Wisst Ihr noch, als man früher „einfach mal schnell“ zum Bäcker ging?

Früher, da ging ich manchmal „einfach mal schnell“ zum Bäcker. Oder zur Post. Oder in den Supermarkt. Weil ich vergessen hatte, Brot zu kaufen, Butter oder noch mal einen Brief wegschicken wollte. Heute ist nichts mehr mit „mal eben schnell“. Heute darf ich nichts mehr vergessen, denn „mal eben noch mal kurz in den Supermarkt“ ist hier nicht mehr. Das liegt nicht daran, dass wir umgezogen sind und auf dem Lande fernab jeglicher Infrastruktur wohnen. Nein. Wir wohnen immer noch mitten in der Stadt, Supermarkt, Briefkasten und Bäcker sind keine 400 Meter entfernt. Der Grund ist ein anderer: Ich habe Kinder. 3 an der  Zahl. Und die haben ein anderes Verständnis für den Begriff „mal eben schnell“. Wenn es diesen Begriff für sie überhaupt gibt, dann heißt es so viel wie: „Steh auf einem Bein, zieh einen Arm der Jacke an, wieder aus, dann den Schuh an, den linken, dann den rechten, dann noch mal die Jacke, die Mütze und zieh dann noch mal alles aus, weil dir plötzlich einfällt, auf Klo zu müssen. Und dann beginne alles wieder von vorne.“ Für das Baby gilt eine kleine Variante: „Mach‘ noch mal die Windel voll, aber so richtig gründlich, genau dann, wenn alle endlich angezogen an der Tür stehen und loswollen.“

Da kann man entweder einfach so tun, als habe man es überhört. Das laute Blubbern. Und einfach losgehen, auf gut Glück, hoffen, dass die Windel das schon aushält, irgendwie. Oder halt Kind aus dem Anzug pellen, wickeln und mit Glück, den Body wenigstens nicht wechseln müssen. Und ratet mal, was los ist, wenn das Baby endlich frisch gewickelt und umgezogen in der Karre sitzt? Der nächste muss auf Klo. Ode dringend noch etwas essen. Oder hat die Schuhe falsch herum angezogen.

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Es gibt wenige Momente im Leben, in denen ich mein altes Leben vermisse. Eigentlich vermisse ich nichts. Das Leben mit Kindern ist wunderbar. ABER: Ich vermisse dieses „mal eben schnell“. Ich vermisse es, eben noch mal ein Stück Kuchen beim Bäcker zu holen, wenn mir danach ist. Ohne erst eine Stunde mit Anziehen zu verbringen. Ich gebe zu: Es macht mich wahnsinnig. Dieses Trödeln. Dieses Tempo – oder besser gesagt Nicht-Tempo – mit dem Kinder sich anziehen. Es ist immer wieder ein Phänomen, wie lange man brauchen kann, um sich zwei Schuhe und eine Jacke anzuziehen. Ich bin ja schon froh, wenn jetzt im Frühling Mützen, Schals und Handschuhe wegfallen. Das spart locker 20 Minuten Anziehzeit.

Es ist ja nicht nur das Anziehen an sich. Bis man überhaupt alle zusammengetrommelt hat! Zehnmal muss man jedem Kind sagen „Wir gehen gleich noch los“. Soweit im Voraus kann man spontanes Brief-Einwerfen gar nicht planen! Der Briefkasten wird um 17 Uhr geleert?! Da heißt es, um 16  Uhr alle zum Aufbruch zu ermahnen, damit man es noch schafft, das Postauto beim Ausleeren abzufangen und atemlos den Brief einzuwerfen. (der nächste Briefkasten ist übrigens 300 Meter von uns entfernt, ich habe bei Google Maps nachgeschaut)

Achja, waren das Zeiten, als man einfach mal schnell in seine Schuhe schlüpfte, die Jacke beim Rausgehen überzog und mal eben schnell noch Butter kaufte! Mich überkommt zugegebenermaßen echte Nostalgie bei dem Gedanken. Ich hielt mich immer für einen coolen, gelassenen Menschen, den nix aus der Ruhe bringt. Nun, man darf sich ja wohl mal irren.

DIESE TRÖDELEI MACHT MICH WAHNSINNIG!!!!!!

Aber irgendwann werde ich mich an ihnen rächen. Wenn sie mal eben schnell pünktlich beim ersten Date sein wollen und sie bringen soll. Dann mache ich mich vorher richtig schick zurecht. Gaaaanz langsam. Und werde beim Einparken eben genau das Tempo vorlegen, das sie heute beim Anziehen drauf haben. Vor der Nase ihres Dates. Hektisches Lenkradkurbeln inklusive. Und dann mit Spucke ganz langsam und sorgfältig ihre Augenbrauen glattstreichen. HA! Ich freue mich drauf.

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2 Kommentare zu “Wisst Ihr noch, als man früher „einfach mal schnell“ zum Bäcker ging?

  1. Genau das ist der Grund, warum ich unsere kleine Nachzüglerin so wahnsinnig genieße: weil ich trotzdem „mal schnell“ zum Bäcker kann. Der Große mit seinen 13 Jahren ist so besorgt um seine kleine Schwester, da kann ich sie getrost für ein paar Minuten lassen. Der wickelt sie zur Not auch mal. Selbst mit großem Geschäft in der Windel.

    All das tolle an einem Baby und viel weniger vom Stress – wenn wir Mütter das nur wüssten, wenn sich nach 10 Jahren Pause plötzlich noch mal Nachwuchs einschleicht, wäre man vielleicht nicht erst so schockiert.

  2. Oh ja, und am allerlangsamsten gehts ja, wenn man nicht nur „mal eben schnell“, sondern auch noch „ganz dringend“ wohin muss. Mal selbst schon spät dran ist (ok, hierfür können die Kinder dann nichts) und die Zeit einfach eilt.
    Aber mal ganz ehrlich: deinen Rachegedanken finde ich super cool, nur denke ich, du wirst ihn nicht einhalten können, da du dann eben doch die unbekannte Person hinter dem Date so schnell wie nur möglich zu Gesicht bekommen möchtest :-)
    Liebe Grüsse, Stefan

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