Wieso wir mit unseren Kindern viel häufiger essen gehen sollten

Raus mit Euch! Ab in die Restaurants mit Euren Kindern! Entert die Cafés, stürmt die Restaurants. Und zwar nicht zum „entspannten Abend“ zu zweit, sondern mit der ganzen Familie. Denn wir Familien müssen sichtbarer werden. Sonst werden wir vergessen. Und müssen dann nicht wundern, dass es sich mit der Kinderfreundlichkeit in Grenzen hält. Schaut nach Frankreich, wo Kinder ganz selbstverständlich mit ins Restaurant gehen (und in Frankreich dauern die Abendessen lang… wirklich lang, unter vier Gänge geht da nix). Oder nach Italien. Oder nach Skandinavien. In all den Ländern sind Kinder immer ganz selbstverständlich mit dabei. Und die Restaurantbesitzer und Cafébesitzer legen eine ganz andere Kinderfreundlichkeit zutage als hier. Denn Kinder gehören dort zum öffentlichen Leben – während sich Eltern hierzulande mit ihren Kindern immer häufiger in Komfortzonen zurückziehen. Da wird höchstens mal das Café mit der Spielecke angesteuert oder das Restaurant mit dem Spielplatz im Garten. Aber ich bin der Meinung: Wir Familien müssen uns die Öffentlichkeit zurückerobern! Und das mit den Manieren beim Essengehen? Kommt ganz von alleine. Kinder sind unglaublich lernfähig und flexibler als wir denken.

Katharina von Stadtlandmama schrieb heute darüber, dass sie mit ihren Kindern ungern essen geht und sich das für Abende zu zweit mit ihrem Mann aufhebt. Und, liebe Katharina, da schrie es in mir auf. Denn ich  bin wie man vielleicht im ersten Absatz schon herauslesen kann, eifrige Verfechterin des „geht mit den Kindern ins Restaurant“! Traut Euren Kindern mehr zu! Traut Euch mehr zu! Kinder können das. Und Ihr auch.

Wir sind immer gerne essen gegangen, für mich ist das seit ich mein eigenes Geld verdiene, ein Luxus, den ich mir gerne gönne. Ich fahre lieber ein altes gebrauchtes Auto und esse dafür gut. Als ich zum ersten Mal schwanger war, habe ich keine Sekunde daran gedacht, dass man mit Kindern vielleicht nicht essen gehen könnte. Und wir sind auch von Anfang an essen gegangen. Mit allen drei Kindern. Das gehört für uns einfach dazu. Unsere Kinder waren es also von Kleinauf gewohnt – und das ist tatsächlich eine Art „Training“ gewesen. Wir hatten eigentlich nie Probleme.

Klar steuern wir keine Sternerestaurants an (ganz abgesehen davon, dass unsere Kinder da wohl eher NIX essen würden). Klar gibt es keine Viergängemenüs. Aber ein normaler Restaurantbesuch mit Vorspeise und manchmal auch mit Nachspeise ist mit unseren Kindern kein Problem. Wir achten allerdings darauf, dass es Restaurants sind, bei denen wir wissen, dass die Wartezeiten nicht so lang sind. Denn irgendwann stößt die Geduld unserer Kinder an ihre Grenzen.

Klar, zappeln unsere Kinder auch mal. Krabbeln unterm Tisch von einer Tischseite auf die andere. Wollen alle unbedingt neben mir sitzen. Und so quetsche ich mich auf eine Tischseite mit drei Kindern, während der Gatte einsam und alleine gegenüber sitzt. Dafür massig Platz hat und niemanden die Spaghetti klein schneiden muss. Wo wir beim nächsten nervigen Punkt sind: Die Essensauswahl der Kinder. Auch da achten wir vorher darauf, dass es irgendwas für die Kinder gibt. Damit es eben keine langen Gesichter gibt. Ebenso nervig: Kinder müssen ja ständig auf Klo. Auch wenn man zuhause noch mal gegangen ist. In unserem Stammlokal beim Griechen gehen sie mittlerweile alleine. Was einem Mut macht auf die Zeit, wo man seine Kinder nicht mehr aufs stille Örtchen begleiten muss, sondern sein Essen auch noch warm essen darf (denn dass Kinder immer dann aufs Klo müssen, wenn das Essen gerade serviert wird, ist Murphys Gesetz).

