Wir Eltern wollen unsere Kinder so gut es geht fördern und auf die Zukunft vorbereiten – aber in unserer immer komplexer werdenden Welt wird Fähigkeiten zu erwerben immer wichtiger anstatt reines Auswendiglernen. Wie man gemeinsam mit seinen Kindern lernen kann und seine Kinder beim Lernen – sei es im Kindergartenalter oder in der Schule – unterstützen kann, davon handelt das Buch von meiner geschätzten Bloggerkollegin Tollabea „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln – So lernen Kinder und Eltern zusammen„. Gemeinsam mit der Pädagogin Stephanie Jansen hat Bea Beste nicht nur viele Tipps rund ums Lernen, das Herausfinden des Lerntypen und wie wir Eltern unsere Kinder unterstützen können, zusammengefasst, sondern gibt auch eine ganze Menge Praxistipps: 188 Spiele und Ideen gibt es in dem Buch, für verschiedene Altersklassen und verschiedene Bereiche. Ich freue mich sehr, dass mir Bea in einem Interview verrät, wie das eigentlich funktioniert mit dem Co-Learning, dem gemeinsamen Lernen und wie Eltern und Kinder davon profitieren:
Liebe Bea, wie kam es zu dem Buch?
Bea: Kennst du diesen Spruch, dass wenn du dir ganz fest was vornimmst, das Universum es schon so einrichtet, dass es möglich ist? Meine Freundin Steph
Jansen und ich wollten schon längst mal ein Buch schreiben. Wir hatten uns schon eine grobe Struktur ausgedacht und wollten ein Exposé schreiben. Aber dann… Ich erhielt in der Tat eines Tages einen Anruf, von Susanne Klar, inzwischen „unsere“ Buch-Managerin im Duden Verlag. Ob ich mir nicht vorstellen könnte, ein Buch zu schreiben? Ha! In der Tat musste ich mich da erstmal setzen. Zwischen „Einen Verlag suchen“ und „Der Duden ruft von allein an“ klaffen Welten! Der Duden, ey! Ich bin nicht in Deutschland geboren, ich habe erst Deutsch mit 15 gelernt und der Duden war meine heilige Bibel in Sache Schreiben!!! Ich habe tief geatmet, mich mit Susanne getroffen (ein großartiger Mensch, und der Name ist Programm: Sie ist sowas von KLAR… sichtig!) und dann uns beide, Steph und mich und unsere Idee „verkauft“. Alles KLAR!
Es geht in dem Buch um Co-Learning: Was verbirgt sich hinter diesem
Begriff?
Bea: Gemeinsam lernen, die Welt entdecken, Fähigkeiten einsetzen. Die zentrale Idee ist, dass wir unseren Kindern nichts mehr beibringen können UND dennoch gemeinsam weiter kommen als je zuvor. Und dahinter „verbirgt“ sich in der Tat Spaß, Freude, Zufriedenheit und das „geil, Mann!“ Gefühl, was wir uns ja immer wünschen im Leben.
Was ist der Vorteil von Co-Learning?
Bea: Dass sich alle mal entspannen können, eigentlich… Niemand weiß alles, und
niemand muss alles wissen und es dem anderen vermitteln.
Gemeinsam lernen macht Spaß
Ich bin auch ein großer Fan davon, gemeinsam mit den Kindern Dinge zu entdecken: Inwiefern profitiere auch ich als Elternteil vom Co-Learning?
Bea: Als erstes, dass ich als Elternteil auch schlauer werde, jeden Tag und mit
jedem Schritt. Und dass ich Zeit spare, wenn es darauf ankommt. Bei einer
gut etablierten, spielerischen Lernbeziehung zwischen Eltern und Kindern
entfallen die täglichen Kämpfe um Hausaufgaben und „Du musst jetzt für die
Schule lernen“. Meistens. Es kann nur sein, dass das Kind von allein kommt
und sagt: „Ich brauche Hilfe mit Eselsbrücken für den Test!“.
Was ist der Schlüssel dazu, die angeborene Neugier von Kindern zu fördern, zu nutzen und vor allem nicht verkümmern zu lassen?
Bea: Vertrauen! Genau auf diese Neugier, auf das Interesse… und nicht in
Notenwahn zu verfallen und nur auf Leistungen in „Hauptfächern“ zu schauen.
