Als mein zweites Kind auf der Welt war, merkte ich erst, was für ein guter Durchschläfer unser großer Sohn war. Denn der Kleine schläft auch heute mit seinen drei Jahren immer noch nicht richtig durch. Das heißt, bei mir hat sich im Laufe der Jahre so etwas wie chronischer Schlafmangel aufgestaut. Während ich früher ein echter Morgenmuffel und mit weniger als acht Stunden Schlaf eigentlich kaum ansprechbar war, komme ich heute erstaunlich gut mit dem Schlafmangel zurecht (also relativ gut…). Klar, wäre ein bisschen mehr Schlaf super – aber man lernt sich als Mutter zu arrangieren… Mit ein paar Tipps ist der Schlafmangel zumindest leichter zu ertragen. Hier kommen meine erprobten Praxistipps – und ich bin gespannt, auf Eure! :-)
Ich weiß nicht, wie oft ich nachts wach lag und dachte: „Wie soll ich den Tag morgen bloß überstehen?“ Und dann ging es doch irgendwie. Egal, wie platt und kaputt ich war. Egal, wie groß der Schlafentzug war. Man kommt doch irgendwie durch den Tag. Fit trotz Schlafmangel? Nun ja, nicht unbedingt TOPFIT, aber so, dass es insgesamt erträglich ist.
Fit durch den Tag trotz zu wenig Schlaf
Was mir dabei geholfen hat, trotz Schlafmangel durch den Tag zu kommen? Nun, sicherlich der Kaffee. Aber mehr als drei Tassen am Tag gibt es auch an den schlimmsten Tagen nicht – sonst kann ich nämlich am Abend nicht schlafen. Ein anderer, oft gehörter Tipp, hilft mir bei Schlafmangel aber zum Beispiel gar nicht: Dann schlafen, wenn auch das Baby/Kind schläft. Hat bei mir nie geklappt. Denn, wenn ich mich tagsüber hinlege, bin ich danach nur noch matschiger als vorher. Egal wie kurz das Nickerchen ist, auch nach den berühmten 20 Minuten Powernapping, die so oft empfohlen werden, bin ich weniger fit als zuvor. Das ist wahrscheinlich eine Typensache, viele erzählen, dass ihnen gerade der Mittagsschlaf sehr geholfen hat beim Schlafmangel. Aber ich habe mich tagsüber immer wach gehalten, egal, wie schlimm die Nacht war. Abgesehen davon, dass ich in beiden Elternzeiten gearbeitet habe und dafür genau die Schlafenszeiten meiner Kinder nutzen musste…

Einfach mal Pause machen. Und das Koffein seinen Weg finden lassen…
Was bei Müdigkeit hilft
Was mir aber wirklich bei Schlafmangel und wahnsinniger Müdigkeit geholfen hat…
Kein nächtliches Auf-die-Uhr-Schauen
Bei meinem Großen habe ich es tatsächlich noch gemacht. Bei jedem Aufwachen auf die Uhr geschaut. Und im Kopf ausgerechnet, wann er das letzte Mal gestillt wurde. Und bei der Gelegenheit im Kopf auch noch ausgerechnet, wie viel Zeit bleibt, bis der Wecker klingelt. Schafft Eure Digitalwecker ab! Dreht die Uhr um! Lasst das Handy aus! Ignoriert einfach die Frage „Wie spät es jetzt wohl ist?“. Denn die Uhrzeit zu wissen, setzt nur ein Gedankenkarussell in Gang. Wie lange hab ich noch, bis ich aufstehen muss? Wie viele Stunden habe ich ohne Unterbrechung geschlafen? Wie lange trinkt der Kleine jetzt? Wieso trinkt er so lange? Wieso trinkt er nur so kurz? Stopp! Beim Kleinen habe ich mir nach einem Monat das nächtliche Auf-die-Uhr-schauen verboten. Seitdem komme ich nach dem Aufwecken wieder viel schneller zur Ruhe, mache mir weniger Gedanken und stoppe die Rumrechnerei, wie lange mir denn noch bis zum Weckerklingeln bleibt. Die Folge: Ich schlafe schneller wieder ein, ich mache mir weniger negative Gedanken und ganz ehrlich – die Uhrzeit zu wissen, ändert ja nichts am Schlafmangel!
