Mamas unter Druck: Was sollen wir denn noch alles machen?!

Es ist ja nicht so, dass man als Mama nichts zu tun hat. Da ist das Windelnwechseln, Brei kochen, die klebrige Pampe füttern, Kleckse aufwischen, Kind umziehen, Babykotze wegwischen, weil das krabbelnde Kind mit den Händen drauf ausrutscht. Dem Großen die Schnürsenkel zubinden, Birne kleinschneiden, nach dem Klogang die Hände waschen und vorm Schlafengehen vorlesen. Achja, einkaufen, staubsaugen, Geschirrspüler einräumen und kochen gibt es ja auch noch. Aber damit ja keine Langeweile aufkommt sind da noch die Sportübungen. Nur fünf Minuten reichen. Beim Zähneputzen durchzuführen. So steht es in Zeitschriften. Aber wenn man noch nicht einmal dazu kommt, die erforderlichen drei Minuten die Zähne zu putzen – wie soll man da noch schnell die zehn effektivsten Übungen für den Knackpo absolvieren?

Und damit ist es ja nicht getan.

Wenn es nach den Zeitschriften geht, reicht das alles gar nicht. Die tägliche To-Do-Liste der Frau von heute ist ellenlang und furchtbar detailliert.

Perfekt aussehen, perfekt kochen, perfekte Mamas sein: Frauen müssen alles!

Heute schon meditiert? Soll ja super gesund sein. Fünf Minuten am Tag die völlige Leere suchen. Kann man ja gleich nach den vier Mini-Yoga-Workouts machen und den dazuehörigen Atemübungen. Nur 15 Minuten und schon ist man wie neugeboren. Und während des dreiminütigen Zähneputzens mit anschließendem Zahnzwischenraumreinigen und 30 sekündigen Gurgeln mit Mundwasser an die Knackpo-Übungen denken!  Man kann

Ich sag nur Mini-Workout! Jeden Tag zehn Minuten und man ist so in Form wie schon lange nicht. Aber auch zehn Minuten können zu viel sein.

Wir Frauen sind Mamas, oft dazu berufstätig. Das bedeutet: Wir machen Karriere, kümmern uns um die Kinder, um den Haushalt und darum ,dass der Mann einen vollen Kühlschrank vorfindet und ab und an abends auch ein gut duftendes Abendessen. Dann noch mal schnell einen Kuchen zauber, Quatsch, eine ganze Torte, dreistöckig, mindestens, danach ein feschese DIY – und noch die Kinderkleidung selbst nähen.

Wenn es nach den Frauenzeitschriften geht, müssen wir noch viel mehr leisten. Wer nicht mindestens zweimal in der Woche meditiert und Knackpo-Übungen macht, kann eigentlich gleich ins Kloster gehen.

Kinder, Karriere und auch noch gut aussehen: Mütter unter Druck

Da ist ja auch noch das Beine rasieren. Das Augenbrauen zupfen. Und immer an den Concealer denken, bevor das Make Up aufgelegt wird! Ganz ehrlich, seit ich in Elternzeit bin, kann ich an den Händen abzählen, wie oft ich zum Mascara gegriffen habe! Aber das reicht ja gar nicht. Ein bisschen Rouge, ein bisschen Lippenstift, Nägel lackieren, feilen und die Fußnägel nicht vergessen. Natürlich erst, nachdem man sie jeden Abend mit einer pflegenden Crème massiert und unter der Dusche mit einem Hobel malträtiert hat.

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Son‘ Peeling soll ja gut sein. Kostet nur viel zu viel Zeit.

Gerade abends vorm Schlafengehen sind wir Frauen gefordert.

Pamp. Schmier. Ab dafür. Hautpflege für Profis

Denn dann kommt ja noch die Hautpflege dazu. Erst mal die hautstraffende Lotion rund um die Hüften und den Schwangerschaftsstreifenbauch. EINMASSIEREN! Sonst kann man es ganz vergessen. Dann das Gesicht. Reinigen. Ganz wichtig. Gesichtswasser. Serum. Augencrème. Nachtcrème. Aber nicht einfach nur: Pamp, schmier, ab dafür. Auf die richtigen Akkupressurpunkte kommt es an, hat mir eine der Zeitschriften letztens erklärt. Angeblich machen das 100 Prozent der Japanerinnen. Haben die keine Kinder, die hungrig im Bett liegen und schreiend nach MAMA verlangen?!

