Nach dem mehr als trubeligen und stressigen Morgen in der letzten Woche (den ich als Bullshitbingo verarbeitet habe), bin ich in mich gegangen und habe beschlossen, zu fasten. Jawohl. Und zwar in Sachen Schimpfen. Aufs leckere Essen könnte ich nicht verzichten, auch nicht auf Kaffee oder Schokolade – aber aufs Schimpfen. Denn darauf hab‘ ich eh keine Lust. Also startete ich letzten Freitag den Versuch: Bis Ostern ohne Schimpfen. Schluss mit der Meckerei! Der Plan ist, dass ich es danach einfach weiterdurchziehe. Wenn ich sehe, dass es klappt. Und die Welt sich auch ohne die morgendliche Meckerei weiterdreht. Und überhaupt ohne Meckerei.
Tatsächlich: Es geht auch ohne Schimpfen.
Die Fastenzeit hat zwar schon begonnen, aber ich steige einfach mal mitten rein. Und ziehe für Euch mein erstes Zwischenfazit über das Leben ohne Meckern:
Es klappt! Wir sind viel entspannter! Und besser gelaunt! Und auch nicht unpünktlicher als vorher :-)
Ich begann damit, mit meinem Großen zu verabreden, dass wir ab sofort das Meckern sein lassen. Gleich beim Schlafengehen wurde ich aber wieder auf eine Geduldsprobe gestellt: Das Kind hopste auf dem Bett rum anstatt sich anzuziehen. Am Zähneputzen hatte er auch kein Interesse. Normalerweise wäre ich nach mehreren erfolglosen Appellen genervt an die Decke gegangen. Was half, war HUMOR. Ich packte das Kind, kitzelte es durch, hielt es danach fest und zog es an. Okay, klappt nicht immer auf Anhieb. Denn oft versteht er das als Aufforderung, erst recht rumzutoben und dreht nochmal so richtig auf. Manchmal reicht da ein strenger Blick oder ein etwas energischeres Rufen seines Namens. Manchmal muss ich auch zu Stufe 2 greifen: „Willst du eigentlich noch ein Buch vorm Schlafen lesen?“ – „ja, drei Bücher!“ – „Dann mal schnell Zähneputzen sonst sind es nur zwei. Ist deine Entscheidung: Weiter toben oder Buch.“ Das Kind will meistens das Buch.
Auch andere Situationen haben wir gut umschifft. Kein Schimpfen seit 5 Tagen! Wenn es kurz vorm Eskalieren ist, hilft die Geheimwaffe: „Ich zähle bis 3. 1,…“ Dann grinst er und sagt schnell: „Du musstest nur bis 1 zählen!“ Ziel erreicht!
Humor als Geheimwaffe in der Erziehung
Aber soweit kommt es kaum noch. Ich merke nämlich, dass sich vor allem meine Einstellung geändert hat. Humor hilft als Geheimwaffe in nervigen Situationen. Ich bin gelassener, humorvoller und es fällt mir auch leichter, bestimmte Dinge zu ignorieren. Wenn er quengelt: „Mama, holst du mir das Wasser zum Tuschen. Ich will tuschen. Wo ist das Wasser?“ Dann kann ich ganz locker sagen: „Ich bin zwar eine Supermama, aber ich habe immer noch zwei Hände und du siehst doch, ich schneide gerade Zwiebeln.“ Das findet er dann witzig, wenn ich sage: „Leider ist mir immer noch keine dritte Hand gewachsen.“
Ja, ich gebe es zu, ein bisschen inkonsequenter bin ich auch geworden, es ist halt bequem. Aber es tut auch gut, seine eigene Konsequenz ab und zu auf den Prüfstand zu stellen. Was ist schon dabei, wenn er während des Frühstücks malt, mein Mann und ich lesen ja auch Zeitung!uss Konsequenz immer sein?
Wieviel Konsequenz muss in der Erziehung sein?
Alles in allem klappt mein Fasten erstaunlich gut! Und das Beste: Dadurch, dass ich mich weniger aufrege, sind auch die Kinder entspannter. Natürlich gibt es morgens immer noch eine Riesentrödelei. Aber mir gelingt es, die Aufforderung, doch endlich die Schuhe anzuziehen und die Mütze des Bruders aufzulassen in einem netteren, humorvolleren Ton zu sagen. Ohne dass mein Puls hochgeht und die Stimmung kippt. Und wer hätte es gedacht: Es klappt viel besser! Mir hilft es ungemein, mich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Und seien wir mal ehrlich: Meistens ist es ja auch gar nicht so ernst. Viele Streitereien entstehen doch wegen Nichtigkeiten. Dann geht das Kind halt mit dreckiger Hose in den Kindergarten. Dann ist das Glas beim Zappeln am Essenstisch halt umgekippt. Dann lese ich halt vier statt drei Pixibücher vor dem Schlafengehen.
