Wieso Gendern normal sein sollte und kein Punkt, über den man diskutiert (und schon gar keinen Volksentscheid macht!)

Es gibt Tage, da fasst Du dir morgens an den Kopp. Wenn du in der Zeitung liest: „Nord-CDU fordert Volksentscheid zum Gendern.“ Und Du fragst dich: „Bitte was?“ Haben wir keine anderen Probleme, über die man im Wahlkampf diskutieren sollte? Kleiner Tipp: Da war was mit Klimawandel, Rechtsextremismus, Spaltung der Gesellschaft, Benachteiligung von Kindern, Schulen, Afghanistan und andere außenpolitische Themen… und noch ein paar offene Baustellen mehr, über die es sich viel mehr lohnt zu sprechen. Und gibt es nicht dringendere Themen für Volksentscheide?! Populismus ist so eine Sache, über die ich mich stundenlang aufregen könnte, Quatsch, tagelang. Wer so etwas allen Ernstes vorschlägt, der schlägt sich damit auf die Seite von Populisten, begibt sich auf AFD-Niveau, biedert sich an Stammtischrunden an, deren Hauptlektüre BILD und dubiose Internetseiten sind. Über Gendern sollte man nicht abstimmen, Gendern sollte einfach längst selbstverständlich in unseren Sprachschatz übergegangen sein. Es sollte einfach Teil unserer Sprache sein, über den man nicht weiter nachdenkt. Statt noch darüber zu diskutieren, sollte man es einfach tun. Weil es normal sein sollte, nicht einfach nur von Lehrern zu sprechen und den Frauen dieses generische Maskulinum überzustülpen, sondern Lehrer*innen zu sagen. Denn Sprache bildet die Wirklichkeit ab – und die Wirklichkeit besteht zu 50 Prozent aus Frauen.

Wieso sollte man also in der Sprache diese Hälfte einfach außen vor lassen?! Sie ignorieren und dieser Hälfte einfach die Bezeichnung der anderen Hälfte überlassen?

Das generische Maskulinum ist ein Relikt aus alten Zeiten, in denen die Männer dominierten. Es erinnert an die Zeiten, als es eben nur Ärzte und Lehrer gab, weil Frauen diese Berufe nicht ausüben konnten, nicht einmal studieren durften. Als es nur Politiker gab, weil man Frauen jegliches politisches Interesse absprach, ihnen gar die Kompetenz für alles außerhalb der Haushaltsführung und Kinderbetreuung absprach. Ganz ehrlich: Diese Zeiten sind ein Glück vorbei und deshalb gibt es keinen Grund an solchen Relikten festzuhalten.

Sprache ist ja nichts Festzementiertes, sondern im ständigen Wandel, sie ist ja ein Abbild unserer Gesellschaft, die sich eben auch ständig wandelt. Allein deshalb kann Sprache gar nicht auf der Stelle treten! Und in unserer Gesellschaft ist es nun mal, glücklicherweise (!) seit mehreren Jahrzehnten so, dass Frauen ganz selbstverständlich Ärztinnen, Lehrerinnen, Busfahrerinnen, Ingenieurinnen oder Tischlerinnen werden können. Also höchste Zeit, dass die Sprache diesen Wandel nun auch endlich macht.

Und nicht zuletzt macht Gendern die Sprache einfach exakter! Und deshalb ja, lasst uns gendern. Lasst uns ganz selbstverständlich Männer und Frauen in unserem Sprachgebrauch abbilden. In den Medien, im Alltag und ja, natürlich auch in der Schule: Denn wenn Kinder von Anfang an an diese Art zu Sprechen herangeführt werden, geht es ihnen in Fleisch und Blut über, werden sie es nicht merkwürdig finden, sondern ganz normal benutzen. Übrigens gab es Studien, nach denen Mädchen vermeintlich männertypische Berufe als deutlich erreichbarer einschätzen, wenn diese nicht ausschließlich im generischen Maskulinum benutzt werden.

Mich stört es generell, Neuerungen reflexhaft abzulehnen – besonders aus dem Grund „das haben wir doch immer schon gemacht“. Statt das Gendern also einfach abzulehnen, weil es uns umständlich oder ungewohnt erscheint, sollten wir uns darin mal versuchen. Und wie bei so vielen Dingen, wird man auch hier schnell feststellen, dass man sich schneller daran gewöhnt, als man vorher glaubte. Give it a try!

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Ein Kommentar zu “Wieso Gendern normal sein sollte und kein Punkt, über den man diskutiert (und schon gar keinen Volksentscheid macht!)

  1. Ja, ja, ja! Ehrlich, mir geht diese Genderdebatte so auf den Geist. Diese „alten weißen Männer“-Geschichten sind so unheimlich anstrengend. Statt sich um Themen zu kümmern, die wirklich relevant sind und zukunftsweisend, fühlen sich diese Personen von einem Sternchen angegriffen. Ich verstehe es nicht. Vor allem, weil diese ganze Diskussion Themen wie Afghanistan, Digitalisierung und Bildung komplett in den Schatten rücken und Weiterentwicklung bremsen.

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