Wenn es eine Sache gibt, die mich früher schon im Schulalltag nervte und heute als Mutter genauso nervt, dann sind es Hausaufgaben! Sie passen irgendwie nie in den Tagesablauf, sie halten einen ab von den schönen Dingen, die man am Nachmittag gerne machen möchte, sie sind viel zu oft nicht besonders spannend und sie tun dem Familienfrieden nicht gut. Manchmal beneide ich die Eltern, die ihre Eltern in der Ganztagsbetreuung angemeldet haben, wo die Hausaufgaben erledigt werden. Aber da ich mich nun mal absichtlich für die 14-Uhr-Betreuung entschieden habe, müssen wir hier zuhause ran. Und ich sage ganz bewusst: Wir. Denn man hängt als Mutter einfach mit drin. Ist so. Selbst, wenn mein Sohn die Hausaufgaben in der Nachmittagsbetreuung erledigen würde, würde ich ja noch mal einen Blick drauf werden, sie mit ihm durchgehen. Um einfach zu wissen, was er in der Schule macht und vor allem: wie er es macht. So oder so: Hausaufgaben sind ein Teil unseres Familienalltags geworden. Wenn es nach mir geht, sind sie ein wenig zu sehr präsenter Teil des Alltags geworden. Aber man kommt nun mal nicht drumherum. Also müssen wir das Beste draus machen: Hier kommen ein paar Tipps, wie man die Hausaufgaben besser in den Alltag untergebracht bekommt, sie stressfreier erledigt werden und wie sie dann auch wirklich etwas bringen. Also für den Lernerfolg des Kindes!
Die erste Hürde bei den Hausaufgaben ist: den richtigen Zeitpunkt zu finden. Direkt nach der Schule? Nach einer kleinen Pause? Abends, wenn ich das Abendessen koche? Wir haben alles ausprobiert. Ich muss gestehen: Es gibt ihn einfach nicht, DEN richtigen Zeitpunkt. Denn irgendwie passen sie nie in unseren Tagesablauf. Jede Familie muss für sich herausfinden, wann sich das Schulkind am besten konzentrieren kann und am wenigsten von kleineren Geschwistern abgelenkt ist. Das ist nämlich bei uns die wirkliche Herausforderung: Wie kann ich die kleinen Geschwister beschäftigen, damit der Große seine Ruhe hat? Der Mittlere geht ins Kinderzimmer und spielt – aber die Kleine will Unterhaltung und herumtoben, da ist nix mit Malen oder anderen ruhigen Tätigkeiten!
Der richtige Zeitpunkt variiert tatsächlich bei jedem Kind und hängt dann auch noch mal von der Tagesform ab. Rein biologisch gesehen, hat unser Körper zwischen 15 und 17 Uhr ein Nachmittagshoch, das eignet sich gut, um sich konzentriert einer Aufgabe zu widmen, denn dann ist der Körper besonders aufnahme- und leistungsbereit. Aber genau in diesen Zeitraum fallen ja meist auch Musikunterricht oder Freunde treffen! Es empfiehlt sich, mit dem Kind einen Wochenplan aufzustellen, in dem man genau schaut, an welchen Tagen welche Termine anstehen und wann es am besten passt. Und dann werden die Hausaufgaben als täglicher Termin eingetragen! Auf jeden Fall solltet Ihr beim Finden des richtigen Zeitpunkts folgendes beachten: Das Kind braucht nach der letzten Schulstunde und dem nach Hause kommen eine kleine Durchschnaufpause. Es sollte auch nicht direkt nach einem reichhaltigen Mittagessen loslegen, denn ein voller Bauch lernt nicht gern. 90 Minuten Abstand zu einer großen Mahlzeit sollten drin sein. Ein kleiner Snack ist aber ok – schließlich braucht das Hirn Energie!
Der richtige Zeitpunkt für Hausaufgaben
Die meisten Kinder sind zum späten Nachmittag und Abend hin weniger konzentriert, weshalb es besser ist, den Zeitpunkt der Hausaufgaben nicht zu spät zu legen. Bei uns ging es voll in die Hose, als mein Sohn die Hausaufgaben machte, während ich kochte. Die Konzentration war futsch und er war viel zu müde. Wir haben für uns herausgefunden: Besser vor allen anderen Nachmittagsaktivitäten, denn dann kann mein Sohn für den Rest des Tages wirklich von der Schule abschalten. Und das tut den Kindern gut! Das ständige „ich muss nachher aber noch Deutsch machen“ nimmt dem Spielen die Leichtigkeit.
