Vor kurzem hatte ich ein Interview auf dem Blog mit einer Mutter, die mir erzählte, wie sie und ihr Mann sich Haushalt, Kinderbetreuung und Arbeit gleichermaßen aufteilen und beide auf Teilzeit reduziert haben. Echte Gleichberechtigung und Vereinbarkeit, hat mir die Mutter im Interview erzählt. Daraufhin erhielt ich viele Kommentare und Emails von Müttern, die es ähnlich hielten, aber auch von Müttern, die es gerne so machen würden, aber deren Mann es nicht möchte. Und eben von einer Mutter, die mir von ihrem Weg erzählte: Sie hat sich nach der Geburt des ersten Kindes ganz bewusst entschieden, Hausfrau zu sein. Trotz Ingenieursstudium und besten Karrierechancen. Dass sie für ihr Lebensmodell ebenso kritische Kommentare bekommt, wie die Mutter, die mit ihrem Mann gemeinsam Teilzeit genommen hat und alles zur Hälfte aufteilt, ist irgendwie bezeichnend für Deutschland im Jahr 2018, oder? Egal, wie man es macht, irgendjemand meckert immer. Weshalb wir auch nicht versuchen sollten, es anderen recht zu machen, sondern einfach unseren eigenen Weg gehen sollten. Was die Hausfrau-Mutter zu ihrem Weg bewegt hat und wie andere ihr dabei begegnen, hat sie mir im Interview erzählt:
Wann hast Du Dich dazu entschlossen, erst einmal als Hausfrau zuhause bei den Kindern zu bleiben?
Das kam während der Elternzeit meines Sohnes. Eigentlich hatte ich vor, nach den 12 Monaten wieder einzusteigen und auch alles entsprechend mit meinem Chef besprochen. Ich war Maschinenbauingenieurin in einem mittelständischen Unternehmen und hatte mit meinem Chef besprochen, nach der Elternzeit wieder auf 30-Stunden-Basis einzusteigen, um auch meine alte Position zu behalten. Doch während der Elternzeit wurde mir klar, dass ich mir absolut nicht vorstellen konnte, meinen kleinen Mann schon mit zwölf Monaten in die Krippe zu geben.
Hattest Du Dir dann vorgenommen, die Elternzeit zu verlängern oder wolltest Du sofort das Hausfrau-Modell?
Zunächst hatte ich mit meinem Chef besprochen, erst nach 18 Monaten einzusteigen. Doch je näher der Termin rückte, umso mulmiger wurde mir. Ich habe doch kein Kind bekommen, um es nur nachmittags ab 16 Uhr zu sehen und dann schon wieder ins Bett zu bringen! Also besprach ich mich mit meinem Chef und wir machten ab, dass ich erst mal nur 20 Stunden arbeiten werde. Allerdings hätte ich damit meine alte Position nicht wiederbekommen, das machte er mir deutlich. Kurz vor den 18 Monaten wurde mir aber klar: Ich will das nicht. Mein Mann machte mir den Rücken stark und ein Glück kommen wir finanziell auch mit seinem Lohn zurecht. Da ich auch unbedingt noch so schnell wie möglich ein zweites Kind wollte, machte ich einen klaren Cut: Ich entschied mich, erst einmal zu pausieren und verschob meinen Wiedereinstieg.
Wie reagierte Dein Chef?
Der war ganz und gar nicht begeistert. Vor allem nicht von dem Hin- und Her. Das kann ich nur empfehlen: Entscheidet Euch so schnell wie möglich und zögert es nicht so heraus. Aber letztendlich war es mir dann egal, was mein Chef von mir dachte. Ich wusste, das Modell ist das, was ich will. Ich möchte meine Kinder nicht nur von 16 bis 19 Uhr sehen und ganz für sie da sein und nicht nachmittags mit halben Ohr am Handy oder dabei, mich um den Haushalt zu kümmern.
Das heißt, den Haushalt erledigst Du vormittags?
Genau, soweit es meine Tochter zulässt, die ist ja vormittags auch noch zuhause. Und nachmittags bin ich ganz für beide Kinder da.
Seit wann bist Du nun Hausfrau?
Mittlerweile sind es fünf Jahre. Als mein Großer zweieinhalb Jahre alt war, kam meine Tochter auf die Welt. Sie kommt nächsten August in den Kindergarten. Nun bin ich gerade wieder schwanger mit dem dritten Kind, von daher werde ich noch einmal drei weitere Jahre zuhause bleiben.