Ist das jetzt zu lasch? Muss ich strenger sein? Wie seht Ihr das? Ist es schon Verwöhnen, wenn man nachgibt und ein viertes Buch vorliest, obwohl nur drei vereinbart waren? Ich finde nicht. Wenn das Kind gut argumentiert, hat es doch auch eine Belohnung verdient. Und er weiß auch, dass es Regeln gibt, die nicht gebrochen werden. Wenn er das tut, reicht erstaunlicherweise auch ein strenger Blick und ein entschlossenes: „Das ist eine Regel – das weißt du doch.“
Aber man darf auch mal genervt sein: Kinder brauchen authentische Eltern
Ich bin selbst überrascht und hoffe, das Ganze weiter so durchzuziehen. Auch nach Ostern. Ich habe mir aber die Otion des „‚Notfallschimpfens“ offen gehalten. Wenn der Bruder geschubst wird etwa. Oder eine echt gefährliche Situation entsteht, im Straßenverkehr oder so. Und wenn doch alle Stricke reißen und der Vulkan in mir ausbricht (ich kann sehr impulsiv sein..)? Dann ist auch Rummeckern erlaubt. Allein schon, um mir Luft zu machen (denn meine Kinder beeindruckt das eher wenig, sie finden ihre Rumpelstilzchen-Mutter dann eher lustig). Wie sagt doch auch Jesper Juul so schön: Eltern dürfen auch mal die Contenance verlieren, denn Kinder brauchen authentische Eltern!
Aber bisher bringt das Nicht-Schimpfen tatsächlich Spaß.Und tut uns allen gut.
Wie umschifft Ihr denn Situationen, in denen Ihr kurz vorm Explodieren steht? Wann setzt für Euch das Verwöhnen ein? Funktioniert das: Erziehen ohne Schimpfen? Ich halte Euch auf dem Laufenden, wie mein Fasten läuft :-)
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Versuche es seit 3 Tagen nicht mehr zu schimpfen und es klappt wirklich gut. Es ist viel entspannter da meine Tochter und ich sehr temperamentvoll sind und keiner möchte nachgeben. Mit Quatsch machen oder Singen klappt es am Besten. Danke erstmal für die Idee und ich werde weiterhin mein Bestes geben.
Oh Gosh! Bin gerade zufällig auf Deinem Blog gelandet. Super!!!
Und die Idee mit dem Meckerfasten finde ich großartig!
Meine Kids sind schon erwachsen. Sie haben mir mal ernsthaft erzählt, ich hätte sie antiautoritär erzogen. Ha! Auf meine lachende Frage, ob sie denn immer einigermaßen pünktlich im Bett waren, mit Gutenachtgeschichte, ob ihr Zimmer aufgeräumt war, ob Sie ihre Schularbeiten gemacht haben, Zähne geputzt, saubere Klamotten etc.etc…? Guckten Sie mich völlig verdutzt an und meinten, ja, aber ich hätte so oft anfangen müssen zu kichern, wenn sie Blödsinn gemacht hätten beim Aufräumen, Zähneputzen etc.. Klar, sie waren ja auch Zucker!!! Ich meine, wer muss nicht lachen bei den Grimassen, den surrealen und völlig ernsthaften Geschichten, die Kinder so erzählen. Sooo Süß!!!.. Aber schließlich hat alles doch irgendwie geklappt und ich hatte auch Spaß.
Hach, freue mich schon so aufs Omasein! Endlich nicht mehr erziehen müssen und trotzdem kleine Zuckerschnuten um sich herum:) Ich werde sie nach Strich und faden verwöhnen und nur blöde Sachen mit denen unternehmen! Juhu! Tut sich leider noch nichts…:)))
Weiter so! Toll, toll, toll!
Liebe Grüße
Emma
Super Tip, muß ich auch mal probieren. Allerdings bringt mich mein Sohn (7 J.) oft soooo auf die Palme, da kann ich bis 100 zählen, er hat immer noch einen dummen Kommentar und macht trotzdem nicht, was ich sage.