Natürlich wollen wir alle immer nur das Beste für unsere Kinder. Dass es ihnen gut geht – und dass sie sich natürlich bestmöglich entwickeln. Dafür kaufen wir ihnen das bestmögliche Spielzeug. Und lassen sie so wenig wie möglich digitale Medien benutzen und natürlich so selten wie möglich fernsehen. Stattdessen lesen wir viele schlaue Sachbücher, basteln mit Knete und Fingerfarben (alle Sinne anregen! Ihr wisst schon!) und lassen unsere Kinder mit handgeschnitzten Holzbausteinen Türme bauen, um ihre Feinmotorik bestmöglich zu stärken. Im Wald schicken wir sie balancierenderweise über Baumstämme, soll ja so gut sein für die Entwicklung des Gehirns und so. Achja und wenn wir sie mal fernschauen lassen, dann natürlich nur schlaue Wissenssendungen. Und auf dem Tablet dürfen sie an die Lern-App, die ihr logisches Denken trainieren soll. Ja. Wir haben hier Knete und Fingerfarben. Wir haben Holzbausteine und über Bäume balancieren wir auch. Meine Kinder lieben „Checker Tobi“ und ich find ihn auch echt klasse. Ich mag die Kindersachbücher mit den vielen Klappen sehr und die Lern-App für die Schule auch. Soweit, so gut, so pädagogisch wertvoll. Aber: Das ist alles nur ein Teil. Ein Teil der Wirklichkeit. Der andere Teil der Wirklichkeit ist weniger pädagogisch wertvoll. Der besteht aus Plastikfiguren aus Ü-Eiern, aus ferngesteuerten Autos, sinnfreien Zeichentrickserien und Fantasybüchern. Denn ganz ehrlich: Es muss doch nicht immer alles pädagogisch wertvoll sein!
Wir Erwachsenen schauen ja auch nicht nur Dokumentationen bei Arte, gehen in anspruchsvolle Kunstausstellungen und lesen Sachbücher über Quantenphysik. Wer das behauptet, erzählt nur die halbe Wahrheit. Und genauso wie ich mich abends gerne von einem seichten Liebesroman unterhalten lasse, mögen meine Kinder Fantasybücher ohne den geringsten Lerninhalt. Und so wie ich mich auch mal von einer Serie ohne jeglichen künstlerischen Anspruch berieseln lasse, gucken meine Kinder zwischen all den Checker-Tobi-Folgen auch gerne mal eine Zeichentrickserie, deren Namen ich mir nicht merken kann und deren Handlung ich beim besten Willen nicht erkennen kann.
Nein, es muss nicht immer pädagogisch wertvoll sein! Im Gegenteil. Es darf und muss sogar auch mal rein der Zerstreuung, dem Spaß dienen. Perfekt ist ein Spielzeug, ein Film, ein Buch natürlich, wenn es sowohl unterhaltsam als auch pädagogisch wertvoll ist. Aber man darf ja wohl auch einfach mal Spaß haben. Ein Spiel darf auch einfach nur lustig sein, ganz ohne pädagogischen Hintergedanken und Förderansatz. Eine Kindersendung darf einfach nur spannend sein, unterhaltsam oder auch albern. Und sie muss uns Eltern noch nicht einmal unbedingt gefallen. Ganz ehrlich: Welcher Erwachsene würde sich schon freiwillig Paw Patrol oder Peppa Wutz anschauen?! Trotzdem sollten wir aufhören, es uns schön zu reden, wenn unsere Kinder einfach mal „was gucken“. „Aber sie lernen ja was dabei“ ist doch eigentlich nur dazu da, um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Dabei haben wir das doch gar nicht nötig!
Es muss echt nicht alles pädagogisch wertvoll sein. Kinder müssen nicht bei allem, was sie tun, etwas lernen oder in irgendeiner Fähigkeit gefördert werden. Genauso wenig müssen ihre Tätigkeiten immer sinnvoll sein. Ganz ehrlich: Sind doch unsere Sachen auch nicht! Und auch Kinder haben ein Anrecht auf Spaß. Unterhaltung. Zerstreuung! Also lasst ihnen diesen Spaß!
(natürlich kommt es wie bei allem auf die richtige Dosis an… aber wenn die Dosis stimmt, dann muss niemand ein schlechtes Gewissen haben – und niemand muss auf andere herabschauen, weil sie ihre Kinder Peppa Wutz schauen lassen oder ferngesteuerte Plastikautos herumflitzen lassen).
Ganz abgesehen davon: Was ist das eigentlich, „pädagogisch wertvoll“? Kinder lernen zum Beispiel im freien Spiel unglaublich viele wichtige Fähigkeiten, die sie in ihrem späteren Leben benötigen (mehr dazu lest Ihr hier!) – ganz ohne unser Zutun. Sogar meist besser, wenn wir uns da nicht einmischen! Deshalb sollten wir unsere Kinder viel öfter einfach mal spielen lassen. Ohne unseren Senf dazuzugeben, ihnen vermeintliche Lösungen aufzuzeigen. Und wenn sie dann im freien Spiel ihren Flow gefunden haben und uns danach um ein wenig Unterhaltung in Form einer Zeichentrickserie ohne jeglichen Lerneffekt fragen: Lasst sie. Ohne schlechtes Gewissen! Und freut Euch über die gewonnene halbe Stunde, trinkt Euren Kaffee und blättert in einer absolut anspruchslosen, rein der Unterhaltung dienenden Frauenzeitschrift. Ihr habt es Euch verdient!
Mehr dazu, wieso wir Kindern ihr eigenes Tempo zugestehen sollten, lest ihr in meinem neuen Buch „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“.
Kennt Ihr mein Kochbuch? „Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ – dort findet Ihr viele weitere Rezepte – unkompliziert nachzukochen und zu backen!
Kennt Ihr auch meine anderen Bücher?
„Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
„Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“
Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel
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