Und wenn das dritte Kind in den Kindergarten kommt, willst Du wieder einsteigen?
Ich habe es geplant, ja, vier Stunden am Tag zunächst, um die Nachmittage mit den Kindern zu verbringen.
Was ist denn mit den Rentenpunkten, auf die Du durch die Hausfrauen-Tätigkeit verzichtest?
Ganz ehrlich: Glaubst du, dass unsere Generation einmal so viel Rente bekommt, dass wir davon leben können?! Daran glaube ich nicht! Wir werden doch nicht mehr als ein Taschengeld bekommen. Da kommt es doch auf die Rentenpunkte aus den acht, neun Jahren Hausfrauentätigkeit nicht an! Mein Mann zahlt für mich in eine private Rentenversicherung ein. Dafür halte ich ihm ja den Rücken frei. Das kann ich auch jeder empfehlen, die länger als ein Jahr pausiert! Denn es ist ja nicht so, dass wir Hausfrauen auf der faulen Haut liegen und nur zur Maniküre gehen!

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Aber Du wirst ja bestimmt nach der langen Pause nicht wieder auf Deiner alten Position arbeiten und Dein altes Gehalt beziehen können, oder?
Das ist mir bewusst. Und ich will dann ja auch nur Teilzeit arbeiten, zumindest bis die Kinder mit der Grundschule fertig sind. Also noch eine ganze Weile. Aber wie ich schon sagte: Ich glaube eh nicht an die staatliche Rente. Wir müssen privat vorsorgen, das ist für unsere Generation immens wichtig. Und das tun mein Mann und ich. Dafür sparen wir ja zum Beispiel Kinderbetreuungskosten, Kosten für eine Putzfrau oder Babysitterkosten, das Geld kann man gut in die private Rentenversicherung investieren.
Wie reagiert denn Dein Umfeld auf Deine Entscheidung?
Die Reaktionen sind unterschiedlich. Manche Freundinnen haben gesagt, dass sie mich heimlich beneiden, weil sie sich das Modell wünschen würden, sich aber nicht trauen oder es finanziell nicht drin ist. Viele Männer finden es übrigens gut, die scheinen da traditioneller eingestellt zu sein! Aber ich habe auch viel Unverständnis gezeigt bekommen und ständig das Gefühl, dass ich mich verteidigen muss. Und auch richtig hässliche Kommentare, die schon wehtun und wo ich nach all den Jahren immer noch schlucken muss. Ich sei ja nur zu faul. Oder ich würde meine Kinder verwöhnen.
Würdest Du Vollzeit arbeiten, würden die Dich wahrscheinlich als Rabenmutter titulieren!
Ja, das glaube ich auch! Man kann es wirklich nie allen recht machen.
Das sehe ich auch so. Deshalb sollte man es wirklich nicht versuchenDeshalb sollte man es wirklich nicht versuchen. Jeder muss seinen eigenen Weg und sein eigenes Familienmodell finden. Mir würde allerdings mein Beruf fehlen, ich arbeite ja sogar in der Elternzeit nebenher. Fehlt Dir deine Arbeit denn gar nicht?
Doch, manchmal schon. Manchmal fehlt mir einfach die Kopfarbeit. Das Nachdenken. Tüfteln. Ja sogar das Schick-Anziehen. Die Gespräche mit Kollegen. Manchmal fehlt mir das sogar sehr! Ich mag meinen Beruf und bin immer gerne arbeiten gegangen. Aber dann sehe ich meine beiden Kinder und freue mich, dass ich so viel Zeit mit ihnen verbringen kann. Familie ist einfach das Wichtigste! Und es kommen ja auch andere Zeiten, wenn sie größer werden. Jetzt ist aber der Moment für meine Kinder.
Und wie ist das mit dem eigenen Geld verdienen – stört es Dich nicht, abhängig von Deinem Mann zu sein?
Ich sehe es nicht so. Ich bin nicht abhängig von meinem Mann. Er verdient unser Geld! Denn dafür halte ich ihm zuhause den Rücken frei. Er muss keine Krankentage nehmen, wenn die Kinder krank ist. Er kann länger arbeiten und muss nicht einkaufen. Mein Beitrag fürs Familieneinkommen ist die Hausarbeit und die Kinderbetreuung. Also wenn man so will, ist er auch abhängig von mir! Abgesehen davon: Ich verwalte das Haushaltsgeld. Da hat er gar nichts mitzureden.