Also Akkupressurpunkte. Da war ich stehengeblieben. Eine liebevolle Massage für die Haut. Soll sie straff halten und erst so richtig die wertvollen Inhaltsstoffe der Crèmes in die tiefen Hautschichten bringen.

Ich verzweifle schon beim Auftupfen der Augencrème.

Das dauert zu lange. Einschmieren muss auch reichen. Aber dann das Einmassieren der Nachtcrème? Das Drücken der Akkupressurpunkte? Sanftes Streichen unterm Kinn, um ein Doppelkinn zu vermeiden? Und zu guter Letzt dann noch locker auf der Haut rumtrommeln, um die Durchblutung anzuregen! Und fast vergessen: Haare kämmen. Wie früher schon Oma sagte: 100 Bürstenstriche. Klar. Optimalerweise haben wir uns jetzt auch vorm Zu-Bett-Gehen noch unter den Achseln rasiert, damit sich die gereizte Haut bis zum Deoauftragen am Morgen beruhigen kann.

Was sollen wir Frauen denn noch alles machen?!

Dann noch eine kleine Entspannungsübung vorm Schlafengehen und ab ins Bett. Wo das schreiende Baby wartet und endlich endlich an die Brust will!

Wenn ich das alles machen würde, was man als Frau in den Dreißigern so machen muss, um gesund, rosig, fit, jung und knackig – sprich eine echte Frau – zu bleiben, könnte ich direkt nach dem Ins-Bett-Bringen meiner Söhne (sprich um 20 Uhr) mit dem Mama-Instandhaltungsprogramm anfangen.

Was soll ich sagen?

Ich bin froh, wenn ich abends überhaupt dazu komme, mich fertig zu machen und nicht um 20 Uhr direkt mit den Kindern einschlafe.  Und Ihr so?!

9 Kommentare zu “Mamas unter Druck: Was sollen wir denn noch alles machen?!

  1. Da kann ich mich noch gut dran erinnern, und leider ändert sich nicht viel. So gegen 22 Uhr mache ich Yoga, bevor ich ins Bett gehe, meine Fingernägel werden nur noch in einer Woche Griechenland-Urlaub sauber und manchmal esse ich immer noch im Stehen, aber der Vorteil ist,ich nehme das jetzt ganz gelassen hin!!!! liebe Grüße Marlies

  2. Mein Frauenarzt hat mir eine Beckenboden Übung mit Gewichten empfohlen, könnte ich ja morgens während des Duschens machen.

    Ja klar … die Gewichte habe ich seit ca einem Jahr und habe sie nicht einmal ausprobiert.
    Erstens dusche ich nicht täglich.
    Zweitens muss ich beim Duschen mit den Kindern kämpfen, dass sie mir nicht ständig den Duschvorhang ausreißen oder mir

    • Duschvorhang ausreißen, zoffen oder mir Spielsachen (Handtücher, Socken etc) in die Dusche schmeißen.

      Bei dem Kampf komme ich nicht mal auf den Gedanken, da noch mit den Gewichten Übungen zu machen.

      Also mal eben kurz, funktioniert da bei mir auch nicht. Es schon eine Herausforderung, dass ich es schaffe mir die Zähne zu putzen. ;-)

  3. Ich hab keine Zeit für diese Zeitschriften, höchstens mal alle paar Wochen beim Frisör ;-) sehr gut geschrieben. Im nächsten Leben sollten wir ein Mann werden, Zähne putzen und rasieren und wir sehen immer gut aus…lächerlich was die Gesellschaft von Frauen „verlangt“. Die Frauen, die das alles machen, haben ne Nanny, Putzfrau und Stylistin.

  4. Ich dachte immer, dass ich die Einzige bin, die das mit den kurzen Übungen nicht hinkriegt…wenn man diese Zeitschriften so liest, denkt man ja, das müsste doch so easy in den Alltag einzubauen sein- ein Glück spricht endlich jemand aus, was ich immer so gedacht habe, wenn ich solche Zeitschriften gelesen habe…

    • Wenn es dann immer nur DIE eine kurze Fünf-Minuten-Übung wäre! Stattdessen werden wir ja mit guten Tipps bombadiert und die alle mal eben in den Alltag zu integrieren… Abgesehen davon bin ich abends einfach nur müde und will schnell ins Bett!

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