Weniger Stress im Alltag durch Routinen und Rituale

Seien wir doch mal ehrlich: Das Leben ist chaotisch. Kinder werden krank (meistens über Nacht und meistens dann, wenn bei der Arbeit ein wichtiger Termin ansteht. Eltern werden krank. Kollegen werden krank und alles bleibt an uns hängen. Der Kindergarten ist wegen Fortbildung geschlossen. Die Geigenstunde fällt aus. Die ganze Schule fällt aus wegen Schneechaos. Oder es kommt halt einfach mal eine ganze Pandemie dazwischen und man sitzt monatelang im Homeoffice und spielt nebenbei Lehrerin. So ist das Leben. Es passiert immer etwas Unvorhergesehenes. Jeden Tag. Wäre ja auch langweilig, wenn wir alles vorher wüssten. Wir müssen ständig reagieren und haben das Geschehen um uns herum nicht immer unter Kontrolle. Dabei strebt unser Gehirn danach, Dinge zu kontrollieren: Wir wollen das Gefühl haben, das Ruder selbst in der Hand zu halten. Das menschliche Gehirn möchte Vorhersehbarkeit. Unsicherheit und Unberechenbarkeit werden vom Gehirn als Gefahr eingestuft, als ein Problem, das gelöst werden muss. Was wiederum zu Stress führt, zu einer Ausschüttung von Cortisol, das unter anderem zielgerichtetes Verhalten behindert und den Körper in eine Alarmbereitschaft versetzt. Diese Alarmbereitschaft wiederum hindert unser Gehirn daran, sich auf Dinge zu konzentrieren. Die Folge: Es kann schlechter und weniger effizient arbeiten. Ganz abgesehen davon, dass dauerhafter Stress krank macht, wie wir ja wissen.

Strukturen und Routinen entlasten das Gehirn, denn ihm werden tägliche Entscheidungen abgenommen. So ein Elterngehirn hat ja eigentlich auch genug um die Ohren. Nach dem Kindergarten erst zum Bäcker, um den Hunger der Kinder zu stillen, dann zum Einkaufen und dann nach Hause? Oder erst zum Einkaufen, das süße Brötchen danach als Belohnung für die Geduld im Supermarkt und dann nach Hause? Das müsst ihr nicht jeden Tag neu entscheiden. Und schon gar nicht müsst ihr das eure vom Kindergarten müden Kinder entscheiden lassen, denn das macht am Ende nur alle verrückt, vor allem, wenn jeder etwas anderes will! Wenn es stattdessen eine feste Nachmittagsstruktur gibt (z.B. erst zum Bäcker, um die hungrigen Kinder zu beruhigen, dann in den Supermarkt und dann nach Hause oder auf den Spielplatz), dann wissen alle, was sie erwartet.

Strukturen geben Sicherheit, Verlässlichkeit und sparen Diskussionen und immer neue Entscheidungen. Routinen geben einen festen Rahmen, in dem ihr die Gestaltungsfreiheit habt – was das Korsett wieder lockert.

Eine verlässliche Struktur hilft Kindern dabei, die Fähigkeit zu planen und zu fokussieren zu entwickeln. Ein Alltag mit Routinen hilft ihnen, Anleitungen zu verstehen und zu befolgen und Dinge in der richtigen Reihenfolge zu erledigen. Ohne diese Fähigkeiten ist es für Kinder schwer, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, sich nicht ablenken zu lassen, Aufgaben zu priorisieren und Ziele zu erreichen. Kinder, denen zuhause eine Struktur vorgelebt wird, können komplexere Aufgaben besser erledigen und gehen strukturierter beim Problemlösen vor.

Stellt euch einmal folgendes vor: Ein anstrengender Arbeitstag liegt hinter euch. Die Kollegin war krank, es blieb alles an euch hängen. Dann stürzte auch noch der Computer ab und die Mühen des Vortags waren dahin. Natürlich ohne Zwischenspeicherung. Der Chef meckerte und zu guter Letzt ging auch noch die geliebte Kaffeetasse zu Bruch. Auf dem Weg zum Kindergarten war der Bus weg, beim Einkaufen habt ihr die Hälfte vergessen. Abgehetzt erscheint ihr im Kindergarten. Und der ganze Stress fällt von euch ab. Denn nun wisst ihr, was euch und die Kinder erwartet. Denn nun ist es Zeit für euer Nachmittagsprogramm – eine feste Struktur von Abläufen, die euch das Planen und Umdenken abnimmt. Eine Nachmittagsroutine, in die ihr euch jetzt fallen lassen könnt wie in eine Hängematte. Jetzt könnt ihr loslassen, jetzt müsst ihr nicht mehr improvisieren. Nun könnt ihr wie jeden Nachmittag den Kakao mit den Kindern trinken, runterkommen, die gewohnte Nachmittagsroutine abspulen, euch aufs Wesentliche konzentrieren.

Gegenbeispiel: Wie würde so ein Nachmittag verlaufen ohne eine Routine, die nach einem chaotischen Arbeitstag Halt gibt? Wenn ihr ohne Plan in den so verkorkst angefangenen Nachmittag startet? Ohne eine Idee, was ihr abends kochen sollt und wie ihr den Nachmittag herumkriegen sollt, bis die Kinder ins Bett gehen? Es oft genau diese Vormittage, die am Nachmittag mit schlechter Stimmung, nörgeligen Kindern und Meckereltern enden. Denn unser Stress, unsere schlechte Laune färbt auf unsere Kinder ab. Das sind diese Abende, an denen man seine schlafenden Kinder betrachtet und sich Vorwürfe macht, wieder viel zu viel geschimpft zu haben.

Natürlich haben wir nie alles unter Kontrolle, natürlich gibt es immer Unvorhersehbares. Unser Alltag ist voller Überraschungen, gerade der Alltag mit Kindern. Aber wir können zumindest einen Teil unseres Alltags strukturieren und, so gut es geht, kontrollieren. Den Nachmittag. Routinen und ein strukturierter Alltag geben uns an solchen Chaostagen Halt. Was beim Strukturieren des Alltags mit Kindern hilft, sind Rituale, tägliche, wöchentliche und monatliche Rituale – und gerade kleine Kinder haben ein großes Bedürfnis nach Ritualen, da sie dieses Gefühl der Verlässlichkeit brauchen.

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Kinder glücklich machst“ – in dem es zudem viele Beispiele für Rituale gibt und erklärt wird, wie wir eine Familien-Identität schaffen, die für einen Familienzusammenhalt sorgt. Also eine Art Corporate Identity für die Familie. Außerdem gibt es in „Afterwork Familie“ viele praktische Tipps dafür, wie sich die knappen drei bis vier Stunden, die man am Nachmittag zwischen Kindergartenende/Schulschluss und Insbettbringen so gestalten lassen, dass man keinen Stress und Streit hat, sondern auch noch Zeit für echte Zeit mit den Kindern findet – und trotzdem all diese nervigen anfallenden Dinge wie Haushalt, Einkaufen und Hausaufgaben unter einen Hut bringt.

Mein neues Buch ist da! „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“.

Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
  Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

Kennt Ihr eigentlich schon mein Kochbuch? „Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ – dort findet Ihr mehr als 80 Rezepte – unkompliziert nachzukochen und zu backen!

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