Wettrüsten in den Gärten: Wer hat das größte Trampolin?

Man sieht sie besonders in den Neubaugebieten: Rutschen, Schaukeln, Spielhäuser. In allen Farben, Größen und Formen. Und daneben: die Trampoline. Groß, größer, am größten. Da grenzen zwei Grundstücke von Doppelhäusern aneinander, nur durch einen kleinen Zaun getrennt. Und dennoch in beiden Gärten dasselbe Bild: Auf die 200 Quadratmeter gequetscht befinden sich eine Rutsche, eine Schaukel, eine Sandkiste, ein Holzhaus und das unvermeidliche Trampolin. Unter Rutsche plus Schaukel plus Trampolin geht es nicht.

Kinderspielplatz im eigenen Garten: Oft sogar besser ausgerüstet als der kommunale!

Da wird so mancher kommunale Kindergarten neidisch. Alles vom Feinsten, alles neu, natürlich, Qualität, für die Kinder nur das Beste. Der Nachbar hat das auch alles? Die Kinder spielen eh immer zusammen? Man könnte sich das Trampolin vielleicht teilen? Nein. Die Blöße will man sich nicht geben. Und so gleichen die Gärten in Neubaugebieten zunehmend Spielplätzen. Einer reiht sich an den anderen.

Ein Wettrüsten zwischen Gartenzäunen: Wer bietet seinem Kind am meisten? Über Wettbewerbe zwischen Eltern hatte ich mich ja schon hier ausgelassen und über den Wettkampf um den schönsten Kindergeburstag hier. Nun bekommen die Gärten ihr Fett weg!

Als Kind, damals, als es Trampoline nur in der Turnhalle gab, hatten wir eine Schaukel. Unsere Nachbarn hatten eine Sandkiste. Wieder andere eine Rutsche. Ansonsten sind wir rumgetromert, haben Ball gespielt und sind mal in dem einen Garten, mal in dem anderen Garten eingekehrt. Das war super. Wir waren immer zusammen. Und haben nichts vermisst.

Früher brauchten wir auch keine Hüpfburgen im Garten und in Bullerbü gibt es das auch nicht

Heute sieht man die Einzelkinder auf dem heimischen Gartentrampolin Purzelbäume schlagen. Während nebenan das Nachbarseinzelkind auf dem ebenfalls eigenen Trampolin herumhüpft.

Gibt es einen Passus in den Bauordnungen von Neubaugebieten, dass jeder Haushalt mit Kind zumindest über ein Trampolin, eine Rutsche und eine Schaukel verfügen muss?

Ein Glück wohnen wir in der Innenstadt und unser Garten ist so klein, dass hier nur eine Sandkiste hineinpasst. Dafür haben wir den Spielplatz gleich um die Ecke. Da gibt es Rutsche, Karussel und Schaukel. Und: andere Kinder.

Das große Fressen auf dem Spielplatz

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Paulchen, ich habe Schokoladenkekse, die isst du doch so gerne! Komm mal her.

Paulchen will eigentlich in Ruhe seine Sandburg zu Ende bauen. Aber das kümmert seine Mutter reichlich wenig. Sie wedelt mit der Schokokeks-Packung. Paulchen, nun komm doch endlich, hier sind die leckeren Kekse. Paulchen guckt kurz, buddelt dann aber weiter. Nun steht die Mami auf, schreitet zu ihrem Sohn, hält ihm einen Keks vors Gesicht. Schokokeks, jetzt? Paulchen zeigt hilflos seine sandigen Hände und will weiter spielen. Da stopft ihm Mutti den Keks in den Mund und nickt zufrieden, als er kaut:

Siehst du, du hattest Hunger, mein Süßer.

Immer einen Keks in der Hand – ob sie wollen oder nicht: Kinder sind ständig am Essen

Alltag auf deutschen Spielplätzen. Nachmittags kurz nach Drei. Die Kinder kommen aus dem Kindergarten, hatten dort noch eine Kleinigkeit zu Essen nach dem Mittagsschlaf. Nun wollen sie spielen, toben, vom Klettergerüst fallen. Doch die Mamis haben einen anderen Plan.

Das Kind muss doch essen!

Also werden Picknickkörbe mitgebracht. Tüten mit Salzstangen,  Schokokeksen, Nutellabroten. Oder bei den Ökomüttern mit ihren Jack Wolfskin Jacken, die in unserer Stadt die Spielplätze in Mehrheit bevölkern: Weintrauben, Vollkornbrot mit vegetarischer Pastete, Vollkornkekse, Kinderflips (aus Maismehl, natürlich ohne Zucker, Fett und natürlich auch Geschmack), Salzstangen ohne Salz, kleingeschnittene Gurken und Äpfel.

Reihenweise werden die Vorräte ausgepackt, die Kinder von der Rutsche gezehrt, ihnen noch ein Gummibärchen zwischen die Kiemen geschoben. Sie könnten ja verhungern.

Müssen Kinder auf dem Spielplatz ständig was zu Esssen bekommen? Wieso haben Mütter für ihre Kinder immer etwas zu essen dabei?

Und ich Rabenmutter habe keinen Picknickkorb auf dem Spielplatz dabei

Und ich sitze da und gestehe: Ich habe oft gar nichts auf dem Spielplatz dabei außer dem Wasserbecher. Kein Brot, keine Gummibärchen, keine Kinderflips und schon gar kein kleingeschnittenes Obst. Denn mein Großer hatte gerade was bei der Tagesmutter, da isst er gut, er sollte also satt sein. Und nach dem Spielplatz gibt es zuhause etwas. Eine Stunde ohne Essen sollte er aushalten. Und falls er Hunger hat, kann er das ganz gut äußern. Dann gehen wir halt zum Bäcker.

Aber die Blicke von den anderen! Da sitzt sie, die Rabenmutter, die hat nur Wasser dabei (manchmal vergesse ich auch das)! Keine Hirsekringel! Das gibt es doch nicht. Der arme Kleine! Der bekommt ja gar nichts!

Hier, du kannst was von unseren Brezeln abhaben.

Großzügige Geste. Und mein Sohn, der eigentlich kein Essbedürfnis geäußert hat, bekommt auf ein mal auch Lust auf so einen tollen Hirsekringeln. Wenn man ihm sowas hinhält, isst er das, na klar.

Blicke zu mir: Haben wir es doch gewusst! Das arme Kind hatte Hunger!

Essen auf dem Spielplatz

Kaum wollen die Kinder an ihr Spielzeug, müssen sie auch schon wieder essen.

Ich frage mich: Muss das sein? Das permanente Essen-in-den-Mund-schieben? Kaum sitzen die Kinder dann nach dem Spielplatzbesuch im Kinderwagen, haben sie die nächste Salzstange oder ökologisch angebauten Dinkelkeks im Mund. Müssen die Kinder ständig essen? Oder ist es nur, weil sie dann so schön still sind? Und man als Mami ja auch gerne mal was isst…?

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