Wenn man denkt, man hat das Schlimmste hinter sich und dann kommt die nächste, öhm, sagen wir mal, spannende Phase. Bei uns ist das so: Pünktlich, wenn meine Kleine aus der Trotzphase raus ist, wird mein Ältester in die Pubertät kommen. So in etwa jedenfalls. Das Familienleben soll ja auch nicht langweilig werden! Und ich kann mir jetzt schon ausrechnen, dass, wenn der Große und der Mittlere mit der Pubertät durch sind, ihre kleine Schwester damit durchstarten wird. Kurz: Es liegen spannende, aufregende und ja, ich befürchte auch anstrengende Jahre vor uns! Aber das Gute: Ich habe jetzt schon ein Buch, das mich in dieser Zeit begleiten wird. Ein richtig gutes, informatives, wunderbar leicht geschriebenes und vor allem einfühlsames Buch zum Thema Pubertät: „Miteinander durch die Pubertät: Gelassener begleiten, weniger streiten, in Kontakt bleiben“ heißt es und geschrieben hat es die wunderbar sympathische Inke Hummel. Die Pädagogin beschreibt, wie man mit seinen Teenager-Kindern in Beziehung bleibt und die Bindung aufrecht erhält, auch in den stürmischen, nicht immer leichten Pubertätsjahren. Einige Tipps verrät sie mir heute in einem Interview:
Wie ändert sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kind in der Pubertät?
Inke: Eltern werden noch mehr zum Begleiter. Wir müssen unsere Teenager*innen das Großsein üben lassen, d.h. ihnen Dinge zutrauen, Verantwortung abgeben, Raum für Fehler und Stolperer lassen. Am besten gelingt das, wenn wir auf eine gute Beziehung aus den Kinderjahren zurückblicken können, die uns, unser Kind und unser Miteinander gestärkt hat. Wir dürfen auch zum Profiteur werden und noch mehr von unserem Kindern annehmen und lernen als in den ersten Jahren ohnehin schon. Jugendlich können uns zeigen, wo wir festgefahren sind, wo wir noch Potenziale haben für neue Erkenntnisse und Veränderungen.
Bleiben wir denn auch ein bisschen ein Vorbild?
Inke: In vielem bleiben wir auch Vorbild, selbst wenn uns das auf den ersten Blick gar nicht so erscheint. Doch es macht einen Unterschied, wie wir andere Menschen behandeln, wie wir zu politischen Themen oder zu Alkohol stehen, wie gut wir Nein sagen und auf uns achten können. In vielem sind natürlich jetzt die Gleichaltrigen Ton angebend, doch den Faktor Vorbildlernen sollte man nicht vergessen.
Gibt es so etwas wie typische Konflikte?
Inke: Grundlegend ist natürlich typischer Konflikt, dass die Teenager*innen sich zu sich hin entwickeln möchten. Gesunde Individuation nennt man das auch. Und für uns Eltern fühlt sich das oft erstmal nach einem „von uns weg“ und vielleicht sogar nach einem „gegeneinander“ an. Das gilt es zu durchbrechen. Wir Eltern dürfen das nicht persönlich nehmen, nicht als Verunsicherung. Dann können wir alle typischen Alltagskonflikte rund um ins Bett gehen, Handynutzen oder Schule mit dem richtigen Blick angehen.
Wie schaffen es Eltern, dass die Bindung eng bleibt?
Inke: Eltern sollten feinfühlig bleiben und sich informieren, was in der Pubertät alles so im Teeniekopf und -körper sowie auch in der Psyche passiert. Dann sind wir sicherer im Umgang mit Stimmungsschwankungen oder Verhaltensweisen, die uns total abstrus erscheinen. Wir schauen dahinter, was unser Kind eigentlich fühlt, meint, sagen will, was ihm eigentlich fehlt, was es sich von uns wünscht. Diese Einfühlsamkeit gepaart mit Vertrauen, Wertschätzung, guter Kommunikation, guter gemeinsamer Zeit, dem Annehmen von Freunden und vielen weiteren Grundpfeilern, über die ich im Buch berichte, kann die Bindung eng bleiben lassen.
