Meditieren mit Kindern: Tipps und Buchempfehlung

Habt ihr schon mal mit euren Kindern meditiert? Es ist gerade in diesen Zeiten eine sehr Möglichkeit, mehr Ruhe und Gelassenheit in den Alltag zu bringen. Aber wie meditieren Kinder eigentlich? Was bringt es ihnen? Und wie kann man ihnen das Thema nahebringen? Dazu habe ich Christopher End und Anando Würzburger befragt – zwei Experten in Sachen Meditation. Sie haben das Buch „Der kleine Samurai findet seine Mitte“ geschrieben, das praktische Meditationsübungen und theoretisches Wissen mit einer Abenteuergeschichte für Kinder ab sechs Jahren verknüpft. Warum ich euch das Buch ans Herz lege und vor allem, wie man mit Kindern meditiert und welche Vorteile es bietet, haben sie mir im Interview verraten:

Meditieren Kinder anders als Erwachsene?

Anando: Es gibt ja viele verschiedene Versionen zu meditieren. Wir verwenden achtsamkeitsbasierte Meditationstechniken. Die schulen den Geist, den Augenblick differenziert wahrnehmen zu können und Gedanken und Gefühle als einen Teil von uns zu erkennen – und zu sehen, dass wir noch mehr sind als das.

Chris: Ein Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist, dass das Stillstizen und für sich sein, noch nicht so geübt ist. Und auch vielen Erwachsenen fällt das nicht leicht. Mir ging es auf jeden Fall am Anfang so, dass ich mich hinsetzte und die Gedanken sich einfach weiterdrehten. Nix mit der ersehnten Stille.

Anando: Um Kindern die Welt der Meditation zu eröffnen, bieten wir zum einen bewegte Meditationen an wie die Hara-Meditation. Und zum anderen gibt es vorbereitende Übungen, die über Kontaktaufnahme laufen. Achtsame Berührung ist ein guter Anfang, Achtsamkeit im Austausch mit jemand anderen zu üben.

Das Ki spüren: Einstiegsübung in die Meditation mit Kindern

Was empfehlt ihr zum Einstimmen und Ausprobieren?

Anando: Als Einstiegsübung bietet sich an, das Ki zu spüren. Ki ist der japanische Begriff für die Lebensenergie, die allem innewohnt. Die Übung geht wie folgt: Reibe deine Händeinnenflächen aufeinander, bis sie ganz heiß werden. Dann öffne deine Arme. Halte deine Hände in Höhe deines Oberkörpers weit voneinander entfernt. Die Handinnenflächen zeigen zueinander. Lass die Hände ganz weich und entspannt sein. Lass sich die Hände ganz langsam aufeinander zubewegen, spüre den Raum zwischen den Händen und nimm die Energie zwischen ihnen wahr. Wenn du die Augen dabei schließt, kannst du das besser spüren. Es kann eine Weile dauern, bis du etwas spürst. Hab‘ Geduld und lass dich überraschen, wie du es wahrnimmst. Vielleicht spürst du eine Wärme, ein Prickeln oder ein Strömen. Jeder nimmt es anders wahr. Das Ki fängt an zu kommunizieren, von einer Hand zur anderen. Jetzt kann es zwischen den beiden Händen fließen. Wenn die Hände langsam aufeinander zuwandern, kannst du auch wahrnehmen, dass der Raum dichter wird. Manchmal ziehen sich die Hände an und manchmal scheinen sie sich voneinander abzustoßen. Lass die Hände zum Schluss von allein zueinanderfinden, bis sie sich sanft be- rühren, und spüre die Energie in den Händen. Diese Übung kann man auch mit einem Partner machen, zum Beispiel deinem Kind, und kommunizieren, was man spürt.

Wie lang sollte so eine Meditation mit Kindern sein?

Anando: Wenn ein Kind die Übung „das Ki spüren“ allein macht, dann etwas so fünf Minuten. Wenn du sie zusammen mit einem Partner machst, dann darf das doppelt so lang dauern. Erst macht sie jeder für sich und dann gemeinsam.

Chris: Wie lang man mit Kindern diese Übung oder andere Meditation macht, hängt immer auch von dem Kind und der Situation ab. Wie groß ist die Aufmerksamkeitsspanne jetzt in diesem Augenblick?

Anando: Auch das ist Achtsamkeit: Als Erwachsener die Kompetenz des Kindes sich darauf einzulassen zu spüren und anzuerkennen. In unserem Buch stellen wir ja die Hara-Meditation für Kinder vor, die ist etwa 20 Minuten lang. In meinen Kursen passe ich die Meditation aber jedes Mal an – ich schaue einfach, wie die Kinder reagieren. Notfalls kürze ich oder länge ich etwas. Oft bin erstaunt und es geht sogar eine halbe Stunde.

Chris: Gerade bei Kindern geht es darum flexibel zu sein. Die Meditation ist somit auch ein Dialog mit den Kindern.

