Nach einer kleinen Weihnachtspause geht meine Interviewreihe weiter. Diesmal mit Marcella von dem wundervollen Blog
Anders und doch normal – Lebenskunst: Leben mit Autismus. Ich habe diesen Blog erst kürzlich entdeckt und er gefällt mir so gut, dass ich Marcella gleich mal nach ihren Geheimtricks gefragt habe.
Marcella bloggt auf
„Lebenskunst: Leben mit Autismus“ über ihren
Alltag mit ihrem Sohn Evan. Denn das Leben mit ihm ist anders – und doch normal. Evan ist mit einem schweren Herzfehler auf die Welt gekommen und als er drei Jahre alt war, erhielt Marcella die Diagnose
frühkindlicher Autismus. In ihrem Blog erzählt sie aus ihrem Leben, von Evans Therapien – und ihre Lebensfreude macht Mut. Ihr Alltag sei nicht immer leicht, aber dafür auch nie langweilig, sagt sie: „Evan und ich lieben das Leben, denn das Leben ist schön!“ Und das merkt man, wenn man ihre Texte liest.
Steigen wir ein mit dem Klassiker: Kind Trotzanfall an Supermarktkasse. Wie gehst Du mit der Situation um?
Bei meinem Sohn, kann man nicht von einem typischen Trotzanfall sprechen, es ist eher eine Reizüberflutung und diese Situation haben wir gefühlt etliche Male am Tag. Die Supermarktkasse stellt allerdings immer noch eine große Herausforderung für Evan und für mich da. Ich habe mir für unsere Supermarktausflüge sogar ein eigenes T-Shirt bedrucken lassen, mit dem Aufdruck um Verständnis und eine kurze Aufklärung über die Behinderung meines Sohnes. Da man Evan seine Behinderung nicht direkt ansieht, stoßen wir leider noch auf sehr viel Unverständnis und Intoleranz. Wenn es mal wieder sehr anstrengend an der Kasse ist, hole ich mein ganzes Repertoire an GUK (Gebärden Unterstützende Kommunikation) Gebärden hervor und gestikuliere wild. Evan versteht mich meistens nicht, allerdings erfüllen die Gebärden ihren Zweck, da die „Kassen-Mitansteher“ auf einmal begreifen, dass Evan vielleicht doch nicht nur frech und ich überfordert bin sondern eine Behinderung vorliegt. Zudem versuche ich meistens zu den gleichen Läden, in denen Evan und ich schon bekannt sind, zu gehen. Wenn gar nichts mehr hilft, hole ich mein Ass aus dem Ärmel bzw. aus der Hosentasche: Einen Lolly!
Was darf auf einer langen Autofahrt nicht fehlen, um Kinder bei Laune zu halten?
Bei uns läuft bei längeren Autofahrten die CD „die Vogelhochzeit“ von Rolf Zuckowski immer rauf und runter bis ich jedes Lied textsicher mitsingen kann. Zudem haben wir einen DVD Player dabei und mein Sohn darf die Vogelhochzeit nicht nur hören sondern auch sehen. Einen Lolly habe ich auch im Auto immer dabei, natürlich zuckerfrei aus der Apotheke.
Im Restaurant mit einem schlecht gelaunten Kind – was tun, wenn die Stimmung kippt und das Essen nicht kommen will?
Leider kann ich mit meinem Sohn nicht mehr in Restaurants essen gehen, da es purer Stress für ihn sowie auch für mich und gezwungenermaßen auf für die restlichen Gäste bedeutet. Eine Zeit lang waren wir noch Gäste im Ikea Restaurant aber seit einigen Monaten funktioniert das auch nicht mehr. Das einzige Restaurant was wir ab und zu mal besuchen ist McDonalds – Evan liebt Chicen Mc Nuggets – dann aber nur im Drive-Thru.
Was sollte man als Mama immer in der Handtasche dabei haben, um anstrengende Situationen zu entschärfen, knurrende Kindermägen zu besänftigen, für Malheure wie vollgekotzte Pullis oder übergelaufene Windeln gewappnet zu sein?
Früher war ich auf alles gewappnet, ich hatte immer eine riesige Tasche dabei mit etlichen Sachen, um auf alle Gegebenheiten vorbereitet zu sein. Auf die Dauer fand ich das sehr anstrengend und es hat mich richtig müde gemacht. Ich habe mittlerweile eingesehen, dass man nicht immer auf alles gewappnet sein muss und auch kann. Mich hat das sehr erleichtert, seelisch und auch körperlich. Was ich allerdings immer dabei habe: Windeln und Feuchttücher. Für was Feuchttücher alles geeignet sind, einfach großartig!
Gibt es so etwas wie ein Mama-Must-Have, was den Alltag mit Kindern einfacher macht?
Ja, definitiv. Die Einstellung. Mein Must-Have sind meine kleinen Inseln, die mich durch den Alltag tragen. Der Alltag mit einem besonderen Kind ist oftmals physisch und psychisch sehr anstrengend und man erreicht häufig die Belastungsgrenze. Meine kleinen Inseln – einen Dosensekt und gutes Sushi am Abend zum Beispiel – lassen mich oft den Stress am Tag vergessen.
Chaos im Haushalt, Geschirrspüler quillt über, es ist 18 Uhr, schlechte Laune und Hunger, kein Platz auf dem Herd um zu kochen und was Schnelles, Praktisches ist auch nicht im Tiefkühlfach: Wie rettet man die Stimmung? Was gibt es zu Essen? Und was schafft schnell einigermaßen Ordnung?
Das kommt mir sehr bekannt vor, mindestens 1 oder 2 Mal die Woche sieht es so ähnlich bei uns aus. In dieser Situation helfen nur noch Chicken Mc Nuggets von McDonalds oder die kurze Autofahrt zu Evans Großeltern, die haben immer etwas vorrätig. Das Chaos beseitige ich mittlerweile schon ganz automatisch nebenbei oder übersehe es einfach gekonnt. Seit dem Evan in mein Leben gekommen ist, haben sich einige Ansichten gravierend geändert. Ich habe gelernt, die schlechten Tage einfach zu anzunehmen bzw. hinzunehmen. Die gehören dazu. Ohne die schlechten Tage, hätten Evan und ich auch keine Guten und die guten Momente lassen meistens nicht lange auf sich warten.
Danke, liebe Marcella für Deine Antworten! Noch weitere Geheimtricks von weiteren wunderbaren Mamabloggerinnen findet Ihr hier – und ein paar schöne Interviews kommen noch, Ihr könnt gespannt sein!
Euch gefällt's? Dann sagt es weiter!
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