Das Kind und seine Stärken wirklich zu sehen, und dieses Sehen spüren zu
lassen. Nicht abstempeln à la „daddelt nur rum“ oder „träumt vor sich hin“
– sondern dahinter schauen, sich Spielstrategien erklären lassen oder die
Tagträume als Storytelling Kraft verstehen…
In dem Buch geht es auch um den „dreifachen Perspektivenwechsel“: Was
bringt dieser Perspektivenwechsel?
Bea: Damit mache ich mich als Elternteil fit für Co-Learning, ich werde die
alten Glaubenssätze des Lernens los. Die Überzeugung, dass Ältere die
Jüngeren anleiten müssen, dass es eine „Kaskade des Wissens gibt“. Das sind
eigentlich Kniffe, auch sprachliche, um wirklich auf einer Augenhöhe mit
dem Kind zu sein und wirklich leicht und locker ins spielerische und
ungezwungene Co-Learning zu kommen – ohne meine natürliche Autorität und
Führung aufzugeben, die ich dennoch als Erwachsener in der Familie brauche.
Wie motiviere ich ein müdes Schulkind, das eigentlich schon mit seinen
Hausaufgaben genug zu tun hat, zum Co-Learning und einem der Lernspiele, die Ihr im Buch vorschlägt?
Bea: Das hat jetzt meine Co-Autorin Stephanie Jansen beantwortet: Achtsam sein
und hinhören, was es wirklich braucht. Kinder, die keine Lust zum Spielen
haben, machen mir Angst. Dann muss eigentlich an einer anderen Schraube
gedreht werden. Wenn es Zeit mit den Eltern braucht, das in den Fokus
stellen und Spiele nutzen, die wirklich im Miteinander sind. Wenn es
Bewegung braucht etwas aus dem Segment nutzen und wenn es Kuscheln braucht
einfach nur Kuscheln. Aber auf keinen Fall: Oh schau mal, in diesem Buch
sind ganz tolle Spiele, sollen wir mal eines zusammen machen? Eher: Ich hab
da eine Idee, wollen wir mal was ganz anderes machen und gemeinsam die
Gegend erkunden….
Woher kommen die Ideen, die Ihr im Buch vorstellt? Die Experimente und
Lernspiele?
Bea: Oh, das ist jahrelange Erfahrung. Einiges gab es schon im Blog und ich habe
das nach Feedback der Leserschaft manchmal verfeinert. Einiges haben Steph
und ich gebrainstormt und ist ganz frisch. Und wiederum einiges ist aus dem
großen Kulturgut der Unterhaltungsindustrie entsprungen, wie zum Beispiel
das „Ministry of Silly Walks“ von Monthy Python.
Bei dem man versucht, auf so lustige Arten wie möglich zu gehen, was ein Riesenspaß ist! Wie sollte man diesen Teil des Buches benutzen?
Bea: Ich glaube, das wird sich von alleine ergeben… Einiges werden Menschen direkt beim Lesen entdecken und gleich spielen wollen. Dann steht auch mal eine Reise an und …hoppsa!… das ist was für die lange Autofahrt! Und oh, zwei Besuchskinder am
Sonntag,.. lass mal sehen, finden wir was? Genau so.
188 Spielideen und Experimente fürs gemeinsame Lernen
Danke, liebe Bea! „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“ ist eine tolle Mischung aus praktischen Tipps und theoretischen Hintergründen. Dazu gibt es praktische Tests zum Beispiel, um herauszufinden, was für ein Lerntyp man ist und wie man diese Begabung einsetzen und fördern kann. Sehr gut gefallen mir auch die immer wieder eingestreuten Infokästen, in denen checklistenartig die wichtigsten Fakten zum Thema „Gemeinsam lernen“ noch einmal zusammengefasst sind. Besonders viele Aha-Erlebnisse hatte ich beim Kapitel „Achtsamer Perspektivenwechsel: reprogram yourself“, in dem es darum geht, wie wir Eltern uns von unseren eigenen Lernerfahrungen und Denkgewohnheiten lösen können, um einen neuen Blickwinkel aufs Lernen zu gewinnen – auch dazu gibt es eine Checkliste und viele praktische Tipps.
