Das Zauberwort „nein“ – wie es uns das Leben leichter machen kann

Ich gebe es zu. Wenn es drauf ankommt, bin ich eine Ja-Sagerin. Es ist einfach furchtbar mit mir. Noch einmal schnell einen Text schreiben? Eigentlich habe ich keine Zeit, aber wenn der Kunde so nett fragt, dann kann ich doch nicht nein sagen. Den Sohn einer anderen Mutter mit aus dem Kindergarten nach Hause nehmen, obwohl ich dafür grad gar keinen Kopf habe? Ja, okay, klappt schon irgendwie. Beim Kindergeburtstag der Freundin mithelfen, obwohl es zeitlich gar nicht passt? Was soll’s, dann mache ich es halt. Für den Kollegen noch schnell etwas erledigen, obwohl ich noch nicht mal meine eigene Arbeit schaffe? Ich bin einfach zu gutmütig. Den Kindern die Weingummis kaufen, obwohl sie schon genug zu Naschen hatten? Konsequenz hin oder her, ich habe keinen Nerv, das Theater durchzustehen. So ein „ja“ ist bequem. Man erspart sich Diskussionen, man verärgert niemanden und mein Gott, dann macht mal halt schnell noch die Arbeit vom Kollegen mit. Aber es gibt einen Haken bei der Sache: Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden. Und wir können uns nicht  zweiteilen. Und da niemand unbegrenzt belastbar ist, müssen wir mit unseren Kräften haushalten. Das Wort „nein“ an der richtigen Stelle kann uns das Leben leichter machen. Nur wir Frauen neigen ja leider dazu, viel zu schnell „ja“ zu sagen…  

… ist tatsächlich so, es gibt Studien dazu. Frauen können schlechter „nein“ sagen als Männer. Weil sie harmoniebedürftiger sind. Und deshalb sagen sie viel zu oft „ja“, wenn sie eigentlich „nein“ meinen. Bei der Arbeit genauso wie im Privatleben. Zum Chef genauso wie zu Kollegen, zu den eigenen Kindern genauso wie zur Lehrerin, der Erzieherin, der Freundin oder dem Gatten.

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Das ist doch eigentlich total bekloppt. Wir rotieren eh schon an unserer Kapazitätsgrenze und schaffen es trotzdem nicht, im Büro die Frage abzulehnen, ob wir noch schnell ein paar Blätter mit kopieren können.  Wir haben eh schon eine Woche voller vollgestopfter Nachmittage und erklären uns trotzdem bereit, einen Kuchen fürs Kindergartenbuffet mitzubringen. Wir freuen uns auf entspanntes Wochenende mit Nichtstun und sagen zähneknirschend der nervigen Großtante Gerda zu, die sich zum Besuch ankündigt. Und putzen für sie auch noch die Wohnung blitzeblank.

Haben wir sie noch alle?!

„Nein“ ist tatsächlich das Zauberwort für mehr Zeit. Für weniger Stress.

Und die gute Nachricht: Nein zu sagen, kann man lernen. Es ist gar nicht so schwer!

Am besten ist, man übt es. Vorm Spiegel. Laut und deutlich: Nein. Ob man nun direkt unaufgefordert eine Begründung mitliefern soll, daran scheiden sich die Geister. Die einen sagen, dass man Fragen erst beantworten soll, wenn sie gestellt werden. Also keine Begründung liefern, solange nicht danach gefragt wird. Meine Erfahrung hat jedoch gezeigt: Das „nein“ wird eher akzeptiert, wenn man sofort eine Begründung mitliefert. Und das muss noch nicht mal eine besonders kreative Begründung sein.

„Nein, ich habe keine Zeit.“

Das reicht schon und zeigt dem Gegenüber: An diesem Nein gibt es nichts zu rütteln.

„Nein, wir haben am Sonntag schon etwas vor.“

„Nein, das passt diese Woche gar nicht rein.“

„Nein, ich habe gleich Feierabend.“

„Nein, du hattest heute schon etwas Süßes.“

Ihr könnt es Euch ganz einfach machen und ein paar Sätze auswendig lernen, solange, bis sie ganz automatisch kommen. Besser etwas Auswendiggelerntes, als doch wieder ja sagen und sich hinterher ärgern.

Es hilft auch, dem Gegenüber eine Alternative anzubieten (aber nur, wenn Ihr es wollt, wenn das Nein wirklich Nein heißt, lasst das mit der Alternative!):

„Nein, bis morgen schaffe ich es nicht, aber bis Ende der Woche.“

„Nein, ich kann keinen Kuchen backen, aber ein paar Laugenstangen beim Bäcker kaufen.“

„Nein, am Wochenende haben wir schon was vor, aber passt es am Dienstag?“

„Nein, es gibt heute nichts Süßes mehr, aber magst Du ein Käsebrötchen?“

Ihr werdet sehen: Mit einem konsequenten „Nein“ macht Ihr Euch tatsächlich vieles einfacher – und könnt Euch Zeitinseln verschaffen und unnötigen Stress vom Leibe halten.

Denn im Moment selbst ist es oft bequemer, einfach ja zu sagen – aber dann muss man es ausbaden und doch etwas machen, was eigentlich zeitlich nicht passt – oder worauf man absolut keine Lust hat. Und das richtig Blöde: Wenn man einmal den Ruf hat als „die sagt eh immer ja und übernimmt jede noch so nervige Aufgabe“, dann ist man wirklich die Gelackmeierte und bekommt in Zukunft ständig alles aufgehalst, was sonst keiner machen will. Es lohnt sich also, das Nein-Sagen zu trainieren! Und immer dran denken: Lieber ein auswendiggelerntes „Nein, ich habe keine Zeit“ als sich doch wieder rumkriegen lassen!

Ich muss aber zugeben: Bei mir klappt es selbst so semigut mit dem Neinsagen. Zumindest, was die Arbeit betrifft. Wenn die Anfrage per Mail kommt, bringe ich es gut übers Herz. Aber wenn mich jemand direkt oder per Telefon fragt… dann sage ich viel zu oft „ja“, wenn ich eigentlich eher „nein“ sagen wollte. Besonders empfänglich bin ich für Komplimente, kennt Ihr das auch? „Keiner schreibt so gut wie du, kannst du das noch übernehmen?“ Oder bei Mitleid werde ich schwach „Ich habe sonst niemanden, der das übernehmen kann und es ist wirklich dringend..“ Nun ja. Da muss ich noch an mir arbeiten. Aber immerhin: Das Problem zu erkennen, ist die halbe Miete. Die Erkenntnis ist ja oft der schwerste Schritt. Ich weiß, woran ich zu arbeiten habe!

Mehr Tipps zum „Neinsagen“ und Stress vorbeugen, steht übrigens auch in meinem Buch „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein“ :-)

Tipps um besser nein zu sagen - denn ein Nein erleichtert vieles und gibt mehr Energie für wesentliches. Tipps zum zeitmanagement und für weniger Stress

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