Danke für Deine ehrlichen Worte! Und weil die Kommentare manchmal so richtig hässlich sind, die diese Hausfrau-Mutter erhält, hat sie mich gebeten, anonym zu bleiben. Nur so viel: Sie kommt aus der Nähe von Dortmund und ist 36 Jahre alt. Ich finde es schade und traurig, dass sie diese negativen Erfahrungen machen muss, aber ich komme ihrer Bitte natürlich nach. Deshalb möchte ich Euch bitten: Bleibt fair in den Kommentaren!
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Und wusstet Ihr, dass mein neues Buch Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter
auf dem Markt ist? Und natürlich immer noch erhältlich ist mein Ratgeber zum Thema zweites Kind: „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder
Danke dafür❤️ Wir leben im gleichen Modell und ich sehe es ebenso. Ich habe mir abgewöhnt mich zurechtfertigen und zu erklären. Irgendwer motzt immer oder zieht die Augenbrauen hoch🤷♀️ My life, my way💕
Danke für das Interview. Ich persönlich halte nicht viel von einem langen Ausstieg aus dem Berufsleben, ob nun Hausfrau oder Hausmann. Dabei meine ich auf keinen Fall, das die- (oder derjenige), die sich dafür entscheidet, faul wäre. Man hat beim Kümmern um Kinder und Haushalt wahnsinnig viel um die Ohren und arbeitet eigentlich rund um die Uhr.
Es gibt mehrere Punkte, die mich bei dem Begriff „Hausfrau und Mutter“ allerdings sauer aufstoßen lassen:
Die Frauen haben lange dafür gekämpft, das sie endlich von der Rolle der Hausfrau und Kümmerin wegkommen und eigenes Geld verdienen. Und noch immer wird die Arbeit von Frauen nicht im gleichen Maße wertgeschätzt, was die unterschiedliche Bezahlung deutlich macht. Frauenarbeit ist leider immer noch in den Augen der Gesellschaft weniger Wert. Wenn man sich dann als Frau völlig aus dem Berufsleben zurückzieht und dem Mann das Geldverdienen überlässt, dann ist das eine riesige Rolle rückwärts. Und egal, wie es die Interviewte verkauft… natürlich ist sie absolut abhängig vom Mann. Er bringt das Geld nach Hause und wenn er sie sitzen lässt (was ich nicht hoffe), dann kann sie mit 3 Kindern und der langen Auszeit keinen Job mehr annehmen, der das Geld des Mannes kompensiert. Das weiß sie – und er weiß das auch.
Damit bin ich beim zweiten Punkt: Es entsteht ein massives Ungleichgewicht in der Beziehung. „Ich halte meinem Mann den Rücken frei“ heißt nicht, das er das auch wertschätzt. Die Frau zu Hause ist halt „nur“ die Hausfrau und ich habe leider im Bekanntenkreis dann die Fälle, wo die Kollegin mit der Zeit spannender war als die Frau zu Hause, mit der man (und das sagt der Mann ganz offen) einfach über nichts mehr außer Kinder und Haushalt reden konnte. Und da war nichts mehr mit Dank dafür, das die Frau zu Hause geblieben ist und die ganze Arbeit hatte. Das ist dann vergessen und der Mann ausgezogen.
Der nächste Punkt ist die vermittelte Frauenrolle an die Kinder. Darauf hat mich eine Freundin gebracht, die selber seit 8 Jahren Hausfrau ist und jetzt wieder einen Job sucht. Sie meinte, ihre Söhne sagen immer zu ihr, das die Mama zu Hause arbeitet und der Papa das Geld verdient, Mama putzt, Papa muss sich Abends ausruhen. Dieses Bild wollte sie bei ihren Jungs nie hinterlassen. Das hat mir sehr zu denken gegeben. Rollenvorbilder sind ein ganz starkes Element in unserer Kindheit, das sollten Hausfrauenmütter nicht vergessen.
Was mich ebenfalls stört: Die Frauen überlassen ihren Männern das Geldverdienen und damit die ganze Verantwortung für die Familie. Ganz schlimm wird es wenn man ein Haus abzahlt. Wieso soll eigentlich der Mann die ganze Verantwortung alleine tragen? Da sitzt dann ein Mensch auch nach Feierabend im Büro, weil er den Job nicht verlieren darf, der Kredit drückt und ein Fehltritt beim Chef geht nicht, weil die Frau nichts beiträgt. Das finde ich den Männern gegenüber tatsächlich richtig unfair.