Und dann sind da die vielen Ideen und Lernspiele – der Hauptteil des Buches! Das ist etwas, was ich an Ratgebern am meisten schätze: Wenn wirklich ganz konkrete Tipps und Ideen enthalten sind und nicht nur Theorie. Sage und schreibe 188 Spiele und Ideen gibt es in Béas Buch. Und die sind großartig! So großartig, dass man gar nicht weiß, was man zuerst ausprobieren soll. Dafür gibt es dann auch zunächst hilfreiche Tipps, wie man mit seinen Kindern spielen kann und sogar das Kapitel „wie verwende ich dieses Buch?“. Und dann kommen die vielen Seiten mit den Spielideen und auch Experimenten. Sie sind unterteilt nach verschiedenen 14 Themen wie „Wortkünstler“, „Orientierungsmeister“, „Fragensteller“, „Kreative“ oder „Naturforscher“ oder „Mozarts“, nach Altersklassen und Lerntypen wie „visuelle“, „auditive“, „motorisch“ oder „kommunikative“ (den Lerntyp konnte man ja auf den vorangegangenen Seiten ermitteln). Und dann gibt es noch die Einstufunf „Welches Entwicklungsziel möchtet ihr erreichen?“ – zum Beispiel die Sprache fördern, abstrakt denken, Naturphänomene erkennen, durch Bewegung lernen …
Und besonders schön das einleitende Zitat für den Buchteil, was so typisch Béa ist: „Es muss nicht alles Sinn machen. Oft reicht es, wenn es Spaß macht“. Ohja, für genau diese Einstellung mag ich sie so sehr!
Einige Beispiele für die Lernspiele (bei denen man übrigens gar nicht merkt, dass man lernt, weil man einfach Spaß hat – und ist das nicht das beste Lernen?!):
Für Ältere ab 8 finde ich „Redewendungen verdrehen“ total witzig. Also möglichst verrückte Verdrehungen wie „er versucht, seine Schäfchen zu trocknen“. Ist auch super für Autofahrten oder Bahnfahrten geeignet, denn man braucht keine Materialien! Oder einen Stadtplan mit Hilfe von Kreppband auf dem Boden nachlegen, also ganze Straßenzüge in einem etwas größeren Maßstab nachlegen. Und dann als Königsdisziplin quasi mit Bauklötzen, Lego oder Duplo an den Straßen die Stadt nachbauen. Eine Super-Regenwetter-Beschäftigung!
Oder auch schon für Kinder ab drei: Familientanz. Sich einen eigenen Tanz ausdenken, wie einen Clubtanz. Alle machen mit – ich finde es großartig, denn Musik aufdrehen und möglichst verrückt zu tanzen und am besten noch dazu zu singen, rettet jeden verkorksten Nachmittag! Lustig auch die Idee, so zu tanzen wie Tiere. Tanzt ein Nilpferd anders als ein Löwe? Da können auch ganz Kleine mitmachen! Und dann gibt es noch viele, viele Spielanregungen. Wie man mit Fingerabdrücken Bilder machen kann, wie man den Kapillareffekt erforschen kann, wie man Kettenreaktionen sichtbar machen kann, Ideen für Naturentdeckungen, Bewegungsspiele, Ideen für Musikinstrumente zum Selberbauen und und und. Die meisten Sachen sind ganz leicht und ohne großes Equipment oder Vorbereitung umsetzbar, viele Spiele sind auch für unterwegs geeignet. Es sind längere Spiele, mit denen man eine Weile beschäftigt ist, aber auch viele kleine Ideen für zwischendurch. Also für jede Situation etwas.
Und das Tolle: Es sind alles Anregungen, was Eltern und Kinder gemeinsam machen können. Denn das ist das Schönste am Familienleben, finde ich: Wenn wir zusammen etwas machen und dabei auch noch Spaß haben!
1000 Dank liebe Bea und liebe Stephanie für dieses tolle Buch, das eine echte Bereicherung für unser Bücherregal ist. Es wird uns die nächsten Jahre begleiten, da bin ich mir sicher und ich werde es immer wieder herausziehen, ein Spiel heraussuchen oder mit den Kindern testen, welche Lerntypen sie sind, wenn sie der Reihe nach in die Schule kommen. Ich möchte Euch „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“ wirklich ans Herz legen! Das ist eines der Bücher, aus denen man für einen langen Zeitraum immer wieder viel Input und Anregungen bekommt.
„Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“ ist im Duden Verlag erschienen, kostet 19 Euro und hat 368 Seiten. Bestellt es am besten direkt beim lokalen Buchhändler Eures Vertrauens :-)
Kennt Ihr schon meine Bücher?
„Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
„Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“
Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel
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