Nicht mehr als zweimal auf die Schlummertaste drücken
Ich gebe es zu: Ich bin großer Schlummertasten-Fan. Ich liebe es, mich im Halbschlaf noch einmal umzudrehen und noch mal zu schlummern. Es ist ja so kuschelig unter der Bettdecke! Aber ich habe mich zu Disziplin erzogen: Mehr als zweimal Schlummertaste ist nicht drin! Beim dritten Klingeln stehe ich auf. Erstens, weil sonst alles so hektisch wird. Zweitens, weil man durch diese fünf bis zehn Minuten rumliegen auch nicht wacher wird. Der Schlafmangel wird dadurch nicht nennenswert weniger. Es bringt mehr, den Kreislauf in Schwung zu bringen. Aber die zweimal Drücken, die gönne ich mir. Denn da kuschel ich noch mal ganz ausgiebig mit den beiden Kindern. Das gibt auch Energie und hilft gegen die Müdigkeit!
Als erstes: Licht an, Fenster auf, tief durchatmen
Die erste Amtshandlung: Licht an. Schon beim ersten Weckerklingeln. Denn dann wird der Körper schon mal wach. Dann nach dem Aufstehen ab ans Fenster, aufmachen, egal wie kalt, tief die frische Luft einatmen. Ja, das gibt Energie. Dazu lasse ich die Arme kreisen, hebe und senke die Schultern und stelle mich ein paarmal auf die Zehenspitzen, Venenpumpe, Ihr wisst schon. Das Ganze jetzt Morgengymnastik zu nennen, wäre übertrieben, aber die kleinen Bewegungen helfen, den Kreislauf anzukurbeln und dem Schlafmangel ein bisschen entgegenzuwirken.
Kaltes Wasser ins Gesicht, viel kaltes Wasser
Mich macht ja Zähneputzen immer gleich viel wacher. Dieser frische Geschmack im Mund ist schonmal die halbe Miete. Und danach viel kaltes Wasser ins Gesicht und auf die Handgelenke. Ist ein alter Hut, macht aber wirklich wach. Beim Zähneputzen laufe ich übrigens ein bisschen auf der Stelle, also eher so ein behäbiges auf der Stelle tapsen, aber immerhin ein bisschen Kreislauf-in-Schwung-bringen.
So früh wie möglich an die frische Luft
Seit die Kinder in den Kindergarten gehen, steht eh gleich morgens der erste Spaziergang an. In der ersten Elternzeit musste ich nicht so früh aus dem Haus, versuchte aber immer so früh wie möglich, den ersten Spaziergang mit dem Kinderwagen zu machen. Denn frische Luft hilft, man bekommt den Kopf frei, egal, wie schlecht das Wetter ist. Ich mag sogar Sturm, denn der pustet einen so richtig durch. So ein Spaziergang gibt Energie und ist ein super Helfer gegen Schlafmangel – auch beim Nachmittagstief!

Ab an die frische Luft, egal wie müde ich bin. Nach einem Spaziergang fühl ich mich frischer – dem Sauerstoff sei dank.
Yoga und Pfefferminzöl machen müde Mamas wach(er)
Yoga-Sonnengruß
Yoga ist nicht nur gut für die Muskeln und den After-Baby-Body, es macht mich auch immer wach und wirklich ausgeglichener. Den Sonnengruß kann man immer mal wieder schnell einschieben, das geht auf dem Teppich ohne Yogamatte und soll auch noch das Immunsystem stärken.
Pfefferminzöl auf den Schläfen erfrischt
Mit Müdigkeit sind bei mir oft Kopfschmerzen verbunden. Gegen die hilft mir Pfefferminzöl auf den Schläfen. Das erfrischt und Studien zufolge, hilft es so gut wie Schmerzmittel! Außerdem macht der frische Duft auch gleich noch wach.
