Hört doch mal auf zu rasen!

Wumm! Der Golf fegt um die Ecke, ohne zu bremsen. Dass auf der einen Seite der Straße eine Grundschule liegt, auf der anderen der Kindergarten ist dem Fahrer ziemlich egal. Er beschleunigt nochmal und rast die 100 Meter bis zur nächsten Kreuzung an den Kindern vorbei, die gerade die Straße überqueren wollten. Kurz abgebremst, dann wumm wieder um die Ecke rum. Man hört den Motor noch eine Weile aufheulen. 30er Zone? War diesem Herrn ziemlich egal. Und es war kein 18-jähriger Führerscheinneuling, der hier den coolen Macker spielen wollte, sondern ein gesitteter grauhaariger Mann. Zu schnell fahren? Ein Kavaliersdelikt. Die Frau in den Vierzigern, die hinter ihm in die Straße einbiegt, rast auch mit 50 km/h an uns vorbei. Macht man halt so in Deutschland. Machen ja alle. Alle? Nein, ich nicht! Und seit ich Kinder habe, rege ich mich echt drüber auf. Heute muss ich mir mal Luft verschaffen und meckere ein bisschen rum – denn es reicht mir echt!

Wir wohnen in einer Spielstraße. Das steht auch vorne deutlich dran. Aber es scheint sich keiner mehr an seine Fahrschulzeit zu erinnern. Spielstraße heißt, dass man Schrittgeschwindigkeit fahren soll und Fußgänger Vorrang haben. Schrittgeschwindigkeit bedeutet etwa 7 km/h. Also rollen lassen. Nun, ich wäre schon froh, wenn bei uns in der Straße jemand 10 km/h fahren würde. Oder 15. Stattdessen werden die eigentlich als Verkehrsberuhigung gedachten Kurven noch als Herausforderung angesehen, möglichst schnell durch die Straße zu flitzen. Und zwar mit deutlich mehr als 30 km/h. Und ja – es nervt mich gewaltig! Denn es machen fast alle. Durch alle Schichten, durch alle Altersgruppen hinweg. Alle Autotypen. Gas geben gehört hierzulande zum guten Ton irgendwie dazu.

Dachte ich übrigens auch mal. Als ich den Führerschein neu hatte, da dachte ich, dass man immer so 20 km/h schneller fahren sollte, als erlaubt war. Denn bis dahin gibt es ja keine Punkte, man musste nicht zur Nachschulung und das Bußgeld konnte ich mir auch als Schüler und Student leisten. Aber irgendwie kam mit dem Alter die Einsicht und heute halte ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Mein früheres Ich hätte sich wahrscheinlich tierisch über das heutige Autofahrer-Ich aufgeregt…

Schluss mit der Raserei: Eine Mutter regt sich auf. Plädoyer für das einhalten der Verkehrsregeln und mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr - für die Sicherheit unserer Kinder!

Rasen ist kein Kavaliersdelikt: Es gefährdet die anderen!

Geschwindigkeitsbegrenzungen haben halt ihren Sinn. Schnelle Autos machen Lärm, der mich nervt. Und vor allem gefährden sie andere. Andere Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger. Und es wird einfach so rücksichtslos gerast. Egal, ob da Kinder auf dem engen Fußweg laufen. Wir alle wissen, wie spontan Kinder manchmal sind. Oder wie sie auf einmal umknicken und hinfallen, weil sie über ihre Füße stolpern. Da bremse ich doch vorsichtshalber ab, wenn ich sehe, dass da Kinder dicht am Kantstein sind.

Dann gibt es so viele unübersichtliche Stellen. Straßen, auf denen Radfahrer fahren, in denen Autos mal eben ein- und ausparken, Busse fahren und überall Fußgänger  drüber gehen. Wieso muss man da rasen? Wieso muss man da noch Radfahrer überholen, obwohl man gar nichts sieht? Weil es cool ist? Weil es halt in Deutschland so zum Autofahren dazugehört? Weil man es für spießig hält, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten?! Ist es wirklich so uncool, sich an die Verkehrsregeln zu halten?!

Oh, Ihr merkt, mir steht es bis oben hin. Man geht über den Zebrastreifen, hat zwei kleine Kinder an der Hand, ein Auto kommt, geht kaum vom Gas und beschleunigt direkt hinter einem. Wie wäre es mit Anhalten?! Könnte doch sein, dass jemand stolpert, umknickt oder wie auch immer?! Ist es nicht auch einfach höflich, dem Passanten nicht direkt in die Hacken zu fahren?

Wieso ich Raser egoistisch finde

Was ist so schwer daran, aufeinander Rücksicht zu nehmen?!

Und außerdem: Ganz ehrlich. Was wird denn an Zeit gespart, wenn man statt mit 70 km/h tatsächlich mal mit 50 km/h durch die Stadt fährt?! Sind es diese paar Sekunden wert, andere zu gefährden? Und sich selbst zu gefährden?

Nein. Ist es nicht.

Ich bin ja dafür, im gesamten Ortsgebiet 30 km/h einzuführen, also nicht nur in den 30er Zonen. Auf so richtig großen, vierspurigen Einfallsstraßen kann ja 50 bleiben, aber ansonsten macht 30 wirklich Sinn. Bei 30 km/h steht ein Auto nach etwa 14, 15 Metern, bei 50 km/h nach 25-30 Metern. Je nach Reaktion des Autofahrers. Prallt ein Auto mit 50 km/h mit einem Fußgänger zusammen entspricht das einem Sturz aus 10 Metern Höhe. Überlebenschancen: 30 Prozent. Bei 30 km/h entspricht es einem Sturz aus 3,5 Metern Höhe. Überlebenschancen: 90 Prozent. Seht Ihr den Unterschied?!

