Ich hatte es schon wieder vergessen. Oder erfolgreich verdrängt. Wie sehr Schlafmangel einen schlauchen kann. Wie anstrengend die ersten Wochen sind, bis sich das Baby an einen Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnt hat. Dabei war es mit unserem Großen ganz genauso. Der wollte alle zwei Stunden gestillt werden, auch nachts und brauchte nach seiner halbstündigen Mahlzeit eine weitere halbe Stunde für sein Bäuerchen, ohne das er nicht weiterschlafen konnte. Unterm Strich blieb dann also eine Stunde Schlaf bevor das Ganze von vorne begann. Mit sechs, sieben Wochen war es dann von einer Nacht auf die andere besser und er schlief vier bis fünf Stunden am Stück und dann ziemlich schnell auch mal sechs Stunden.
Schlafmangel schlaucht Eltern – sehr und Lösungen wirken nur bedingt
An die Strapazen der ersten Wochen mit Kind konnte ich mich nur noch ganz entfernt erinnern. War ja gar nicht so schlimm. War ja nur eine kurze Phase. Was tönte ich noch groß herum vor der Geburt meines zweiten Sohnes:
„Es sind ja nur ein paar Wochen. Was sind schon ein paar Wochen? Alles halb so schlimm. Und beim Zweiten lässt sich das ja noch einfacher ertragen, weil man weiß, dass es nur eine Phase ist.“
Das war die Theorie. Nun sind wir in der Praxis angekommen. Unser Zweitgeborener ist einen Monat alt.
Und es stimmt nicht: Schlafmangel ist nicht einfacher zu ertragen. Nein. Da hilft alles gute Zureden nicht, es sei ja nur eine Phase und was sind denn schon ein paar Wochen?!
Ein paar Wochen sind verdammt lang, wenn man wach im Bett sitzt und so gerne schlafen will – aber nicht kann!
Babys Entwicklungsschübe kosten Schlaf
Ja, wir hatten auch bisschen Pech: Unser Kleiner war mit zwei Wochen erst einmal erkältet – zwei Wochen lang. Die Hälfte seines Lebens also, wenn man so will. Röchel, Schnorchel, die ganze Nacht. Eine Geräuschkulisse, bei der man nicht schlafen konnte. Und röchelte er mal nicht, konnte ich erst recht nicht schlafen, denn dann musste ich schauen, ob er überhaupt noch atmet! Unglaublich, wie ein einfacher Schnupfen einen kleinen Mann so quälen kann. Und uns auch. Auch das hatte ich vergessen und erfolgreich verdrängt.
Nun ist der Schnupfen endlich weg, aber dafür der erste Entwicklungsschub da, die fünfte Woche. Das heißt:
Mama, liebe Milchbar, bitte geh nicht fort und lass mich dauertrinken!
Dazu kommt, dass der kleine Mann einfach keinen Tag-Nacht-Rhythmus hat. Für ihn ist regelmäßig zwischen zwei und vier Babyparty. Schlafen? Wieso? Nein, ich will mit den Armen rudern und komische Geräusche machen. Mein Mann kann dabei schlafen. Ich nicht.
Und morgens um 6 ist ja auch eine gute Zeit, die Nacht zu beenden. Dass unser Wecker eigentlich erst um 7 klingelt, ist unserem Sohn herzlich egal.
Hunger! Jetzt! Sofort! Und danach: Unterhaltungsprogramm! Grimassen schneiden! Und bloß nicht schlafen!
Durchschlafen müssen Babys erst lernen
Ja, es kommt nicht von ungefähr, dass Schlafmangel auch eine beliebte Foltermethode ist. Ich weiß nicht, wie ich die letzten Tage durchgestanden habe. Wie ich es geschafft habe, tagsüber halbwegs alles auf die Reihe zu bekommen ohne ständig in Tränen auszubrechen oder auf der Stelle einzuschlafen. Jaja, man sagt so leicht: Schlafen, wenn das Baby schläft. Aber ich kann nicht auf Knopfdruck schlafen! Abgesehen davon, dass man die Vormittage gut übersteht, mit Spaziergang und frischer Luft und sich gleich viel besser fühlt – aber nachmittags kommt dann die bleiernde Müdigkeit und die Lust auf ein Mittagsschläfchen. Aber dann ist erstens der Große aus der Kita zurück und zweitens will der Kleine ab drei an die Milchbar und zwar mehrere Stunden am Stück. Er will ja groß und stark werden!
Ich weiß ja, Babys müssen erst lernen, durchzuschlafen. Aber doch nicht so lange. Doch nicht mein Baby. Ah, dieser Schlafmangel macht mich noch ganz kirre!
Es packt einen nachts eine gewisse Aggression, wenn man den Gatten seelig schnarchen hört, während man selbst darauf wartet, dass Sohnemann seine Mahlzeit beendet. Und wie liebe ich diesen Satz:
Er hat heute gut durchgeschlafen, oder?
Nein, hat er nicht! Du aber anscheinend mit deinem selektiven Gehör!!!
Ein Muttertag im Jahr reicht einfach nicht aus für das, was wir Mütter leisten. Ich fordere, ihn quartalsweise einzuführen!
Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich liebe es zu stillen und ich will es auch nicht anders. Ich wollte auch dieses zweite Kind. Und das kuschelweiche Haar, der Babyduft und das erste Lächeln entschädigen für alles. Aber trotzdem: Schlafmangel ist wirklich eine Folter. Unglaublich. Seit drei Nächten sind mir nun wieder zwei bis drei Stunden Schlaf am Stück gegönnt. Man fühlt sich gleich viel besser. Es geht aufwärts. Es ist alles nur eine Phase, wenn sie 13 sind, sind wir froh, wenn sie morgens um 10 mal aufstehen.
Ja- schöner Spruch. Aber das ist noch 13 Jahre hin! Blöde Theoretiker.
Ob ich bis dahin einmal wieder durchschlafen kann? Ob ich weiß, wie es sich anfühlt, mal einen Tag lang nicht unter Schlafmangel zu leiden?
Und wie man trotz Schlafmangel den Tag übersteht, habe ich hier zusammengefasst.
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