Da freut man sich als Mama auf die zwei Stunden Feierabend. Die Kinder im Bett, man selbst vorm Fernseher oder mit einem Buch in der Hand, die Beine hoch. Aber nix da. Denn mein Kleiner sucht sich genau diese zwei Stunden von acht bis zehn Uhr abends zum Dauerstillen aus. Immer abends. Kaum ist der Große im Bett verschwunden, will der Kleine ran. Und zwar nonstop. Dunkle Erinnerungen kommen hoch – beim Großen war das damals ganz genauso in den ersten paar Monaten. Ja, tatsächlich Monaten! Mal wollte er weniger, mal mehr, aber das erste halbe Jahr war auch er gerne den ganzen Abend an der Brust. Der Kleine jetzt also auch. Stillen. Kleine Pause, etwas schlafen, zehn Minuten später, wieder Mamamilch. Und so geht es munter weiter. Abend für Abend. Bleibt mir nicht viel mehr, als nebenher zu lesen oder mit einer Hand Texte wie diesen zu tippen. Denn jetzt weiß ich, dass das Verhalten ganz normal ist. Es hat sogar einen Namen: Clusterfeeding.Ich finde ja immer, wenn Dinge einen Namen haben, dann verlieren sie gleich ihren Schrecken, ihr Geheimnis, ihr großes Fragezeichen. Das abendliche Dauerstillen nennt sich Clusterfeeding, das heißt, es kommt häufiger vor, ich bin nicht die einzige, die Abend für Abend mit dem Kind auf dem Arm dasitzt und schon beim kurzen Ablegen, um mal aufs Klo zu gehen, lautes Babygeschrei erntet!
Aber wie lange dauert das Clusterfeeding eigentlich? Wann ist das Clusterfeeding vorbei? Und wie kann man das abendliche Dauerstillen beenden?
Wie lange dauert das abendliche Dauerstillen?
Es kann einen als Mutter gewaltig nerven. Und es wirft Fragen auf: Bekommt mein Baby genug Milch? Mein Baby lässt sich nicht ablegen. Dieses Baby möchte im Arm sein, ganz dicht bei Mama und an der Quelle. Um bei Bedarf kurz anzudocken, genüsslich zu saugen, zu schmatzen, kurz zu schlummern und wieder weiter zu trinken. Dauerstillen ist gemütlich fürs Baby, aber wenn Mamas Arm einschläft, ist es weniger gemütlich.
Babys haben immer wieder diese Phasen, in denen sie dauernd gestillt werden wollen. Und zwar richtig lange und sich nicht ablegen lassen. Diese Phasen, in denen man das Gefühl hat, dass die Babys nonstop an die Brust wollen. Pausenlos nuckeln. Die Engländer nennen es Clusterfeeding. Und dieses pausenlose An-die-Brust-Wollen ist kein Zeichen dafür, dass das Baby nicht genug Muttermilch bekommt, wie manche vielleicht glauben!
Aber was tun beim Clusterfeeding? Was hilft beim Dauerstillen?
Ich habe meine Hebamme zu diesem Dauerstillen befragt und auch eine Menge darüber gelesen. Mir hilft es immer, Bescheid zu wissen, was mit meinem Körper, was mit meinem Baby passiert. Denn dann kann ich die Dinge einordnen. Und wenn ich dann noch weiß, dass es ganz normal ist und kein Grund zur Besorgnis, dann kann man mit diesem Dauerstillen auch gleich viel besser und gelassener umgehen.
Dauerstillen ist phasenweise ganz normal
Babys trinken mehrmals über den Tag verteilt, aber der vier Stunden Rhythmus, der immer noch in einigen Krankenhäusern erklärt wird, ist kein natürlicher. Es gibt Phasen, wo sie mehr am Stück trinken und auch schneller wieder etwas trinken wollen. Meistens, bevor sie eine längere Schlafpause einlegen. In Naturvölkern geht man mit dem dauernden Stillen übrigens ganz gelassen um: Dort werden Kinder einfach angedockt, wenn sie Interesse am Stillen zeigen, auch mal so zwischendurch für ein paar Minuten, egal, wo man gerade ist. Brust raus, Baby ran, Muttermilch fließt. Ein fester Stillrhythmus würde den Müttern absurd erscheinen!

Mein Baby lässt sich den ganzen Abend nicht ablegen. Dauerstillen, also Clusterfeeding, ist aber eine ganz normale Phase.
Beim ersten Kind habe ich tatsächlich noch notiert, wann mein Großer gestillt werden wollte. Und dann voller Sorge gewartet, wenn er nicht nach zwei Stunden wieder ran wollte wie sonst. Beim zweiten Kind sehe ich das entspannter. Ich schreibe nix mehr auf, wenn er Hunger hat, hat er Hunger, wenn nicht, dann lasse ich ihn. Und es hat sich so auch ein guter Stillrhythmus eingependelt. Und das Dauerstillen kann ich viel leichter ertragen.
Babys brauchen die Nähe – und sie haben einen kleinen Magen, der die Muttermilch schnell verdaut
Wieso bekommen Babys so schnell wieder Hunger? Weil sie einen ganz kleinen Magen haben! Und gerade in den ersten Wochen wachsen sie wie verrückt – und benötigen dafür natürlich Energie, die sie über die Muttermilch erhalten. Und da das mit der Muttermilch ein Ding von Angebot und Nachfrage ist, trinken sie einfach besonders viel, um so die Milchproduktion anzuregen. Dann weiß der Mama-Körper: Ah, mein Kind braucht besonders viel Milch. Und produziert für den nächsten Tag einfach mehr Muttermilch. Das Clusterfeeding ist also eine Art Bestellvorgang! Und durch das Clusterfeeding füllt das Baby seinen Bauch auf Vorrat. Denn meistens folgt auf das Dauerstillen eine längere Schlafphase (die ja bei kleinen Babys auch schon vier Stunden lang sein kann…). Passt zu uns: Meine Jungs wollten beide immer abends viel trinken – um dann tatsächlich vier bis fünf Stunden am Stück zu schlafen. Und das Clusterfeeding trat tatsächlich immer dann auf, wenn sie wieder gefühlt Tag für Tag um mehrere Zentimeter wuchsen.
Nun ja, manchmal war es auch so, dass das Dauerstillen am Abend gar nicht ausreichte und sie auch in der Nacht am ständigen Trinken waren. Aber das waren dann diese berühmten Wachstumsschübe…
Clusterfeeding ist also kein Grund zur Besorgnis, sondern phasenweise ganz normal für Babys in den ersten Monaten. Aber wenn ein Baby nicht nur abends sondern den ganzen Tag über furchtbar lange und dauerhaft gestillt werden will, dann sollte man mit seiner Hebamme darüber sprechen.
Und wie alle Phasen bei Babys legt sich übrigens auch diese Dauerstillen-Phase… irgendwann ganz plötzlich. Und dann vermisst man es auf einmal, das Baby den ganzen Abend so kuschelig und nah auf dem Arm zu halten!
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Danke hab den Artikel von meiner Hebamme bekommen , und stecke in der gleichen Situation zur Zeit. Dauer stillen nachts , und abends . voralem weint sie dabei so und ist nur kurze Zeit still. Heute sehr besonders und Mann denkt auch erst was ist los was hat das baby ! Hat mir sehr geholfen
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Sehr interessant. Ich habe hier abends auch schon manches Mal gedacht „Du kannst doch gar nicht hungrig sein, es gab doch erst vor einer (halben) Stunde was…“. Danke für den Artikel!