Ebenfalls wichtig für Hausaufgaben ohne Stress: Die richtige Lernumgebung. Das muss gar kein eigener Schreibtisch im Kinderzimmer sein, was ja gerade, wenn sich Kinder ein Kinderzimmer teilen, gar nicht möglich ist. Wäre natürlich optimal. Wobei da dann auch wieder die Spielsachen im Hintergrund ablenken könnten… aber es sollte eine aufgeräumte Umgebung sein, ruhig und ohne Ablenkung. Bei uns hat sich das Esszimmer als gute Ort erwiesen, dann bin ich im Hintergrund, wenn es Fragen gibt, aber sitze auch nicht direkt daneben, denn unter Beobachtung lernt es sich auch nicht gut, das kenne ich noch von früher. Wichtig ist, dass genug Platz auf dem Tisch ist für alle Arbeitsmaterialien, dass Ruhe da ist (bei uns haben auch Kopfhörer, „Lauschis“ wie mein Sohn sagt, geholfen, die die Außengeräusche dämpfen – Affiliate Link). Frische Luft hilft dem Gehirn, etwas zu Trinken auch.
Übrigens gibt es kein Gesetz, das besagt, dass Kinder die Schulaufgaben am Schreibtisch erledigen müssen. Natürlich ist es für die Schönschrift förderlicher. Aber wenn das Kind gerne am Boden liegt, um einen Text zu lesen oder beim Lernen im Zimmer herumläuft, ist das auch ok. Ich bin zum Beispiel zum Gedichte-Auswendiglernen immer im Kreis um den Tisch gelaufen. Vielen Kindern hilft es auch, wenn sie am Schreibtisch auf einem Gymnastikball herumwippen. Auch ein weißes Blatt zum Herumkritzeln hilft bei Schreibblockaden.
Nicht zu vergessen: Pausen! Niemand kann ununterbrochen am Stück arbeiten! Erstklässler sollten alle 15 Minuten pausieren, ältere Kinder alle 20 bis 30 Minuten. Keine ellenlange Pause – aber ein kurzes Recken und Strecken, ein Glas Wasser helfen, sich wieder neu zu sammeln. Bei der Reihenfolge der Aufgaben ist es am besten, zu Anfang die einfachste Aufgabe zu erledigen, dann startet das Schulkind gleich mit einem Erfolgserlebnis. Das Gehirn wird so aufgewärmt – ja, das stimmt wirklich!
Wie viel sollten Eltern bei den Hausaufgaben helfen?
Wie viel sollten wir als Eltern bei den Hausaufgaben helfen? Manchmal, wenn man das eigene Kind an einer Aufgabe schier verzweifeln sieht, dann möchte man sich am liebsten hinsetzen und die Aufgabe schnell selbst erledigen. Aber: Wir Eltern helfen unseren Kinder nicht, indem wir die Hausaufgaben für sie erledigen. Dann haben sie zwar richtige Schulaufgaben – aber nichts gelernt. Denn schließlich sind Hausaufgaben dazu da, dass die Schüler das Gelernte vertiefen und üben. Und leider ist es ja so, dass meist gerade das, was man nicht so gut kann, häufiger geübt werden sollte. Obwohl man sich am liebsten davor drücken würde… hilft alles nichts! Und kein Kind lernt das Einmaleins, wenn Mama die Mathehausaufgaben erledigt. Das bedeutet nun aber nicht, dass wir unseren Kindern nicht helfen sollten. Natürlich sollten wir ansprechbar sein, bei Fragen da sein und auch unterstützen. Natürlich sollten wir schauen, ob das Kind die Aufgabe überhaupt richtig verstanden hat. Aber was wir nicht tun sollten: Bei den Hausaufgaben wie ein Wachhund direkt daneben zu sitzen.
Erinnert Ihr Euch noch an Eure Schulzeit? Ich fand es furchtbar, wenn mir in einer Klassenarbeit ein Lehrer über die Schulter guckte und wurde dann ganz nervös. Also lasst es sein. Seid im Hintergrund, ansprechbar, ruhig, aber nicht direkt daneben. Und wenn das Kind eine Frage hat, helft ihm, die Antwort selbst zu finden, anstatt sie gleich zu liefern. „Schau dir das noch mal genau an“ oder „guck mal, in der ersten Zeile steht was…“ oder „vergleich noch mal diese beiden Zahlen“ – Hinweise dieser Art sind eine Hilfestellung, aber ermöglichen es dem Kind, selbst auf die Lösung zu kommen. Was wiederum einen guten Lerneffekt hat und gleichzeitig Selbstbewusstsein gibt: „Ich kann es ja doch selbst.“ Hilfreich ist es auch, das Kind erklären zu lassen, um was es geht – oft kommt dem Kind dann beim Erklären die Lösung oder zumindest der Lösungsansatz.
Genauso wenig sollten wir bei den gemachten Hausaufgaben alle Fehler anstreichen: Besser ist es, das Kind die Fehler selbst entdecken zu lassen. Also das Kind zu bitten, noch einmal genau nachzuschauen, einen bestimmten Satz noch mal laut zu lesen oder es zu fragen „fällt dir hier was auf?“ Nur so geben wir unserem Kind die Möglichkeit, aus den eigenen Fehlern zu lernen.