Manchmal werden unsere Kinder auch lauter. Sind gelangweilt. Stoßen ihr Glas um. Schreien sich an. Aber wir gehen ja wie schon erwähnt nicht in Sternerestaurants. Und wenn es zu arg wird, dann greifen wir ein, lenken  sie ab, lassen sie etwas erzählen, machen einen Witz, bauen ein Haus aus Bierdeckeln oder so. Auf zwei Sachen bin ich aber stolz: Sie laufen nicht durchs Lokal. Und sie haben kein Handy zur Ruhigstellung. Dafür müssen wir manchmal zum hundertsten Mal ein Pixibuch lesen. Oder sie malen Kunstwerke, die unbedingt mit nach Hause müssen zu den anderen 10 000 Kunstwerken. Und gestillt habe ich auch in den unmöglichsten Momenten. Dran gestört hat sich noch nie jemand, übrigens, Deutschland ist nämlich stillfreundlicher als wir manchmal denken. Und ich still viel in der Öffentlichkeit, seit fast acht Jahren (also bei drei unterschiedlichen Kindern, meine ich)

Hm, schrieb jemand auf Facebook unter meinen Kommentar bei Stadtlandmama (ich schrieb, dass es Kinder von kleinauf trainiert, wenn man mit ihnen Essen geht), sie möchte ja ihre Kinder nicht trainieren.

Nun. Es ist ja nicht so, dass wir hier ein Essengeh-Bootcamp abziehen. Unsere Kinder verdonnern, still zu sitzen. Aber zuhause sitzen wir ja auch eine halbe Stunde alle zusammen am Tisch und unterhalten uns. Genauso machen wir es im Restaurant auch. Oder im Hotel am Frühstücksbuffet. Ich bin der festen Überzeugung, wenn man einfach immer wieder in Restaurants oder Cafés geht (letzteres ist nicht so teuer), dann übt das und je öfter man es macht und je früher man die Kinder daran gewöhnt, umso besser klappt es. Wie sollen sie es denn lernen, wenn wir ihnen keine Möglichkeit dafür geben?!

Und vor allem: Es trainiert die anderen! Die anderen Gäste im Restaurant, die Bedienungen, die Restaurantbesitzer! Denn die werden so gezwungen, sich mit Familien auseinander  zu setzen. Die werden so gezwungen, sich auf Kinder einzustellen. Und wenn Kinder im Restaurant oder Café einfach zum Normalbild gehören, dann stört sich auch keiner dran. Dann ist die Atmosphäre eine andere. ( natürlich sollten unsere Kinder nicht totale Randale machen und alles auf den Kopf stellen, aber Kinder können sich benehmen – sie müssen es nur üben und dran gewöhnt werden.) Deshalb: Verlasst Eure Komfortzone! Erobert die Restaurants, zeigt Euch, zeigt, wie das Leben mit Kindern ist! Wenn Kinder ganz selbstverständlich dazu gehören, dann verändert sich auch etwas in unserer Gesellschaft. (wie das auch letztendlich die Politik verändern kann, hatte ich hier mal vor den Wahlen aufgeschrieben).

Also – schnappt Euch Eure Kinder, ab ins Café und das so oft es der Geldbeutel zulässt. Wenn wir das alle häufiger machen, können wir die Gesellschaft vielleicht sogar ein Stückchen verändern! Wir müssen uns doch nicht verstecken.

