Immer diese Besserwisserei – es nervt!

Wir Mütter beherrschen viele Disziplinen. Vom Einhandwickeln eines weglaufenden Kindes bis hin zum Führen einer philosophischen Diskussion mit einem Vierjährigen. Aber eine der Paradedisziplinen ist und bleibt die Besserwisserei. Denn Mütter sind ständig und überall dabei, ungefragt ihre Meinung kundzutun, alles besser zu wissen und andere vorschnell zu verurteilen. Das Ziel: zu zeigen, dass man die perfekte Mutter ist. Mit stets artigen Kindern, immer aufgeräumtem Haus und ultragesundem frisch gekochten, biologischem Vollwertessen. Kennt Ihr sie auch? Sie begegnen einem im Alltag immer wieder: Die Muttis, die reflexartig und ungefragt anderen Müttern erzählen, wie sie ihr Leben zu gestalten haben und dass bei ihnen natürlich alles super abläuft.

besserwisser

Ich will es gleich vorneweg schicken: Ja, auch ich weiß gerne etwas besser. Ja, auch ich ertappe mich immer wieder bei Gedanken wie „das ist ja mal wieder typisch“. Oder: „Die hat ihre Kinder ja gar nicht im Griff.“ Oder: „Die Kinder von der haben ja immer etwas Süßes in der Hand.“ Oder: „Ist ja kein Wunder, dass die Kinder so frech sind, so wie sie sich von denen auf der Nase herumtanzen lässt.“

Hand hoch, wer diese Gedanken noch kennt?!

Ich habe sie immer wieder. Nun ja. Ehrlich gesagt: doch schon etwas öfter. Es bleibt nicht aus. Aber bei mir bleiben es (in den meisten Fällen) Gedanken. Ich spreche sie nicht aus. Schon gar nicht der Mutter gegenüber. Schon gar nicht per Kommentar im Internet. Nein, ich gebe keinen ungefragten Ratschlag ab und ich stichel auch nicht. Wenn ich meine Gedanken so gar nicht bei mir behalten kann – ja, weil auch mich mal etwas aufregt, weil auch ich gerne mal lästere – dann muss mein Mann sie ertragen (was er auch nicht immer so witzig findet). Oder ich gestehe es einer guten Freundin. Ja, und manchmal schreib ich auch eine kleine Lästerkolumne auf diesem Blog dazu. Aber ohne persönlich zu werden.  Das ist wie beim Dampfkochtopf. Manchmal muss der Druck halt raus und wenn er rausgelassen ist, ist auch alles wieder gut.

Ich glaube, das kennen wir alle von uns selbst. Oder?

Schluss mit den Mommywars: Die Besserwisserei unter Eltern, besonders unter Müttern, nervt. Statt gegeneinander anzugehen und sich über die Erziehung anderer lustig zu machen, sollten wir Familien zusammenhalten!

Ungefragte Ratschläge und vermeintlich perfekte Mamawelt

Aber dann gibt es diese Spezies, die wir wahrscheinlich auch alle kennen. Diese Art Mutter, die einem überall begegnet, in der freien Wildbahn genauso wie virtuell im Internet. Und besonders in der virtuellen Welt tummeln sich viele dieser Besserwisser-Mamas. Viele scheinen in der freien Wildbahn noch einigermaßen ihre Gedanken bei sich behalten zu können. Aber platzen dafür online umso wilder damit heraus.

Loben möchte ich an dieser Stelle die Leserinnen meines Blogs: Ihr seid nicht so. Ihr versteht mich. Ihr versteht die anderen. Eure Kommentare sind lieb, aufbauend, tun gut. Eure Tipps sind echte Tipps. Nein, das sage ich nicht, um mich einzuschleimen. Es ist einfach so!

Aber in der virtuellen Welt, da treffen sich diese Besserwissermamis und es gibt viele von ihnen…

Eine Mutter gibt im sozialen Netzwerk zu, dass ihr der Haushalt über den Kopf wächst?