Die Schweden machen’s vor: Im Fokus der Verkehrspolitik steht die Sicherheit, nicht der Verkehrsfluss

Das sind Zahlen einer schwedischen Studie. In Schweden hat man es sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten auf 0 zu begrenzen. In Deutschland steht übrigens der Verkehrsfluss im Mittelpunkt der Verkehrspolitik und nicht die Zahl der Verkehrstoten. Darüber hat der Spiegel mal berichtet.

Und was ist in Schweden anders? Da geht es um die Sicherheit. Bei allen Verkehrsplanungen. Auch wenn dann mal der Autofahrer etwas warten muss. Da werden Kreuzungen entschärft, Abbiegespuren umgestaltet und und und.

Und wer schon mal in Schweden war, weiß, wie entspannt das Autofahren dort ist! Weil die Leute sich an die Regeln halten! Weil es eben NICHT zum guten Ton gehört, einfach mal zu schnell zu fahren. Das ist es, was mich hierzulande so nervt: Diese  Selbstverständlichkeit, mit der quer durch alle Bevölkerungsgruppen hindurch einfach mal zu viel Gas gegeben wird. Ohne nachzudenken.

Wieso ich für höhere Bußgelder beim Autofahren bin

Aber es ist ja auch nicht so teuer wie in Schweden oder auch den meisten anderen europäischen Ländern. 20 km/h zu schnell fahren ist ja in Deutschland sozusagen ein Schnäppchen. Wieso eigentlich?! Was spricht dagegen, die Bußgelder mal ordentlich zu erhöhen? Angst vorm Wähler?! Autofahren ist hierzulande irgendwie ein sensibles Thema.

So. Nun habe ich mir aber Luft gemacht. Musste mal sein. Denn mich macht diese selbstverständliche Raserei einfach… rasend! Und ich hätte gerne weniger Angst um meine Kinder im Straßenverkehr. Wenigstens wir Eltern sollten doch Interesse daran haben, uns an die Verkehrsregeln zu halten! Aber oft sind es gerade die Eltern, die nach dem Kinder in die Schule bringen, schön Gas geben und mit 50 km/h an Schule und Kindergarten vorbeifahren. Muss das sein?!

Nein.

So genug gemeckert. Vielleicht konnte ich ja mit den Zeilen irgendjemanden zum Nachdenken bewegen. Dann hätte mein Meckern was gebracht. Und falls Ihr das Ganze auch so seht, freue ich mich, wenn Ihr diesen Text teilt :-)

 

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11 Kommentare zu “Hört doch mal auf zu rasen!

  1. Ich sehe das genauso wie Du! Mit einer Ergänzung, die mich wirklich richtig wütend macht: Wenn Leute beim Rasen auch noch schön auf ihr Smartphone gucken. Habe ich in letzter Zeit SOOO oft beobachtet. Aber klar, man hat ja alles unter Kontrolle…Wenn sie nur ihr eigenes Leben gefähren würde! Aber sie gefährden das anderer Menschen!

  2. Jaaa, da kann ich mich anschließen. Bei uns in der Straße waren allerdings am schlimmsten die Autofahrer, die ihre Kinder in die Schule bringen. Für die gelten wohl auch die anderen Autofahrer nicht. Hauptsache man biegt mitten auf die Gegenspur um das Kind auch direkt vor der Schule raus zu lassen. (Dort wird dann die Türe auf dem Fahrradweg einfach aufgerissen – anderes Thema..)

    Neulich habe ich mich aber auch ganz furchtbar über Radfahrer aufgeregt. An nur einem Morgen sind mir drei Radfahrer aufgefallen, die nur deshalb einem Unfall entkommen sind, weil andere Verkehrsteilnehmer für sie aufgepasst haben. Am schlimmsten finde ich, dass sie das nicht mal mitbekommen haben.

    Ich fahre auch gerne mal 10 km/h zu schnell. Aber das sind dann breite, gut einsehbare Straßen. Ich würd es mir nie verzeihen, wenn ich einen Menschen ummähe, nur damit ich das Grün noch bekomme o.ä. So wichtig kann es einfach nicht sein.

    Schlimm sind allerdings auch Autofahrer, die sehr sehr langsam fahren. Und später sieht man dann, dass sie schon so alt sind, dass sie vermutlich nicht mehr gut sehen. Da denke ich dann auch, dass im Alter ein regelmäßiger Test eingeführt werden sollte. Einmal für die Sehkraft und dann auch für die Reflexe.

  3. Da sprichst du etwaw Wahres aus. Aber ich habe festgestellt, dass es leider oftmals Mütter sind, die durch Spielstraßen oder an Schulen zu schnell fahren, weil sie so im Sttress sind, selbst pünktlich zu kommen. Da frage ich mich auch, wie sowas sein kann.

  4. Sehr schön gesagt und ein Thema das auch wieder viel zu wenig angesprochen wird. Genauso wie die Tatsache, dass blinken anscheinend auch nicht mehr cool ist – ob beim Spurwechsel auf der Autobahn oder beim Abbiegen in der Stadt….

  5. Du sprichst mir aus der Seele. Bei uns in der 30er-Zone rasen die Autos mit 50 km/h an den spielenden Kindern vorbei. Leider auch manchmal Eltern, was mich komplett fassungslos macht.

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