Das große Fressen auf dem Spielplatz

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Paulchen, ich habe Schokoladenkekse, die isst du doch so gerne! Komm mal her.

Paulchen will eigentlich in Ruhe seine Sandburg zu Ende bauen. Aber das kümmert seine Mutter reichlich wenig. Sie wedelt mit der Schokokeks-Packung. Paulchen, nun komm doch endlich, hier sind die leckeren Kekse. Paulchen guckt kurz, buddelt dann aber weiter. Nun steht die Mami auf, schreitet zu ihrem Sohn, hält ihm einen Keks vors Gesicht. Schokokeks, jetzt? Paulchen zeigt hilflos seine sandigen Hände und will weiter spielen. Da stopft ihm Mutti den Keks in den Mund und nickt zufrieden, als er kaut:

Siehst du, du hattest Hunger, mein Süßer.

Immer einen Keks in der Hand – ob sie wollen oder nicht: Kinder sind ständig am Essen

Alltag auf deutschen Spielplätzen. Nachmittags kurz nach Drei. Die Kinder kommen aus dem Kindergarten, hatten dort noch eine Kleinigkeit zu Essen nach dem Mittagsschlaf. Nun wollen sie spielen, toben, vom Klettergerüst fallen. Doch die Mamis haben einen anderen Plan.

Das Kind muss doch essen!

Also werden Picknickkörbe mitgebracht. Tüten mit Salzstangen,  Schokokeksen, Nutellabroten. Oder bei den Ökomüttern mit ihren Jack Wolfskin Jacken, die in unserer Stadt die Spielplätze in Mehrheit bevölkern: Weintrauben, Vollkornbrot mit vegetarischer Pastete, Vollkornkekse, Kinderflips (aus Maismehl, natürlich ohne Zucker, Fett und natürlich auch Geschmack), Salzstangen ohne Salz, kleingeschnittene Gurken und Äpfel.

Reihenweise werden die Vorräte ausgepackt, die Kinder von der Rutsche gezehrt, ihnen noch ein Gummibärchen zwischen die Kiemen geschoben. Sie könnten ja verhungern.

Müssen Kinder auf dem Spielplatz ständig was zu Esssen bekommen? Wieso haben Mütter für ihre Kinder immer etwas zu essen dabei?

Und ich Rabenmutter habe keinen Picknickkorb auf dem Spielplatz dabei

Und ich sitze da und gestehe: Ich habe oft gar nichts auf dem Spielplatz dabei außer dem Wasserbecher. Kein Brot, keine Gummibärchen, keine Kinderflips und schon gar kein kleingeschnittenes Obst. Denn mein Großer hatte gerade was bei der Tagesmutter, da isst er gut, er sollte also satt sein. Und nach dem Spielplatz gibt es zuhause etwas. Eine Stunde ohne Essen sollte er aushalten. Und falls er Hunger hat, kann er das ganz gut äußern. Dann gehen wir halt zum Bäcker.

Aber die Blicke von den anderen! Da sitzt sie, die Rabenmutter, die hat nur Wasser dabei (manchmal vergesse ich auch das)! Keine Hirsekringel! Das gibt es doch nicht. Der arme Kleine! Der bekommt ja gar nichts!

Hier, du kannst was von unseren Brezeln abhaben.

Großzügige Geste. Und mein Sohn, der eigentlich kein Essbedürfnis geäußert hat, bekommt auf ein mal auch Lust auf so einen tollen Hirsekringeln. Wenn man ihm sowas hinhält, isst er das, na klar.

Blicke zu mir: Haben wir es doch gewusst! Das arme Kind hatte Hunger!

Essen auf dem Spielplatz

Kaum wollen die Kinder an ihr Spielzeug, müssen sie auch schon wieder essen.

Ich frage mich: Muss das sein? Das permanente Essen-in-den-Mund-schieben? Kaum sitzen die Kinder dann nach dem Spielplatzbesuch im Kinderwagen, haben sie die nächste Salzstange oder ökologisch angebauten Dinkelkeks im Mund. Müssen die Kinder ständig essen? Oder ist es nur, weil sie dann so schön still sind? Und man als Mami ja auch gerne mal was isst…?

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15 Kommentare zu “Das große Fressen auf dem Spielplatz

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  3. Auch unterwegs: Überall, wo man hinschaut, sieht man Kinder im Kinderwagen, die non-stop vollgestopft werden. Klar, wenn man das dann jahrelang zu gemacht hat, will das vierjährige Kind natürlich auch jedes Mal, wenn es unterwegs ist, ein Schokobrötchen habe. Aber muss das sein? Ich finde nicht. Ein Kind kann und sollte lernen, dass man nicht jede Minute etwas zum Kauen im Mund haben muss. Das Leben besteht nicht aus Essen! Mal ganz abgesehen vom Zucker in dem ganzen Kram..
    Folgender Beitrag passt auch ein wenig zur ständigen Fürsorge der Mütter auf Spielplätzen:
    http://erziehungsluecke.de/2013/06/18/was-wir-unseren-kindern-durch-zu-starke-fursorge-nehmen/

  4. Die Kinder können ja meistens nicht mal eine Stunde im Auto verbringen, ohne das eine Zwischenmahlzeit gegeben wird. Und die Eltern beschweren sich im Anschluß über die dreckigen Autos.: “ Du weißt das ja selber, im Auto muß mein Kleiner was zu essen haben“ – Nein, weiß ich nicht! Und trotzdem hat mein Kind kein Untergewicht ;-)

  5. Und in 20 Jahren beklagen sie sich dann darüber, dass die Menschen noch mehr zu Übergewicht neigen als heute schon. Herrlicher Beitrag. Ich bin übrigens auch eine von den Rabenmüttern. :D

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