Viele Mütter stimmen zu. So geht es uns doch allen. Mal öfter, mal seltener, aber ganz ehrlich, unter uns: Der Haushalt gleicht doch einer bodenlosen Kaffeetasse, die sich immer wieder von selbst füllt.

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Gibt man in den sozialen Medien zu, mit dem Wäschewaschen nicht nachzukommen, kann man sich sicher sein, dass es IMMER jemanden gibt, bei dem NIE der Wäschekorb überquillt!

Kaum ist der Geschirrspüler leer, ist er schon wieder voll. Dasselbe gilt für Waschmaschine, Wäschekorb und so weiter und so weiter.

Nun. Es gibt aber immer mindestens eine Mama, die es sich nicht verkneifen kann, zu schreiben: „Es ist nur eine Frage der Organisation.“ Oder zumindest ein: „Also bei mir liegen nie dreckige Socken in der Badewanne.“ Oder: „Ich räume das Geschirr immer sofort in die Maschine, dann sammelt sich gar nicht so viel im Waschbecken.“

Ist das noch ein gut gemeinter Tipp?! Nein. Es ist eine Besserwisserei! Klar, wir wissen doch alle: Wenn wir den Geschirrspüler SOFORT nach dem Frühstück einräumen, dann müssen wir es später nicht machen und es entsteht gar nicht erst so eine nette Ausstellung mit dreckigen Gläsern und Tassen. Aber wir wissen auch alle, wieso wir es NICHT immer machen. Weil das Telefon klingelte. Weil mal wieder die Windel übergelaufen ist. Weil ein Streit geschlichtet werden muss. Weil wir schlicht keinen Bock haben und erst mal die Zeitschrift lesen wollen.

Ich spreche hier nicht von wirklich gut gemeinten Tipps. Auch nicht von Situationen, wo ein Ratschlag Leben retten kann, wie etwa, wenn jemand sein Baby bei 30 Grad alleine im Auto lässt. Oder wenn eine Freundin erzählt, dass sie ihrem dreijährigen Kind noch nie die Zähne geputzt hat. Nein. Ich meine die banalen Dinge:

Eine andere Mutter schreibt in einem Forum über das Chaos im Kinderzimmer. Es kommen verständnisvolle Smileys, aufmunternde „Sieht bei uns nicht anders aus“-Kommentare. Und es kommt das unvermeidliche: „Bei uns gibt es das nicht. Meine Kinder wissen, dass sie immer vor dem Schlafengehen aufräumen sollen.“ Oder auch schön sind die Mamas von Noch-Babys von sechs Monten, die ganz stolz erklären, dass ihr Kind ja nie Chaos anrichtet und sie es nie zulassen wird. Diese Mütter möchte ich gerne in einem Jahr noch einmal fragen, was aus dem guten Vorsatz geworden ist.

Eine Mutter gibt zu, dass sie modisch nicht mehr so up to date ist, wie sie gerne wäre, es schon lange nicht mehr zum Friseur geschafft hat und irgendwie jeden Tag dasselbe trägt? Sie kann sich sicher sein: Bei den Besserwissermamis sieht das ganz anders aus. Man solle sich doch nicht so gehen lassen. Man ist doch nicht nur Mutter, sondern auch Frau. Ja, schon klar. Aber vielleicht setzen andere auch andere Priorotäten und diese lauten nicht Nagelstudio oder Boutiquebesuch.

Irgendjemand weiß es immer besser. Ständig.

Mütter wissen alles besser! Es kommen ungefragte Ratschläge von allen Seiten. Klagt man über das Chaos, das so ein Haushalt mit Kindern mit sich bringt, trifft man auf zehn, bei denen es nie chaotisch aussieht. Klagt man darüber, dass die Kinder mäkelig beim Essen sind, trifft man auf zwanzig, bei denen so etwas nicht vorkommt, weil SIE es ja gar nicht zulassen und SIE ja wissen, wie sie ihre Kinder vernünftig erziehen. Gibt man zu, dass man manchmal kaputt ist, nicht mehr kann und viel zu viel meckert, dann heben 20 die Hand und rufen „Bin ich nie! Weil ich es ja so perfekt mache!“.