Ab welchem Alter empfehlt ihr, mit Kindern zu meditieren?

Anando: Das Buch richtet sich an Kinder ab sechs. Ich hatte auch schon Teilnehmer, die fünf waren.

Chris: Achtsamkeitsübungen kann man natürlich auch schon früher machen –auch mit Dreijährigen. Im Buch haben wir zum Beispiel eine Massage-Serie, über die sich auch kleinere Kinder freuen.

Was Meditation bei Kindern bewirkt

Was bringt es Kindern, wenn sie meditieren?

Anando: Die Kinder können eine Erfahrung von Selbstwirksamkeit machen, wie sie sich entspannen können.

Chris: Das ist ja eine unglaublich wertvolle Fähigkeit, wenn ich früh lerne, wie Entspannung bewusst funktioniert.

Anando: Durch die Praxis der Achtsamkeit wird die emotionale Regulation gestärkt. Und die Kinder lernen sich auch besser kennen. Sie spüren, dass sie mehr sind als Gedanken, Gefühle und Körper. Das wäre die spirituelle Dimension.

Haben Eltern auch Vorteile davon, wenn sie mit ihren Kindern meditieren?

Chris: Wir Erwachsenen können von den Kindern lernen, wie spielerisch und leicht Meditation gehen kann.

Anando: Wir können auch erkennen, was für eine sensible Wahrnehmung Kindern haben. Und es ist ein schönes Erlebnis mit den Kindern zusammen zu meditieren und zusammen zu entspannen. Das kann eine Begegnung auf Augenhöhe mit sich bringen. Wohlgestimmter Kontakt lässt unser Nervensystem entspannen.

Wie kann man Euer Buch für die Meditation mit Kindern nutzen?

Anando: Das Buch besteht aus mehreren Teilen: Hintergrundinfos für die Erwachsenen, wie Meditation und Entspannung gelingen kann, Informationen für die Kinder, Übungen und die Geschichte. Bevor es mit der Meditation losgeht, empfiehlt es sich mit einfachen Übungen zu beginnen. Kontaktübungen wie oben beschrieben (Ki spüren) oder Körperübungen, wie im Buch beschrieben, helfen den Kindern zu entspannen und sich sicher zu fühlen. Fühlen sie sich sicher, fällt es ihnen leichter in der Meditation die Augen zu schließen und nach innen zu gehen.

Wie oft empfiehlt es sich eigentlich, mit den Kindern zu meditieren?

Anando: So oft man Lust hat – und vor allem das Kind. Man kann es natürlich auch als Ritual machen, als Regelmäßigkeit.

Chris: Das ist uns so wichtig: Dieser Blick auf das Kind. Die Meditation soll keine Pflichtveranstaltung werden, sondern eine gemeinsame Erfahrung.

Kindern zum Meditieren motivieren

Wie bekomme ich meine Kinder dazu, mit mir zusammen zu meditieren?

Chris: Für die Kinder kann die Geschichte aus unserem Buch der Einstieg sein. Sie können sie vorgelesen bekommen oder selber lesen. In der Geschichte reisen die Zwillinge Nina und Tim ins alte Japan und treffen dort auf den kleinen Samurai. Von ihm lernen sie die Ki- Übungen und die Hara-Meditation kennen. Beides hilft ihnen bei ihren Abenteuern.

Anando: Es heißt die Hara-Meditaiton zum Mutmachen. Das ist etwas, was die meisten Kinder auch motiviert Meditation auszuprobieren: Die Kraft im Hara zu spüren, wie ein Samurai.

Chris: Wir müssen uns zwar nicht mehr mit Schwertkämpfern rumschlagen, aber vielleicht mit der Angst beim Einschlafen oder vor einer Klassenarbeit.

Buchtipp für die Meditation mit Kindern

Vielen Dank für das spannende Interview zum Thema Meditieren mit Kindern! Mehr Infos und eine spannende Geschichte findet ihr in dem Buch „Der kleine Samurai findet seine Mitte“ von Chris und Anando. Es ist eine praxisnahe und richtig gut gemachte Kombination aus theoretischem Hintergrundwissen übers Meditieren (sehr spannend auch der Teil über die neurowissenschaftlichen Hintergründe) , praktischen Übungen und einer Abenteuergeschichte zum Vorlesen oder Selberlesen für Kinder ab 6 Jahren. Was mir außerdem sehr gut gefällt: Es gibt auch ein Kapitel, das den Kindern kindgerecht und auf den Punkt erklärt, was Meditation eigentlich ist und bewirkt. Zum Buch gehört auch eine CD für angeleitete Meditationen. Eine wirkliche Buchempfehlung von Herzen!

Der kleine Samurai findet seine Mitte„, Windpferd Verlag, 18,95 Euro.

Kennt Ihr eigentlich schon mein Kochbuch? „Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ – dort findet Ihr mehr als 80 Rezepte – unkompliziert nachzukochen und zu backen!

Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
  Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Und mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel

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