*Buchrezension und Interview*
Ich liebe es zu reisen und die Welt zu entdecken und war früher auch beruflich viel unterwegs für meine Recherchereisen. Die Welt ist groß und es gibt einfach zu viel zu entdecken, um einfach nur Urlaub auf Mallorca zu machen! Eine, die es ebenfalls in die Welt herauszieht, ist Gabriela, die auf ihrem Blog mami-bloggt.de über ihre Fernreisen mit Kind berichtet. Denn sie hat als sie Mutter wurde nicht etwa das Reisen reduziert, sondern ganz im Gegenteil: Sie hat es erst so richtig begonnen! Denn mit der Geburt ihres Sohnes veränderte sich auch ihr berufliches Leben: Sie konnte nach der Elternzeit nicht wieder in ihren vorherigen Beruf einsteigen und fand auch keine adäquate Anstellung. Doch Gabriela machte das Beste draus: Sie begann mit ihrem Sohn zu reisen. Und zwar in Länder, in die sich viele nicht mal ohne Kind hin trauen. 22 Länder hat sie seitdem bereist – und berichtet nicht nur auf ihrem Blog darüber, sondern hat nun auch ein Buch geschrieben. „Wie Buddha im Gegenwind. Eine Kündigung, 22 Länder und ein besonderer Reisebegleiter“ (Partnerlink). Ein Buch, das Mut macht, auch mal über seinen Schatten zu springen. Das Mut macht, weniger mit dem Schicksal zu hadern, sondern einfach mal zu machen. Und ein Buch, das ganz arg Fernweh macht! Ich habe Gabriela interviewt, zu ihrem Buch und dazu, wie man das eigentlich so macht, das Fernreisen und Backpacking mit Kind.
Du bist mehr als die Hälfte des Jahres auf Reisen. Wie hast Du es eigentlich früher ausgehalten, als Du festangestellt warst und nur 30 Tage Urlaub im Jahr hattest?
Ich hatte sogar nur 25 Tage Urlaub im Jahr! Das war echt schlimm, also zumindest rückblickend betrachtet, damals ist es mir nicht so aufgefallen. Natürlich hatte ich mir gewünscht, mehr reisen zu können, aber als normaler Arbeitnehmer ist man halt an seine festen Urlaubstage gebunden.
25 Tage ist echt nicht viel! Welcher Kontinent hat Dich bisher am meisten fasziniert und wieso?
Wenn ich den Begriff „Kontinent“ noch etwas einschränken darf, dann würde ich sagen, auf jeden Fall Mittelamerika. Nicht nur, weil ich da mal eine längere Zeit gelebt habe, sondern vor allem, weil mich die Länder, Landschaften und Menschen dort so faszinieren. Ich finde, dass man in Mittelamerika extrem viel geballte Schönheit auf einem verhältnismäßig kleinen Fleck findet. Außerdem bin ich natürlich ein ganz großer Südostasien-Fan, so wie viele andere auch. Dort faszinieren mich vor allem die freundlichen Menschen. Myanmar ist hierfür ein ganz tolles Beispiel.
Es sind ja nicht unbedingt typische Ziele für einen Familienurlaub, also Sri Lanka, Thailand und Bali mittlerweile ja schon, aber die meisten anderen Länder nicht unbedingt. Was zieht Dich in diese Länder?
Ich bin mittlerweile unheimlich gerne abseits der typischen touristischen Hot-Spots unterwegs, weil man dort einfach ganz andere Erfahrungen macht. An den super touristischen Ecken, zum Beispiel in Thailand, wird man ja nur als Tourist unter 1000 von Touristen gesehen. Wenn man aber in Ecken fährt, in denen noch nicht so viele Touristen sind, dann sind die Begegnungen mit den Menschen dort ganz anders. Oft sehr herzlich und so wunderbar authentisch. Das liebe ich am Reisen! Außerdem habe ich mir auf meinem Blog zum Ziel gesetzt, vor allem außergewöhnliche Reiseideen aufzuzeigen. Die Lust und Neugierde auf andere Ziele wecken.
Ich bin ja eher Fan von herben, rauen Landschaften wie Skandinavien, Kanada oder das südliche Pendant Patagonien. Alles Gegenden, die eine bessere Infrastruktur haben – wieso zieht es Dich nicht in diese Gegenden?