Jep. Schon klar.

Und dann wird natürlich eifrig missioniert. Viele Mütter scheinen ja nur noch schwarz oder weiß zu kennen: Gläschen versus BLW. Tragetuch gegen Kinderwagen. Hausgeburt gegen Kaiserschnitt. Hausfrau versus Vollzeit. Markenklamotten versus Discounter. Brotbox-Bento gegen Milchschnitte. Familienbett gegen Ausquartieren mit zwei Wochen.

Immer wieder fallen (bevorzugt online) zwei Lager über sich her und stehen sich viel zu oft unvereinbar gegenüber. Es wird gemeckert, bessergewusst und übereinander hergezogen, was das Zeug hält.

Es gibt doch nichts Privateres als das Familienleben

Ich verstehe nicht, was das soll. Es geht hier um unser Familienleben. Etwas ganz Privates. Was weiß ich denn über den Alltag der Mutter, die an der Supermarktkasse entnervt das gewünschte Ü-Ei aufs Band wirft? Muss man da gleich über die mangelnde Konsequenz herziehen und betonen, dass einem selbst so etwas ja nie passiert, weil man seine Kinder so super im Griff hat?! Kenne ich die Gründe der jungen Mama, die ihrem zwei Monate alten Baby die Flasche gibt? Die vielleicht entzündete Brustwarzen hatte? Vielleicht kam das Kind auch per Notkaiserschnitt und sie lag zwei Tage selbst auf der Intensiv und konnte einfach nicht stillen? Wie wäre es mit einmal nachdenken, bevor man gleich eine Meinung hat – und noch schlimmer, diese gleich lautstark kundtut?! Müssen manche Mütter immer alles besserwissen?!

Ich finde, wir Mütter sollten zusammenhalten. Uns gegenseitig unterstützen. Mehr Verständnis miteinander haben. Und uns nicht ständig gegenseitig runterziehen. Denn jede hat ihr eigenes Leben. Ihre ganz eigenen Gründe.

Und niemand ist perfekt.

Deshalb, liebe Besserwissermuttis: Hört auf, so zu tun, als wäret Ihr es. Es setzt andere nur unnötig unter Druck.

Lasst uns stattdessen ein bisschen näher zusammen rücken. Denn ein bisschen mehr Verständnis, ein ehrliches „Du, mir geht es manchmal ganz genauso so“ – das hilft meistens mehr als ein voreilig rausgehauener Ratschlag, von einem herausposaunten „nee, meine Kinder nerven mich nie“ mal ganz zu schweigen.

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23 Kommentare zu “Immer diese Besserwisserei – es nervt!

  1. Ich finde die Mütter gar nicht die Schlimmsten. Gelegentlich höre ich sowas von einer Mutter über eine andere Mutter, aber die Mehrzahl der dummen Ratschläge, Verurteilungen oder Kommentare kommen von Menschen, die überhaupt (noch) keine Kinder haben oder wo es schon laaaange her ist. Bevor man Kinder hat macht das Auslassen über Leute, die ihre Kinder nicht im Griff haben oder deren Kinder als unhöflich oder sonst was empfunden haben, noch so richtig Spaß. „Was, die hat mit zwei noch eine Windel?“ kommt von der Cousine richtig gut, vor allem wenn man bedenkt, dass ihre Tochter nun 6 Jahre später mit 4 noch eine Windel trägt und man diesbezüglich schön die Klappe hält. Den Gegenbeweis muss man ja meist zu dem Zeitpunkt noch nicht antreten, außerdem fühlen sich viele mit zwei Stunden Babysitting richtig kompetent und wissen ganz genau, wie es ist 24 Stunden täglich, jahrlang, sogar wenn man eigentlich am Klo sitzt, für ein Kind oder mehrere zuständig zu sein. Wenn es dann soweit ist, verstummen solche Leute schnell und oft sind die Kinder dann drei Mal so „arg“ wie die der Leute, über die sie sich vorher ausgelästert haben. Umgekehrt gibt es genügend ältere Menschen, die glorreiche Aussprüche loslassen. Wenn das die eigenen Eltern sind, fragt man sich oft, ob sie an Amnesie leiden und überhaupt noch wissen, wie mies sie manchmal drauf waren und wie oft sie überfordert waren und ob sie eigentlich wissen, wie ihr eigener Nachwuchs letztendlich geraten ist, denn ich sage immer noch nicht brav „Bitte“ und „Danke“, wenn’s mir nicht passt. Eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade Mütter sich da mehr zurückhalten, weil sie eben selbst auch immer sowas zu hören bekommen und richtig übergriffig waren bei mir bisher nur Väter, Erziehungspersonal oder eben ältere Menschen und Verwandte. Aber vielleicht kommt es einem so vor, weil man eben auch mehr mit Müttern zu tun hat, wenn man selbst aktuell Kinder hat.

