Achja, sie werden so schnell groß. Ich weiß nicht, wie oft mir der Satz schon von älteren Damen entgegengeseufzt wurde. Und wie oft ich ihn schon insgeheim vor mich hingeseufzt habe. Wenn man Kinder hat, wird einem unweigerlich Tag für Tag der Spiegel vorgehalten, wie schnell die Zeit vergeht. Eben noch hat man sich über die ersten Krabbelversuche gefreut, da flitzt der Kleine auf einmal mit dem Laufrad auf und davon. Und ehe man sich versieht, leiht er sich den Autoschlüssel aus und braust mit der Familienkutsche los. Und immer wieder gibt es Schlüsselmomente, in denen einem klar wird: Mein Kind wird groß!
… wenn der kleine Bruder auf einmal auch so einen großen Löffel will wie der große Bruder.
Statt dem Kinderlöffel will der Kleine auf einmal auch einen richtigen Erwachsenenlöffel zum Müsli essen. Ja, das war’s, das Kinderbesteck kann erst mal in die Schublade bis das Baby im Bauch groß genug ist.
… wenn der Lieblingspulli auf einmal zu kurze Ärmel hat.
Der Große hat ihn schon getragen und wehmütig hat man ihn eingemottet, als er zu klein war: Der Lieblingspulli. Und nun ist er auch dem kleinen Bruder zu klein. Über Nacht. Ganz plötzlich.
… wenn der Sohnemann nicht mehr auf dem Stokke Hochstuhl sitzen will
Der Stokke Hochstuhl wird ja angepriesen als ein Hochstuhl, der durch die ganze Kindheit begleitet. Weil er mitwächst. Tja. Bei uns ist das leider nicht so. Denn mein Großer passt zwar noch super auf seinen Stokke, aber der Hochstuhl ist ihm zu uncool. Als Fastschulkind zieht er es vor, auf einem normalen Stuhl zu sitzen. Er ist ja schon groß.
… wenn die Kinder sich ihre Kleidung selbst aus dem Schrank holen
Waren das noch Zeiten, als die Jungs brav anzogen, was ich ihnen morgens hinlegte. Kein Gezicke, kein Gemecker. Immer schick gekleidet, alles zusammenpassend. Und dann auf einmal ist das T-Shirt falsch und es müssen unbedingt die gestreiften Socken sein zu der karierten kurzen Hose und dem wild gemusterten T-Shirt. Und natürlich als Krönung die Sonnenbrille. Bei Regenwetter.
… wenn die Kinder nicht mehr dran glauben, dass ich Augen im Hinterkopf habe
Ach, das ist so lange gut gegangen! Meine kleine Flunkerei, dass ich Augen im Hinterkopf habe und alles sehe. Dass nur Mamas solche Augen im Hinterkopf haben. Erste Zweifel kamen schon vor einiger Zeit auf, aber nun hat mir mein Sohn unmissverständlich zu verstehen gegeben: Er hat mich durchschaut. Mist!
… wenn das Kind Dich beim Tischfußball mit 10:2 besiegt
Das war’s. Er ist endgültig groß. Haut mir die Bälle rein, dass mir Sehen und Hören vergeht. Klammheimlich hat er geübt. Und auf einmal muss ich nicht mehr extra Fehler machen, um ihn wenigstens ein Trosttor machen zu lassen. Im Gegenteil.
… wenn beide Kinder fertig angezogen vor Dir stehen, wenn Du vom Klo kommst
Mama, wir wollten dich überraschen! Überraschung gelungen. In zwei Minuten umgezogen samt Schuhe und Jacke. Ohne Theater, ohne Trödelei. (klappt leider nicht jeden Tag)
… wenn der Fußboden nach dem Essen auf einmal nicht mehr gesaugt werden muss
Fast schon routinemäßig inspizierte ich den Boden unterm Esstisch und wollte schon den Staubsauger zücken als ich merkte: Hey, da liegt ja gar nix. Doch eine Nudel. Die stammt aber von mir, öhö, hüstel. Unter dem Platz meines Sohnes: Blitzeblank. Wahnsinn, die 10 Kilo Nudeln müssen wohl in seinem Bauch gelandet sein. Wahnsinn, er kann essen ohne zu kleckern. Wahnsinn, er ist groß!
Jeder Entwicklungsschritt ist gleichzeitig ein Abschied
Achja, es sind noch viel mehr Momente wie diese, in denen einem bewusst wird: Mein Kind ist groß! Und es sind komischerweise meistens eben solche Alltagsmomente, die sich viel mehr einprägen als die bekannten Meilensteine wie der erste wackelige Schritt oder das Alleine-Fahrradfahren. Bei mir bleiben diese Schlüsselmomente hängen. Und ich freue mich über sie, über die Schritte in die Selbständigkeit, die meine Kinder machen.
Aber ich muss gestehen: Vor einigen Momenten graut es mir.
Wann wird mein Großer zum ersten Mal meine Hand beim Spazierengehen wegdrücken, weil er ja kein Baby mehr ist? Irgendwann wird es das letzte Mal sein, dass ich eine kleine Kinderhand in meiner halte.
Wnn wird es das letzte Mal sein, dass ich meine Kinder in den Schlaf kuschel? Irgendwann werden sie ganz alleine einschlafen, wenn ich Glück habe, wird es einen Kuss geben und einen Gute Nacht Wunsch und dann geht die Zimmertür zu.
Wann wird es das letzte Mal sein, dass sich ein kleines Kind beim Essen auf meinen Schoß setzt? Auch wenn ich manchmal fluche, weil ich nicht in Ruhe essen kann – ich genieße es. Und irgendwann werden meine Jungs größer sein als ich. Viel schneller als mir lieb ist. Die 1,59 knacken sie sicher bald…
Bei allem Stolz, den man als Mama verspürt, wenn die Kinder groß werden, ist auch jeder Entwicklungsschritt ein Abnabeln und damit ein Abschied. Glücklicherweise sind diese Abschiede immer mit einer ganz neuen, spannenden Phase verbunden! Wenn ich das nicht mittlerweile wüsste, dann wäre es wirklich schwer. Aber so weiß ich, dass es genauso aufregend und spannend weitergeht!
Und welche Schlüsselmomente haben Euch gezeigt, dass Eure Kinder groß sind?
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Sehr schön! Hab mich riesig gefreut, als meine Tochter mir das erste mal gesagt hat, dass sie etwas essen möchte, statt einfach zu raunzen. ☺
Hört sich komisch an, aber dennoch: ich merke es beim Großen auf einmal daran, dass er kurz vor Schulbeginn wieder klein sein will: Alles was vor ein paar Wochen noch ohne Nama ging, ist plötzlich ein bitterlich beweintes Drama: die wöchentliche Schnupperstunde in ser Schule oder der Schwimmkurs. Auch Straßen zu überqueren wird ein Problem („Mama, kann es passieren, dass ein Auto nicht anhält, auch wenn wir grün haben und ich an der Hand bin?“).
Beim Kleinen ist der Meilenstein hingegen offensichtlich: er war letzte Woche innerhalb von 2 Tagen trocken.