Ganz ehrlich? Weil mir alle Ziele, die du gerade aufgezählt hast, schlichtweg zu teuer sind. Da mein Sohn und ich rund 6 Monate im Jahr auf Reisen sind, muss ich natürlich extrem auf unser Budget achten, damit ich irgendwann nicht pleite bin. Deswegen reise ich überwiegend in preiswertere Länder. Außerdem bevorzuge ich Länder, wo es wärmer ist – obwohl ich seit Georgien und Kolumbien ebenfalls raue Landschaften extrem faszinierend finde.
Du hattest Dir vorgenommen, sieben Monate im Jahr in Flipflops herumzulaufen – ich vergaß :-) In Patagonien geht das mit den Flipflops eher schlecht, selbst im Hochsommer! Wobei ich bei dem Budget als Schwedenfan kurz eine Lanze für Schweden brechen muss: Wenn man campt und sich selbst verpflegt, kommt man dort auch günstig über die Runden. Denn Campingplätze sind günstiger als in Südeuropa (es gibt welche unter 20 Euro/Nacht für alle zusammen) und man kann sogar umsonst campen in der Natur! Und man spart sich die Flugkosten :-) Aber zurück zu den Fernreisen! Ich war in vielen Deiner Reiseziele zum Arbeiten als ich noch Reportagen über Frauenrechte schrieb und ganz ehrlich: In viele Länder, in denen ich gearbeitet habe, wollte ich nach meiner Recherchereise nicht mehr zum Urlaub machen reisen. Zum Beispiel Nepal oder Indien oder auch Nicaragua, das wären keine wirklichen Reiseziele für mich, weil ich dort das Leben abseits vom Tourismus kenne. Hast Du keine Angst, dass Dir oder Deinem Sohn etwa passiert?
Klar habe ich immer Bedenken! Aber ich sage auch stets, Angst ist ein ganz schlechter Reisebegleiter. Deswegen versuche ich den Gedanken, was alles passieren könnte und wie viele Krankheiten überall lauern, etwas auszuklammern. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich im Vorfeld nicht mit dem Thema intensiv auseinandersetzte. Für mich kommen zum Beispiel Regionen nicht in Frage, die ein hohes Malariarisiko aufweisen. Außerdem habe ich die Erfahrungen gemacht, dass es in vielen Länder auch sehr gute Krankenhäuser gibt, die teilweise sogar um einiges luxuriöser sind als bei uns in Deutschland. Diese sind natürlich super teuer, aber dafür habe ich ja eine gute Auslandskrankenversicherung.
Wie bist Du auf medizinische Notfälle eingestellt? Meine Kleine hatte im Sommer in Finnland ganz plötzlich eine Blasenentzündung, die bei Babys ja schnell gefährlich werden kann. Am Morgen noch fit und am Abend plötzlich hohes Fieber. Das hat mir gezeigt, dass sich die Situation mit Kindern schnell ändern kann.
Ja, du hast absolut recht. Und dein Fall zeigt, dass man auch innerhalb Europas manchmal sehr lange fahren muss, bis man einen Kinderarzt erreicht. Bei uns ist zum Glück (Moment, ich klopfe erstmal aufs Holz) bis auf Schnupfen und Magen-Darm noch kein Notfall eingetreten. Und ich würde alles darum geben, wenn das auch so bleiben würde. Wenn allerdings ein Notfall eintritt, darf man meiner Meinung nach nicht gleich in Panik verfallen. Gerade von kleinen Kindern her kennen wir es ja, wie schnell sie sehr hohes Fieber bekommen und am nächsten Tag sind sie wieder fit. Deswegen sollte man sich nicht gleich verrückt machen und eher auf sein Bauchgefühl hören. Und falls es doch schlimmer ist, dann sofort zum Arzt und am besten auch Kontakt mit seiner Auslandskrankenversicherung aufnehmen.
Ein paar Tipps von der Expertin für Fernreisen mit Kindern: Was muss bei Reisen mit Kindern unbedingt ins Gepäck?
Eine gutausgestattete Reiseapotheke, Kleidung für höchstens eine Woche (mehr auf keinen Fall, egal, wie lange man verreist), Gallseife, um mal die Wäsche auch mit der Hand waschen zu können, einige wenige Spielsachen (bloß nicht zu viel) und vor allem alle notwendigen Dokumente. Also neben Reisepass und ggf. Visum auch die internationale Geburtsurkunde, eine unterschriebene Reisevollmacht, falls man mit dem Kind alleine reist, und alle notwendigen Kontakte von der Bank, Versicherung etc. Am besten auch alles in einer Cloud speichern.
Und was darf zuhause bleiben?
Mehr Kleidung als für eine Woche, kein drittes Paar Schuhe (nur Flipflops und Turnschuhe), Schminke und Bodylotion.