Gute Musik hören, dazu tanzen und singen
Wenn es gar nicht geht und Ihr sooo müde seid und der Schlafmangel allzu doll wird – dann dreht die Musik auf! Tanzt dazu! Singt! Schnappt Euch das Baby und tanzt mit ihm auf dem Arm! Meine Kinder finden es auch heute noch irre lustig, wenn Mama ausflippt. Und mir geht es danach wirklich besser. Die Laune steigt auch noch. Bei allen Anwesenden.
Ablenken: Freunde treffen, rauskommen, sich was gönnen, shoppen, …
Bloß nicht an den Schlafmangel denken! Verbietet Euch den Gedanken „Bin ich müde“. Lenkt Euch ab! Trefft eine Freundin. Geht zum Pekip. Geht shoppen. Spazieren. Telefoniert mit netten Menschen. Dann ist das mit der Müdigkeit schon nur noch halb so schlimm.
Bequeme Matratze, bequemes Kissen: Macht es Euch gemütlich!
Wenn schon wenig schlafen, dann das wenige Schlafen dann wenigstens so bequem wie möglich. Ich kann mich nachts, wenn ich wachliege, so richtig reinsteigern in ein blödes Kissen. Deshalb: Legt Euch das beste Kissen und die beste Matratze zu!
Die Frage „Wie soll ich den Tag morgen überstehen“ nicht zulassen
Wenn Ihr nachts wachliegt, Euer Baby nicht aufhören will zu trinken oder schon eingeschlafen ist und nun Ihr nicht in den Schlaf findet: Dann denkt bloß nicht darüber nach, wie Ihr den nächsten Tag überstehen sollt. Ich weiß nicht, wie oft ich mich nachts mit diesem Gedanken verrückt gemacht habe. Es bringt nichts. Außer dass man noch länger wachliegt und sich total verrückt macht. Glaubt mir: Ihr übersteht den nächsten Tag! Es wird schon! Denkt an was Schönes. An die nächste Reise. An das leckere Frühstück. Aber nicht daran, ob und wie müde Ihr sein werdet!
Einmal die Woche früh ins Bett und so gut es geht ausschlafen
Geht mindestens einmal die Woche mit den Kindern ins Bett
Klar sind die zwei Stunden, die man abends noch hat, wunderbar. Um Runterzukommen. Mal ungestört mit dem Gatten zu reden. Sich mit Trash-TV berieseln zu lassen. Oder zu lesen. Aber was verpast man, wenn man einmal die Woche mit den Kindern um acht ins Bett geht? Nichts. Ich habe es die erste Zeit oft gemacht. Manchmal gezwungenermaßen, weil ich vor lauter Schlafmangel einfach mit einschlief, manchmal sogar vor den Kindern. Und dann habe ich es ganz bewusst gemacht. Mich mit den Kindern zusammen fertiggemacht und dann einfach geschlafen. In ganz schlimmen Wochen auch mehrmals die Woche. Aber es reduzierte einfach den Gesamt-Schlafmangel. Und oft ist ja bei Babys die Zeit nach dem Einschlafen die längste Zeit, die sie am Stück schlafen. Bei uns war es so – nach dem Einschlafen schliefen die Jungs immer so ihre fünf Stunden, danach wachten sie im Zweistundentakt auf. Wenn ich dann direkt mit ins Bett ging, hatte ich auch fünf Stunden am Stück. Wenn ich erst drei Stunden später schlief, hatte ich eine Nacht, die aus Zwei-Stunden-Schlafintervallen bestand.
Viel trinken
Und zwar nicht nur Kaffee und Grünen Tee. Auch Ingwerwasser mit Zitrone wirkt anregend. Und stärkt das Immunsystem. Mir tat manchmal auch ein einfaches Sprudelwasser richtig gut. Hauptsache, genug Flüssigkeit. Morgens den Tag mit einem Glas lauwarmen Wasser mit etwas Zitronensaft drin zu starten, aktiviert den Stoffwechsel und damit den ganzen Körper.