 

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8 Kommentare zu “Wieso wir mit unseren Kindern viel häufiger essen gehen sollten

  1. Wir gehen auch gerne mal essen – von Anfang an mit Kindern. Und ja, es gab unangenehme Situationen und lustige (wenn das Kleinkind die griechische männliche nackige Statue aber auch so interessant findet dass sie eingehend begutachtet werden musste ;-) Aber es ist ja auch ein Stück Sozialleben das wir uns und unseren Kindern sonst versagen würden. Es ist uns wichtig gewesen auch mi Freunden weiterhin das zu tun was wir schon immer getan haben. Auch wo deren Kinder kleiner waren, oder gleichalt sind, oder keine haben. Es gibt sicher Situationen die nicht einfach sind. Aber es ist schon so – es klappt meist ohne Probleme, wir überbrücken Wartezeiten mit Quartett, schwarzer Peter usw. Und können so auch mal ganz unterschiedliche Sachen essen ;-) Ich würde nicht darauf verzichten wollen. Allerdings wenn ich merke die Laune ist mal nicht so dann lassen wir es auch mal oder es geht abends los, da achte ich dann darauf dass wir rechtzeitig dran sind, damit der Hunger und die Müdigkeit nicht so groß werden, sonst kommt die Ungeduld…

  2. Hallo Nathalie, ich kann nur jeden Satz bestätigen. Ich bin seit 19,5 Jahren Mutter von inzwischen 6 Kindern, das Jüngste ist 4 Jahre alt. Restaurantbesuche gehören halt zum Leben. Und Kinder auch! Ich habe mich sehr amüsiert, ich sage nur Restauranttoilette und „alle auf die Mama“. Toll fand ich auch, dass Sie das Thema Tablet/Smartphone usw. angesprochen haben. Das ist wirklich schlimm, leider auch oft bei den Erwachsenen. Gerade die Gespräche und der absolute Genuss des Essens sind das reizvolle. Wenn die Kinder das beherrschen, hat man als Eltern echt was zum angeben :-). Naja, und lernen/üben/trainieren gehört halt zum Leben, vom Fahrrad fahren bis zum Sozialverhalten. Man tut seinem Kind einen großen Gefallen, wenn man Sozialverhalten übt. Schließlich möchte jeder ein gern gesehener Gast sein, auch Kinder merken dies schon. Liebe Grüße Karina Reizlein aus Rostock

  3. Hallo,danke für diesen Artikel.
    Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen sind tatsächlich die Restaurant besuche mit.meinen Eltern. Für mich war es eigentlich ab einem gewissen Alter normal essen zu gehen und dass man sich dort eben enders benimmt als zuhause. Und ja, wir haben durchaus Sterne lokale (oder alles was in das Ambiente fällt) besucht.
    Ich denke das ein grosser Teil der kinderfeindlichkeit daher kommt, das manche oft ein furchtbares benehmen zeigen und die Eltern nicht reagieren. Klar zappeln Kinder und reden laut etc. Aber ich habe oft genug erlebt wie Eltern ihre Kinder am Buffet im Joghurt Marschen lassen, in lokalen rum brüllen oder einfach zU gucken wie ihre Kinder wild zwischen den tischen auf und ab poltern, kreischend etc.
    Ich kann in einem Wirtshaus durchaus ein anderes Ambiente erwarten als wenn ich etliche hundert euro und eine größere drei Stellingen summe für das Lokal bezahle, finde ich. Ich kann verstehen daß in solchen Situationen manche Leute wenig begeistert sind…
    Ich finde es daher wichtig dass Kinder durchaus von klein auf selbstverständlich mit in lokale gehen. Dann gewöhnen sich sowohl Kinder als auch das Personal und die Gäste daran :)
    Man muss nur wissen wie viel man seinen Kindern „zumuten “ kann. (Wer schon Zuhause kaum am Frühstückstisch sitzen bleibt, sollte eher Erst Mal mit Cafés anfangen und nicht mit einem 4 Gänge Menü )

  4. Hallo Nathalie, hast du Tipps und Empfehlungen für Lübeck und Umgebung ? Wir habt ihr gute Erfahrungen gemacht ? Liebe Grüße Finja

  5. Liebe Nathalie,
    vielen Dank für deinen Beitrag!
    Ich finde es auch wichtig und richtig mit den Kindern ins Restaurant zu gehen. Ich unterschreibe alle deine Argumente.
    Und es erweitert doch auch den Horizont der Kinder, nicht immer nur das Essen von Mama und vielleicht mal von Oma zu essen. Ganz abgesehen von den verschiedenen Landesküchen wie Griechisch oder Chinesisch.
    Viele liebe Grüße, Simone

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