Wie schafft man es ohne Strafen und zu viel Meckern zu erziehen?
Inke: Auch wieder mit Vertrauen und auf Basis einer guten Beziehung vor der Pubertät. Habe ich mit meinem Kind da geübt, wie man Emotionen gut rauslässt, wie man fair miteinander ins Gespräch geht, wie man Uneinigkeiten lösungsorientiert angeht, wie man Fehler wiedergutmachen kann? Dann brauche ich keine Strafen. Fühle ich mich in meiner Elternrolle sicher dank des Vertrauens in mein Kind? Dann muss ich mir die Sicherheit nicht über Macht holen. Und kann ich gut für mich selbst sorgen und meinem Kind zugewandt aber klar meine Grenzen aufzeigen? Dann werde ich es eher schaffen gelassen zu bleiben anstatt ständig ins Motzen zu fallen
Gibt es eine typische Missverständnis-Situation und wie vermeidet man sie?
Inke: Da gibt es einige. Zum Beispiel dass manche Eltern meinen, Teenager*innen würden aus Trägheit spät zu Bett gehen und morgens nicht heraus finden, dabei ist dafür die veränderte Serotoninproduktion verantwortlich. Oder der vorschnelle Gedanke, Ignoranz und Kühle von Seiten der Jugendlichen müsse immer gleich Desinteresse und Boshaftigkeit bedeuten, dabei ist es oft Selbstschutz auf Grund der vielen empfundenen Emotionen und der Unsicherheit, die sie in dieser Entwicklungsphase oft übermannen kann.
Wie kann ich mein Kind in der Pubertät stärken und stark fürs Leben machen?
Inke: Ich denke, am wichtigsten ist in diesen Jahren, dass Teenies üben dürfen wie es ist erwachsen zu sein, denn wie sollen sie es sonst plötzlich mit Anfang 20 schaffen, allein Entscheidungen zu treffen und für sich zu sorgen? Sie brauchen von uns Handlungsspielräume und die Möglichkeit, eben auch Fehler zu machen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Nur so können sie lernen. Und sie brauchen uns ganz sicher auch weiterhin als Sparringspartner, um Situationen und Reaktionen zu bewerten und im Gespräch und Zusammenleben mit uns Erkenntnisse finden zu können und zu ihrem ganz eigenen, gesunden Selbst zu finden.
Danke, liebe Inke!
Noch mehr Tipps und Wissenswertes rund um die Pubertät findet ihr in ihrem Buch „Miteinander durch die Pubertät“. Auf rund 170 Seiten lest ihr, was in der Pubertät eigentlich im Kopfe des Teenagers passiert und wie Eltern mit ihren Kindern trotz aller Veränderungen in Beziehung bleiben, wie man ihnen auf Augenhöhe begegnet und ohne Strafen auskommt, wie man miteinander spricht und auch streitet, wie man gute Zeit mit dem Teenager verbringt, wie man mit seinen Freunden umgeht und mit dem Thema Gruppendruck. Auch Themen wie Mediennutzung, Schule und Alkohol und Drogen werden behandelt. Spannend auch die Kapitel „Wie halte ich die schlechte Laune meines Teenagers aus?“ und „Wie bereite ich meinen Teenie auf die erste Liebe vor?“.
Inke Hummel hat nicht nur richtig viel Ahnung (und eigene Erfahrungen, denn sie hat drei Kinder im Teenageralter) und detailliert recherchiert, sie schreibt auch noch sehr praxisnah, sehr klar und verständlich und ohne einen erhobenen Zeigefinger. Und immer sehr liebevoll am Kind und seinen Bedürfnissen orientiert. Ein toller Ratgeber rund um die Pubertät, den man immer wieder rausnehmen kann und nachlesen kann, was einen gerade beschäftigt – und was mir besonders gefällt: Endlich ein Buch über Pubertät, das Mut macht und einen sogar ein wenig Vorfreude macht, diese Entwicklungsschritte mit seinem Kind gemeinsam zu erleben.
„Miteinander durch die Pubertät“ von Inke Hummel ist im Humboldt Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.

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