Ob denn ihr Mann damit einverstanden sei, dass sie als mehrfache Mutter eine Berufstätigkeit aufnehme, wurde sie gefragt. Sie saß im Bewerbungsgespräch und ihr kamen die Tränen, schrieb mir eine Leserin. Zur Erinnerung: Seit 1977 dürfen Frauen auch ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen. Seit 1977, by the way, das wurde drei Jahre vor meiner Geburt eingeführt. Dass 1977 für so ein Gesetz skandalös spät war, ist die eine Sache. Die andere Sache ist die, was das über das Mütterbild aussagt, wenn Frauen diese Frage im Jahr 2022 noch gestellt wird. Eine andere Leserin erzählte mir vor kurzem, dass ihr im Bewerbungsgespräch zum Vorwurf gemacht wurde, dass sie ihre Elternzeit im Lebenslauf „unterschlagen“ hatte. Dabei gibt es keine Verpflichtung, die Elternzeit im Lebenslauf anzugeben. Ein Leser berichtete mir, dass er direkt, als er aus der Elternzeit an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte, eine Kündigung vorfand. Denn der Kündigungsschutz gilt nur acht Wochen vor der Elternzeit und während der Elternzeit, nicht danach. Das sind nur einige Beispiele für Diskriminierungen von Eltern. Dass das keine Einzelfälle sind, zeigt eine gerade veröffentlichte Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: 41 Prozent aller befragten Eltern sagten demnach, dass sie am Arbeitsplatz aufgrund ihrer Elternschaft Diskriminierung erlebt haben.
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Die Abwesenheit von Kindern in unserer Gesellschaft: Verlasst Eure Komfortzone! – #geburtenraten
Dank einer neuen Formel sind wir nun Letzter in Sachen Geburtenrate. Und werden es, so befürchte ich, noch eine ganze Weile lang bleiben. Denn es gibt einfach zu viele Stellschrauben, an denen man drehen muss. Über die Gründe haben sich schon viele geäußert, ich habe viele schlaue Texte gelesen – und möchte deshalb nicht alles noch einmal durchkauen. Sondern lieber davon schreiben, dass wir jetzt schon eine kinderlose Gesellschaft haben. Und das auch das einer Gründe ist, weshalb die Rate so niedrig ist. Als ich selbst mal ohne Kinderwagen unterwegs war, fiel mir die Abwesenheit von Kindern in unserer Gesellschaft erst so richtig auf. Unheimlich ist es. Und ein Vorgeschmack auf das, was uns noch erwartet: Kommt da eine ewige Busreisefahrt mit grauhaarigen Senioren mit praktischen Kurzhaarfrisuren, beigen Anoraks und moosgrünen Jerseyhosen auf uns zu?