Übrigens: Hausaufgaben dienen auch dazu, dem Lehrer eine Rückmeldung über den Leistungsstand der Klasse zu geben. Deshalb müssen sie nicht immer perfekt sein, Fehler sind erlaubt! Genauso dürfen wir Eltern auch den Lehrern die Rückmeldung geben, wenn die Hausaufgaben zu schwer, die Aufgabe missverständlich oder es schlicht zu viele Hausaufgaben an einem Tag waren. Bei den Elternabenden zu Beginn des Schuljahres wird in der Regel gesagt, wie lange die Schüler in der jeweiligen Klassenstufe an den Hausaufgaben sitzen sollten. Wird diese Zeit gravierend überschritten, schreibt den Lehrern ein paar Zeilen, damit er Bescheid weiß. Natürlich nicht, wenn die Zeit überschritten wird, weil das Kind getrödelt hat oder nur halbherzig an den Schulaufgaben saß.
Wie lang sollten Hausaufgaben dauern?
Sitzt Euer Kind regelmäßig länger als vereinbart an den Hausaufgaben, dann solltet Ihr das hinterfragen: Geht es anderen Kindern auch so? Dann liegt es allgemein am Pensum oder an Lehrern, die sich nicht abstimmen. Liegt es daran, weil Eurem Kind bestimmte Dinge sehr schwer fallen? Hat es vielleicht Grundlegendes nicht verstanden? Auch dann hilft ein Lehrergespräch, um herauszufinden, wie man dem Kind am besten helfen kann und wo das Problem genau liegt. Wartet am besten nicht bis zu den Zeugnissen, sondern klärt solche Dinge früh, um damit Euer Kind den Anschluss nicht verliert und Ihr schnell wisst, wo Ihr ansetzen müsst. Und ist Euer Kind immer wieder unkonzentriert, dann setzt an diesem Punkt an: Vielleicht ist es der falsche Zeitpunkt. Vielleicht hat es zu wenig oder zu viel gegessen. Vielleicht ist die Lernumgebung nicht optimal. Vielleicht macht es zu wenig Pausen während der Hausaufgaben. Vielleicht stören jüngere Geschwister. Vielleicht ist die Sitzposition unbequem und ein wenig Bewegung auf einem Gymnastikball hilft. Oder das Kind muss lernen, sich mehr zu konzentrieren – ja, auch das lässt sich lernen! Aber immer behutsam, damit das Kind nicht den Spaß verliert.
Und wenn gar nichts mehr geht, das Kind bei den Hausaufgaben nicht vorankommt, es völlig neben der Spur ist, einen schlechten Tag hat (haben wir alle mal!) oder in einer Aufgabe total feststeckt: Dann brecht die Hausaufgaben ab, bevor es zu Tränen und Streit kommt. Schreibt dem Lehrer eine Erklärung. Es gibt nun mal Tage, an denen gar nichts geht und es wir alle haben mal einen Blackout. Dann solltet Ihr es dem Lehrer nur auch erklären – und klar: Sowas sollte eine Ausnahme bleiben!
Aber bevor die Hausaufgaben dann in Tränen oder Wutanfällen enden, ist es besser, sie zu beenden. Und dann am nächsten Tag mit neuer Energie erledigt werden. Ihr solltet Euren Kindern auch solche Momente zugestehen, ihnen aber auch klar machen, dass diese Momente nicht zur Regel werden sollten. Aber in Stress und Streit sollten Hausaufgaben auch nicht ausarten – und bevor sie dauerhaft den Familienfrieden bedrohen, sollte man wirklich überdenken, was sich ändern muss und dabei auch die Lehrer mit einbeziehen.
In meinem Buch „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Kinder glücklich machst“ gibt es übrigens mehrere Kapitel zu dem Thema Hausaufgaben, Lernmotivation und Hilfe bei schlechten Noten.
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„Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“
Ganz neu: „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
Die ersten Schuljahre könne sehr prägend für Kinder sein. Wenn das Kind schon früh allen Spaß am lernen verliert, können die Folgejahre nicht viel besser werden. Mit den Kinder Hausaufgaben zu machen und diese Stressfrei zu gestalten kann bei der Lernentwicklung sehr viel beitragen. Danke für die tollen Tipps!
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Toller Artikel. Bei meinem Sohn kommt es auf die Stimmung an. Hat er Lust dazu, dann ist er total schnell und motiviert. Hat er andere Sachen im Kopf, dann wird nur gehampelt und man muss ständig ermahnen und erinnern. Ja … anstrengend … ;-)
Dnke für diesen Beitrag. Als Lehrerin würde mich anders herum mal interessieren, wie sich denn Eltern eine gute Hausaufgabe vorstellen. Eher individuell? Die Kinder mitentscheiden lassen, was sie zu Hause bearbeiten? Tägliche Hausaufgabe oder einen Plan für die Woche, die dann jedes Kind passend zu seinem Freizeitplan bearbeiten kann? Vielleicht gibt es ja noch ganz andere Möglichkeiten und Ideen für die Hausaufgaben?