Hygge kennt mittlerweile jeder. Gerade jetzt zur Weihnachtseit ist alles wieder ziemlich hyyge. Hygge mag ich. Aber kennt Ihr Lagom? Man liest und hört diesen schwedischen Ausdruck auch immer häufiger, es gibt sogar Lagom-Kochbücher. Dabei ist Lagom gar nichts zu essen. Und ist auch kein Kochstil. Lagom ist das schwedische Wort für genau richtig. Also weder zu wenig, noch zu viel. Lagom halt. Im Wörterbuch steht die Übersetzung „gerade recht, angemessen, mäßig“. Man spricht es übrigens eher „Logum“ aus, mit einem kurzen o. „Lagom är bäst“ heißt ein schwedisches Sprichwort, was so viel bedeutet wie „das richtige Maß ist am besten“. Und das kann sich eigentlich auf alles beziehen, ist also ähnlich wie das dänische Hyyge auch ein Begriff, der ein ganzes Lebensgefühl beschreibt und nicht nur einen Einrichtungsstil. Es geht darum, die richtige Balance zu finden.
Lagom wird im Schwedischen auf verschiedene Arten benutzt. Zum Beispiel als Adverb, zum Beispiel kann das Essen genau lagom salzig sein (maten är lagom salted). Also genau richtig gesalzen. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Auch als Adjektiv wird Lagom verwendet. Das Wetter kann lagom sein – nicht zu warm und nicht zu kalt. Ein Haus kann lagom sein, nicht zu groß und nicht zu klein. Eine Portion auf dem Teller kann lagom sein – also genau richtig. Man treibt Sport – aber bitte lagom, nicht exzessiv. Man gönnt sich auch etwas Süßes – aber nicht zu viel, sondern genau lagom. Man redet nicht zu viel und nicht zu wenig, man schwatzt nicht, um einfach mal was gesagt zu haben.
Man ist in seinem Konsum maßvoll, aber auch in seinem Verhalten, also nicht zu laut und marktschreierisch. Es geht darum, Maß zu halten – in allem, was man tut. Was wiederum sehr im Sinne der Nachhaltigkeit ist. Man verschwendet nichts, sondern setzt es bewusst ein. Ressourcen werden geschont. Man brüstet sich nicht mit Statussymbolen. Auch der Wohnstil ist lagom: Reduziert auf das Wesentliche. Nicht zu minimalistisch, nicht zu ausschweifend. Nicht zu viel Schnickschnack, nicht zu kahl. Funktionalität und Gemütlichkeit schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich. Die Farben eher ruhig als aufregend.
Lagom: Nicht zu viel und nicht zu wenig
Das Wort selbst ist übrigens schon lange ein Teil der schwedischen Kultur und soll, so sagen zumindest viele, auch der Grund für das gute schwedische Sozialsystem sein. Das Wort „lag“ heißt Gesetz, Recht, aber auch Team – denn das bedeutet der Ausdruck „laget om“. Und das Team, das spielt eine wichtige Rolle in Schweden. Gemeinsam, als Team etwas schaffen statt als einzelner sich durchzuboxen, gehört in Schweden zum guten Ton. Man spielt sich selbst nicht auf, ist eher bescheiden, nimmt auf andere Rücksicht. Man versucht nicht, andere von seiner eigenen Meinung zu überzeugen (wie es leider bei uns in Deutschland so oft der Fall ist, auch unter uns Müttern), sondern respektiert den anderen. Ich finde, wir können uns davon eine Menge abschauen, denn mir geht hierzulande dieser Hang zu Extremen, Übertreiben, Wetteifern darum, wer der beste Veganer ist, am meisten Yoga macht oder am perfektesten Attachment Parenting auslebt gehörig auf die Nerven!
Man kann Lagom aber auch negativ auslegen: Als Mittelmäßigkeit. Als Gleichmacherei. Aber es ist nicht mit durchschnittlich zu verwechseln, für mich ist es aber eher positiv besetzt. Denn es ist eigentlich das Gegenteil von allen Extremen, eher so etwas wie die goldene Mitte. Die wiederum für jeden etwas anderes sein kann. Was mir sehr gut an diesem Lagom gefällt: Denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit einem „gut genug“ besser und stressfreier durchs Leben kommen als mit dem ständigen Streben danach, der/die Beste zu sein. Und bitteschön, was gut genug ist, das bestimmen wir selbst! Denn jeder hat ein eigenes „gut genug“ – also ein eigenes Lagom. Darauf zu achten, was für mich lagom ist, sich also gut genug anfühlt – das ist für mich Achtsamkeit und nimmt sofort Stress aus dem Alltag. Denn ich muss mich nicht mit anderen vergleichen, ich muss sie nicht übertrumpfen, sondern mich auf mein eigenes lagom konzentrieren. Für mich ist das tatsächlich ein sehr positiver Gedanke. Besonders, da dieses Konzentrieren auf das eigene Lagom gleichzeitig damit verbunden ist, das Lagom meiner Mitmenschen zu achten.
Wenn Ihr mehr über Lagom wissen wollt, kann ich Euch das Buch „In der Mitte liegt das Glück. Lagom, der schwedische Weg zum guten Leben“ von Lola Akerström (Affiliate Link) empfehlen, wo es um Lagom als ganzheitliches Lebenskonzept geht, man viel über die schwedische Gesellschaft erfährt, aber auch darüber, wie man mehr Achtsamkeit in den eigenen Alltag bringen kann. Auch in „Lagom: Glücklich leben in Balance“ von Ana Brones erfahrt Ihr viel darüber, wie die Lagom-Philosophie dabei hilft, Stress aus dem Alltag zu nehmen.
Kennt Ihr schon meine Bücher?
„Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
„Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“
Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel
Willkommen bei der ganznormalenMama! Wollt Ihr familienfreundliche Reisetipps? Oder kinderleichte Rezepte? Oder Lustiges, Nachdenkliches aus dem Mamaalltag? Dann stöbert im Archiv und folgt mir auf Facebook, bei Instagram oder Pinterest– ich freue mich auf Euch!
Vielen Dank für den Artikel. Ich kannte das Wort noch nicht. Aber es gefällt mir.
Das Wort an sich, klingt schon beruhigender als hygge 🙂
Du hast ja so recht!
Wunderbarer Artikel. Vielen Dank 💕