  2. Diese Besserwisserei darf man sich ja als werdende Mama schon anhören. Das nervt schon jetzt oft.
    Ich war letztens bei einer Freundin, irgendwann kam ihr Vierjähriger im Schlafanzug an, sagte er ist müde und geht jetzt Zähne putzen und er würde seine Zimmertür zu machen, er könnte besser schlafen, wenn es leise ist.
    Ich war ziemlich baff. Auf meine Frage wie sie ihm das denn bitte beigebracht hat meinte sie: Ganz ehrlich? Das war ich nicht, den hab ich so gekriegt. Der war schon als Baby so. “
    Seitdem weiß ich mit Sicherheit, dass es jedem was gibt, was einfach super läuft, quasi von allein und andere Sachen die chaotisch sind. Ihre Jungs sind nämlich sonst ganz normal, die ganze Palette von zuckersüße Engel bis grausig freche Bengel! :-)

  3. Dankedankedanke!!!! Vor allem für die Überlegung, dass man erstmal kurz über die Gründe anderer nachdenken sollte, bevor man urteilt. Wenn ich meinen Alltag mit meiner Kleinen betrachte, könnte es cca 2372 Situationen geben, die man besser/anders/konsequenter etc. handhaben und ich mich ja nicht wundern müsse, wenn… schon klar. Ich bringe aber Selbständigkeit, Teenie aus erster Ehe meines Lebensgefährten, zwei Katzen aus Single-Zeiten und den ganz normalen Haushalt eines Mietshauses mit. Und einen temperamentvollen Chrakter meiner Kleinen. Sie steht mir in nichts nach, als ich mal klein war. Was hat meine Mama immer über mich gestöhnt. Einschlafen abends ist der Dauerbrenner.

    Gestern auf einem Kindergeburtstag ein Klassiker, nicht ganz auf Kindeswohl bezogen und ich kannte die Dame überhaupt nicht: Ich: „Habt ihr Resteverwerter für die übrigen Bratwurststückchen wie Katzen?“ Unbekannte schlaue Dame: „Das dürfen Katzen nicht kriegen!!!“ Ich: „Meine leben seit zehn Jahren sehr glücklich“ USD: „Ja, und man will ja noch zehn Jahre was von ihnen haben!“ Ich, schlichtend, der Dampfkessel brodelte schon: „Sie kriegen es ja nicht täglich“. Ich glaube, damit war sie zufrieden. Nur mal so. Typisch.

    Werde gerne öfter hier vorbeikommen – es freut mich, dass es noch die Kategorie „Normalemama“ gibt! Dankedankedanke!!!

    Amina mit 2-jähriger Tochter Magdalena

  4. Es ist mir auch schon passiert, dass ich mich beim klugscheissern erwischt habe. Ich habe mich dabei richtig erschrocken und mich gleich gebührend geschämt. :D Das kommt schon mal vor und ist auch nicht immer böse gemeint. Es passiert manchmal so ausversehen und kommt seltsam rüber.
    Aber allgemein hast du schon recht – lieb und verständnisvoll sein fetzt mehr. ;)

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