Hast Du einen Tipp, wie man so wenig Gepäck wie möglich mitnimmt?
Ja! Lege alles raus, was du gerne mitnehmen möchtest, schmeiß das auf einen riesigen Haufen, sortiere davon die Hälfte aus und anschließend noch mal halbieren. Danach am besten alles rollen und in Packing Cubes verpacken. So hat man immer einen guten Überblick.
Ich habe ja festgestellt, dass man tatsächlich das Spielzeug zuhause lassen kann, weil unterwegs alles andere spannender ist. Bis auf ein paar Bücher und Stifte habe ich nichts an Spielzeug dabei. Wie beschäftigst Du Deinen Sohn auf den langen Flügen?
Mein Sohn liebt das Unterwegs-Sein. Deswegen muss ich ihn meistens gar nicht großartig beschäftigen. Er schaut immer gerne länger aus dem Fenster und wird dann oft müde und schläft erstmal. Im Flugzeug findet er natürlich das Boardprogramm super spannend. Auf längeren Zug- oder Busfahrten stehen dann Bücher oder Malsachen ganz hoch im Kurs.
Wie hat sich Deine Art zu reisen geändert, seit Dein Sohn dabei ist?
Ganz ehrlich, nicht großartig. Ich bin überwiegend als Backpacker unterwegs und schlafe in Hostels oder günstigen Unterkünften. So wie früher auch. Aber natürlich kann man mit Kindern nicht alles machen, obwohl ich davon überzeugt bin, dass man auf Reisen viel mehr mit ihnen machen kann, als man vorher eventuell annimmt.
Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Was sind Deine nächsten Ziele – und nach welchen Kriterien wählst Du sie aus?
Im Mai sind wir in Albanien und Mazedonien, im September in Usbekistan und im Winter geht es wohl Richtung Südamerika, also voraussichtlich nach Bolivien und Paraguay. Was meine Kriterien sind? Spannend und touristisch nicht so überlaufen.
Nimmst Du zur Vorbereitung eher den klassischen Reiseführer oder doch das Internet?
Beides. Im Vorfeld lese ich eher im Internet auf Blogs und suche vor allem nach Insider-Tipps. Auf der Reise habe ich dann meistens auch noch einen klassischen Reiseführer dabei.
Danke, liebe Gabriela, für die Tipps zum Reisen mit Kindern! Mehr Tipps findet Ihr auch auf ihrem Blog mami-bloggt.de. , die häufigsten Fragen rund um die Fernreise mit Kind beantwortet sie dort auch.
Ich habe sie hier auf dem Blog auch schon mal über ihre Reise nach Kambodscha interviewt!
Ihr Buch „Wie Buddha im Gegenwind“ ist im Conbook Verlag erschienen und ich möchte es Euch wirklich ans Herz legen. Es ist nicht nur wunderschön geschrieben – es macht auch noch Lust aufs Reisen mit Kind. Gabriela beschreibt ihre Reiseerlebnisse und Gedanken während ihrer Reisen – und das wirklich spannend und bunt. Es ist nicht einfach nur ein Tagebuch, sondern eine Art Roadtrip – der Mut macht, seinen Rucksack zu packen, die Kinder zu schnappen und loszuziehen in die große weite Welt. Schöne Fotos gibt es übrigens auch noch, die das Fernweh nur noch mehr anheizen.
Ich kann Euch alle nur ermutigen: Reist mit Euren Kindern! Wagt Euch auch mal in abseits gelegene Gegenden, macht mal mehr als den typischen Ferienhausurlaub oder den Cluburlaub. Es muss ja nicht gleich die Ferne sein. Aber die Welt ist so groß und es gibt so viel zu entdecken! Und: Kinder machen Reisen viel besser mit als wir denken. Und sie passen sich viel besser an fremde Umgebungen an ,als wir glauben. Unvergessen meine Nachtzugreise mit meinen drei Kindern, die einfach wunderbar war, so gut geklappt hat und so überraschend stressfrei war. Reisen mit Kindern macht einfach großen Spaß!
Ihr erhaltet „Wie Buddha im Gegenwind“ unter den obigen Partnerlinks – aber noch mehr freue ich mich, wenn Ihr bei Eurem Buchhändler des Vertrauens schaut. Und wenn er das Buch nicht hat, bestellt er es und am nächsten Tag ist es da. Kauft lokal :-) das hält unsere Städte lebendig.
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Und wusstet Ihr, dass mein neues Buch Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter auf dem Markt ist? Und natürlich immer noch erhältlich ist mein Ratgeber zum Thema zweites Kind: „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder