu legen, auf dem Spielplatz Sandburgen zu bauen oder sich mit anderen Kindern zu verabreden. Vergessen Sie nicht: Kinder haben schon im Kindergarten, der Krippe oder der Schule ihr tägliches Programm und den halben Tag andere Kinder um sich herum. In den meisten Kindergärten sind Dinge wie Turnen oder Singen im Wochenplan enthalten. Wir Eltern brauchen kein schlechtes Gewissen haben, wenn unsere Kinder nicht schon mit vier Jahren Ballett- oder Klavierunterricht nehmen.  Mehrere Studien haben belegt, wie wichtig das freie Spielen für die Entwicklung der Kinder ist: Kinder lernen am besten durch freies Spielen. Es schult alle Sinne, die Motorik und ist wichtig für das Sozialverhalten.

Leider wird das viel zu oft unterschätzt und die Nachmittage werden mit Kursen vollgepackt. Gerade Babymütter fühlen sich oft gestresst, weil sie für ihre Kleinen nur das Beste wollen und von PEKiP über Babyschwimmen bis hin zur Babymassage alle Angebote mitnehmen wollen. Aber manchmal ist weniger einfach mehr. Wir Eltern müssen unseren Kindern nicht immer ein Programm bieten, schon gar nicht bis zum Abendbrot. Kinder brauchen Zeit, um auch mal Langeweile zu haben, das fördert die Kreativität und lässt neue Ideen entstehen. Auch um in den Spielflow zu kommen brauchen sie Zeit und Freiräume.

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Kraft schöpfen als Familie

Das gilt übrigens auch für die Wochenenden, die Sie sich ebenfalls nicht zu voll stopfen sollten. Ein Wochenende darf auch mal verbummelt werden, es muss nicht jedes Wochenende ein Freizeitpark, ein Aquarium oder ein Zoo besucht werden. Eine der schönsten Erinnerungen meiner Kindheit sind die Wochenenden, an denen ich fast den ganzen Tag im Schlafanzug verbrachte und einfach nur spielte und spielte und spielte. Dieses wohlige Gefühl ist mir stärker in Erinnerung geblieben als alle Zoobesuche. Überhaupt stärken gemeinsame Familienrituale wie das lange Sonntagsfrühstück, der Familienspaziergang nach dem Mittagessen oder auch die tägliche gemeinsame Mahlzeit das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Familie an sich.

Also stressen Sie sich und Ihre Kinder nicht, sondern lassen Sie auch mal verbummelte Tage zu, an denen einfach nichts auf dem Plan steht.

Wir bekommen ein 2. Kind: Wenn das Geschwisterkind kommt stellen sich viele Fragen. Ist das Leben einfacher? Antworten und Leseprobe plus Buchtipp für Eltern. #erziehung #eltern

Der Haushalt muss nicht perfekt sein

Ist ein Haushalt mit zwei Kindern doppelt so stressig wie mit einem Kind? Manchmal glauben Sie das vielleicht – wenn Sie mal wieder das Gefühl haben, nichts geschafft zu haben und dann abends in der Fernsehwerbung eine perfekt glückliche Familie in einem perfekt sauberen Haus sitzen sehen und die geheime Stimme im Kopf Sie als „Versager“ tituliert. Vielleicht ist es ein Trost zu wissen, dass Sie nicht alleine sind mit Ihren Gefühlen.

Es hilft, sich immer wieder daran zu erinnern, dass dieses „Happy Family Bild“ aus der Werbung der von den Fotos der Prominenten nicht der Wahrheit entspricht. Nein, es gibt sie nicht, diese perfekte, heile, pastellfarbene Welt, in der modisch gestylte Mamas mit frisch geschnittenen Haaren und fleckenlosen weißen Pullis mit den nicht minder adrett angezogenen Kindern aufwändige Kuchen mit Fondantüberzug backen, abends schnell eine kreative Bastelei zaubern und ganz nebenbei noch entzückende Babykleidung nähen. Und das alles noch in einem aufgeräumten Haus! Gestritten wird in diesen Werbefamilien auch nie, da wird allenfalls spielerisch lachend und mit perfekt sitzender Frisur eine Kissenschlacht gemacht.

 Nein. Dieses Bild entspricht nicht der Realität.

Lassen Sie sich davon nicht beeinflussen. Am besten Sie blenden diese Bilder vom ach so perfekten Familienleben einfach aus. Mit der Wirklichkeit hat diese Welt ebenso wenig zu tun wie der Weihnachtsmann oder das rosafarbene Einhorn. Egal, was Ihnen erzählt wird: Eine Familie ohne Streit gibt es nicht. Ein Haushalt mit Kindern ohne überquellenden Wäschekorb ebenso wenig. Und ein Esszimmertisch, unter dem nie Krümel zu finden sind, ist in Familien mit kleinen Kindern eine Rarität. Nein. Das Leben mit Kindern ist chaotisch. Oft jedenfalls. Es ist stressig und manchmal auch ganz schön nervig. Aber es ist trotzdem wunderschön.

Erziehungsratgeber zum Thema zweites Kind von ganznormalemama

Dieses Foto hat mein Sohn gemacht – das war, als ich frisch die Buchlieferung ausgepackt habe: Mein neues Buch ist da!

Eltern müssen nicht perfekt sein

Eltern müssen nicht perfekt sein. Das bezieht sich nicht nur auf die Ordnung. Ebenso wenig müssen wir stets pädagogisch korrekt reagieren, immer nur Dinge tun, die für die Entwicklung des Kindes förderlich sind und alle pädagogischen Ratschläge penibelst befolgen. Wenn wir mal nicht alle pädagogischen Leitlinien beim Streitgespräch eingehalten haben, sollten wir uns keine Selbstvorwürfe machen und uns nicht noch mehr unter Druck setzen, sondern daran denken: Kinder verzeihen Fehler. Klar, wir sollten unsere Kinder nie runterputzen, demütigen oder verletzen – aber wenn uns mal ein pädagogisch unkorrektes „Jetzt platzt mir aber der Kragen!“ herausschlüpft, ist das kein Weltuntergang.

Eine gesunde Prise Pragmatismus hilft im Alltag mit Kindern. Dazu gehört auch Humor. Einfach mal über sich selbst lachen und das Groteske in der Situation sehen. Sehen Sie die Streiche der Kinder als das, was sie sind, nämlich lustige Kinderstreiche. Und selbst, wenn Sie pädagogisch immer alles absolut richtig machen, ist das keine Garantie für wohlgeratene Kinder.

Unsere Aufgabe als Eltern ist es nämlich auch, unseren Kindern schöne Erinnerungen zu bescheren. Also können wir ruhig noch eine Geschichte im Bett vorlesen, weil es grad so kuschelig ist, anstatt strikt auf die Einschlafzeit 19 Uhr zu pochen.

Nobody is perfect – das ist vielleicht ein etwas abgegriffenes Sprichwort, aber es steckt viel Wahres drin. Wer immer alles perfekt machen will, stolpert über kurz oder lang über seine eigenen Ansprüche. Das schlägt sich auf die gesamte Familie nieder. Man kann nun mal nicht alle Ideale erfüllen – weder die eigenen noch die von der Gesellschaft propagierten. Diesen Spagat sollten Sie gar nicht erst versuchen, sondern Ihren eigenen Mittelweg wählen: den Weg, der für Ihre Familie am besten ist.

(…)

Das ist ein Ausschnitt aus meinem Buch Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder, ein undogmatischer Erziehungsratgeber zum Thema „Zweites Kind“. Wie Ihr seht, ist mir beim Schreiben besonders wichtig gewesen, dass das Buch praxisorientiert ist, humorvoll und aufzeigt: Wir sind alle nur Menschen. Niemand ist perfekt und niemand ist allein mit seinen Sorgen.

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Das Inhaltsverzeichnis aus meinem Buch.

Wenn Euch die Leseprobe gefallen hat, dann schaut doch mal ins Buch! Es behandelt viele Fragen, die sich Eltern stellen, wenn ein zweites Kind auf die Welt kommt. Angefangen damit, wie man das große Kind vorbereitet, welcher Altersabstand der beste ist, wie man Eifersucht unter Geschwistern vermeidet, was man bei Geschwisterstreit tut, wie man die Frage nach dem Lieblingskind beantwortet, wie man als Familie Geld sparen kann, wie man ein gemeinsames Kinderzimmer einrichtet und wie man als Paar noch Zeit für sich selbst findet. Und im ganzen Buch kommen immer wieder echte Mütter zu Wort, die schildern, wie sie in bestimmten Situationen ihre eigenen Lösungen gefunden haben.

Wenn das zweite Kind kommt: Wird alles schwerer oder leichter?Auszug aus einem Erziehungsratgeber zum Thema Geschwister. Eifersucht unter Geschwistern, Gesschwisterstreit, vorbereiten aufs Baby, Familienleben einfacher gestalten. #familie

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Kinder auf Geschwister vorbereiten: Das Familienleben zu Viert. Wenn das zweite Kind kommt. Tipps und Erfahrungsberichte.

7 Kommentare zu “Mehrere Kinder – doppelt so leicht oder halb so schwer?

  1. Hallo, ich bin Mutter von 4 Kindern (6, 4, 3, 3), darunter Zwillinge und muss sagen, dass mir die Leseprobe schon mal echt gut gefällt. Bei mir ist nie Ordnung, Vereine oder spezielle Kurse habe ich nie besucht, weil mir das zu viel ist und meine Kinder entwickeln sich auch prächtig. Vieles kann man gut selbst beibringen oder befreundete Eltern fragen bzw. wenn man sich zum Spielen trifft da auch mal singen, wenn eine musikalische Mutti dabei ist und kann so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Unsere Kindergeburtstage sind auch nie durchorganisiert. Mein Mann ist als kinderjagendes Monster so beliebt, dass nichts anderes gewünscht ist und alle Gäste sind happy. Es muss nicht immer Aufwand sein.

    Liebe Grüße

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