Bewusst atmen, wenn tags die Müdigkeit kommt
Wenn tags das große Müdigkeitsloch droht, haben mir bewusste Atempausen geholfen. Nein, nicht Pausen VOM Atmen, sondern Pausen, in denen ich bewusst atmete. Tief ein und aus atmete, am besten vor dem offenen Fenster. Das schaffte im Handumdrehen einen klaren Kopf. Besonders gut ist es, durch die Nase zu atmen. Und zwar abwechselnd durch das rechte und linke Nasenloch – also immer eins mit dem Finger verschließen. Zehnmal hintereinander und der Sauerstoff steigert die Hirnaktivität.
Aufrechte Haltung: Schultern zurück und nicht hochziehen
Auch wenn einem danach ist, lasst die Schultern nicht hängen. Die Mundwinkel auch nicht. Richtet Euch auf, strafft den Rücken, achtet dabei darauf, die Schultern nicht hochzuziehen. Dann komtm mehr Sauerstoff in Eure Lungen, Ihr fühlt Euch energiegeladener und der Rücken dankt es auch. Und immer schön Lächeln. Vor allem sich selbst im Spiegel anlächeln. Wirkt sofort gegen Schlafmangel und schlechte Laune!
Denkt dran: Ihr seid nicht allein!
Und wenn man dann nachts so wach liegt oder auch tagsüber total in den Seilen hängt: Denkt daran, dass es nicht nur Euch so geht. Überall sind Mamas, die genauso unter Schlafmangel leiden und nachts im Zweistundentakt stillen. Geteiltes Leid ist halbes Leid!
Und… wenn gar nichts mehr geht mit dem Schlafmangel: Spannt den Mann ein. Pumpt ab, lasst ihn füttern, schließt Euch im Gästezimmer ein. Nach einer Nacht fühlt Ihr Euch wie neugeboren :-)
Nur eine Phase – irgendwann kann auch Mama wieder durchschlafen
Ich hätte früher nie geglaubt, dass ich so souverän mit Schlafmangel umgehen kann. Und früher war ich wirklich ungenießbar, wenn ich nicht genug geschlafen hatte. Heute kann ich sogar total übermüdet einigermaßen produktiv arbeiten. Jetzt sind sogar Langstreckenflüge kein Horror mehr für mich – denn ich weiß, mit der Müdigkeit komme ich nun zurecht.
Was jetzt aber nicht heißt, dass ich es sehr schätze, auch mal eine Nacht durchzuschlafen! Glücklicherweise scheint bei meinem Kleinen jetzt mit drei Jahren so langsam eine Besserung einzutreten. Die Nächte, in denen er (und somit auch ich) richtig gut schläft, werden immer mehr. Auch das hilft gegen Schlafmangel: Das Wissen, dass es einmal wieder besser wird!
Was habt Ihr für Tipps gegen Schlafmangel? Was hat Euch geholfen, wenn Ihr eine Nacht lang kein Auge zugemacht habt?
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Und wusstet Ihr, dass mein neues Buch Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter auf dem Markt ist? Und natürlich immer noch erhältlich ist mein Ratgeber zum Thema zweites Kind: „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder
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Zu dem Kommentar weiter oben: das ging mir auch so, kaum schläft das Baby einmal schön, da kann ich selber nicht einschlafen, obwohl ich todmüde bin.. Ich finde, man muss die Väter viel früher mit einbeziehen. Wir sind ja gemeinsam Eltern, warum also sollte einfach nur die Mutter an diesem krassen Schlafmangel leiden?
Pingback: Schlafprobleme mit und bei Kindern: Was tun, wenn der Schlafmangel die Familie lahm legt?
Nach einem turbulenten ersten Jahr, haben wir endlich mehr gute als schlechte Nächte. Und was passiert mir dann? Ich liege hellwach im Bett!!! Da habe ich die Gelegenheit mal etwas Schlaf nachzuholen und ich kann nicht…ich hoffe doch, dass sich das irgendwann einpendelt – bis Nummer 2 auf der Matte steht wahrscheinlich :-)