Und der letzte Punkt ist eine Vermutung von mir: Das es wieder mehr Hausfrauen gibt, hat vielleicht was mit dem Berufsleben zu tun. Es ist stressiger, mehr Verantwortung, mehr Aufgaben. Wenn man dann plötzlich einen Grund hat, zu Hause zu bleiben und sich das alles nicht mehr antun zu müssen, dann ist das doch sicher eine willkommene Möglichkeit. Die Lösung ist aber hier nicht der Rückzug der Frauen sondern das Anpassen der Arbeitswelt an die Bedürfnisse von Familien. Weg von ausufernden Präsenzzeiten und maximaler Aufopferung für den Job. Das müssen arbeitende Frauen durchdrücken, einfach weil sie da sind und weil sie es verdienen. Es ist eine männergemachte Arbeitswelt und das müssen Frauen aufbrechen, ist hart, aber nur so wird es besser.
Alles in allem kann jede Frau nach der Elternzeit wieder teilzeit arbeiten gehen und den Männern fällt auch kein Zacken aus der Krone, wenn sie im Haushalt und Kindererziehung ihre Aufgaben übernehmen. Nur so hat jeder Part ein bleibendes Verständnis für den anderen und das ist in einer Ehe richtig wichtig.
Hallo zusammen,
ich möchte Katrin in jedem Punkt hier bestärken.
Wir dürfen nicht das Machtgefälle zwischen Mann und Frau unterschätzen – denn am Ende geht es um die Kohle…
Natürlich ist es verständlich, dass die Interviewte ihre Kinder liebt und deswegen immer sehen will. Und wenn das ihr Traumleben ist, sei es ihr gegönnt.
Eines muss ich, die Vollzeit in einem männerdominierten Großkonzern arbeitet, an dieser Stelle betonen – und dabei hoffe ich, dass es jemand liest:
Jede starke unabhängige Frau, die zu Hause statt bei mir in der Arbeit ist, vermisse ich schmerzlich bis aufs Blut!!!
Ich bin erst Berufseinsteiger und habe keine Kinder (ich bin nach meinem Lebensmodell auch noch zu jung dafür). Ich vermisse ein Vorbild, eine weibliche Unternehmerin, eine Führungskraft, eine Gönnerin – die Männer haben bei uns die ganze Hand auf dem Geld und entscheiden maßgebend nach ihren Regeln und scheißen dabei auf Emanziparion. Wenn ich gleichaltrige Kollegen objektiv kritisiere, lachen sie mich aus mit den Worten, ich solle nicht rumzicken. Manchmal fühle ich mich von meinem Geschlecht allein gelassen! Und ich habe das Gefühl, dass wir die vollständige Emanzipation niemals schaffen werden! Weil wir es gar nicht wollen und uns lieber freiwillig an den Herd ketten….es ist traurig.
Und in punkto Vorbildfunktion: wenn die kleinen Jungs von heute das so von zu Hause mitbekommen wie es bei der Interviewten ist, dann wird das auch für die nächste Generation
so weitergehen. Das heißt, meine Töchter müssen sich wieder von deren Söhnen unterbuttern lassen, weil die haben ja weiterhin ihre männlichen Gönner, die sie nach oben bringen, wo die eigentliche Entscheidungsgewalt liegt. Und das wird dann auch in 100 und in 1000 Jahren weiterhin bei den Männern sein. Mit den Aussichten, kann die Emanzipation sich gleich von der Bordkante werfen.
Sollten Hausfrauen jetzt ein schlechtes Gewissen bekommen: gut so!
Ich denke auch nicht, dass ihr faul seid, sondern es euch an Weitblick fehlt.
Es geht um unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben und jede einzelne von uns ist dafür mitverantwortlich! Und warum? Weil ihr da seid und atmet. Weil wir gemeinsam die Gesellschaft bilden und mitgestalten und jeder von uns in seiner Mikroidentität dazu beiträgt.
Schlusswort: ich hätte euch gern als meine Kolleginnen und Vorbilder gehabt. :(
Ich stimme dir zu. Nur 1 Punkt. Um ein schönes Partner Bild, sprich gutes Vorbild für Kinder zu sein, müssen nicht beide arbeiten gehen. Wenn der arbeitende Partner Respekt und Anerkennung für den zu Hause gebliebenen hat. Dann werden die Kinder das auch so sehen. Kinder sind unsere Spiegel. Sie geben wieder was sie sehen/hören! Ich bin auch zu Hause. Meine Kinder sehen mich nicht als Hausfrau!