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Gastbeitrag einer Lehrerin zur Corona-Situation an den Schulen

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Photo by Julia M Cameron on Pexels.com

Es wird viel geredet davon, wie es uns Familien in diesen Corona-Zeiten geht – mit der drohenden Quarantäne, Homeschooling und so weiter. Es wird geschrieben über Hygienekonzepte in Schulen, Lüftungsregeln und E-Learning. Aber wie geht es eigentlich den Lehrern dabei? Schließlich treffen sie jeden Tag viele unterschiedliche Kinder – und nicht nur eine Klasse, sondern in den meisten Fällen verschiedene Klassen. Alle reden über Kontaktbeschränkungen. Aber Lehrer können das schwerlich umsetze, denn zu ihrem Job gehören Kontakte, mitunter 100 und mehr am Tag. Ich freue mich sehr, dass mir eine Lehrerin einen Gastbeitrag dazu geschrieben hat und einmal ihre Sicht der Dinge schildert, denn ich finde es wichtig, dass auch diese Seite einmal gehört wird. Und was sie schreibt, macht nachdenklich!

„Lieb Nathalie, ich schätze deine Beiträge und deine Einstellungen zu bestimmten Themen sehr. Ich wende mich an dich, weil ich gerade das Gefühl habe nicht gehört zu werden. Ich bin Lehrerin an einem Gymnasium und das Coronavirus hat den Unterricht an Schulen stark verändert . Wir befinden uns in einem lange währenden Krisenmodus, der allen am System Schule Beteiligten kontinuierlich viel abverlangt. Überall wird davor gewarnt zu viele Kontakte zu haben. Wir sollten uns möglichst zu Hause aufhalten. Alles schön und gut, aber in einer Klasse sind im Schnitt 25 verschiedene Haushalte in einem Raum vertreten. Die Räume sind unterschiedlich groß, der Mindestabstand kann selten eingehalten werden. Teilweise lassen sich die Räume auch nicht vernünftig lüften, da die Fenster nur auf Kipp gestellt werden können. An einem normalen Tag hat eine Lehrkraft am Gymnasium Kontakt zu drei verschiedenen Klassen. Im Lehrerzimmer tummeln sich viele Lehrer. Rechne ich das hoch, so kommt man auf täglich ungefähr 100 Kontakte. Auf die Woche hochrechnen darf man das erst gar nicht, da wird einem schwindelig.

Ja, ich weiß, Ärzte, Pfleger, Verkäufer oder Busfahrer kommen beispielweise auf nicht weniger Kontakte. Sie haben auch mein volles Mitgefühl. Seit Beginn des Lockdowns „light“ wird nur noch bei einem Inzidenzwert von 100 UND einem aktiven Fall an der Schule mit Quarantänemaßnahmen in den Wechselbetrieb mit halben Klassen für 14 Tage gewechselt. Klar ist, Kinder sind oft symptomlose Träger und stecken den Virus vielleicht noch „gut“ weg. Aber was ist mit ihren Eltern, Großeltern, Risikopatienten oder eben uns Lehrkräften? So kann es sein, dass man durch die aktuellen Regelungen regelmäßig in Quarantäne muss.

Das Ausmaß von Quarantäne für Kinder ist deutlich schlimmer als einfaches Homeschooling oder Unterricht in halbe Klassen. In Familien, die aufgrund kleiner Wohnungen eng aufeinander hocken, oder in Familien, in denen es Streit gibt, haben die Kinder keine Möglichkeit einfach raus zu gehen. Sie haben das Gefühl zu Hause eingesperrt und auf sich selbst gestellt zu sein. Der Lockdown im Frühling war hart. Aber ist es nun die Lösung alles zwanghaft offen zu halten? Die Folge ist häufig genug ein stetiger Wechsel aus Quarantäne und Präsenzunterricht. Maskenpflicht im Unterricht, das ständiges Lüften, die strengen Regeln. Mit Maske muss man deutlich lauter sprechen und man darf nicht einfach ein Schluck Wasser trinken. Man sieht nicht, wenn man angelächelt wird. Die Mimik kann schlechter gedeutet werden und es kommt häufiger zu Streit wegen Missverständnissen. Insbesondere in Fremdsprachen gibt es durch die Masken beim Erlernen neuer Wörter und deren Aussprache Probleme.

Schüler äußern ihre Angst vor Infektionen sowie ihre Sorge die Krankheit aus der Schule in die Familie zutragen und dadurch ein Familienmitglied zu verlieren. Die vollen Schulbusse und Züge machen ihnen Angst. Die Diskussionen über den Infektionsschutz werden zur Belastung. Schüler kuscheln sich in ihre Decken oder tragen Jacken im Unterricht um die kalte Herbstluft zu ertragen.

Ja, Masken schützen. Sie sind wichtig. Aber wäre es nicht einfacher in halben Klassen den Abstand einhalten zu können? So könnten Gruppen verkleinert und Abstände eingehalten werden. Die Erfahrungen mit geteilten Gruppen aus dem letzten Lockdown sind mir positiv in Erinnerung geblieben. Das Lernen in halben Klassen war sehr produktiv, gerade sonst sehr ruhige Schüler haben deutliche Leistungssteigerungen gezeigt. Fragen und Probleme, die sich während der Woche im Homeschooling angesammelt haben, konnten gemeinsam in der Präsenzzeit besprochen werden.

Photo by Julia M Cameron on Pexels.com

Wo führt das Ganze sonst noch hin? Kindergärten werden geschlossen, es folgen ganze Schulen, sowie dies jetzt schon passiert. Nicht einmal Geld für Luftfilteranlagen werden den Schulen gestellt. Sportunterricht findet weiterhin statt. Es gibt viele neue Regeln und Vorschriften, vor allem im ​ Sportunterricht sind diese besonders ausgeprägt. Kontakt ist in den meisten Sportarten nun mal normal. Umziehen gehört dazu. Doch all das geht momentan nicht.

Für Schüler und Lehrer ist es schwierig die Vorgaben umzusetzen. Die parallele Vorbereitung von Präsenz- und Distanzunterricht ist erhebliche Mehrarbeit. Wir bekommen hierfür keinerlei Bezahlung oder Gutschrift auf unseren Arbeitszeitkonten. Es wird viel verlangt, wenig nachgefragt. Für die körperliche und psychische Unversehrtheit von Schülern, ihren Familien, Lehrkräften und den pädagogischen Mitarbeitern ist aber zügiges Handeln wichtig. Ich finde, es wird recht wenig über die Sorgen von Schülern und Lehrern berichtet.“

Danke für deine offenen Worte! Ich kann die Sorgen sehr gut nachvollziehen – denn mir geht es so ähnlich, wenn ich meine Jungs in die Schule gehen sehe. Das Robert Koch Institut hatte mal halbierte Klassen ab einer Inzidenz von 50 vorgeschlagen. Aber mir ist keine Schule bekannt, wo das praktiziert wird. Zumindest bei den älteren Schülern an den weiteren Schulen wäre das doch wirklich eine gute Idee, die, bei denen die Eltern weiterarbeiten könnten. Mir fehlen da gute Konzepte und Ideen, denn dieses ständige Damoklesschwert der Quarantäne ist auch nicht witzig.

Kennt Ihr eigentlich schon mein Kinderbuch: Der Blaubeerwichtel – eine weihnachtliche Wichtelgeschichte für Kinder ab drei Jahren.

Kennt Ihr auch  meine anderen Bücher?

 „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst.“
  Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter 

Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder.“

Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter“ – dort findet Ihr mehr als 80 Rezepte – unkompliziert nachzukochen und zu backen!

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